Das Millionengrab am Nürburgring hat einen neuen Besitzer. Was mit der Rennstrecke passiert, ist unklar.
Nun ist es also passiert. Der Nürburgring, seit seinem Bestehen in öffentlicher Hand, wurde an einen Privatinvestor verkauft. Capricorn heißt der Gewinner, eine eher kleine deutsche Firma, die der Automobilindustrie zuliefert. Zwar ist der Verkauf noch nicht durch die EU abgesegnet, aber es ist unwahrscheinlich, dass die EU nach dem ganzen Gerangel dem Vertrag nicht zustimmt. Klar ist auf jeden Fall: Das sinnlose Eifeldorf und die noch sinnlosere Achterbahn werden wieder abgerissen. Aber was bedeutet das alles für den Ring und die Gemeinden drum herum?
Bei den „Save the Ring“-Organisatoren stößt der Verkauf auf wenig Gegenliebe. Man hätte es lieber gesehen, wenn entweder der ADAC zusammen mit der deutschen Automobilindustrie die rauchenden Reste gekauft hätte oder die ganze Sache in der Hand des Staates geblieben wäre. Die Insolvenzverwalter haben anders entscheiden. Teils, weil der staatliche Druck hoch war, teils, weil die Verwalter nicht anderes konnten, als das beste Angebot anzunehmen. Und es hätte, zumindest auf dem Papier, schlechter kommen können. Denn Capricorn verspricht einen „Automobil Technology Cluster“ zu entwickeln. Gemeint ist, dass man das Testcenter für die Hersteller weiter ausbaut. Ob das Geld bringt? Vermutlich zumindest mehr, als bisher mit dem Eifel-Dorf erwirtschaftet wurde.
Ich kann die Wut der Anwohner verstehen, vor allem, weil das gesamte Konzept des Um- und Ausbaus von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Ein „Eifel-Dorf“ mitten in der Eifel hätte jedem Planer schon eine Warnung sein müssen. Wen sollte das interessieren? Und wer sollte quer durch die Eifel fahren, um Achterbahn zu fahren? Die verantwortlichen Politiker, die nach dem Desaster nicht mal das Rückgrat hatten, ihre Fehler einzugestehen, haben den selbst angerichteten Schlamassel unschön von sich geschoben. Verantwortung? Sollen andere machen. Ein Armutszeugnis.
Ich bin aber kein Freund davon, die neuen Besitzer, die ab dem 01.01.2015 den Laden übernehmen werden, jetzt schon zu verteufeln. Sollen sie erst einmal ein Konzept vorlegen, sollen sie erst einmal schauen, was zu tun ist. Ich kann die frustrierten Anwohner zwar verstehen, aber ehrlicherweise muss man auch feststellen, dass es kaum Alternativen zum Verkauf gegeben hat. Klar – es wäre nett gewesen, wenn das Land weiter gemacht hätte, aber wie oben schon erwähnt, hat das Land kein Interesse daran, den eigenen Mist auszubaden.
Und die Frage ist auch, ob das Land überhaupt in der Lage gewesen wäre, den seit Jahren defizitären Nürburgring in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass der Ring in großen finanziellen Schwierigkeiten ist. Seit Mitte der 90er gibt es immer wieder finanzielle Probleme, die enormen Kosten, die auch die Nordschleife verursacht, wieder rein zu bekommen. Auch in Sachen Zuschauerzahlen sieht es ja, trotz guter Veranstaltungen, nicht mehr gut aus. Die Zeiten, an denen knapp 100.000 Zuschauer zu den Traditionsrennen kamen, sind lange vorbei. Seitdem viele Rennen im TV und neuerdings übers Netz zu sehen sind, bleiben viele Menschen eben einfach zu Hause. Einzig die Formel Eins, der Truck GP und „Rock am Ring“ scheinen die Massen noch an die Strecke zu bringen. Wenn aber die Zuschauer wegbleiben, verlieren alle. Der Ring, die Anwohner, die Gemeinden.
Vielleicht ist daher die Idee von Capricorn, aus dem Nürburgring ein Technologiezentrum für die Automobilindustrie zu schaffen, gar nicht so schlecht. Die Voraussetzungen sind ja durch das weiter wachsende Gewerbegebiet in Meuspath da, das Know-how ebenfalls. Wenn es gelingt, den Ring zumindest teilweise über diese Strategie zu finanzieren, wenn es gelingt, weitere Hersteller und Zulieferfirmen an den Ring zu locken, wäre zumindest mal Ruhe im Karton. Und immerhin müssen die Anwohner bei Capricorn keine Angst haben, dass weitere Hotels und Gaststätten gebaut werden. Die Hoffnung, dass das würdelose Trauerspiel um die schönste Rennstrecke der Welt endlich zu Ende ist, bleibt zumindest für den Moment bestehen.
2 Kommentare
Als „Anwohner“ muss ich aber ehrlich zugeben, dass ich sehr gerne am Wochenende mit Freunden z.B. im Eifeldorf bzw. Eifelstadl gefahren bin und auch das Essen dort oben immer sehr gut war. Das die Uschi Schmitz etc. gewettert haben kann ich absolut verstehen, da Sie natürlich als Gastronomischer Betrieb natürlich Probleme hatten. Aber gerade das Eifeldorf hätte als Eventlocation funktioniert, wenn mehr Veranstalter dort den Mut für Events gehabt hätten und es insgesamt was „freundlicher“ gestaltet worden wäre… Gerade das Eifeldorf ist doch daran „gescheitert“ das es vorallem kaputt geschrieben wurde… Überall finden sich in der Eifel „Gastronomische Betriebe“ die Oh-Wunder funktionieren, aber z.B. nichts für Jugendliche die jetzt z.B. die 60 oder mehr KM nach Koblenz oder die 100 KM nach Köln gondeln dürfen. Man hätte das Eifeldorf an einen eigenen Privateninvestor geben sollen. Das Capricorn den Ring an sich hat, finde ich vollkommen ok. Aber die „Kirmesmeile“, die ich gar sehe (jeder der mal bei Regen in Spa war, weiß was ich meine) fand ich immer als sehr Einladend und auch freundlich.
Was mich am meisten immer gestört hat, was das Museum, was keines mehr war. Hier hätte es die Chance gegeben ein richtig bedeutsames Haus zu errichten mit der ganzen deutschen Motorsportgeschichte als dieses Indoor-Park. Das Kino wiederum nutze ich sehr gerne und oft… War in den letzten 2 Jahren dort in 7 Filmen und es waren auch immer 40 – 100 Leute mit im Saal. Mehr sind es in Mayen, in der Stadt, auch nicht…
Das Eifelstadl ist übrigens eine coole Location ;-). Wir haben da schön abgegroovt bei unserer Weihnachtsfeier ;).
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