Die reichlich fragmentierte F1-Saison 2013 meldet sich kurz mit dem Rennen in Ungarn zurück, bevor es wieder in eine vierwöchige Pause geht.
Das Rennen in Ungarn lässt sich schon jetzt in drei Begriffen zusammenfassen: Eng, heiß, umkämpft. Vor allem die Hitze dürfte am Wochenende eine entscheidende Rolle spielen. Geht man die üblichen Wetterdienste durch, so werden für Sonntag Temperaturen vorhergesagt, die zwischen 33 Grad (konservativ) und 38 Grad Celsius (nicht so konservativ) liegen. Das sind Temperaturen, die die Formel Eins zwar durchaus gewöhnt ist (Malaysia, Bahrain, Abu Dhabi), aber die Strecke in Ungarn fordert die Autos auf eine besondere Art und Weise. Da es kaum lange Geraden gibt, auf denen genug Kühlluft zu Motoren und Bremsen geleitet wird, droht ein Hitzestau. Was bedeutet, dass die Teams mehr Kühlöffnungen am Auto haben und die großen Bremsbelüftungen installieren werden. Auch die Physis der Fahrer wird am Wochenende eine Rolle spielen.
Als Favoriten für die Pole muss mal wieder die Mercedes gelten. In Monaco, dessen Charakteristik der Strecke in Ungarn ja ähnelt, konnte Mercedes die Pole und den Sieg holen. Ob das in Ungarn gelingen kann, ist dann wieder eine andere Frage, die nur die Reifen werden beantworten können. Pirelli hatte eigentlich „Hard/Medium“ eingeplant, ist dann nach dem Rennen in Deutschland aber auf „Soft/Medium“ umgeschwenkt. Angesicht der Temperaturen, die am Wochenende erwartet werden, ist das eine durchaus mutige Entscheidung.
Allerdings wird der Reifenhersteller in Ungarn die neuen, überarbeiteten Reifen mitbringen. Diese wurden ja neulich in Silverstone beim „Young Drivers Test“ ausprobiert und für „OK“ befunden. Statt eines Stahlbandes gibt es jetzt wieder das Kevlarband aus dem letzten Jahr, auf dem allerdings die Mischungen aus dem Jahr 2013 ruhen. In der Theorie sollen die Reifen nun etwas haltbarer sein. Die Temperaturen steigen nicht mehr so schnell an, gleichzeitig umgeht man so das unbeliebte Graining. Die Änderungen an den Reifen werden laut Pirelli das Machtgefüge in der F1 nicht verändern, allerdings wird diese Meinung nicht von allen geteilt.
Man vermutet, dass vor allem Ferrari und Lotus von den neuen Reifen profitieren werden, denn die können die nun langlebigeren Reifen stärker belasten und die Strategie dementsprechend anpassen. Bei Mercedes bin ich mir unsicher. Deren Problem waren bisher die Hinterreifen, das könnte sich mit den neuen Reifen erledigt haben, gleichzeitig aber dazu führen, dass die Rundenzeiten nicht mehr ganz so schnell sind. Red Bull sollte keine Probleme haben, eventuell profitieren auch sie, denn sie können theoretisch wieder höhere Sturzwerte ausprobieren, was bisher ja nur eingeschränkt möglich war.
Force India schmollt ob der neuen Reifen schon jetzt und man vermutet, dass man einiges an Zeit einbüßen wird. Toro Rosso ist schwer einzuschätzen, ebenso Mclaren, während Sauber wiederum durchaus einen Schritt nach vorne machen kann. Das neue russische Geld wird sicher auch dabei helfen, die Weiterentwicklung voranzutreiben.
Die neuen Reifen machen eine Einschätzung für das Rennen auch extrem schwer. Mercedes, Red Bull, Lotus und Ferrari – auf dem Papier haben alle erst einmal Siegchancen. Mein Tipp bewegt sich aber in Richtung Red Bull und Sebastian Vettel. Grund dafür: Red Bull scheint im Moment ein Auto zu haben, das mit allen Bedingungen am besten fertig wird und in der Quali schnell ist. Mercedes ist im Training schnell, hat aber weiter Probleme im Rennen. Lotus und Ferrari sind im Rennen schnell, aber nicht in der Quali.
Dahinter sind Vorhersagen wegen der neuen Reifen ebenfalls nur schwer zu treffen.
Strategie
Hohe Temperaturen und die weichen Reifen deuten auf ein Rennen mit vielen Boxenstopps hin. Pirelli rechnet mit drei Stopps, auf der anderen Seite kann man in Ungarn halt schlecht überholen. Im Grunde geht das nur auf der Start/Zielgeraden. Wer also mit abgewetzten Reifen unterwegs ist, muss nur schauen, dass er mit KERS aus der letzten Kurve gut rauskommt, um den Konkurrenten hinter sich zu halten. Das dürfte einige zu dem Versuch verleiten, mit dem „Medium“ einen langen Stint zu fahren. Auf der anderen Seite verliert man in Ungarn bei einem Boxenstopp nicht allzu viel Zeit. Die Trainings am Freitag dürften einen Aufschluss geben, wer in der Lage ist, vielleicht mit zwei Stopps durchzufahren. Eine Ein-Stopp-Strategie sehe ich nicht.
Ungarn ist auch immer für ein Safety-Car gut, da die Auslaufzonen knapp begrenzt sind. Eine hohe Ausfallquote durch die Hitze könnte dafür sorgen, dass kleinere Teams nach vorne gespült werden.
Ein abwechslungsreiches Rennen mit vielen Überholmanövern wird es wohl nicht geben. Sobald sie Fahrer ihrer Position nach dem Start eingenommen haben, wird man in einen „Abwarten-Modus“ gehen und schauen, wie sich die Strategie entwickelt. Spannend könnte es gegen Ende des Rennens werden, wenn einige Fahrer mit frischen Reifen unterwegs sind.
1 Kommentare
Das Tempolimit in der Boxengasse ist für das Rennen von 100 km/h auf 80 km/h herabgesetzt worden – als Reaktion auf den Unfall mit dem Kameramann und dem losen Reifen von Mark Webbers Auto. Entsprechend soll man nun gut 4,1 Sekunden mehr Zeit beim Boxenstop verlieren. Das könnte also auch noch Einfluß auf die Taktik haben.
Quelle: irgendwo im Internet gelesen, weiß leider nicht mehr, wo.
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