Nach der langen Sommerpause der Formel Eins geht es direkt nach Belgien und damit nach Spa. Besser kann man die zweite Saisonhälfte kaum starten.
Erstaunlich ruhig war es in der Sommerpause, sieht man mal von den vielen Gerüchten rund um Kimi Räikkönen ab. Dessen Entscheidung, wo er denn 2014 nun fahren will, scheint das gesamte Fahrerlager zu beschäftigten. Seitens Red Bull hieß es, dass man in Spa den Fahrer neben Vettel verkünden wollte, mittlerweile hat man diese Ankündigung aber wieder zurückgezogen. Sicher scheint, dass Räikkönen nicht bei den Österreichern landen wird und die Gerüchte, er könne zu Ferrari gehen, haben sich in den letzten Tagen verdichtet. Aber wie immer gilt: So lange nichts offiziell ist, sollte man mit Vorhersagen vorsichtig sein.
Auf der anderen Seite macht Spekulieren ja auch Spaß und so sieht meine Fahrerrochade für 2014 aus. Red Bull: Ricciardo, Ferrari: Räikkönen, Lotus: Hülkenberg, Sauber: Kindergarten. Zu Sauber gibt es zu vermelden, dass Sirotkin am Mittwoch beim Seatfitting war. Mit dem Besuch soll dann auch die finale Unterschrift unter den Verträgen erfolgt sein. Jedenfalls scheint sich die Lage bei Sauber zu entspannen.
Bei Ferrari eher nicht. Der sommerliche Tobsuchtsanfall von Luca di Montezemolo, in dem er einfach mal alle Angestellten öffentlich abgewatscht hat, scheint immer noch vor sich hin zu schwelen. Sauer sei er, ließ er verlauten, immer noch sauer, weil man den WM-Titel verloren habe. Diese Aussage bezog sich allerdings nicht auf die letzten Jahre, sondern auf das Jahr 1974 (!), als man knapp gegen McLaren im letzten Rennen WM-Titel verlor.
Luca di Montezemolo is still upset about Ferrari losing the World Championship at the final round – 39 years ago!
— Adam Cooper (@adamcooperF1) August 21, 2013
LdiM: "In 74 the title escaped us at the last race, on a weekend in America that still has me scratching my head about how it turned out"
— Adam Cooper (@adamcooperF1) August 21, 2013
@adamcooperf1 and we won the first title for @McLarenF1 and we are still pretty happy about it 39 years later.
— Emerson Fittipaldi (@emmofittipaldi) August 21, 2013
Wenn Montezemolo sich noch nach knapp 40 Jahren ärgert, kann man sich vorstellen, wie seine Laune in diesem Jahr ist. Stefano Domenicalli versichert dann ebenfalls, dass man ab Spa das schnellste Auto auf der Strecke haben wolle, während Fernando Alonso mal wieder mysteriöse Samurai-Tweets absetzte, die man auch als Antwort auf die Aussage von Montezemolo deuten könnte, der ja meinte, der Spanier solle mal ruhig sein, Ferrari sei sowieso größer als jeder Fahrer.
The Warrior that uses the sword when is insulted can not be considered brave, brave man does not flinch, because he has higher goals..
— Fernando Alonso (@alo_oficial) August 19, 2013
Offensichtlich hat sich Alonso sein Frust mit Sport abgearbeitet:
Some numbers from this August preparation;
– 1280km bicycle
– 96km running
– 21km Swim
– 16h gym
– 30h simulator— Fernando Alonso (@alo_oficial) August 21, 2013
Zusammengefasst: Bei Ferrari brennt die Hütte, und zwar ordentlich. Ob das reicht, um den in der Entwicklung stecken geblieben F138 flott zu bekommen, ist die große Frage.
Überhaupt ist das Kräfteverhältnis in Spa schwer einzuschätzen. „Sollte uns liegen“, verlautbarte Mercedes schon mal als Warnung an die Konkurrenz. Immerhin hat man seit Mai die meisten Rennen gewonnen. Tatsächlich spricht in Spa einiges für Mercedes: Topspeed, schnelle Kurven und der Reifenverschleiß hält sich eigentlich in Grenzen. Es gibt allerdings zwei unbekannte Faktoren namens „Eau Rouge“ und „Blanchimont“, die auf die Hinterreifen gehen könnten.
Red Bull liegt der Kurs, Vettel hat hier 2011 gewonnen und wurde 2012 Zweiter hinter Jenson Button. Ergo sollte Vettel auch in Belgien eine Chance auf den Sieg haben. Dem Red Bull fehlt es nicht mehr so an Topspeed wie in der Vergangenheit, zudem weiß man, dass der RB9 aus engen Kurven gut beschleunigt, was vor allem für die Anfahrt nach Eau Rouge nicht unwichtig ist.
Lotus bringt ein verbessertes DRD (Drag Reduction Device) mit nach Spa, das dem E21 vor allem in Spa und Monza entscheidende Vorteile bringen soll. Durch den künstlich verursachten Luftabriss am Heckflügel erhöht man den Topspeed, was dem Lotus sicher gut tut. Inwieweit diese Neuerung Lotus ganz nach vorne spülen wird, kann man erst am Samstag sehen. Die Schwäche des Lotus ist die Quali-Performance und hier muss Lotus dringend nacharbeiten.
Hinter den vier Top-Teams könnte sich in Spa McLaren etablieren. Zwar hat man mittlerweile auch offiziell gesagt, dass man an einen Sieg in diesem Jahr nicht mehr glaubt, aber man bringt noch mal einen letzten Schwung an Updates mit, die den McLaren wenigstens an Force India vorbeischieben sollten. Die Inder kämpfen wiederum mit den neuen Pirelli-Reifen und haben wohl in der Sommerpause auch Geld in die Forschung gestopft. Ob die Updates was bringen, wird man sehen müssen. Aber Force India ist in Spa traditionell gut aufgestellt, von daher könnte es zwischen McLaren und ihnen sehr eng werden.
Auch Williams hofft auf einen weiteren Push in der Saison. In Ungarn konnte man erstmalig Punkte holen, auf derartige Wunder hofft man auch in Spa. Ich bin da skeptisch, denn der Wagen lieferte gerade auf den schnellen Strecken in diesem Jahr keine gute Performance ab. Toro Rosso und Sauber werden sich in Spa ebenso schwer tun wie die chancenlosen Teams Marussia und Caterham.
Strategie
Pirelli lässt sich auf keine Experimente ein und bringt die Mischungen „Hard“ und „Medium“ nach Belgien. Angesichts der Belastungen der Reifen ist das auch kein Wunder. Das bedeutet aber auch, dass die strategischen Überlegungen relativ leicht sind. Zwei Stopps sollten die schnellere Variante sein, weil man auch nur rund 21 Sekunden beim Stopp verliert. Man könnte es auch mit einem Stopp versuchen, wenn man auf „Hard“ startet und diese Mischung bis Runde 25 drauf lassen kann. Man verliert zwar etwas Zeit, wird aber nach vorne gespült. Problem an der Sache ist, dass man dann 20 Runden mit den „Medium“ fahren muss, die am Ende deutlich abbauen.
Eine Ein-Stopp-Strategie wird dann interessant, wenn es ein Safety-Car gibt, was in Spa recht oft vorkommt. Je nachdem, wann das SC kommt, kann eine kurzfristige Startegieänderung den Sieg bescheren.
Überholen ist in Spa relativ leicht. Die DRS-Zonen sind die neue Start/Zielgerade und die Gerade noch Eau Rouge. Aber auch die Anbremszone vor der letzten Schikane wird gerne zum Überholen verwendet. Man darf sich also, je nach Strategien, auf ein Rennen mit vielen Überholmanövern freuen.
Zeiten sind wie immer, unser TV-Planer hat alles aufgelistet.
1 Kommentare
Was noch dazu kommt, ist in Spa natürlich immer das Wetter. Nach der aktuellen Vorhersage kann es durchaus mal zu Schauern kommen, evtl. auch im Qualifying, und das kann dann einiges durcheinander werfen. Und ob es Sonntag dann das ganze Rennen trocken bleibt ist auch ungewiss – aber das wird man erst Sonntag besser wissen.
Von der Form her würde ich auf RBR und Mercedes tippen. Ob McLaren wirklich besser aufkommt, glaub ich nicht.
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