Home TourenwagenDTM DTM: Analyse Zandvoort 2013 – Rocky rockt

DTM: Analyse Zandvoort 2013 – Rocky rockt

von DonDahlmann
0 Kommentare

Viel Spannung und viel Taktik bestimmten das vermutlich letzte Rennen der DTM in Zandvoort. Und am Ende sah man einen Sieger, der doch verloren hat.

Motorsports / DTM: german touring cars championship 2013, 9. race at ZandvoortAlles richtig gemacht, und doch verloren. Augusto Farfus und BMW waren in den holländischen Dünen nicht zu schlagen. Doch der Sieg half dem Brasilianer am Ende nicht, denn Mike Rockenfeller war ebenfalls gut unterwegs und konnte mit einem zweiten Platz seinen ersten DTM-Titel sichern. Dabei hatte das Rennen für Rocky auf den ersten Blick gar nicht mal so gut angefangen. Von P3 aus gestartet sah es für einen Moment so aus, als habe Rockenfeller einen Frühstart hingelegt. Er schoss als erster los, schien sogar für einen Moment noch mal auf die Bremse zu gehen, um nicht los zu fahren, bevor die Lichter ausgingen. Aber die Kameras lösten das Rätsel dann doch auf. Rockenfeller war einfach sensationell gut gestartet und praktisch perfekt losgefahren. Ob das allerdings so geplant war?

Die DTM-Piloten halten das Auto am Start unter Vorspannung. Das heißt, sie legen den ersten Gang ein, drehen den Motor auf ca. 6000 U/min hoch, lassen die Kupplung am Druckpunkt schleifen und stehen auf der Bremse. Es kann passieren, dass die Kupplung in dem Moment auch mal schneller nachgibt, als man das gewohnt ist. Das würde das kurze Zucken von Rockenfeller am Start erklären. Vielleicht war es aber auch einfach ein perfekter Start. Die Rennkommissare sahen jedenfalls kein Vergehen.

Vorne stürmte Farfus weg, Marco Wittmann, der die Pole geholt hatte, versuchte Rockefeller abzublocken. Doch der war auf den weichen Reifen unterwegs und ließ den Nachwuchspiloten schnell hinter sich. Danach holte der Audi-Mann Runde um Runde auf Farfus auf und hing ihm am Ende des ersten Stints im Getriebe. Vorbei kam Rocky aber nicht, er machte es sich hinter Farfus gemütlich und setzte den Brasilianer unter Druck. Mehr musste er auch nicht machen, der zweite Platz reichte für die Meisterschaft. BMW entschied sich, etwas überraschend, Farfus an die Box zu holen. Überraschend deswegen, weil Farfus ja vor Rockenfeller lag und ihn ein wenig aufhielt. Das gab Wittmann die Möglichkeit, wieder etwas aufzuholen, was wiederum Rockenfeller unter Druck setzen konnte. Zudem war BMW klar, dass man gebrauchte harte Reifen aufziehen musste, da man den letzten neuen Satz für den letzten Wechsel aufsparen wollte. Farfus kam eine Runde vor Rocky an die Box, der wiederum versuchte eine schnelle Runde hinzulegen. Das reichte aber nicht, um Farfus unter Druck zu setzen.

Die Phoenix-Mannschaft hatte Farfus auch nicht im Blick, sondern Wittmann, der Rockenfeller den zweiten Platz hätte streitig machen können. Die dadurch etwas defensivere Strategie führte dazu, dass man Farfus ziehen ließ. Was auch daran lag, dass Rockenfeller im zweiten Stint nicht so gut mit seinen Reifen klar kam. BMW nutzte die Gelegenheit und holte Wittmann wieder etwas näher ran, aber trotz der Reifenprobleme von Rockenfeller konnte Wittmann nicht profitieren. Im Gegenteil – er verlor Zeit und hatte plötzlich Timo Scheider im Kreuz.

Es hing also alles vom letzten Boxenstopp ab. Farfus war durch, sein Abstand war eh zu groß. Aber zwischen Rockenfeller, Wittmann und Scheider wurde es beim letzten Stopp sehr eng. Rockenfeller kam zuerst, dann Wittman, der aber hinter Rocky auf die Strecke kam. Als letzter kam Scheider an die Box und konnte etwas überraschend vor den beiden Kampfhähnen um P2 auf die Strecke kommen. Was dann dazu führte, dass sein Team ihm innerhalb einer Runde mehrfach mitteilte, dass da hinter ihm ein „schnellerer Audi“ auf der Strecke sei. Die Nervosität war offenbar sehr groß bei Audi, sonst hätte man sich knapp 17 Runden vor Schluss mit dem „Überholmanöver“ auch etwas Zeit lassen können. Denn Wittmann konnte Rockenfeller nicht unter Druck setzen. Scheider fügte sich dann, ließ Rocky vor und schirmte ihn nach hinten ab. Allerdings galt auch hier, dass Wittmann nicht die Mittel hatte, um beide Audi unter Druck zu setzen.

Eng wurde es dann noch einmal wenige Runden vor Schluss, als Jamie Green in einem merkwürdigen Manöver Dirk Werner abschoss. Der Audi stellte sich beim Anbremsen quer, was an den Bodenwellen in der Anbremszone gelegen haben könnte. Werner steckte im Kies fest und ein übereifriger Streckenposten löste von Außen auch noch den Feuerlöscher aus, was die Bergung des Fahrzeugs verzögerte; und gleichzeitig wollte man auch noch den hustenden Werner abtransportieren. In der letzten Runde ging es dann noch mal mit Renntempo los, vorne änderte sich nichts mehr. Nur Ekström schnitt auf weichen Reifen durchs Feld, kassierte zwei Audi-Kollegen und in der vorletzten Kurve auch noch Marco Wittmann. Aber da waren Rennen und Meisterschaft sowieso entschieden.

Nach dem Rennen kartete BMW Motorsportchef Jens Marquardt etwas unschön nach, als er meinte, dass man den Start und die Situation zwischen Green und Werner noch untersuchen würde. Mag ja sein, dass man noch berechtigte Bedenken wegen es Starts hatte, aber eine, wenn auch aus BMW-Sicht vorläufige Gratulation wäre sicher auch eine faire Geste gewesen.

Mike Rockenfeller ist ein verdienter DTM-Meister, er hat sich den Titel redlich verdient. Nicht nur, weil er in jedem Rennen Punkte holte, er war auch der einzige, der sich permanent vorne halten konnte. Während seine Konkurrenten mit technischen Problemen zu kämpfen hatten oder mit unregelmäßigen Rennergebnissen haderten, blieben das Phoenix-Team und Rockenfeller besonnen, ruhig und vor allem an der Spitze. Selbst wenn es mal in der Quali nicht so gut lief, wie am Nürburgring, gelang dem Team über die Strategie und die sehr gute Rennperformance von Rockenfeller ein vordere Platzierung oder sogar einen Sieg.

Für Rockenfeller ist die Meisterschaft etwas ganz Besonderes. Nach seinem Horror-Crash 2011 in Le Mans, als er mit über 300 km/h in die Leitplanken einschlug und monatelang mit den Folgen zu kämpfen hatte, erholte er sich 2012 wieder und legte 2013 eine fanstastiche Saison hin. Egal ob Spengler, Farfus, Vietoris oder Paffett – er konnte sie mit seiner Konstanz in Schach halten und am Ende auch vor dem letzten Rennen schon die Meisterschaft für sich entscheiden.

Das letzte Rennen in Hockenheim ist allerdings kein Showlauf. In Sachen Team- und Herstellerwertung ist die Sache noch sehr offen. In der Teamwertung sieht es so aus:

Audi Sport Team Phoenix – 151 Punkte
BMW-Team-RBM – 148 Punkte
STIHL / AMG Mercedes – 141 Punkte

Hersteller
Audi – 325 Punkte
BMW – 317 Punkte
Mercedes 239 Punkte

Das könnte Dir auch gefallen