Halbzeit in der Formel-Eins-Saison des Jahres 2013. Wie üblich gibt es eine kleine Analyse, wie die Form der einzelnen Teams und Fahrer aussieht.
Nach den Spitzenteams (Teil 1, Teil 2) und dem schmalen Mittelfeld mit Top-Ten-Ambitionen (Teil 3) kommen wir jetzt zum hinteren Mittelfeld. Toro Rosso, Sauber und Williams dürften in diesem Jahr allesamt sehr enttäuscht sein. Bei Sauber ist die Ausgangslage mittlerweile klar (kein Geld), Williams überraschte mit einem totalen Einbruch und auch bei Toro Rosso dürfte man sich angesichts der Verpflichtung von James Key etwas mehr versprochen haben. Zwar haben alle drei Team Punkte geholt, aber von Toro Rosso abgesehen geschah das meist unter tatkräftiger Mithilfe der Konkurrenz.
Toro Rosso
Wie in jedem Jahr bestimmt das knappe Budget die Ergebnisse des Teams. Dabei ist aber auffällig das James Key keinen allzu guten Wagen auf die Straße gebracht hat. Trotz Ferrari-Motor gelingt dem Team nicht der erhoffte Sprung nach vorne. Das Auto soll laut den Fahrern schwierig abzustimmen sein, was auch die Formschwankungen im Laufe der Saison erklärt. Wie ein Wochenende laufen wird, kann man meist schon am Freitag sehen. Liegt der Toro Rosso in der Nähe der Top 10, wird es gut. Ansonsten geht man einfach unter.
Die Möglichkeiten von Toro Rosso sind beschränkt, daher wird man auch kaum mehr erwarten können. Traditionell gelingt den Italienern aber in der zweiten Saisonhälfte meist noch die eine oder andere Überraschung. Franz Tost wird das sicher gerne sehen wollen, aber wie alle anderen kleinen Teams leidet der Rennstall auch unter der Doppelbelastung für 2014.
Daniel Ricciardo fährt eine gute Saison. Der Australier hat gute Aussichten auf den Platz von Mark Webber und es wäre ihm auch zu gönnen, dass er diese Chance bekommt. Vor allem seine Quali-Pace ist gut, er liegt meist vor seinem Teamkollegen. Im Rennen sieht das allerdings meist etwas anders aus, was auch einer der Gründe ist, warum er in der WM hinter seinem Teamkollegen liegt. Aber da ihm dieses Jahr schon mehrfach der Sprung in Q3 gelungen ist und sein Test in Silverstone außerordentlich gut lief, steht er mehr im Rampenlicht als Jean Eric Vergne.
Dabei ist der Franzose nicht mal wirklich schlechter als Ricciardo unterwegs. Im Rennen gelingt ihm meist sogar ein besseres Ergebnis. Aber seine Quali-Schwäche gibt vermutlich den Ausschlag gegen ihn. Wem heute in der F1 regelmäßig Zehntel auf den Teamkollegen fehlen, der hat nur wenig Chancen auf einen Aufstieg. Es scheint sicher zu sein, dass er nächstes Jahr erneut im Toro Rosso unterwegs sein wird. Dann entweder wieder mit Ricciardo oder Antonio Felix da Costa.
Sauber
Das kleine sympathische Team aus der Schweiz steckt in einer veritablen Krise. Kein Geld, ein schlechtes Auto, wenig Entwicklung. Dass die Saison derartig miserabel für Sauber laufen würde, war nicht abzusehenm denn 2012 lagen sie noch auf Augenhöhe mit Force India und konnten die Top-Teams manchmal ärgern. Das Beispiel Sauber zeigt auch, wie schnell es mit einem Team bergab gehen kann. Das Auto hat nicht auf Anhieb funktioniert, wohl auch, weil man schon im Winter nicht das Geld reinstecken konnte, das nötig gewesen wäre. Man startete mit einem Handicap und wegen der finanziellen Probleme ließ sich das auch nicht mehr ändern. Es grenzt da fast schon an ein Wunder, dass man überhaupt ein paar WM-Punkte holen konnte. Auch nach dem Deal mit den russischen Sponsoren scheint die Lage immer noch angespannt zu sein. Deren Logos konnte man bisher nicht auf dem Wagen sehen.
Für Nico Hülkenberg lief es dementsprechend schlecht. Er hat zugegeben, das die Entscheidung, Force India zu verlassen, nicht wirklich gut war. Verstanden habe ich seinen Wechsel damals auch nicht. Er hatte keine Chance auf ein Top-Cockpit, Force India war gut unterwegs, und wie man in diesem Jahr sehen kann, hat sich das auch nicht verändert. Seine Optionen für 2014 sind da, aber er ist auch abhängig davon, dass ihn jemand will, obwohl er augenscheinlich kaum Ergebnisse liefern kann.
Esteban Guiterrez hat in seinem ersten Jahr in der F1 nicht gerade den besten Eindruck hinterlassen. Vergleichen mit seinem Landsmann Sergio Perez wirkt er deutlich schlechter, vor allem in der Quali. Aber vielleicht sollte man hier auch vorsichtig sein, denn der Sauber ist eben langsam und im hinteren Mittelfeld hat man kaum Chancen aufzufallen.
Williams
Bei Williams hat man genau den Fehler gemacht, den auch McLaren gemacht hat. Statt auf eine Evolution des 2012er Chassis zu setzen, hat man den Wagen komplett neu entwickelt. Und dabei hat sich Mike Coughlan komplett verhauen, was ihn mittlerweile seinen Job gekostet hat. Ich bin ein wenig überrascht, dass Coughlan, der bei McLaren immer schnelle Autos gebaut hat, derartig schief gelegen hat. Und auch darüber, dass er etwas unverantwortlich mit den Ressourcen von Williams umgegangen ist. Das sieht das britische Team wohl ähnlich, jedenfalls ist der schnelle Rauswurf schon etwas ungewöhnlich. Mit Pat Symonds hat man sich einen alten Hasen geholt, der immerhin ein Weltmeisterauto mit verantwortet hat. Allerdings war er ein paar Jahre aus der Szene raus und da stellt sich ja immer die Frage, wie gut ein Designer noch ist. Für Williams ist die schlechte Saison jedenfalls mal wieder eine Katastrophe. Dass man selbst hinter Sauber liegt, ist eigentlich die größte Überraschung.
Pastor Maldonado und Valtteri Bottas liefern beide jedenfalls im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten das ab, was man erwartet. Bei den Rundenzeiten liegen sie oft gleichauf, wobei Bottas ab und an etwas hinterher hinkt. Deutlich schneller als Maldonado ist er in seinem ersten Jahr schon mal nicht, was mich ein bisschen überrascht hat. Immerhin konnte Maldonado in Ungarn den ersten Punkt für das Team einsammeln, was auch was über die Zähigkeit des Mannes aus Venezuela aussagt.