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Formel Eins: Kommentar GP Australien 2014 – Luft nach oben

von DonDahlmann
4 Kommentare

Das erste Rennen in einer neuen Ära – und nicht alle sind wirklich happy damit. Auch die Racingblog-Leser sind geteilter Meinung.

F1_Rennen_Australien_2014_2014_00007Es war kein schlechtes Rennen in Melbourne, aber, und da muss man ehrlich sein, es war auch nicht sonderlich gut. Vorne tat sich wegen der immensen Dominanz von Mercedes überhaupt nichts. Was auch daran lag, dass Hamilton leider schon sehr früh ausgefallen ist. Auch dass beide Williams früh in Problemen steckten, sorgte dafür, dass die Spannung etwas auf der Strecke blieb. Dass das Rennen nicht schon in der ersten Hälfte zur Prozession geriet, hat man einerseits Bottas zu verdanken, andererseits auch Nico Hülkenberg, der mit seinem Force India lange den Verkehr aufhielt. So bildete sich zumindest eine nette Kampfgruppe von P4 bis P8. Dahinter riss der Kontakt schnell ab, aber das war in früheren Jahren ja auch nicht anders.

Die Spannung basierte vor allem auf der Frage, ob die Technik halten würde. Was sie zur Überraschung vieler bei den meisten auch tat. Die Ausfälle der beiden Lotus und Caterham kamen nicht unerwartet, ebenso die Tatsache, dass es ein, zwei Topteams erwischte. Das ist etwas, was man in den nächsten Rennen vermutlich häufiger sehen wird und der WM in diesem Jahr vermutlich zu mehr Spannung verhelfen wird. Was man nicht sehen möchte, ist Nico Rosberg, der die nächsten zehn Rennen mit 30 Sekunden Vorsprung gewinnt, aber das wird so wohl auch nicht passieren.

Viel Kritik gab es in Sachen Sound. Um ehrlich sein: Ich bin auch enttäuscht. Auf den ersten Aufnahmen von den Tests klangen die Motoren in Ordnung, über die Tonspur des Fernsehers allerdings dann nicht mehr. Selbst wenn man den Kommentar ausblendete und nur den Ton hörte, der über die Mikrofone am Streckenrand übertragen wurde, wurde es nicht besser. Wobei man sagen muss, dass die Motoren von Renault und Ferrari einigermaßen vernünftig klingen. Leise, aber durchaus gut. Nur der Mercedes klingt wirklich nicht sehr schön. Und onbord hat man das Gefühl, ein Fluxkompensator aus dem 23. Jahrhundert würde da im Hintergrund werkeln. Oder der Warp-Antrieb der Enterprise. Es zischt, es pfeift, es surrt und summt. Allerdings – leise waren die Turbos schon immer, wie folgende historische Aufnahme belegt:


(Renault RS10, 1979)

Ich denke, dass man am Sound etwas machen kann und machen wird. Das sollte auch ein Problem sein, dass man am leichtesten lösen kann.

Das Aussehen der Fahrzeuge stört mich nicht. Gut, der Ferrari ist hässlich. Über Caterham und Force India muss man nicht reden. Aber Rest sieht teilweise richtig gut aus, siehe Williams, Sauber oder Red Bull. Und man wird sich an das Aussehen der Fahrzeuge gewöhnen, genauso wie man sich an Rillenreifen usw. gewöhnt hatte.

Die Formel Eins mutet den Fans gerade sehr viel zu. Neues Design, neuer Sound, neue Regeln. Nicht wenige Fans äußerten sich in unserem Chat eher zurückhaltend. Aber das größte Problem, was ich im Moment sehe, ist die komplizierte Technik. Kaum jemand versteht, was da eigentlich genau vor sich geht, und die Frage, warum man das alles umgestellt hat, steht auch durchaus noch im Raum. Die FIA muss sich die Frage gefallen lassen, warum man nicht wie der ACO gesagt hat: „Hier, 5 Liter Hubraum Maximum, Hybrid mit maximal 120kw, so und so viel Energie pro Runde und Rennen. Viel Spaß.“ Das führt eben zu unterschiedlichen Ideen. Audi hat einen 3.4 Liter V6 Diesel, Porsche einen komplexen V4 Motor Benziner und Toyota (wahrscheinlich) einen 3.4 Liter V8 ohne Turbolader. Diese technischen Freiheiten, diese unterschiedlichen Philosophien, das vermisse ich in der Formel Eins.

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4 Kommentare

Hascherl 17 März, 2014 - 17:38

„“Hier, 5 Liter Hubraum Maximum, Hybrid mit maximal 120kw, so und so viel Energie pro Runde und Rennen. Viel Spaß”. Das führt eben zu unterschiedlichen Ideen. Audi hat einen 3.4 Liter V6 Diesel, Porsche einen komplexen V4 Motor Benziner und Toyota (wahrscheinlich) einen 3.4 Liter V8 ohne Turbolader. Diese technischen Freiheiten, diese unterschiedlichen Philosophien, das vermisse ich in der Formel Eins. “

Dem ist nichts hinzuzufügen…Es könnte so einfach sein in der F1. Wenn endlich mal aktzeptiert werden würde, dass die Formel 1 eine HERSTELLER-Serie ist, bei der sich die Ingenieure nunmal austoben können (und sollen!) hätte die F1 wieder das Standing, dass sie mal inne hatte. So haben wir nun eine kastrierte Formel-Serie, die zwar eventuell grün ist, aber kein Mensch mehr versteht, von den technischen Eckdaten her mau und dafür verdammt teuer ist.

spookyt 17 März, 2014 - 18:27

ich empfand das rennen als gar nicht so schlecht, auch nicht die dominanz von mercedes. aber vielleicht find ich auch einfach alles interessanter als ein dominierender vettel mit dem besten auto im x-ten jahr.

durch die auslegung der motorentechnik auf fünf rennen war eigentlich auch nicht damit zu rechnen dass kapitale probleme beim halben feld auftreten.

sound: sicher er ist anders, leiser, ungewohnt. aber nach ein paar rennen wird man sich daran gewöhnt haben. und ist das unbedingt schlecht? man könnte sich auch fragen wie zeitgemäß technikempfinden ist wenn lautstärke einen zentralen aspekt darstellt. ich wäre daher gegen einen „verlautung“. (btw wieso gibt es keine katalysatoren?)

natürlich könnte man das reglement freigeben. und wer bezahlt das dann? wie vergleichbar sind verschiedene motorkonzepte bzw. was bringt es überhaupt die gleiche systemleistung auf verschiedenste arten zu erzeugen, ausser dass sich aus kosten- und leistungs- und effizienzgründen nicht nach jahren am ende eine lösung als die beste herrausstellt?

DonDahlmann 17 März, 2014 - 18:46

Ich stimme grundsätzlich zu, dass es besser ist, als die Red Bull Dominanz in den letzten Jahren. Und auch beim Sound bin ich tendenziell Deiner Meinung. Dieses Kreissägen-V8-Gejaule mochte ich auch nie. Ich denke, dass man gegen den fehlenden Sound etwas machen wird, das ist technisch auch recht leicht.

Was die ACO Regeln betrifft. Klar, billig ist das nicht. Porsche soll ca. 200 Millionen investiert haben, was immer noch weniger wäre, als das, was Ferrari und Red Bull so rauswerfen. Die Toyota Variante ist zu dem günstiger. Ob man nun 250 Millionen für einen V6 mit höchst komplexen Hybrid-Systemen ausgibt, oder für was anderen ist dann am Ende auch egal. Ich glaube zu dem, dass so ein offenes Reglement mehr Hersteller anziehen würde, als dieses offenbar sehr komplexe Ding, was sie jetzt haben

nona 18 März, 2014 - 08:44

Die Hässlichkeit der Autos ist ein Faktor – aber einer, der mittelfristig die geringere Bedeutung haben dürfte. Zum Einen gewöhnt man sich daran irgendwann, auch wenn es die diesjährigen Ausgaben einem schon schwer machen. Zum Anderen wird sich daran recht bald wieder was ändern, wie uns die Erfahrung lehrt. Aerodynamikkonzepte, -details und -raffinessen ändern sich im Laufe der Saison gemeinhin, und erst recht bis zur nächsten Saison.

Der furchtbare Sound ist ein grösseres Problem. Es ist ja nicht einfach nur „leiser“, es ist vor allem weitaus unrunder, sprotzeliger und tiefer, und auch noch oft durchsetzt vom nervigen Heulen und Singen der ERS-Anlagen. Gerade der tiefere Klang mindert auch den unterbewussten Wahrnehmungswert, denn über den Klang erfährt der Zuschauer einen grossen Teil der Geschwindigkeitssuggestion. Höherer Klang „klingt“ tatsächlich schneller. Verglichen mit dem Kreischen der vergangenen Jahre klingen die tiefer brummelnden Autos tatsächlich subjektiv langsamer, auch wenn sie es objektiv garnicht sind. Und das insgesamt unrunde Gekotze der Motoren klingt nicht direkt wie die polierte Bleeding-Edge-Hochtechnologie, die man von der F1 im Grunde erwarten würde. Die F1 wird dadurch im Schnitt so einiges an Reputation und Attraktivität einbüssen. Das ist nichts, woran man sich einfach so gewöhnen wird.

Dazu kommen Ärgerlichkeiten auf anderen Nebenschauplätzen, die es einem nicht eben leichter machen, dem ganzen Zinober treu zu bleiben. Das seit etlichen Jahren unverzichtbare offizielle Live-Timing auf formula1.com z.B. wurde aus welchen Gründen auch immer so stark in seiner Aussagekraft und seinen Funktionalitätsoptionen beschnitten, dass es fast schon verzichtbar ist, und damit auch nicht mehr dazu taugt, dass der F1-Konsument eventuell langweiligeren Rennen doch noch ein paar Feinheiten abgewinnen kann. Angesichts der vielen gewöhnungsbedürftigen Neuerungen ist das der denkbar dümmste Zeitpunkt, seine Fans zusätzlich auch noch mit sowas zu verprellen.

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