Eine regelrechte Caution-Orgie sorgte für ein interessantes Rennen der NASCAR. Und dann brannte auch noch ein Busch. Allerdings ein richtiger, nicht einer der Brüder.
Kalte Temperaturen, eine neue Asphaltdecke und mal wieder Reifenprobleme von Goodyear sorgten auf dem Oval in Kansas für einen sehr abwechselungsreichen Renntag, bei man allerdings ein wenig Geduld mitbringen musste. Denn 15 Cautions waren dann doch etwas viel für ein Rennen, auf der anderen Seite beschweren wir uns das halbe Jahr über langweilige 1,5-Meilen-Ovale, auf denen nichts los ist. Dann doch lieber etwas mehr Abwechslung, wobei einige Unfälle wirklich nicht schön aussahen. Der Spannung im Chase hat das Rennen ein wenig geholfen.
Schuld an den ganzen Cautions der NASCAR waren, glaubt man den Fahrern, zu einem großen Teil die Reifen. Goodyear hatte zum dritten Mal in diesem Jahr die sogenannten „Zone Tread“-Reifen für die linke Seite mit nach Kansas gebracht. Auf dem neuen, eher rutschigen Asphalt geben die Reifen etwas mehr Grip, was die Belastungen auf der rechten Seite etwas reduziert. Dadurch entstand aber wohl ein neues Problem, was sich meist ausgangs der Kurven zeigte. Sobald der Druck am Ausgang der Kurve auf die rechte Seite wieder etwas nachließ, neigten die Autos zum Übersteuern, was diverse Dreher verursachte. Praktisch jeder Fahrer hatte mindestens einen „close call“.
Aber ganz schuldlos waren die Fahrer auch nicht. Gleich in der ersten Runde erwischte es Danica Patrick, die in der ersten Kurve rechts abbog und ziemlich heftig in die Safer Wall einschlug. Der Wagen war komplett zerstört, der Tag für Danica damit gelaufen. Immerhin musste sie dann nicht weitere vier Stunden im Auto sitzen. So lange dauerte es nämlich, bis am Ende endlich der Sieger feststand.
An der Spitze ging es während des Rennens recht bunt zu. Zunächst konnte sich Pole-Sitter Kevin Harvick an die Spitze setzen, meist gefolgt von Dale Earnhardt Jr. und Jimmie Johnson. Nach einem Drittel des Rennens hatte sich der bisherige Dominator des Chase, Matt Kenseth, die Führung geschnappt, doch lange konnte er sich dort nicht festsetzen. In einer der vielen Caution handelte er sich eine Strafe wegen zu hoher Geschwindigkeit in der Box ein. Von dem Desaster konnte er sich bis zum Schluss nicht erholen. Nach dem Rennen klagte er über einen schwer zu fahrenden Gibbs-Toyota.
Überhaupt war es nicht das Wochenende der Gibbs-Mannschaft. Hamlin blieb erneut hinter den Erwartungen zurück und Kyle Busch, immerhin aussichtsreich im Chase positioniert, haderte mit sich, dem Wagen, den Reifen und den Mitstreitern. Im Verlauf des Rennens gelang es ihm nicht wie gewohnt, in die Top 3 zu fahren, nach einem Restart gegen Mitte des Rennens versuchte er Montoya zu blocken, der ihn auf der unteren Linie überholen wollte. Montoya touchierte Busch, der sich in einen langen Dreher verabschiedete. Immerhin sammelte er im dichten Feld niemanden auf. Für seinen Ausfall sorgte er ein paar Runden später, als er in Turn 1 massiv in die Mauer einschlug. Der Toyota war vorne komplett platt, Busch selber konnte aber aussteigen. Nach dem Rennen gab er erst Montoya einen mit („Den werden wir nicht vermissen“), dann Goodyear („Schlechter Reifen“), bevor er schnell nach Hause flog.
Die kurioseste Caution kam dann in Runde 156, als plötzlich dichter Rauch über Turn 1 zog. Am Rande der Strecke brannte plötzlich eine Hecke und der Qualm vernebelte die Sicht. An eine Caution aus diesem Grund konnten sich die Veteranen auch nicht erinnern.
In der Schlussphase des Rennens hatte sich Noch-Meister Brad Keselowski an die Spitze gesetzt und behauptete diese problemlos. Doch dann machte das Team einen schwer zu verstehenden Fehler und ließ Keselowski zu lange draußen. Dies hatte zur Folge, dass ihm der Spirt ausging und er gerade noch so an die Box rollen konnte. Bis der Tank voll und der Motor wieder gestartet war, hatte der Penske-Mann zwei Runden verloren. Offensichtlich hatte man sich in Sachen Verbrauch verrechnet oder beim Stopp zuvor war weniger Sprit in den Tank geflossen, als man gedacht hat.
Kaum war Keselowski wieder im Rennen, zerlegte Brian Vickers seinen MWR-Toyta nachhaltig ausgangs Turn 2. Der Einschlag war heftig, der Wagen zerstört, aber auch Vickers konnte unverletzt aussteigen. Die schweren Unfälle glichen sich sehr. Ein Fahrzeug, allein, niemand rechts, links oder knapp dahinter, und doch rutschten die Autos plötzlich über die Hinterachse raus und waren nicht mehr zu kontrollieren. Ein „Save“ war offenbar nicht mehr möglich, nachdem der Wagen einmal den Grip verloren hatte. Ob Goodyear die „Zone Tread“-Reifen in diesem Saison noch mal unverändert an den Start bringen wird, darf bezweifelt werden.
Die Endphase des Rennens verlief dann ruhig. Kevin Harvick gewann den letzten Restart, dahinter positionierte sich Kurt Busch, der wegen eines Unfalls im Training vom letzten Startplatz aus ins Rennen gegangen war. Hinter Busch kam Jeff Gordon ins Ziel, der allerdings nach dem Rennen einiges mit Busch zu diskutieren hatte. Man war im Rennen zwei Mal aneinander geraten, was man nach dem Rennen dann (friedlich) besprach.
Hinter Gordon lautete die Reihenfolge Logano, Edwards, Johnson. JJ musste in der letzten Runde seinen Motor abstellen, weil dieser wohl den Geist aufgegeben hatte. Es folgten Menard, Junior, Ambrose und Amirola. Matt Kenseth kam auf P11.
Im Chase hat sich Johnson an Kenseth ran gerobbt, dessen Vorsprung nur noch drei Punkte beträgt. Dahinter liegt nun Kevin Harvick, dem 25 Punkte auf Kenseth fehlen. Mehr Abstand haben schon Gordon (-32), Kyle Busch (-35) und Greg Biffle (-44). Die Chancen von Harvick, Gordon und Busch sind zwar noch intakt, aber wenn Kenseth und Johnson weiter so regelmäßig punkten, dürfte es schwer werden. Aber mit dem Rennen in Talladega folgt ja noch ein Lauf, der den Chase stark verändern kann. Am kommenden Samstag geht es erst einmal nach Charlotte zum Nachtrennen.
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1 Kommentare
Da hat JJ aber richtig Glück gehabt, 2-3 Runden mehr mit dem toten Motor und er wäre jenseits der Top 20 eingelaufen.
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