Nachdem sich Bruno Spengler in Oschersleben aus dem Titelrennen geschossen hat, bleibt nur noch Augusto Farfus eine minimale Chance, Audi und Mike Rockenfeller zu stoppen.
Dabei ist das Titelrennen durchaus noch offen. Denn die 33 Punkte Vorsprung von Rockenfeller bei noch zwei zu fahrenden Rennen sind zwar ein gutes, aber keineswegs ein beruhigendes Polster. Ein Ausfall, und der Vorsprung ist weg, wenn denn Farfus nicht ebenfalls in Probleme kommt. Und ein Ausfall ist auf der kurvenreichen und sehr schnellen Strecke von Zandvoort schnell passiert. Vor allem, wenn das Wetter sich eher von seiner miesen Seite zeigt. Aber bisher stehen alle Wettervorzeichen auf Sonnenschein, was Audi und die Phoenix-Mannschaft freuen wird.
Zandvoort gehört jetzt nicht mehr zwingend zu den modernsten Rennstrecken dieser Welt. Die Strecke ist eng, die Auslaufzonen teilweise atemberaubend klein, und wenn man abfliegt, dann steckt man meist in einem Kiesbett fest. Fehler kann man sich also nicht erlauben, denn ein Abflug endet meist mit stark ondulierten Fahrzeugteilen.
Schaut man auf die Statistik, wird schnell klar, dass Audi mit einer gewissen Grundzuversicht durch die Dünen fahren wird. Im letzten Jahr gab es einen Dreifacherfolg mit Mortara, Rockenfeller und Ekström. 2011 siegte Rockenfeller, 2010 Gary Paffett im Mercedes. Audi und Rockenfeller liegt die Strecke also, es könnte durchaus sein, dass man den Titel schon in Zandvoort klar machen kann.
Das Szenario für Rockenfeller sieht so aus:
Egal, wo Rocky landet, wenn er vor Farfus ins Ziel kommt, ist er Meister.
Wenn Farfus gewinnt, muss er mindestens Zweiter werden.
Wird Farfus Zweiter, muss er auf Platz 5 landen (wäre dann mit den meisten Siegen Meister).
Wird Farfus Dritter, muss er auf Platz 6 einlaufen.
Wird Farfus Vierter, muss er auf Platz 9 kommen.
Wird Farfus Fünfter, muss er auf Platz 10 landen.
Audi wird die einfache Rechnung bevorzugen und Rocky vor Farfus setzen wollen.
In dem ganzen Getümmel darf man natürlich nicht die Mercedes vergessen. In Sachen Fahrermeisterschaft ist man raus, aber in der Teamwertung führt im Moment das „Stihl/AMG“-Team (Vietoris/Wickens) mit neun Punkten vor dem Phoenix-Team (Rockenfeller/Molina). BMW kann theoretisch mit RBM (Farfus/Hand) auch noch Meister werden, der Abstand beträgt aber schon 24 Punkte. In der Herstellerwertung führt BMW allerdings mit neun Punkten vor Audi, Mercedes fehlen 39 Punkte, was schwer aufzuholen sein dürfte.
Für Mercedes geht es vor allem darum, Vietoris und Wickens gut zu platzieren, was aber angesichts der starken Audi schwierig sein wird. Wie üblich wird Audi versuchen, um Rockenfeller einen Puffer zu platzieren, am besten aus zwei oder drei A5, die den möglichen neuen DTM-Champion abschirmen.
Das Rennen wird also stark von Taktik und Strategie geprägt werden. Überholen ist in Zandvoort nicht einfach, aber es geht. Zum einen vor der engen Schikane, zum anderen auf der Start/Zielgeraden, auf der man auch das DRS nutzen kann. Die Gerade ist lang genug, dass das DRS auch was bringen kann. Die ITR verzichtetet aus Sicherheitsgründen auf das DRS in Zandvoort. Kann man so machen, obwohl die Gerade in Zandvoort jetzt nicht zu den neuralgischen Stellen der Strecke gehört.
Ein bisschen kann man auch jetzt schon auf das Jahr 2014 schauen. BMW bringt bekanntermaßen den 4er als neues Chassis, Audi testet im Moment auffällig viele Nachwuchsfahrer. In der letzten Woche steckte man den WsbR-Piloten Nico Müller in einen Wagen und war auffällig zufrieden mit dem jungen Mann. Offenbar plant Audi einige Umbesetzungen für das Jahr 2014.
Die wird es auch bei Mercedes geben, aber da sickerte bisher noch nichts durch. Klar ist aber, dass die Strategie mit sechs Wagen nicht aufgegangen ist und man im Grunde mit Paffett und Vietoris zu schwach besetzt war. Wehrlein, Mehri und Juncadella blieben alle teilweise deutlich hinter den Erwartungen zurück.