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Formel Eins: Rückblick 2013 – Lotus

von DonDahlmann
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Die Saison ist um, Zeit sich mal anzuschauen, wie das Jahr für die Teams so war. Ein Rückblick und eine Analyse.

2013 Australian Grand Prix - FridayAls Kimi Räikkönen beim ersten Rennen in Australien den Sieg holen konnte, war man doch einigermaßen überrascht. Red Bull, Ferrari, Mercedes – mit denen hatte man gerechnet, aber Lotus? Dabei hatte das Team im Winter schon angedeutet, dass man mit dem E21 ein wirklich gutes Auto in der Hand hatte. Wie Red Bull und Mercedes hatte man sich für eine Evolution des Vorjahreswagen entschieden und noch einmal versucht, den Reifenverschleiß zu drücken. Vor allem damit konnte Lotus zum Start der Saison glänzen, denn vom reinen Speed her kam das Team noch nicht ganz mit. Was den E21 auszeichnete, waren seine Fähigkeiten über die Distanz.

Lotus hatte sich bei der Grundabstimmung für einen Kompromiss entschieden. Um die Langlebigkeit der Reifen zu gewährleisten, verzichtete man in der Qualifikation darauf, die Reifen zu sehr zu belasten. Man rechnete damit, dass ein Platz in den Top 5 für Räikkönen reichen würde, um am Ende um den Sieg fahren zu können. Das Problem an der Sache war nur, dass Ferrari einen ähnlichen Weg eingeschlagen hatte und Red Bull gleichzeitig das Kunststück gelungen war, dass man sowohl in der Quali als auch im Rennen schnell sein konnte. So rutschte vor allem Räikkönen meist ans Ende der Top 10, von wo aus er kaum eine Chance hatte, um den Sieg zu kämpfen.

Ein weiteres Problem von Lotus war die totale Fixierung auf den Finnen bis zum Sommer. Gerade zu Beginn der Saison hatte man das Gefühl, dass man Romain Grosjean als klare Nummer Zwei behandelte. Räikkönen bekam neue Teile zuerst und er wurde bei der Strategie bevorzugt. Tatsächlich war Räikkönen zunächst auch besser als der Franzose, immerhin schlug er ihn auch im Quali-Duell mit 10:7. Die Konzentration auf den Finnen hatte allerdings auch andere Gründe. Denn so lange es Lotus gelang, Räikkönen unter den Top 3 zu halten, so lange man in jedem Rennen Chancen auf Siege und den WM-Titel hatte, so lange blieb man auch im Gespräch und konnte neue Sponsoren anziehen.

Doch im Verlauf des Jahres wurde auch klar, dass die finanziellen Probleme von Lotus sich nicht einfach mit ein oder zwei neuen Sponsoren würden lösen lassen. 2012 hatte man das Jahr mit einem Verlust von mehr als 60 Millionen Dollar abgeschlossen und damit einen neuen Rekord in der Formel Eins aufgestellt. Die Sponsorenaufkleber wurden 2013 auch nicht mehr und hinter den Kulissen versuchte der Eigner GenII, das Team teilweise zu verkaufen. Womit dann die unsägliche Geschichte um die arabischen Sponsoren startete, die ja bis heute nicht ausgestanden ist. Kein Mensch weiß, ob „Quantum“ nun die 35 % Anteile des Teams bezahlt hat, oder nicht. Dass Lotus sich Pastor Maldonado ins Team geholt hat, spricht eher dafür, dass man versucht, eine weitere Saison zu überleben.

Die finanziellen Sorgen führten auch dazu, dass man in der Entwicklung nicht mit Mercedes, Ferrari und Red Bull mithalten konnte. Man steckte zwar alles, was man hatte, ins Auto und bezahlte sogar das monatliche Gehalt von Kimi Räikkönen nicht mehr, aber es half dann doch nicht. Ebenso wenig die sehr teure Verlängerung des Radstandes beim E21, für die man sogar einen zweiten Crashtest bei der FIA einlegen musste. Der E21LWB kam kaum zum Einsatz und war auch nicht schneller als die Normalversion des E21. Nachdem Räikkönen weg war, mottete Lotus den Wagen komplett ein.

Dass ein wenig Traurige an der Saison von Lotus ist, dass man es durchaus in der Hand hatte, von Red Bull, Mercedes und Ferrari aber einfach mit Geld ausgekontert wurde. Dennoch hat das Team eine sehr gute Leistung erbracht, vor allem wenn man bedenkt, dass man vermutlich kaum mehr als 150 Millionen Dollar zur Verfügung hatte. Da muss man Eric Boullier schon ein Kompliment aussprechen.

An den Fahrern hat es auch nicht gelegen. Gut, Kimi war am Ende der Saison etwas genervt. Davon, dass der E21 zu langsam war. Davon, dass Lotus ihn nicht bezahlt hat. Sein Ausstieg vor den letzten beiden Rennen war unschön und, ehrlich gesagt, auch etwas unfair. Immerhin hatte ihm Lotus kein schlechtes Auto vor die Tür gestellt. Aber der Finne wollte sich für Ferrari in Form bringen und zog offenbar die Operation an seinem Rücken um vier Wochen nach vorne, um schneller wieder fit zu sein. Abgesehen davon gab es an der Performance von Räikkönen wenig zu meckern. Er lieferte famose und sehr klug gefahrene Rennen ab, er holte einen Sieg und blieb lange im Rennen um den WM-Titel. Sein Wechsel zu Ferrari kam überraschend, aber war aus seiner Sicht nachvollziehbar. Denn hier bekommt er zumindest seinen Lohn bezahlt.

Überraschung des Jahres war für mich, neben Nico Hülkenberg, aber Romain Grosjean. Zum Start der Saison ging er etwas unter, aber nachdem sich die Stimmung zwischen Lotus und Räikkönen verschlechterte und das Team sich mehr auf den Franzosen konzentrierte, stimmten auch dessen Leistungen wieder. Geholfen hat wohl auch die Änderung der Reifen zur Mitte der Saison, denn vorher hatte der Franzose mit seinem etwas härterem Fahrstil einige Probleme. Am Ende der Saison zeigte er aber endlich mal genau die Leistungen, die man sich eigentlich von ihm wünscht. Und die man ihm auch immer zugetraut hat.

Für 2014 sehe ich Lotus in schwierigen Zeiten. Die Finanzen sind immer noch nicht geklärt, die Zukunft des Teams ist also mehr als unsicher. Grosjean wird Maldonado vermutlich um die Ohren fahren und er wird derjenige sein, der das Team mit guten Ergebnissen über Wasser halten muss. Noch mal so eine gute Saison wie 2013 wird dem Team vermutlich nicht gelingen.

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