Die Pechsträhne ist gerissen: Am vergangenen Wochenende fuhren Yuji Tachikawa / Kohei Hirate (Zent Cerumo SC430) auf dem Fuji Speedway ihren ersten Saisonsieg ein. Mit der Rückmeldung im Meisterschaftskampf verwies das Lexus-Duo das Honda-Gespann Koudai Tsukakoshi / Toshihiro Kaneishi (Keihin HSV-010) sowie die Markenkollegen Daisuke Ito / Andrea Caldarelli (KeePer Tom’s SC430) auf die verbleibenden Podiumsplätze. In der GT300 obsiegten erstmals in diesem Jahr Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (GSR Hatsunemiku BMW).
Vor der Saison waren für mich Yuji Tachikawa / Kohei Hirate (Zent Cerumo SC430) mit die Hauptfavoriten auf den diesjährigen Titelgewinn. Trotz des eigentlich vorhandenen Speeds wollten die Vize-Champions aus der vergangenen Saison aber nicht in Fahrt kommen. Zu viel Pech verfolgte das Lexus-Gespann; aussichtsreiche Rennen wurden durch unschuldige Missgeschicke weggeworfen. Die Bilanz: 23 Punkte nach fünf Rennen. In Malaysia, Sugo und auch beim vergangenen 1000km-Rennen in Suzuka blieben Tachikawa / Hirate punktlos. Besonders bitter dürfte der Ausfall in Sugo gewesen sein, als man auf Siegkurs in die kuriose Vier-Wagen-Karambolage kurz vor Schluss verwickelt war. Das etwaige Podium in Suzuka wurde hingegen durch die unglücklich gefallende Safety-Car-Phase vernichtet, als man unerlaubterweise in die Box kommen musste und letztlich mehrere Runden verlor. Mit drei Nullrunden in Folge schien die Meisterschaft in weiter Ferne. Doch wo sonst als auf Toyotas Haus- und Teststrecke am Fuße des Fuji-san konnte der Befreiungsschlag des roten Lexus gelingen?
GT500
Yuji Tachikawa machte seinem Spitznamen „Fuji-Meister“ alle Ehren und stellte den Zent Cerumo SC430 mit 1:32.548 auf die Pole-Position. Am Sonntag folgte mit dem ersten Saisonsieg dann auch der langersehnte Befreiungsschlag aus der Misere der letzten Rennen. Einfach hatte es die Cerumo-Mannschaft jedoch nicht. Trotz sehr warmer Außentemperaturen von 29 Grad zeigte sich die Gegend um das kleine Städtchen Oyama erneut von der regnerischen wie auch schwülen Seite. Der Freitag fiel bereits ins Wasser, und auch Sonntagfrüh entluden sich die Wolken über dem Fuji Speedway. Zwar war die Strecke bis zum Rennstart um 14 Uhr Ortszeit bereits wieder abgetrocknet. Alle Beteiligten waren sich jedoch einig, dass es während des Rennens noch mal nass werden würde. Die Frage war lediglich: Wann und wie stark?
Der Start verlief absolut reibungslos: Startfahrer Kohei Hirate (Zent Cerumo SC430) setzte sich gegen seinen Markenkollegen Andrea Caldarelli (KeePer Tom’s SC430) sowie die beiden Honda von Naoki Yamamoto (Weider HSV-010) und Takuya Izawa (Raybrig HSV-010) durch. Mit dem Reito Mola GT-R (Satoshi Motoyama / Yuhi Sekiguchi) tummelte sich der erste Nissan erst auf Position Sieben. Die Startposition des Nissan-Duos war enttäuschend, da man mit 32kg Gewichtshandicap nicht nur eines der leichtesten Fahrzeuge war, sondern auch weil Motoyama und Sekiguchi bei den offiziellen Testfahrten auf dem Fuji Speedway die Bestzeit markierten. Sugo und Suzuka, wenn auch durch Pech und eigene Missgeschicke ohne die entsprechenden Ergebnisse, bildeten einen Aufwärtstrend für das Team. In Fuji schien man für andere Bedingungen nicht das entsprechende Setup gefunden zu haben. Im Rennen sollte es, bis zu einem Fehltritt allerdings etwas besser laufen.
Kohei Hirate wollte nichts dem Zufall überlassen und trat gleich von der ersten Rennsekunde die Flucht nach vorne an. Bereits im zweiten Umlauf brannte er mit 1:34.633 die schnellste Rennrunde in den Asphalt und verschaffte sich so einen kleinen Puffer vor dem KeePer Tom’s SC430. Dahinter hatte Suzuka-Sieger Naoki Yamamoto sichtlich Mühe, den Speed der beiden Lexus zu gehen. Stattdessen musste er sich gegen seinen Markenkollegen Takuya Izawa wehren. Von dem Duell profitieren James Rossiter (Petronas Tom’s SC430), Yuji Kunimoto (Eneos Sustina SC430) und Yuhi Sekugichi (Reito Mola GT-R), die auf die beiden Honda sofort aufschlossen. In der neunten Runde zog Takuya Izawa letztlich klassisch aus dem Windschatten heraus an Naoki Yamamoto vorbei, dessen Pace wohl stark von den 80kg Zusatzgewicht beeinflusst wurde. Noch in der gleichen Runde nutzte James Rossiter den GT300-Überrundungsvekehr aus, um ebenfalls am Weider-Honda vorbeizugehen. Bereits einen Umlauf später zogen auch der Reito Mola GT-R und der Eneos Sustina SC430 in einem absolut sehenswerten 3-wide-Manöver am mit stumpfen Waffen kämpfenden Yamamoto vorbei. Bis zur 13. Runde sollte der Weider Modulo HSV-010 bis auf den zehnten Platz abrutschen.
Als sich das Rennen nach der turbulenten Anfangsphase in einen Rhythmus fuhr, sorgte der Abflug von Ryo Michigami (Epson HSV-010) in der 20. Runde für eine Schrecksekunde. Über die Zielgerade donnernd platzte Michigami der rechte Hinterreifen, wodurch er die Kontrolle über seinen Honda verlor und mit der Fahrerseite in die innere Streckenbegrenzung knallte. Erinnerungen an den fürchterlichen Unfall von Tim Bergmeister im letzten Jahr wurden wach. Anders als 2012 platzte Michigamis Dunlop-Reifen allerdings effektvoll, wodurch er den Wagen noch ein paar Meter gerade halten und somit ein bisschen an Geschwindigkeit abbauen konnte. Der Aufprall selbst geschah wenige Meter nach der Bergmeister-Stelle und war, insbesondere auch wegen des günstigeren Winkels, weniger schlimm als der des deutschen Porsche-Piloten. Ryo Michigami konnte aus eigener Kraft aussteigen und blieb glücklicherweise unverletzt. Wegen der Bergung des Fahrzeuges sowie den vielen Karosserie- und Reifenteilen (die allesamt von der eigentlichen „Reifenexplosion“ stammten) entschloss sich die Rennleitung folgerichtig das Safety-Car auf die Strecke zu schicken.
„Nicht schon wieder!“, erklärte Yuji Tachikawa im Sieger-Interview. In dem Moment gingen Tachikawa wohl die Erinnerungen aus Suzuka durch den Kopf, als man auf Podiumskurs liegend von der unglücklich gefallenen Safety-Car-Phase getroffen wurde und unerlaubterweise zum Service in die geschlossene Boxengasse kam. Die Regel in der Super GT besagt nämlich, dass während der Safety-Car-Phase erst dann ein Boxenstopp ausgeführt werden darf, wenn das Feld auf der Start- und Zielgeraden sortiert wurde. Am vergangenen Wochenende hielten sich alle Teams an diese Regel. Der Abstand des Zent Cerumo SC430 war dennoch dahin. Die Gelbphase sorgte für einiges an Bewegung im Klassement. Kondo Racing pokerte auf Regen und entschloss sich, ihren D’station Advan GT-R (Hironobu Yasuda / Michael Krumm) draußen zu lassen, während die restlichen Boliden zum Service abbogen. Dort erledigte Mola den schnellsten Stopp (nahezu alle wechselten lediglich zwei Reifen) und schob den Reito Mola GT-R mit dem nun am Steuer sitzenden Satoshi Motoyama vor den Zent Cerumo SC430. Ebenfalls einen flinken Stopp erledigte die Mannschaft des Keihin HSV-010 (Koudai Tsukakoshi / Toshihiro Kaneishi), wodurch Tsukakoshi auf Rang Vier gespült wurde.
Da sich einige GT300-Teams nicht zum Stopp entschlossen, war trotz der ursprünglichen Sortierung das vordere Feld bunt gemischt. Hironobu Yasuda konnte deshalb ungefährdet mit bereits einigen Sekunden Vorsprung starten, während Motoyama, Tachikawa sowie Tsukakoshi erst wenige Sekunden später zusammen mit der GT300-Spitzengruppe im 24. Umlauf aufs Gaspedal drückten. Yuji Tachkiawa versuchte dies zu seinem Vorteil zu nutzen, verlor beim angesetzten Überholmanöver am Exe Aston Martin (Masaki Kano / Hideto Yasuoka) aus der GT300 allerdings an Schwung, wodurch er von Koudai Tsukakoshi sowie Andrea Caldarelli (KeePer Tom’s SC430) aufgeschlupft und zunächst auf Platz Fünf verdrängt wurde. Pech direkt nach der Gelbphase hatte der Raybrig HSV-010, der aufgrund eines Kühlerschadens rückwärts in die Box geschoben wurde. Probleme gab es auch bei Kazuki Nakajima (Petronas Tom’s SC430), als dieser kurz nach dem Neustart von Markenkollege Juichi Wakisaka (Denso Kobelco SC430) getroffen und umgedreht wurde. Letzterer bekam hierfür eine Durchfahrtstrafe aufgebrummt. Einen weiteren Ausfall gab es im 36. Umlauf zu vermelden, nachdem sich Seiji Ara (WedsSport Advan SC430) bei einer Kollision mit einem GT300-Boliden die linke Vorderradaufhängung brach.
Der Poker von Kondo Racing schien zunächst aufzugehen, als in Runde 31 tatsächlich einige wenige Regentropfen vom Himmel fielen. Ein Blick auf die Rundenzeiten, die rund zwei bis vier Sekunden langsamer als die direkte Konkurrenz waren, offenbarte jedoch, dass die gewagte Strategie nur dann aufgehen würde, wenn es in wenigen Minuten stärker anfangen würde zu regnen. Der große Regen blieb allerdings aus, stattdessen konnten die Fahrer auf der nun leicht rutschigen Fahrbahn weiterhin mit dem Slick-Reifen fahren. Dies nutzte insbesondere Yuji Tachikawa zu seinem Vorteil, als er in Runde 35 an Andrea Caldarelli im KeePer Tom’s SC430 vorbeizog und die Verfolgung von Koudai Tsukakoshi aufnahm. Zwei Runden später bat die Rennleitung Satoshi Motoyama (Reito Mola GT-R) zur Durchfahrtsstrafe, weil er beim Neustart zu früh beschleunigt hatte. Dadurch fiel der Japaner auf den zehnten Rang zurück, konnte sich in einem absolut sehenswerten Schlussspurt aber noch bis auf den siebten Platz nach vorne arbeiten. Besonders eindrucksvoll war Motoyamas Duell gegen Masataka Yanagida (Motul Autech GT-R), in dem beide durch mehrere Kurven nebeneinander fuhren.
Bei nun wieder abtrockender Strecke schrumpfte Hironobu Yasudas Vorsprung rundenweise um mehrere Sekunden. Als der Keihin HSV-010 sowie der Zent Cerumo SC430 letztlich im Rückspiegel des D’station Advan GT-R auftauchten, entschloss sich Kondo Racing, ihren Schützling im 42. Umlauf zum Boxenstopp reinzuholen. Just als Yasuda abbog, versuchte Tsukakoshi rechts am Nissan vorbeizugehen, zog in letzter Sekunde aber noch mal zurück, um eine mögliche Kollision zu vermeiden. Dies nutzte wiederum Yuji Tachikawa aus und zog auf der Zielgeraden direkt neben Tsukakoshis Honda, der durch das vorangegangene Manöver etwas an Schwung verlor und dem mit einer besseren Höchstgeschwindigkeit ausgelegten Lexus nichts entgegensetzen konnte. Dadurch übernahm der Zent Cerumo SC430 erneut die Führung. Tsukakoshi ließ sich allerdings nicht abschütteln und blieb direkt am roten Lexus dran. Als es in Runde 49 erneut leicht zu regnen anfing, umrundeten beide Fahrer den Fuji Speedway mit einem Abstand von lediglich 0,8 Sekunden. Trotz der anfänglichen Attacken Tsukakoshis behielt Yuji Tachikawa die Ruhe, erhöhte in den letzten Runden den Abstand auf 2,8 Sekunden und überquerte letztlich als Erster die Ziellinie. Für Lexus war es nach dem Premierensieg von Kazuki Nakajima / James Rossiter (Petronas Tom’s SC430), ebenfalls auf dem Fuji Speedway, der zweite Sieg in dieser Saison.
Für Kohei Hirate, der in das Rennen mit der Einstellung ging, dass man schließlich nichts zu verlieren hätte, war es der fünfte GT500-Sieg. Für seinen Teamkollegen Yuji Tachikawa war es hingegen der nunmehr 15. Erfolg, wodurch er in der Statistik der meisten GT500-Siege mit Satoshi Motoyama gleichzog. Das Pech sowie der Frust der letzten Rennen schien bei der Champagnerdusche auf dem Podium wie vergessen. Der sechste Saisonlauf auf dem Fuji Speedway war die letzte, minimale Chance für die Cerumo-Mannschaft, um doch noch eine Chance auf die Meisterschaft zu haben. Diese wusste man zu nutzen, wohl auch durch das geringe Gewichtshandicap von 46kg. Dass dies aber kein automatischer Garant für den Erfolg ist, bewiesen erneut Satoshi Motoyama / Yuhi Sekiguchi im Reito Mola GT-R (32kg Gewichtshandicap). Nach einer leicht verkorksten Qualifikation (P7) arbeitete man sich im Rennen sowie durch die hervorragende Leistung der eigenen Crew beim Boxenstopp nach vorne, patzte anschließend aber erneut mit einem Frühstart Motoyamas nach der Gelbphase. Statt einem möglichen Podium oder gar Sieg blieb am Ende lediglich der siebte Gesamtrang. Mit eigenen Missgeschicken (Unfall in Sugo) und Pech (SC-Phase in Suzuka) hangelte sich auch Team Mola durch die letzten Rennen. Und anders als Tachikawa / Hirate gelang es Motoyama / Sekiguchi nicht, sich am Fuße des bekanntesten Wahrzeichens Japans aus dieser Misere zu befreien. Am Ende bleibt somit lediglich erneut die Bestätigung, dass der Speed vorhanden ist, der letzte Schritt bei der Umsetzung der Ergebnisse aber noch immer fehlt.
Überhaupt war Nissan, abgesehen von der Poker-Strategie des D’station Advan GT-R sowie dem Reito Mola GT-R, am vergangenen Wochenende im Nirgendwo. Ursache hierfür dürften die hohen Zusatzgewichte von Masataka Yanagida / Ronnie Quinatrelli (Motul Autrech GT-R, 84kg) sowie Tsugio Matsuda / Joao Paulo de Oliveira (Calsonic Impul GT-R, 82kg) gewesen sein. Anders als die Champions aus den vergangenen zwei Jahren kämpften sich Matsuda / Oliveira trotz der vierzehnten Startposition im Rennen bis auf den sechsten Rang nach vorne. Sichtlich glücklich lobte deshalb der Brasilianer Joao Paulo de Oliveira die Leistung des gesamten Teams, deren Aufholjagd von den Kameras leider nahezu undokumentiert blieb. Ebenfalls unbeobachtet war die Jagd von Frédéric Makowiecki, der nach der Safety-Car-Phase den Weider Modulo HSV-010 von seinem Teamkollegen übernahm und trotz des ersten, schlechten Stints den Honda mit einer starken Leistung auf den Platz Fünf pilotierte. Auch Yamamoto / Makowiecki hatten in Fuji mit ganzen 80 zusätzlichen Kilogramm zu kämpfen. Der fünfte Platz bedeutet für die Suzuka-Sieger gleichzeitig die geteilte Führung in der Meisterschaft (46 Punkte) mit Tsugio Matsuda / Joao Paulo de Oliveira. Gerade einmal zwei Punkte dahinter auf Position Drei befinden sich nun Masataka Yanagida / Ronnie Quintarelli. Mit ihrem ersten Saisonsieg schoben sich Yuji Tachikawa / Kohei Hirate mit nun 43 Zählern auf den vierten Rang, lediglich zwei Punkte vor Koudai Tsukakoshi / Toshihiro Kaneishi. Mit dem Ausfall fielen die einstigen Tabellenführer Takuya Izawa / Takashi Kogure auf den siebten Tabellenrang, den sie sich punktgleich mit Juichi Wakisaka / Hiroaki Ishiura teilen. Neue Sechstplatzierte sind nach dem Bronzerang in Fuji derweil Daisuke Ito / Andrea Caldarelli (40 Punkte).
Mathematisch gesehen haben in den letzten beiden Saisonrennen noch zwölf Teams die Chance auf den GT500-Titel. Realistisch gesehen sollte die Entscheidung jedoch unter den Top-7 respektive Top-8 fallen. Die geringen Punkteabstände versprechen für die letzten beiden Saisonrennen in Autopolis sowie am Twin Ring Motegi sehr viel Spannung. Für die vorletzte Station wird das Gewichtshandicap aller Fahrzeuge an den jeweiligen Punktestand angepasst (in den restlichen Saisonrennen entsprechen die Zusatzgewichte dem doppelten des jeweiligen Punktestandes); fürs Finale werden die Zusatzkilos sogar ganz heraus genommen.
GT500-Rennergebnis
GT500-Meisteschaftsstand
GT300
Leider gab es im Vorfeld zum Fuji-Wochenende eine traurige Nachricht zu vermelden: Am 1. September verstarb Toshishige Yamamoto, Team-Besitzer von Gainer, im Alter von 62 Jahren. Yamamoto, der unter anderem auch die Geschäfte der Keihan Transportation Co. leitete, war ein sehr passionierter Motorsport-Fan, der seine Leidenschaft über viele Jahre auslebte. In den vergangenen Jahren holte er mit seinem Team Gainer westliche Premiummarken wie Ferrari und Audi in die GT300-Klasse der Super GT. In diesem Jahr entschloss man sich, zwei Mercedes-Benz SLS AMG GT3 einzusetzen und feierte mit dem Fahrergespann Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim (Gainer Dixcel SLS) auch gleich zum Saisonauftakt in Okayama einen beeindruckenden Erfolg. An dieser Stelle möchte ich mein Beileid an Toshishiges Familie, Kollegen sowie das gesamte Team Gainer aussprechen. Die Super GT verlor einen passionierten Team-Chef, an den am Freitag vor dem Rennwochenende mit einer Schweigeminute gedacht wurde. Im Gedenken an Toshishige Yamamoto dekorierte Gainer die beiden sowieso schon schwarzen Mercedes-Benz SLS AMG GT3 in einem entsprechenden Trauerflor.
Nach dem dominanten Sieg des Subaru BRZ R&D Sport (Testuya Yamana / Kota Sasaki) in Suzuka stellte sich zu Beginn des Wochenendes die Frage, wer die JAF-GT300-Fahreuge würde schlagen können. Wenn nicht in Fuji, wo dann? Schließlich mussten die Suzuka-Sieger mit ganzen 88kg Zusatzballast im Heck zum sechsten Saisonlauf antreten. Die Tabellenführer Hideki Mutoh / Yuhki Nakayma (Mugen CR-Z GT) hatten das Maximum von 100kg erreicht, während der vergangenes Rennen ausgeschiedene ARTA CR-Z GT (Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi) stattliche 80kg an Mehrgewicht mit sich herumschleppte. Die Chancen des Panasonic apr Prius GT (Morio Nitta / Koki Saga) waren trotz lediglich 40kg Gewichtshandicap rein hypothetischer Natur, letztlich hatte das Team seit dem Triumph beim 500km-Rennen in Fuji im Frühjahr dieses Jahres mit argen technischen Problemen zu kämpfen. Drei Nullrunden in Folge sprechen Bände. Im Gegensatz zum Einsatz der beiden CR-Z GT-Hybrid-Renner von Mugen und ARTA, erhält apr nahezu keine werksseitige Unterstützung von Toyota. Dementsprechend schwieriger ist es für das Team, die technischen Probleme und vermutlich noch immer vorhandenen Kinderkrankheiten zu beseitigen. Gemäß der Fragestellung „Wenn nicht in Fuji, wo dann?“ lief der Wagen zu einer ähnlichen Stärke wie just am selben Ort vor fünf Monaten auf. In der Qualifikation reichte es zwar lediglich für den neunten Startrang, im Rennen ging es für Morio Nitta und Koki Saga hingegen deutlich weiter nach vorne.
Die Pole-Position ging mit dem ARTA CR-Z GT jedoch an einen alten Bekannten – und das trotz der hohen Zusatzgewichte. Auch für die anderen, reinrassigen GT300-Boliden lief es gut: Das Schwesterauto von Mugen qualifizierte sich auf Rang Drei, während der Subaru BRZ R&D Sport die viertschnellste Zeit fuhr. Dazwischen schob sich lediglich der S Road NDDP GT-R (Kazuki Hoshino / Daiki Sasaki); die Unglücksraben aus Suzuka (nachträgliche Disqualifikation) im GSR Hatsunemiku BMW (Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka) komplettierten die Top-5. Probleme gab es bereits am Sonntagmorgen für den ARTA CR-Z GT, als dieser aufgrund von Motorproblemen nicht in das Warm-up eingreifen konnte. Trotz Zeitdruck gelang es den Mechanikern jedoch, die Kobolde im Antrieb rechtzeitig zu beseitigen.
Anders als in der GT500 konnte Pole-Setter Shinichi Takagi den Platz an der Sonne nicht gegen den zweitplatzierten Daiki Sasaki (S Road NDDP GT-R) verteidigen, der bereits in der ersten Kurve die Führung übernahm. Einer der großen Verlierer am Start war Testuya Yamano (Subaru BRZ R&D Sport), der in den ersten drei Runden bis auf Position Acht durchgereicht wurde. Als besonders interessant stellte sich zudem das direkte Duell zwischen Hideki Mutoh (Mugen CR-Z GT) sowie Tatsuya Kataoka (GSR Hatsunemiku BMW) heraus. Aufgrund des geringeren Gewichtshandicaps war der bunte BMW Z4 in den Kurven zwar deutlich schneller, hatte dagegen gegen die Hybrid-Power des Honda CR-Z GT auf der langen Start- und Zielgeraden das Nachsehen. Beide übten Druck auf den ARTA CR-Z GT aus, der nicht ganz den Speed des führenden S Road NDDP GT-R gehen konnte. Im elften Umlauf gelang letztlich Hideki Mutoh das Überholmanöver an Shinichi Takagi im Schwesterwagen. Tatsuya Kataoka nutzte das Duell der beiden Hybrid-Honda aus, um ebenfalls am ARTA CR-Z GT vorbeizugehen. Direkt im Anschluss gelang auch dem bis dahin fünftplatzierten Björn Wirdheim (Gainer Dixcel SLS) das Überholmanöver, bei dem der Schwede Takagi leicht am hinteren Fender traf. Die Beschädigung hatte zu Folge, dass der Fender am linken Hinterrad schleifte und das Team den Wagen zum Notstopp hereinholte. Dieser spülte den ARTA CR-Z GT auf den vorletzten Platz, womit alle möglichen Hoffnungen auf den etwaigen dritten Saisonsieg begraben wurden. Selbst von der später folgenden Safety-Car-Phase konnte die Mannschaft von Aguri Suzuki nicht profitieren und beendete das Rennen letztlich auf einem enttäuschenden 16. Rang.
Der spannende, lediglich durch jeweils eine Sekunde getrennte Dreikampf an der Spitze wurde durch den glücklicherweise glimpflich ausgegangenen Unfall von Ryo Michigami (Epson HSV-010) unterbrochen. Anders als in der GT500 sorgte die Gelbphase zudem für einige chaotische Verschiebungen im GT300-Klassement, da sich einige Teams dazu entschieden, nicht zum Boxenstopp hereinzukommen. Darunter fielen unter anderem der Mugen CR-Z, S Road NDDP GT-R sowie der Gainer Dixcel SLS und Exe Aston Martin (Masaki Kano / Hideto Yasuoka). Andere Fahrzeuge wie beispielsweise der GSR Hatsunemiku BMW, Panasonic apr Prius GT, Subaru BRZ R&D Sport oder Crystal Croco Lamborghini GT3 (Kouji Yamanishi / Shinya Hosokawa) entschlossen sich hingegen, zum Service abzubiegen. Die Truppe von Goodsmile Racing fertigte den GSR Hatsunemiku BMW am schnellsten ab, weshalb dieser als erster der stoppenden Boliden wieder auf die Strecke fuhr. Bei Nissans Nachwuchsteam NDDP Racing entschloss man sich hingegen, direkt zum Neustart Daiki Sasaki zum Service zu beordern, da man scheinbar bemerkte, dass ein späterer Stopp sich zum noch größeren Nachteil entwickeln würde. Die Top-5 zum Neustart bestand demnach aus dem Mugen CR-Z GT, Gainer Dixcel SLS, Iwasaki OGT Racing GT-R (Yuki Iwasaki / Igor Sushko), EVA RT Test-01 Apple MP4-12C / Evangelion-McLaren (Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh) sowie dem Exe Aston Martin. Der erste Stopper innerhalb der Gelbphase, der GSR Hatsunemiku BMW (nun mit Nobuteru Taniguchi am Steuer) befand sich auf Position Elf. Weshalb sich so viele Teams gegen einen Stopp während der SC-Periode entschieden, mag wohl am möglichen Regen gelegen haben. Dieser blieb bis auf einige kleinere Niederschläge allerdings aus, weshalb sich diese taktische Entscheidung als Fehlgriff herausstellte.
Wohlwissend, den Abstand zur Spitzengruppe verringern zu müssen, brannte Nobuteru Taniguchi die schnellsten Rundenzeiten in den Asphalt. Selbst als der leichte Regen einsetzte, ließ sich der Alleskönner nicht aufhalten. Vorne gab es ein Duell zwischen Hideki Mutoh und Björn Wirdheim, welches der Schwede im 32. Umlauf zunächst für sich entschied, zwei Runden später musste er auf der Zielgeraden den deutlich schnelleren Mugen CR-Z GT aber wieder vorbei lassen. Die Runde darauf entschloss sich Mugen, Hideki Mutoh zum Service zu rufen, wo er, ähnlich den GT500-Mannschaften, den Wagen mit lediglich zwei frischen Vorderreifen an Teamkollege Yuhki Nakayama übergab. In Runde 44 tat es ihm Björn Wirdheim gleich und übergab den Gainer Dixcel SLS an seinen Teamkollegen Katsuyuki Hiranaka. Das längere Fahren zahlte sich allerdings nicht aus: Hiranaka kam hinter Nakayama wieder auf die Strecke zurück. In einem absolut sehenswerten Duell um Position Sieben, das ähnlich dem Kampf zwischen Masataka Yanagida und Satoshi Motoyama in der GT500 ebenfalls „side-by-side“ durch mehrere Kurven ausgetragen wurde, setzte sich Katsuyuki Hiranaka letztlich gegenüber dem weißen Hybrid-Honda durch. Durch den Boxenstopp des Gainer Dixcel SLS war der Weg für den GSR Hatsunemiku BMW frei. Fast schon unbemerkt von den Kameras torpedierte sich der Pansonic apr Prius GT auf den zweiten Rang. Morio Nitta / Kota Sasaki profitieren ebenfalls von einem flinken Stopp unter Gelb.
Den Speed des BMW Z4 konnte der Toyota Prius hingegen nicht gehen: Bis zum Zieleinlauf brummte Taniguchi dem Hybrid-Renner ganze 47 Sekunden auf. Dahinter war es jedoch deutlich spannender, insbesondere beim Kampf um den Bronzerang zwischen dem Crystal Croco Lamborghini GT3 (Kouji Yamanishi / Shinya Hosokawa) sowie Leon SLS (Haruki Kurosawa / Tsubasa Kurosawa). Die Fahrzeuge starten von der 14. respektive 16. Position und profitierten ebenfalls von der Entscheidung, währen der Gelbphase zu stoppen. Am Ende sollte Shinya Hosokawa die Oberhand behalten. Die Top-5 komplettierte der S Road NDDP GT-R, der bei einer anderen Taktik wohl ein Wörtchen um den Sieg mitgesprochen hätte. Die „Regenpokerer“ von Gainer und Mugen beendeten das Rennen auf den Rängen Sieben und Acht, noch eine Position vor dem Subaru BRZ R&D Sport. Kota Sasaki verlor aufgrund eines Drehers zur Halbzeit des Rennens etwas an Boden. Zudem gelang es ihm nicht ganz, in der Schlussphase mit den Rundenzeiten der direkten Konkurrenz mitzuhalten.
Für Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka dürfte der erste Saisonsieg seit Fuji im Mai 2012 eine Art Genugtuung gewesen sein. Gleichzeitig schmeckte der Erfolg nach der bitteren Qualifikation in Suzuka umso süßer. Den entscheidenden Unterschied hat dieses Mal die richtige Strategie gemacht. Der Poker mit dem Regen hätte aufgehen können, schließlich hat es keine Stunde nach dem Rennen einen kräftigen Regenguss über der Strecke gegeben. Die korrekte Entscheidung war letztlich aber, auf Nummer sicher zu gehen und ohne zu pokern die Safety-Car-Phase für den Boxenstopp zu nutzen. Damit dies jedoch funktionierte, musste Nobuteru Taniguchi, insbesondere in der Phase als der leichte Regen für eine rutschige Fahrbahn sorgte, erneut sein Talent beweisen.
In der Meisterschaft führen mit 60 Punkten weiterhin Hideki Mutoh / Yuhki Nakayama. Dahinter wird es jedoch deutlich enger: Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim sowie Testuya Yamano / Kota Sasaki sind auf den folgenden Plätzen mit jeweils 47 Zählern punktgleich; lediglich drei Punkte dahinter liegen Hironori Takeuchi / Takeshi Tsuchiya (Okinawa-IMP SLS), die in Fuji Platz Zehn belegten. Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka komplettieren die Top-5 mit 42 Zählern. Bedingt durch den zweiten Nuller in Folge sind Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi (40 Punkte) auf den sechsten Platz abgerutscht.
Eine Prognose auf den Meisterschaftskampf in den letzten zwei Rennen zu wagen, ist an dieser Stelle leider nicht möglich. Denn wie bereits häufiger in diesem Jahr berichtet, werden elf Teams aus der GT300 beim 3-Stunden-Rennen auf dem Fuji Speedway als eigenständige Klasse in der Asia Le Mans Series antreten. Um den Reiz zur Teilnahme zu fördern, haben die GTA sowie der ACO beschlossen, dass die Top-10 Super-GT-Meisterschaftspunkte erhalten. Die möglichen Punkte fallen hierbei selbstredend deutlich geringer als bei einem regulären Super-GT-Rennen aus: Der Sieger erhält acht, der Zweitplatzierte sechs Zähler; alle weiteren Position bis Platz Zehn jeweils einen Punkt weniger. Genau diese Punktevergabe hat im Fahrerlager über das Jahr verteilt für heftigen Diskussionsstoff gesorgt. Ganz der japanischen Art wurden diese aber nicht öffentlich, sondern lediglich intern durchgeführt. Einer der Hauptpunkte war, dass am selben Wochenende die Super Taikyu im Rahmen der WTCC in Suzuka unterwegs ist. Viele der GT300-Teams sind auch in dieser Meisterschaft aktiv und können es sich deshalb nicht leisten, am selben Wochenende an zwei verschiedenen Orten anzutreten, mitunter sogar mit den gleichen Fahrern. Darunter fallen Piloten wie Nobuteru Taniguchi, Tatsuya Kataoka oder Hiroki Yoshimoto. Zudem würde eine zusätzliche Belastung entstehen, wenn gleich zwei Fahrzeuge in den Werkstätten vorbereitet werden müssten. Des Weiteren haben einige Teams nicht das Budget, um ein weiteres Rennwochenende zu bestreiten.
Es ist kein Geheimnis, dass die GTA starke Beziehungen zum ACO führt. Unter anderem ging man für kommendes Jahr eine Partnerschaft ein, dass die Asia Le Mans Series (sofern sie nächstes Jahr überhaupt noch besteht) im Rahmenprogramm der Super GT beim Sommerlauf in Fuji fahren wird. Für die Zukunft ist sogar ein gemeinsames Rennen angedacht. Es war schon immer der Wunsch von Masaaki Bandoh (Vorsitzender der GTA), einen GT500-Boliden in der 56. Garage bei den 24 Stunden von Le Mans zu sehen. Ein entsprechendes Schreiben wurde seitens des ACO allerdings abgelehnt. Stattdessen gibt es derzeit Diskussionen, dass die diesjährigen GT500-Meister zu den 24 Stunden nach Le Mans eingeladen werden könnten, unter der Bedingung, dass sie entweder in einem LMP- oder GTE-Boliden antreten.
Folgende elf GT300-Fahrzeuge werden am kommenden Wochenende am Fuji Speedway in der Asia Le Mans Series antreten:
Endless Taisan Porsche
Kyosuke Mineo / Naoki Yokomizo
EVA RT Test-01 Apple MP4-12C (Evangelion-McLaren)
Kazuho Takahashi / Hiroki Katoh
Mach GoGoGo Syaken GT-R
Testuji Tamanaka / Junichiro Yamashita
Nac Koukakukidoutai Arise Dr (Ghost in the Shell-Porsche)
Shogo Mitsuyama / Yu Yokomaku
Gainer Dixcel SLS
Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim
Mugen CR-Z GT
Hideki Mutoh / Yuhki Nakayama
Iwasaki OGT Racing GT-R
Yuki Iwasaki / Igor Sushko
Okinawa-IMP SLS
Hironori Takeuchi / Takeshi Tsuchiya
ARTA CR-Z GT
Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi
Subaru BRZ R&D Sport
Tetsuya Yamano / Kota Sasaki
Leon SLS
Haruki Kurosawa / Tsubasa Kurosawa
Entsprechend dem Ergebnis kann dieser zusätzliche Lauf einen großen Einfluss auf die Meisterschaft haben. Unklar ist, ob die Teams mit dem derzeitigen Gewichtshandicap fahren müssen, wovon allerdings auszugehen ist. Sicher ist jedoch, dass die gewonnen Punkte zum jeweiligen Handicap beim nächsten, regulären Super-GT-Lauf hinzuaddiert werden.
Dieser findet am 6. Oktober in Autopolis statt, ehe es am 3. November zum Saisonfinale nach Motegi geht.
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GT300-Meisterschaftsstand
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