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DTM: Analyse Nürburgring 2013

von DonDahlmann
4 Kommentare

Die DTM, der Nürburgring und ein wenig Eifelwetter. Das war eine erstaunlich gute Mischung für ein spannendes Rennen.

Motorsports / DTM: german touring cars championship 2013, Race at NuerburgringFür Mike Rockenfeller fing das Wochenende am Nürburgring nicht gerade gut an. In der Quali schaffte er es überraschenderweise nicht in die Top 10, obwohl er im freien Training noch auf P2 gelegen hatte. Aber allzu sehr ärgern musste er sich nicht, denn Gary Paffett und Bruno Spengler standen nicht viel weiter vor ihm. Das Rennen bekam noch vor dem Start die richtige Würze. Denn gerade, als es in die Einführungsrunde ging, kam der Regen runter. Und statt eines kurzen Schauers wurde es dann ein lang anhaltender Regenguss, der die Strategie der meisten Teams auf den Kopf stellte.

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Der Start auf feuchter Strecke ging erstaunlich gut, nur in der ersten Kurve wurde es natürlich mal wieder eng. Es erwischte ausgerechnet Mike Rockenfeller, der sich drehte, um den vor ihm querstehenden Joey Hand nicht zu erwischen. Damit war das Rennen für Rocky eigentlich schon gelaufen, aber da der Regen weiter anhielt, entschied sich das Phoenix-Team zu einer riskanten Strategie. Man holte Rockenfeller eine Runde vor der Eröffnung des offiziellen Boxenstoppfensters rein und setzte ihn auf Regenreifen. Da das Feld noch eine weitere Runde auf Slicks unterwegs war, konnte man so den Rückstand aufholen und sogar in Führung gehen. Denn trotz seines großen Rückstandes lag der Vorteil weiter bei Rocky. Während seine Reifen schon auf Temperatur waren, mussten die anderen Piloten die Regenreifen erst einmal einfahren. Und so wurde aus einem letzten Platz in wenigen Runden die Führung.

Die Strategie hatte nur einen Nachteil: Rockenfeller musste noch zweimal an die Box, während der Rest das offizielle Boxenstoppfenster abgewartet hatte und nur noch einmal stoppen musste. Damit wurde die Strategie etwas schwieriger. Rockenfeller gelang es zwar, einen Vorsprung von 26 Sekunden herauszufahren, doch sein Team zögerte genau in dem Moment. Offenbar spekulierte man noch darauf, dass sich die Abstände hinter P3 weiter vergrößern würden, gleichzeitig trocknete die Strecke ab und man hoffte wohl, dass ein weiterer Regenschauer einsetzen würde. Dann hätte der Rest auch wieder rein gemusst und der Nachteil des fehlenden Boxenstopps wäre weg gewesen. Phoenix konnte sich dieses Spiel allerdings auch erlauben, weil der Rest der Meisterschaftskonkurrenten auch nicht gerade ein gutes Wochenende hatte.

Richtig schlimm erwischte es Gary Paffett und HWA. In der Quali lief es für Paffett auch nicht viel besser, im Rennen konnte er sich in den ersten Runden aber ein paar Plätze nach vorne schieben. Doch bei Mercedes spekulierte man in Sachen Wetter falsch. Man rechnete mit einem kurzen Schauer und zog Paffett beim ersten Stopp noch einmal Slicks auf. Eine fatale Fehlentscheidung, der Brite wurde so lange durchgereicht, bis er auf dem letzten Platz lag. Zur Krönung wurde er dann auch noch von Rockenfeller überrundet. Einen Vorwurf kann man seinem Team aber nicht machen. Es hätte auch gut gehen können, das Risiko war es angesichts des eh großen Rückstands von Paffett in der Meisterschaft auch wert.

Für Bruno Spengler lief es ein bisschen besser. Er hielt sich rund um die Top 6 auf, kam allerdings auch nicht wirklich nach vorne. Grund dafür war wohl auch eine Beschädigung an der linken Seite seines Wagens, die zwar nicht schlimm war, aber die Aerodynamik nachhaltig störte. Zudem verklemmte sich ein Teil im Radhaus und schliff ab und an am Reifen. Da er nach vorne wenig ausrichten konnte, rückte von hinten die Konkurrenz an und schob sich nach und nach an Spengler vorbei. Im späteren Verlauf des Rennens verlor er viele Plätze, als er im „Haug-Haken“ mit einer Horde Audi aneinandergeriet, die sich dann auch noch vor in setzen.

Da beide Meisterschaftskonkurrenten nun aus dem Spiel waren, entspannte sich die Lage für Rockenfeller. Von hinten nahte Robert Wickens, der Miguel Molina niedergekämpft hatte, auf P3 lag Christian Vietoris. Warum man den letzten Stint von Rockenfeller dann allerdings länger als nötig machte, war mir nicht so ganz klar. P3 wäre drin gewesen, allerdings wäre es zwischen ihm und Vietoris eng geworden. Es kann auch sein, dass man bewusst auf den Zweikampf verzichten wollte. Rockenfeller war wohl mit einem etwas steiler angestellten Heckflügel unterwegs, der im Regen natürlich Gold wert ist. Auf der mittlerweile fast trockenen Strecke war das aber etwas hinderlich. P4 ist aber am Ende, vor allem nach der Startphase, wie ein kleiner Sieg. Wer hätte in den ersten Minuten des Rennens gedacht, dass er seinen Vorsprung in der Meisterschaft würde ausbauen können.

Viel besser hätte es für Audi jedenfalls nicht laufen können. In der Meisterschaft hat man Rockenfeller zwar noch lange nicht abgesichert, aber der Vorsprung für die letzten drei Rennen ist schon beeindruckend.

Rockenfeller 106
Vietoris 71
Wickens 70
Spengler 67
Farfus 66
Paffett 57

Paffett ist damit raus aus der Meisterschaft, aber Mercedes hat mit Vietoris und Wickens noch zwei richtige gute Eisen im Feuer. Theoretisch muss Rockenfeller nur noch in die Top Ten fahren, dann sollte der Titel sicher sein. Aber wie das so oft in einer Meisterschaft sein kann: Es ist leichter gesagt, als getan. Da man pro Sieg 25 Punkte erlangt, reicht schon ein Ausfall von Rockenfeller, der seit dem Start in Hockenheim immer in den Top 5 unterwegs war.

Es war ein spannendes und abwechslungsreiches Rennen der DTM, bei dem wirklich alles drin war. Nächstes Rennen ist in knapp vier Wochen in Oschersleben.

Unsere Partner, der ZF Race Reporter, waren natürlich auch vor Ort und konnten das spektakuläre Rennen verfolgen. Wie immer blickt der Race Reporter hinter die Kulissen und ich kann nur empfehlen, sich die Videos mal in Ruhe anzuschauen.

(Leider hat die DTM nicht mehr Fotos vom Renntag in ihrem Pressebereich)

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4 Kommentare

nona 19 August, 2013 - 18:13

An Paffett und seiner falschen Reifenwahl (die, wie ich finde, keineswegs so sicher „hätte“ gut gehen können) konnte man leider mal wieder sehr schön ablesen, wie die DTM so tickt. Paffett kommt mit Slicks aus der Box und rutscht hinreichend wehrlos um den Kurs, und hinter ihm sammelt sich prompt ein Rudel Markenkollegen auf Regenreifen und dürfen ihn nicht überholen. Dämlicher geht’s nimmer. Wer soll sowas ernst nehmen?

Herzliche Glückwünsche auch an die ARD, die es mit den ständigen Schalten nach Moskau jedesmal wenn irgendwer sich anschickte, einen Stock in die Luft zu werfen, tatsächlich geschafft haben, sich noch nerviger als die typische RTL-Werbung zu geben. Herrschaftszeiten.

~A~ 19 August, 2013 - 20:29

Die ursprüngliche Entscheidung, mit Paffett auf Slicks zu gehen, hätte gut gehen können – so theoretisch, wie er im Training auf P1 hätte fahren können. Aber dass man dann zehn, zwölf Runden wartet, ohne die Reifenwahl zu korrigieren, wenn man merkt, dass sehr, sehr viele andere Teams sich anders entschieden haben und um Sekunden schneller unterwegs sind, war für mich das Unverständliche an der Sache. Da kann man als Team flexibler agieren und auch mal darauf reagieren, sich verzockt zu haben, anstatt das hinterher bloß frustriert einräumen zu müssen.

Erstaunlich ist übrigens doch, wenn die Reescontroolbluflägregel bei Regen- vs. Trockenreifen anscheinend keine Anwendung findet. :)

Gil 20 August, 2013 - 13:49

Hm… Wenn ich das Rennen nicht im TV gesehen hätte, wüßte ich immer noch nicht so recht, wer gewonnen hat. Den einzigen Hinweis auf eine mögliche Reihenfolge geben diese Sätze:

„[…]entspannte sich die Lage für Rockenfeller. Von hinten nahte Robert Wickens, der Miguel Molina niedergekämpft hatte, auf P3 lag Christian Vietoris. “

Demnach lag Rockenfeller in Führung, gefolgt von Wickens, der Molina auf den 3. Platz verwiesen hat und an dritter Stelle schließlich Vietoris? Wie kam denn dann Rockenfellers 4. Platz zustande? Und hat Augusto Farfus eigentlich irgendeine wichtige Rolle gespielt? Der wird überhaupt nicht erwähnt.

Mein‘ ja nur…

S00m 20 August, 2013 - 21:34

Das mit den wenigen Bildern stimmt auch so nicht. Man kann sich ja wohl denken, dass die ITR ein paar mehr Fotos zur Verfügung stellt. Nachdem der Server am Sonntag scheinbar Schluckauf hatte, ging die Datenbank bis Montag früh nicht. Danach stand alles wieder wie gewohnt zur Verfügung. Es gibt zwar beim Eintrag für das Rennen ein paar Schwierigkeiten, aber über Umwege kann man auch an die restlichen Fotos gelangen.

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