Im Gegensatz zu seinen üblichen Runs kurz vor Schluss in die Top 11 dominierte Kevin Harvick mal ein Rennen nach Belieben. Wenige Konkurrenten konnten überhaupt mithalten und so ging der Sieger mit 224 von 312 möglichen Führungsrunden über Los. Ob das der Effekt war, den NASCAR mit ihren neuen Regeln erreichen wollte?
Ja gewiss, es ist noch etwas früh, um den Teufel an die Wand zu malen, aber wenn Kevin Harvick ein komplettes Rennen derart dominiert, dann muss irgendwas faul sein. Die fünftausendstel Sekunden, welche dem Stewart-Haas-Neuzugang zum Sprung in Q2 fehlten, holte er im Rennen quasi mit Lichtgeschwindigkeit wieder auf. Nach 74 Runden konnte die aus der ersten Reihe gestartete und bis dahin souveräne Penske-Armada die Segel streichen und die Plätze hinter Harvick beziehen. Zwar folgten auf die Competition-Caution in Runde 35 (wegen der eigentlich ausgeschlossenen Regenfälle der Wüstennacht) noch sieben weitere Gelbphasen, aber der Chevy mit der #4 setzte sich jedes Mal mit Leichtigkeit durch, auch wenn Harvick hinterher gestand, durchaus etwas nervös gewesen zu sein.
Zwischenzeitlich erlebten die Cup-Piloten aber einen unglaublich langen Green-Flag-Run über gut 120 Runden, in dem sich das Feld sortierte und die Top 10 in Überrundungsgefahr gerieten. Eine Debris-Caution war dann das Mittel der Wahl, um die Boliden wieder aufzureihen. Weil Gelbphasen einer alten Weisheit zufolge bekanntlich weitere Gelbphase gebären, gerieten Danica Patrick und Justin Allgaier aneinander. Der Unfallhergang konnte von FOX leider nicht so ganz aufgeklärt werden, doch Patrick zersägte sich bei der Aktion mindestens einen Kotflügel, was kurz danach für einen Reifenplatzer sowie im Anschluss für eine weitere Caution sorgte. Der zweite Crash im zweiten Rennen, wenn man es so gemein sagen will. Ich denke aber, dass man ihr durchaus noch etwas mehr Zeit geben sollte und zwar vor allem, weil es im engen Rookie-Mittelfeld eben recht unsicher zugeht.
Vor den nächsten beiden Gelbphasen, die wieder aufgrund von Trümmerteilen ausgerufen wurden, gab es erneut eine längere Fahrt unter grüner Flagge. Dann drehte sich David Gilliland um und kurz vor Schluss sorgte Kurt Busch mit seinem Motorschaden für etwas Flüssigkeit auf der Strecke und einen Sprint über die letzten acht Runden. Die Probleme am Aggregat der #41 deuteten sich schon weit vorher an und Busch fuhr zu diesem Zeitpunkt schon gnadenlos hinterher und hatte sich bereits mehrere Runden Rückstand eingefangen. Schon interessant, dass es bei der einen Hälfte von Stewart-Haas Racing also mal gar nicht lief, während Kevin Harvick vorne allen anderen Piloten um die Ohren fuhr. Auch vom nach wie vor nicht 100%-ig fitten Tony Stewart war innerhalb der Top 10 übrigens nichts zu sehen. Mit Platz 16 zeigte Smoke seinen Nachholbedarf.
Während vorne Kevin Harvick dem Sieg entgegen gondelte, fuhren sich die Kontrahenten dahinter den Allerwertesten um die goldene Ananas ab. Dale Earnhardt Jr. kam schließlich in einem äußerst konstanten Rennen noch vor der ebenfalls sehr starken Truppe von Penske Racing in Person von Brad Keselowski und Joey Logano über die Linie. Dahinter platzierte sich das Hendrick-Duo aus Jeff Gordon und Jimmie Johnson, die ebenfalls nur den Schlüssel zur Konstanz, nicht aber denjenigen zur Victory-Lane in Händen hielten. Die unauffälligen Fahrer dahinter lesen sich bis Platz 10 wie folgt: Ryan Newman, Carl Edwards, Kyle Busch und Jamie McMurray. Bester Rookie wurde Kyle Larson auf der 20.
Wie anfangs erwähnt ist es wohl noch zu früh, auf die NASCAR einzuschlagen, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Phoenix am Sonntag eine Tendenz für die nächsten Rennen aufgezeigt hat. Der neue und höhere Heckspoiler bekommt der Aerodynamik der Fahrzeuge meiner Meinung nach überhaupt nicht. Die Plätze waren im Prinzip in Stein gemeißelt, der Führende in der Clean-Air nicht mehr einzuholen. Zu groß war der aerodynamische Grip, der sich dann in Dirty-Air für das Verfolgerfeld äußerte. Sehr gut erkennen konnte man das an den teilweise haarsträubenden Linien in Turn 3 und 4, wo der Apron ohne Probleme befahren werden konnte, um die Strecke abzukürzen. Besonders deutlich könnten diese Effekte demnächst in Las Vegas und Fontana zu sehen sein. Martinsville und Bristol werden sich eher durch andere Effekte hervortun, denn hier kommt es klar auf die Bremsen und nicht auf die Luftströmung um das Auto an.
Gut, die NASCAR-Geschosse sind schwer zu fahrende Gefährte, aber in Phoenix konnte man sehen, dass der Abtrieb wieder reduziert werden muss. Ob ich hier den Teufel zu früh an die Wand male, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Ich hoffe jedenfalls, dass ich mich geirrt habe.
Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Es folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).