Mit den 12h von Sebring steht ein weiterer Langstreckenklassiker auf dem Programm der USCC. Dank der neuen BoP-Einstufungen ist das Rennen zwischen den DPs und den LMP2 komplett offen.
Nach den 24h von Daytona im Januar war die Stimmung bei den LMP2-Teams nicht gerade gut. Mehr als eine Sekunde hatte man pro Runde auf die DPs verloren, und mit dem Sieg hatte man nichts zu tun. Hinter den Kulissen verlangte man Änderungen am Reglement, die IMSA gab sich etwas hilflos und warf ein, dass das Rennen in Sebring ganz anders laufen würde. Daytona sei eben ein Sonderfall. Das war sicher richtig, aber die IMSA ließ die DPs auch ohne den neuen Diffusor antreten, was dazu führte, dass die DPs auf den langen Geraden so schnell waren. Für Sebring hat man die DPs mit einem komplett neuen Aero-Paket ausgestattet, damit die LMP2, die mit der Le Mans Aero unterwegs sind, nicht Kreise um die DPs fahren. Im folgenden Video erklärt Michael Shank, was so alles neu ist am Daytona Prototyp:
Die Finnen vorne hat man bisher nicht gesehen und sie machen die Wagen nicht gerade schöner (Geschmackssache). Was sie aber vor allem machen: Das Leben für die Fahrer schwerer. Die Finnen sind extrem wichtig für den Abtrieb vorne. Wie man aus der DTM weiß, brechen die Finnen bei einer Berührung schnell ab und man verliert viel Zeit. Weil der neue Diffusor hinten so viel Druck erzeugt, benötigt man logischerweise auch Abtrieb vorne, sonst rutscht das Fahrzeug zu stark über die Vorderachse. Das Aero-Paket ist bei Rileys etwas größer ausgefallen als bei den etwas neueren Chevrolet-Chassis, aber die Finnen findet man auch bei denen. Alles in allem bietet das neue Paket den DPs die Chance, mit den LMP2 mitzuhalten. Die wiederum haben durch die Abrüstung auf die Le Mans Aero einiges verloren. Im letzten Jahr betrug die schnellste P2-Zeit (HPD) 1:51.159min. Dieses Jahr kam der Oak-Nissan auf 1:52.086min. Also hat man eine knappe Sekunde verloren. Der schnellste DP war der Action Express mit 1:51.917min. Einen Vergleich gibt es für die DPs in Sebring leider nicht. Man konnte in der Qualifikation am Freitag aber sehen, dass die Balance of Performance einigermaßen geglückt ist. In den ersten vier Reihen stehen die LMP2 und die DPs nebeneinander und man liegt innerhalb von 1,5 Sekunden
Sorgen macht den DP-Teams aber die Frage, ob sie in der Lage sind, über die Renndistanz die Pace zu halten. Ein Grundproblem ist das 150 Kilo höhere Gewicht der DPs (1050 zu 900kg). Das höhere Gewicht sorgt bei vergleichbarem Abtrieb vor allem für mehr Verschleiß bei den Reifen und den Bremsen. Continental geht davon aus, dass die Reifen bei hohen Temperaturen die DPs etwas benachteiligen. Die Bremsen sollten kein Problem sein, da die DPs größere Carbonscheiben bekommen haben.
Man liegt also eng zusammen, was für ein 12h Rennen natürlich schon mal ein gutes Zeichen ist. In den vier Trainigssession hat sich gezeigt, dass die LMP2 im ersten, eher engeren Teil der Strecke besser gehen, im zweiten Teil der Strecke mit den langen Geraden sind die DPs besser. Überholen wird aber dennoch nicht leicht.
Die LMP2 von Oak, Extreme und Muscle Milk haben also gute Chancen auf den ersten Sieg, wenn sie die Tortur in Sebring problemlos durchhalten. Da es mehr DPs im Starterfeld gibt, ist die Chance auf einen weiteren Sieg der Daytona Prototypen aber recht groß.
LMPC
In Daytona wurden sie als Geheimtipp gehandelt, verloren aber zu viel Zeit. In Sebring sollte es ähnlich sein. Dem schnellsten LMPC fehlten am Ende in der Quali knapp drei Sekunden, was viel zu viel ist, damit man vorne reinfahren kann. Aber die LMPC sind zäh und sollten die Rüttelstrecke von Sebring gut aushalten. Und so weit weg vom Ende des DP-Feldes ist man nicht. Durchaus möglich, dass man je nach Verlauf des Rennens in die Top 10 vordringen kann.
GTLM
Kaum Neuigkeiten in der GTE/LM-Klasse der USCC. In der Qualifikation zeigten sich die Werks-Porsche sehr schnell, allerdings saßen ihnen die BMW Z4 von RLL im Genick. Die waren in Daytona nicht wirklich gut unterwegs, einfach weil ihnen auf der Geraden die Höchstgeschwindigkeit fehlte. In Sebring profitieren die Z4 von ihren hohen Abtriebswerten, was sie in der Quali auch umsetzen konnten. Die beiden Autos landeten hinter dem Porsche auf P2 und P3. Auf P4 liegt der zweite Porsche. Die neuen Corvette sind weiterhin noch nicht so richtig in Schwung gekommen, haben aber immerhin die beiden Viper hinter sich gelassen. Im Renntrim sollten die Corvette um den Sieg mitfahren können. Bleiben die Ferrari. Der Krohn-Ferrari wird mit dem Sieg nichts zu tun haben, der Risi vermutlich auch nicht. Nachdem man den in Daytona völlig zerstörten F458 wieder aufgebaut hatte, durfte die Mannschaft am Donnerstag schon wieder die Flex rausholen, weil Malucelli einen recht heftigen Abflug hatte.
Wie üblich liegen die Fahrzeuge sehr eng zusammen. Dank der häufigen Unterbrechungen in Sebring wird man vermutlich wieder bis in die letzten Runde um den Sieg kämpfen.
GTD
Die „kleine“ Klasse stellt mal wieder das größte Starterfeld. Eine ganze Armada von Porsche GT3 (11 Stück, einer fehlt schon wegen eines Unfalls) dürfte für viel Abwechslung sorgen. Allerdings ist das Feld sehr ausgeglichen unterwegs. Der Z4 mit Cameron/Dalla Lana/Palttala/Lewis fuhr knapp die schnellste Zeit vor dem Porsche mit MacNeil/Keen/Frommenwiler. Dahinter lauert fast das gesamte Herstellerfeld von Aston Martin und Ferrari. Gleich 15 Fahrzeuge liegen hier innerhalb von einer Sekunde, was klar macht, wie eng es hier zugehen wird. Im vorderen Starterfeld fehlen allerdings die Audi R8 LMS, die in Daytona noch so gut unterwegs waren. Ich habe geschaut, ob es Änderungen an der BoP gegeben hat, die IMSA hat dazu aber nichts offizielles auf der Webseite. (Wenn jemand dazu etwas findet, bitte in den Kommentaren melden.) Kann gut sein, dass es dem R8 in Sebring schlicht an Abtrieb fehlt.
Übertragung
Die IMSA wird für die Europäer netterweise wieder einen Livestream über die gesamte Länge des Rennens zur Verfügung stellen. Los geht es um kurz nach 15:00 Uhr deutscher Zeit.
Entrylist (pdf)
Ergebnis der Qualifikation (pdf)
Bilder: “Courtesy of IMSA”
3 Kommentare
Ist das mit dem Livestream über die gesamte Dauer sicher? Die verlinkte Seite erweckt eher den Anschein, als würden die ersten Stunden nur von FOX im TV übertragen und der Livestream dann später übernehmen…
Für Zuschauer außerhalb der USA sollte es einen kompletten Livestream dort geben. Hat die IMSA angekündigt. Ansonsten mal in den Chat schauen, da dürfte der Link auch auftauchen.
[…] hatten in der Vorschau darauf hingewiesen, dass über die Distanz die LMP2 gegen über den Daytona Prototypen einen leichten Vorteil haben […]
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