Nach fünf Wochen Pause, in der sich hoffentlich die Gemüter ein wenig beruhigt haben, finden die beiden letzten Straßenrennen der IndyCar-Saison in Houston statt. Die Augen werden sich vor allem auf Helio Castroneves und seine Verfolger in der Meisterschaftswertung richten.
Durch eine strittige Strafe in Sonoma und einen diskussionswürdigen Unfall mit Will Power in Baltimore büßte Scott Dixon viele Punkte auf Helio Castroneves ein. Aktuell liegt er 49 Punkte hinter dem Brasilianer, der seit seinem Sieg in Texas die Meisterschaftswertung anführt. Bei einem Rennen kann man – bei 24 Teilnehmern – maximal 47 Punkte aufholen und nach dem Double-Header in Houston steht nur noch das Finale in Fontana auf dem Programm. Insgesamt hat Castroneves also gute Chancen, seinen ersten Meistertitel zu gewinnen.
Das Double-Header-Format hingegen sollte Scott Dixon noch einmal Mut geben. Bei den vier Double-Header-Rennen in diesem Jahr konnte sich der Neuseeländer immer in den Top 5 platzieren, in Toronto gab es sogar zwei Siege. Das ergibt eine durchschnittliche Zielankunft auf Position 2,5. Helio Castroneves durchschnittliche Platzierung ist mit 5,25 aber nur geringfügig schlechter. Wir können uns also auf einen spannenden Zweikampf freuen.
Nur wenn Helio Castroneves sich ein komplett schwarzes Wochenende leisten sollte, könnten auch noch Simon Pagenaud und die beiden Andretti-Autosport-Piloten Marco Andretti und Ryan Hunter-Reay in den Meisterschaftskampf eingreifen. Vor allem Pagenaud wird als exzellenter Pilot auf Stadtkursen alles daran setzten, die Entscheidung noch enger werden zu lassen.
Neben eventuell der Meisterschaft wird auf jeden Fall die Mario Andretti Trophy für den besten Stadt/Straßenkurs-Fahrer der Saison vergeben. In dieser Wertung führt Dixon mit elf Punkten vor Castroneves. Es folgen mit geringem Abstand Pagenaud, Andretti und Dario Franchitti. Wie in den Jahren zuvor bei Will Power, könnte sich der Verlierer der Meisterschaft also wieder mit der Mario Andretti Trophy trösten müssen.
Strecke
Der Grand Prix in Houston findet zum ersten Mal im Rahmen der IndyCar Series statt. Man nutzt aber eine Streckenführung im Reliant Park, die schon die Champ Car World Series in den Jahren 2006 und 2007 befuhr. Beide Rennen gewann damals übrigens Sebastien Bourdais für Newman/Haas Racing. Mit 1,7 Meilen (2,7 km) ist die Strecke sehr kurz und bei zehn Kurven trägt selbst die längste Gerade diesen Namen fast zu Unrecht. Die Start-Ziel-Gerade an der Reliant Arena mündet in einen leichten Linksknick. Eine Links-Rechts-Schikane führt zur ersten 90° Linkskurve. Kurve 4, eine Spitzkehre, endet in eine lange Rechtskurve um den Reliant Dome herum. Es folgen vier der üblichen 90° Stadtkurs-Kurven. Kurve 7 ist wenigsten etwas weiter. Ein Linksknick bringt die Fahrer schon wieder zurück auf die Start-Ziel-Gerade.
Überholen war mit den Champ Cars fast unmöglich und dank der Kürze der Strecke steckte der Führende schnell im Überrundungsverkehr fest. Zu allem Überfluss versucht die IndyCar es beim ersten Rennen wieder mit einem stehenden Start. Dallara wird sich also über viele Aufträge freuen können.
Favoriten
Die Fahrer, die um Meisterschaft und Mario Andretti Trophy kämpfen, werden auch in den Straßen von Houston vorne zu finden sein. Wobei Helio Castroneves auf Sicherheit fahren kann und seine Verfolger schon gewinnen müssen. Dies ist am ehesten Scott Dixon und Simon Pagenaud zuzutrauen, die drei der vier Double-Header-Stadtrennen gewinnen konnten.
In den letzten Jahren war Will Power der beste Fahrer auf Stadt- und Straßenkursen. In diesem Jahr lief es nicht rund und erst in den letzten Rennen konnte er seine Qualitäten wieder nachweisen. Auch in Houston sollte man ihn auf dem Zettel haben. Immerhin kennt er die Strecke und konnte 2007 auch die Qualifikation gewinnen.
Ganz vergessen darf man Andretti Autosport auch nicht, die bis Pocono eigentlich das beste Team waren. Diese Position mussten sie aber an Chip Ganassi Racing abgeben, sodass man auch Dario Franchitti und Charlie Kimball zum engeren Favoritenkreis zählen muss. Auf James Hinchcliffe sollte man aber genau achten, der in den Straßen von St. Peterburg und Sao Paulo gewinnen konnte und für nächstes Jahr noch kein Cockpit hat.
Auf der Suche nach einem Platz für 2014 ist Tony Kanaan wahrscheinlich nicht mehr. Es deutet vieles darauf hin, dass er für Chip Ganassi fahren wird. Abgesehen von seinem Sieg beim Indy 500 fährt er eine unterdurchschnittliche Saison. Gerade auf Stadtkursen stehen nur zwei Top-10-Ergebnisse zu Buche. Besser lief es für seine Teamkollegin Simona de Silvestro auch nicht, sodass es auch ein Problem vom ganzen Team sein kann. Immerhin zeigte die Formkurve der Schweizerin zuletzt mit den Plätzen 11, 9 und 5 deutlich nach oben.
Dies gilt auch Sebastien Bourdais, der in den letzten fünf Rennen dreimal das Podium erreichen konnte. Für Houston, immerhin hat er dort schon zweimal gewonnen, ist er sicherlich einer der aussichtsreichsten Außenseiter. Sein Teamkollege Sebastian Saavedra wird sich wie üblich fünf bis zehn Plätze hinter Bourdais platzieren.
Zu den Außenseitern darf man Justin Wilson eigentlich nicht mehr zählen. Er fährt zwar für das kleine Team von Dale Coyne, aber Platz 6 in der Meisterschaft, noch vor Dario Franchitti und James Hinchcliffe, ist sicher kein Zufall. Zu konstant ist Wilson in diesem Jahr. Nur zweimal konnte er sich nicht in den Top 15 platzieren. Sein Teamkollege an diesem Wochenende ist wieder Mike Conway. Der Engländer ist natürlich, nach seinem Sieg in Detroit und Top-7-Ergebnissen bei seinen weiteren Einsätzen für Dale Coyne, ein sicherer Kandidat für ein Top-10-Ergebnis.
Bei Panther Racing übernimmt wieder Oriol Servia das Steuer der Nummer 4. Für Dreyer & Reinbold Racing hat er in Long Beach und Sao Paulo zwei sehr gute Platzierungen in den Top 10 geholt. Bei seinem Unfall im ersten Rennen in Toronto hat er sich leider verletzt, sodass er zum zweiten nicht mehr antreten konnte. Da er auch noch auf der Suche nach einem freien Cockpit für 2014 ist, wird er alles für ein gutes Ergebnis geben.
Für Graham Rahal und James Jakes dürfte es wieder ein zähes Wochenende werden. Bei Rahal Lettermann Lanigan Racing fuhr man die meiste Zeit deutlich der Konkurrenz hinterher. Dragon Racing hat mit Bourdais aber zuletzt gezeigt, dass es plötzlich den Schritt nach vorne geben kann. Unter normalen Umständen sind Plätze in den Top 15 für Rahal und Jakes schon das maximal Erreichbare.
Einen, besser noch zwei bis drei Schritte nach vorne sollte auch Takuma Sato machen. Er ist eigentlich zu schnell für die ständigen Platzierungen außerhalb der Top 20. Um eine Platzierung innerhalb der Top 20 geht es auch für Ed Carpenter. So gut wie er auf Ovalen unterwegs ist, so schlecht macht er seinen Job auf Straßen- und Stadtkursen. Für sein eigenes Team wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn er sich das Cockpit mit einem anderen Fahrer wie zum Beispiel Mike Conway teilen würde.
Zeitplan
Freitag
11:30 am EST (17:30 MESZ) – 13:00 pm freie Training
4:05 pm EST (22:05 MESZ) – 5:15 pm Qualifikation Race 1
Samstag
11:45 am EST (17:45 MESZ) – 12:15 pm Qualifikation Race 2
1:30 pm EST (19:30 MESZ) – 2:30 pm Rennen Indy Lights
3:00 pm EST (21:00 MESZ) Übertragungsbeginn NBC Sports Network; Sport 1 US
3:40 pm EST (21:40 MESZ) IndyCar Series Race 1, 90 Runden
Sonntag
9:45 am EST (15:15 MESZ) – 9:15 am Warm Up
12:00 pm EST (18:00 MESZ) Übertragungsbeginn NBC Sports Network
12:00 pm EST (18:00 MESZ) – 1:00 pm Rennen Indy Lights as-live
1:30 pm EST (19:40 MESZ) IndyCar Series Race 2, 90 Runden
Rennen 2 am Sonntag wird aufgrund der NFL nicht live bei Sport 1 US gezeigt. Am Montag kann man sich aber ab 14:00 Uhr Rennen 1 und ab 16:30 Uhr auch Rennen 2 as-live bei Sport 1 US ansehen.