Für mächtig viel Gesprächsstoff sorgte am vergangenen Wochenende der Saisonauftakt der V8 Supercars in Adelaide. Im Mittelpunkt standen dabei die turbulenten Restarts sowie eine umstrittene Strafe gegen Jamie Whincup.
Ins Blickfeld rückte vor allem die sogenannte „Acceleration Zone“ (AZ) auf der Start-Ziel-Geraden, in der der jeweils Führende beim Restart beschleunigen darf. Dieser Restart-Modus funktionierte allerdings nicht immer reibungslos, da einige Fahrer schon schneller als mit den für Adelaide vorgegebenen 60 Stundenkilometern auf die AZ zufuhren. Ein weiteres Problem: Sobald der Führende die AZ erreichte und beschleunigte, fächerte das Feld aus, sodass man teilweise zu dritt nebeneinander in die Senna Chicane fuhr. Was dann zwangsweise passieren musste, sah man vor allem im dritten Rennen. Doch der Reihe nach…
Rennen 1
In der Quali hatte sich Titelverteidiger Jamie Whincup die Pole Position gesichert, vor Craig Lowndes und Mark Winterbottom im besten Ford. Hinter ihnen landeten James Courtney, Scott McLaughlin und Shane van Gisbergen.
Das Rennen begann recht chaotisch, denn der Ford von Chaz Mostert (Startplatz 11) gab schon direkt nach dem Start erste Rauchzeichen von sich und kurz danach sah man ihn schon in einem Reifenstapel stecken: Mostert war auf seinem eigenen Öl ausgerutscht. Er konnte sich zwar noch an die Box retten, doch der Tag war für ihn gelaufen.
An der Spitze hingegen bleib alles ruhig. Lowndes konnte sich beim Start an die Spitze setzen und auch Shane van Gisbergen konnte von Platz sechs auf drei vorfahren.
Bereits in Runde vier eröffnete dann Whincup die Phase der Pitstops, als er sich vier neue Reifen aufziehen ließ. Während bei ihm alles glatt lief, hatte Teamkollege Lowndes wieder weniger Glück. Er holte sich zwar nur zwei neue Hinterreifen, doch weil man hinten rechts den Reifen nicht direkt abgezogen bekam, verlor er viel Zeit und fiel wieder hinter Whincup zurück.
Nach den Pitstops passierte nicht mehr allzu viel. Es kam zwar vereinzelt noch zu Positionskämpfen, doch die meisten Plätze waren schon vergeben. Lediglich Todd Kelly hatte anscheinend mit seinem Reifensatz zu kämpfen und wurde in der Schlussphase noch von Platz sieben auf 16 durchgereicht.
Jamie Whincup fuhr also einen ungefährdeten Sieg nach Hause, und landete am Ende vor Craig Lowndes und Shane van Gisbergen. Mark Winterbottom und Fabian Coulthard machten die Top fünf komplett. Lobend erwähnen sollte man noch Rick Kelly, der in seinem Nissan ein fehlerfreies Rennen fuhr und nach Startplatz 14 noch auf den sechsten Rang fuhr.
Scott McLaughlin sicherte Volvo in ihrem Debütrennen mit Platz sieben gleich ein Top-Ten-Resultat, doch er sollte vor allem noch im zweiten Rennen von sich Reden machen.
Die Highlights zu Rennen 1 sind zur Zeit nicht auffindbar, werden aber nachgereicht, sobald sie doch noch auftauchen sollten.
Rennen 2
Scott McLaughlin sorgte bereits in der Quali zum zweiten Rennen für Aufmerksamkeit, als er seinen Volvo auf Platz zwei stellen konnte und sich lediglich Lowndes geschlagen geben musste. Von drei startete Whincup, gefolgt von Bright und Winterbottom. Auf Platz sechs tauchte dann bereits in Gestalt von Lee Holdsworth der erste Mercedes auf.
Den besten Start erwischte Lowndes, der sich schnell von seinen Verfolgern absetzen konnte. Hinter ihm konnte sich McLaughlin zwar anfangs gegen Whincup wehren, musste ihn aber bereits in der zweiten Runde ziehen lassen, sodass die beiden Red Bulls nun in Führung lagen.
Kurz darauf, ab Runde fünf, kamen erneut relativ früh die ersten Fahrer zum Reifenwechsel an die Box, unter ihnen auch Whincup. Diesmal sollte der Fehlerteufel bei ihm zuschlagen, denn ihn hielt das exakt gleiche Problem auf, welches bereits Craig Lowndes im ersten Rennen den Sieg kostete. So kam er auf Platz 18 wieder auf die Strecke zurück und hielt sich mit Kämpfen gegen Pye, Holdsworth und Courtney auf.
Whincup war gerade an dieser Gruppe vorbeigezogen, als es zwischen Courtney und Holdsworth zu einer Kollision kam, bei der sich Courtneys Beifahrertür löste und schließlich an der Box abgenommen werden musste. Am Ende sollte es nur zu Platz 18 reichen. Zudem sah die Rennleitung die Schuld bei ihm und zog ihm nach dem Rennwochenende noch 25 Meisterschaftspunkte ab.
Da nach diesem Zwischenfall noch jede Menge Teile auf der Strecke lagen, entschied man sich, das Safety Car rauszuschicken.
Nach dem Restart in Runde 15, der ohne Probleme vonstatten ging, machte dann van Gisbergen auf sich aufmerksam. Nur von Rang 15 gestartet versuchte er nun, Schadensbegrenzung zu betreiben, was ihm allerdings nicht wirklich gelingen sollte. Erst drehte er bei einem Überholversuch Scott Pye um, wofür er prompt eine Drive-Through-Penalty aufgebrummt bekam. Später versuchte er dann, an Tim Slade vorbeizugehen, wurde dann aber selber aus dem Weg geräumt. So sollte es dann nur zu Platz 16 reichen. Gemessen an seinen Möglichkeiten ein verkorkstes Rennen für ihn.
Weiter vorne war zwischen McLaughlin und Whincup ein erbitterter Kampf um den zweiten Platz entbrannt. Rundenlang wehrte McLaughlin jeden Angriff ab, und in der letzten Runde sah es dann tatsächlich so aus, als ob Whincup das bessere Ende für sich haben sollte. In Kurve neun konnte er sich neben den Neuseeländer setzen, der aber einfach nicht locker lassen wollte. Nachdem die beiden dann bis zur letzten Kurve nebeneinanderher gefahren waren, verschätzte sich Whincup und ließ so die Tür für McLaughlin sperrangelweit offen. McLaughlin konnte so doch noch den zweiten Platz herausfahren.
Craig Lowndes war da schon lange im Ziel und feierte seinen Sieg.
Winterbottom wurde im besten Ford Vierter, vor Coulthard, Mostert und Tander. Coulthard und Tander schafften es dabei, im Vergleich zu ihren Startplätzen, im Rennen ganze elf Positionen gutzumachen.
Highlights Rennen 2:
https://www.youtube.com/watch?v=qBCmGCiFuYA
Und weil es so schön war, nochmal die letzte Runde samt Interview mit Scott McLaughlin:
Rennen 3
Beim letzten Rennen des Wochenendes startete Shane van Gisbergen von ganz vorne, vor Whincup und Tander. Von einem starken vierten Platz ging Rick Kelly in seinem Nissan ins Rennen.
Whincup kam beim Start am besten vom Fleck und überholte van Gisbergen noch vor Turn 1. Hinter ihnen gerieten Rick Kelly und Tander aneinander. Kelly touchierte bei dieser Aktion einen der Reifenstapel in der Senna Chicane und konnte in der Folge nicht mehr die Pace der Führenden mitgehen und hing auf dem vierten Platz fest.
Mitten in die Phase der ersten Boxenstops fiel dann die erste Caution des Tages, als in der zehnten Runde Will Davison nach einer Berührung mit James Moffat in der Mauer von Turn 8 landete.
Shane van Gisbergen und Rick Kelly waren die einzigen, die die Gelbphase nicht für einen Stop nutzten, und führten nun das Feld zum Restart. Nun kam es zu der Szene, die auch noch Tage danach für Diskussionen sorgt. Sowohl Kelly als auch van Gisbergen fuhren schneller als erlaubt in die oben bereits erwähnten Acceleration Zones, wofür sie später mit einer Durchfahrtstrafe belegt wurden. Hinter ihnen fächerte das Feld aus und Tim Slade, Jason Bright und Garth Tander versuchten, zu dritt nebeneinander durch die Schikane zu fahren. Das Nachsehen bei dieser Aktion hatte Bright, der von Tander in einen Überschlag geschickt wurde und, nachdem er noch in den Fangzaun geflogen war, auf dem Dach liegenblieb. Bright blieb zum Glück unverletzt, sein Auto war hingegen nur noch ein einziger Schrotthaufen.
Neben Bright wurden Pye und Mostert in den Unfall verwickelt, die ebenfalls ausschieden.
In Runde 19 versuchte man es dann mit dem nächsten Restart, diesmal ging jedoch alles gut. Lediglich zwischen Percat und Winterbottom kam es zu einer Berührung. Frosty landete zwar im Reifenstapel, konnte aber weiterfahren.
Das Feld stand wohl noch unter dem Eindruck des Unfalls von Bright und es ging bis zur Phase der zweiten Pflichtstopps wesentlich ruhiger zu.
Diese sorgten allerdings für neuen Gesprächsstoff, denn plötzlich untersuchte die Rennleitung den letzten Boxenstopp des bis dahin in Führung liegenden Whincup. Der Grund: Der Car Controller (oder auch „Lollipop-Mann“) hatte beim Stopp am Kotflügel gezogen. Die Regeln besagen aber, dass er das Auto nicht berühren darf. Die Red-Bull-Teamleitung wollte das nicht wahr haben und diskutierte rundenlang mit der Race Control, konnte eine Durchfahrtsstrafe gegen Whincup aber nicht mehr verhindern.
So war die Bahn frei für James Courtney, der sich in dem ganzen Trubel unbemerkt von Platz 15 nach vorne gearbeitet hatte.
Whincup hatte nun mächtig Wut im Bauch und versuchte, wenigstens noch ein paar Positionen gutzumachen. Zwölf Runden vor Schluss lag er auf Platz sieben und versuchte in Turn 9 an Caruso vorbeizugehen. Doch Whincup ließ sich zu einem seltenen Fehler hinreißen und rutschte in Caruso hinein. Dabei zerstörte er nicht nur dessen Radaufhängung, sondern auch seine eigene. Am Ende landeten die beiden lediglich auf den Rängen 14 und 15. Zudem wurden Whincup 25 Meisterschaftspunkte abgezogen.
Kurz vor Ende des Rennens kam es nochmals zu einer Gelbphase, da McLaughlin sein Auto aufgrund einer defekten Batterie abstellen musste.
Nach dem Restart in Runde 70 sorgte Nick Percat für Aufregung. Er schien schon auf dem Weg zu einem Platz unter den ersten drei, als er in Turn 8 in die Mauer knallte und so sein Rennen vorzeitig beenden musste.
James Courtney blieb von alldem unbeeindruckt und gewann verdient vor Craig Lowndes und Shane van Gisbergen. Auf den Plätzen vier und fünf landeten Fabian Coulthard und Rick Kelly. „Men of the race“ waren, neben dem Sieger Courtney, eindeutig Rick Kelly und van Gisbergen, die nach ihren Strafen noch auf 12 und 15 lagen.
Highlights Rennen 3:
https://www.youtube.com/watch?v=VPpjTHTdfSM
Weiter geht es bei den V8 Supercars am Wochenende vom 14. bis 16. März im Rahmen des Formel-1-GP in Melbourne. Die Rennen dort gehören allerdings (noch) nicht zur Meisterschaft, weswegen es von uns dazu auch keine Berichterstattung geben wird. Beim Tasmania 400 (28.-30.3.) steigen wir dann wieder ein.
Zum Abschluss gibt es an dieser Stelle wie immer die Links zur Fahrer- und Teamwertung von den Kollegen von V8Dailydump.