In einer Woche startet auch die IndyCar Series in ihre neue Saison. Im Vergleich zu anderen Rennserien hat sich im Winter wenig getan. Die auffälligsten Änderungen betreffen den Seriensponsor, Verizon an Stelle von Izod, und natürlich die Besetzungen der einzelnen Cockpits.
Aber auch im Bereich der Technik gab es ein paar Änderungen. Honda setzt einen neuen Motor ein, mit einem Twinturbo anstelle eines einzelnen Turboladers. Man kopiert das Prinzip von Chevrolet und hofft so auch auf den schnellen Ovalen, speziell natürlich in Indianapolis, konkurrenzfähiger zu sein. Der von Dallara gebaute DW12 wird weiterhin als Einheitschassis eingesetzt und auch an den Aero-Kits hat sich nichts geändert. Nach den schweren Unfällen am Saisonende wurden einige Sicherheitsupdates eingeführt. Insgesamt wurde die Kohlefaserstruktur um die Cockpitöffnung und den Oberschenkel der Fahrer verstärkt. Die Stabilität bei einem Seitenaufprall soll sich so um 60% erhöht haben. Des Weiteren wurde die Ausrüstung der Fahrer hinsichtlich des Schutzes im Kopf- und Nackenbereich verbessert.
Mit Dario Franchitti musste ein ganz großer Champion seine Karriere gesundheitsbedingt beenden. Sein Cockpit bei Chip Ganassi Racing übernimmt Tony Kanaan. Simona de Silvestro hat Amerika ganz den Rücken gekehrt und versucht ihr Glück bei Sauber in der Formel 1, wo sie auf einen Stammplatz 2015 hofft. Dragon Racing hat die IndyCar in Richtung Formula E verlassen und Panther Racing musste den Betrieb erst einmal einstellen, nachdem der Hauptsponsor zu Rahal Letterman Lanigan Racing gewechselt war. Die Parteien liegen aber noch im Rechtsstreit darüber, ob der Wechsel der National Guard vertraglich überhaupt möglich war. Vielleicht sehen wir Panther Racing und auch Dreyer and Reinbold Racing zu den 500 Meilen in Indianapolis wieder. Chip Ganassi Racing und Team Penske haben aber ihr Team jeweils um ein Auto erweitert, sodass das Feld immer noch über 20 Autos umfasst. Für das Indy 500 sind bisher 29 Wagen angekündigt. Spektakulär sind die drei Zugänge aus der NASCAR: Juan Pablo Montoya, der die ganze Saison den dritten Penske Chevrolet fahren wird, Kurt Busch und Jaques Villeneuve, die beide nur das Indy 500 für Michael Andretti bzw. Sam Schmidt in Angriff nehmen werden. Im einzelnen sieht es bei den Teams wie folgt aus:
Chip Ganassi Racing (CGR)
Auch ohne Dario Franchitti kann nur die Titelverteidigung das Ziel von Chip Ganassi Racing sein. Für dieses Ziel trennte man sich sogar von Honda, mit denen man die Motoren der Jahre 2012 und 2013 entwickelt hatte. Das A-Team (Target CGR) ist mit Scott Dixon und Tony Kanaan exzellent besetzt. Beide Piloten sind sehr erfahren und sollten um die Meisterschaft kämpfen können. Auch das B-Team mit Charlie Kimball und Ryan Briscoe ist nicht viel schlechter besetzt. Kimball hat im letzten Jahr in Mid-Ohio triumphiert und auch sonst einige sehr gute Ergebnisse erreicht. Briscoe wurde 2009 Dritter in der Meisterschaft, hatte aber im letzten Rennen noch gute Chancen auf den Titel. Von allen freien Fahrern auf dem Markt ist er deutlich die beste Wahl für das vierte Cockpit.
Team Penske
Nachdem man es jetzt fünfmal in Folge geschafft hat, die Meisterschaft in den letzten beiden Rennen zu verlieren, muss diese eigentlich 2014 gewonnen werden. Helio Castroneves und Will Power, die Vizemeister der letzten Jahre, haben ohne Frage das Potential dazu. Mit der Verpflichtung von Juan Pablo Montoya ist Roger Penske ein Coup gelungen. Wie schnell er dem Team aber wirklich helfen kann, ist fraglich. Seine letzte IndyCar- bzw. CART-Saison bestritt er 2000, in der er als Rookie das Indy 500 gewann. Bei den Testfahrten von Team Penske war er schon gut dabei. Nur auf eine schnelle Runde mit neuen Reifen hatte er einigen Rückstand auf Will Power und Helio Castroneves.
Schmidt Peterson Hamilton Motorsports (SPHM)
Ziemlich überraschend war das Team von Sam Schmidt mit Simon Pagenaud dritte Kraft im letzten Jahr. Für Tristan Vautier war die erste Saison mit Platz 20 nicht befriedigend und so wurde er durch Mikhail Aleshin ersetzt. Inwieweit der Russe, der in den letzten beiden Jahren die Plätze 12 und 13 in der Formel Renault 3.5 erreichen konnte, eine Verbesserung darstellt, muss sich zeigen. Simon Pagenaud wird, vor allem auf den Stadt- und Straßenkursen, ein Sieganwärter sein. Für das Indianapolis 500 setzt Sam Schmidt einen dritten Dallara Honda mit Jacques Villeneuve ein, der seine Rückkehr in die IndyCar nach 19 Jahren feiert.
Andretti Autosport
Trotz eines guten Saisonstartes verlief die letzte Saison für Andretti Autosport ziemlich enttäuschend. Am Fahrer-Lineup hat sich aber nur wenig geändert. Der eigentlich ständig zu langsame EJ Viso wurde durch Rookie Carlos Munoz, der ein wahnsinnig gutes Indy 500 im letzten Jahr hatte, ersetzt. Für Stadt- und Straßenkurse zeigte er bei den Indy Lights hingegen kein so großes Talent. Marco Andretti, Ryan Hunter-Reay und James Hinchcliffe sind im Team geblieben. In Normalform von Fahrer, Team und Auto sollten alle drei um die Top 5 bei den meisten Rennen fahren können. Die große Änderung gab es aber beim Motorenpartner, der nun Honda heißt. Für das Indianapolis 500 konnte Michael Andretti Kurt Busch verpflichten, der sein offizielles IndyCar-Debut geben wird.
Dale Coyne Racing
Neben Simon Pagenaud war sicherlich Justin Wilson im Dale Coyne Dallara die große positive Überraschung der letzten Saison. Nicht nur auf Stadt- und Straßenkursen war er gut unterwegs, sondern auch auf den großen Ovalen, wie Platz 5 in Indianapolis und Platz 7 in Pocono beweisen. Es muss sich aber zeigen, ob das kleine Team auch in diesem Jahr wieder im Konzert von Ganassi, Penske und Andretti mithalten kann. Ein zweiter Dallara von Dale Coyne wird wohl wieder von Woche zu Woche von anderen Fahrern gesteuert.
KV Racing Technology (KVSH)
Mit Tony Kanaan und Simona de Silvestro hat KVSH Racing beide Fahrer der letzten Saison verloren und durch die beiden ehemaligen Dragon Racing Piloten Sebastien Bourdais und Sebastian Saavedra ersetzt. Bourdais hatte eine gute zweite Saisonhälfte und sollte an die Leistungen von Kanaan und de Silvestro anknüpfen können. Die Verpflichtung von Saavedra kann ich mir hingegen nur mit einem prall gefüllten Sponsorenpacket erklären. Er war schlechtester Fahrer untere denen, die alle 19 Saisonrennen bestritten haben, und konnte dabei nur drei Punkte mehr einfahren als Oriol Servia in zwölf Rennen.
AJ Foyt Enterprises
Takuma Sato hat AJ Foyt in der letzten Saison den ersten Sieg seit vielen Jahren beschert. Es ist also, trotz einer sehr schlechten zweiten Saisonhälfte, keine Überraschung, dass der Japaner eine weitere Saison den Dallara mit der Nummer 14 pilotieren wird. Im Vorfeld ist eine Einschätzung nicht möglich. Zu schwankend waren insgesamt die Leistungen von Team und Fahrer in den letzten Jahren. Für die beiden Rennen in Indianapolis wird ein zweites Auto mit Martin Plowman eingesetzt. Der Brite bestritt 2011 drei Rennen für Sam Schmidt und war in den letzten beiden Jahren in der ALMS tätig.
Rahal Lettermann Lanigan Racing (RLL)
Mit der National Guard konnte sich RLL Racing, auf Kosten von Panther Racing, einen sehr potenten neuen Sponsor sichern. Das Geld wurde in technisches Know-How investiert und so zum Beispiel John Dick von Dale Coyne Racing als neuer Chef des IndyCar-Entwicklungsprogramms engagiert. Nach einer ziemlich katastrophalen Saison 2013 waren Änderungen im Team es auch absolut nötig. Graham Rahal wird den RLL Honda mit der Nummer 15 die ganze Saison fahren. James Jakes hat dagegen sein Cockpit verloren und der sehr erfahrene Oriol Servia wird nur in einigen Rennen im zweiten RLL Dallara sitzen.
Sarah Fisher Hartman Racing (SFHR)
Bei SFHR setzt man auf Kontinuität. Josef Newgarden pilotiert weiter den Dallara mit der Nummer 67. In der Saisonwertung belegte er nur Platz 14, hatte aber auch einige Top-5-Ergebnisse. Saisonziel dürfte eine weitere konstante Verbesserung in die Top 15 bis Top 10 sein. Beim Indianapolis 500 wird Alex Tagliani, als sehr guter Ovalpilot, für SFHR neben Josef Newgarden starten.
Ed Carpenter Racing (ECR)
Ed Carpenter gibt für alle Stadt- und Straßenrennen sein eigenes Cockpit an Mike Conway ab, die Ovale bestreitet er weiterhin selbst. Das ist ein genialer Schachzug, da man die Nummer 20 jetzt in jedem Rennen eigentlich zum erweiterten Favoritenkreis zählen muss. Zum Indy 500 setzt ECR einen zweiten Dallara mit J.R. Hildebrand ein.
Bryan Herta Autosport
Die letzte Saison war eine recht schwierige für Bryan Herta. Nach der Entlassung von Alex Tagliani vor dem Rennen in Mid-Ohio durften sich Luca Filippi und J.R. Hildebrand am Steuer der Nummer 98 versuchen. Ein merklicher Erfolg stellte sich aber nicht ein. Im Endeffekt hat man sich für Jack Hawksworth entschieden. Der Brite hat 2012 die Star Mazda Champion gewonnen und 2013 Platz 4 bei den Indy Lights erreicht. Ob aber ein Rookie die richtige Wahl für das schlingernde Team ist, muss sich zeigen.
Test Barber Motorsports Park
Am 17. und 18. März standen die offiziellen Testfahrten zu Saisonbeginn der IndyCar Series an. Schon ein wenig traditionell war Will Power der schnellste Pilot an beiden Tagen. Seine schnellste Runde drehte er am Dienstag mit einer 1:07.0608. Zum Vergleich: Ryan Hunter-Reay holte sich die Poleposition im letzten Jahr mit einer 1:07.0871. Mit nur 3,8 Hundertstel Sekunden Rückstand belegte Justin Wilson am Dienstag den zweiten Platz im Zeitentableau. Insgesamt war das Feld sehr dicht beisammen. Auf Platz 17 fuhr Sebastian Saavedra und hatte nur eine knappe Sekunde Rückstand. Auch war das Feld hinsichtlich Motorenlieferanten und Teams gut durchmischt. Alles deutet wieder auf eine spannende Saison hin.
Die Rookies Juan Pablo Montoya (Platz 9), Jack Hawksworth (Platz 12), Carlos Munoz (Platz 16) und Mikhail Aleshin (Platz 20) waren im Großen und Ganzen mit ihren ersten offiziellen IndyCar-Runden zufrieden. Gar nicht zufrieden war hingegen Graham Rahal. Trotz neuem Sponsor, mehr Geld und neuen Ingenieuren hat man sich scheinbar keinen Zentimeter näher an die Topteams bewegt. Auch bei Andretti Autosport war man mit der Performance nicht so zufrieden. Hier gab es Probleme beim Zusammenspiel mit den neuen Honda-Motoren. An denen liegt es aber nicht, wie die Plätze von Justin Wilson (2) und Takuma Sato (4) zeigen.
Kalender
Leider fährt die IndyCar Series in diesem Jahr nicht in Sao Paulo. Der Veranstalter, die IndyCar Series und die Teams konnten sich nicht auf eine Kostenübernahme, vor allem der Transportkosten, einigen. Für 2015 wollen alle Beteiligten sich aber wieder zusammensetzten. Immerhin war der Grand Prix von Sao Paulo einer der mit den meisten Zuschauern. Als Ersatz wird Anfang Mai ein Rennen auf dem Straßenkurs im Indianapolis Motor Speedway ausgetragen. Da die Teams sowieso im Mai in Indianapolis sind, halten sich die zusätzlichen Kosten natürlich stark in Grenzen. Da auch der Grand Prix of Baltimore weggefallen ist, verringert sich die Anzahl der Rennen auf 18, inklusive dreier Double-Header. Die Verteilung zwischen Stadt-, Straßen- und Ovalrennen (8, 4, 6) hat sich etwas angeglichen. Trotzdem sind die Stadtrennen durch die drei Double-Header noch etwas überrepräsentiert. Pünktlich zur NFL Saison und dem NASCAR Chase beginnt die Winterpause der IndyCar Series am 01. September.
Nr. |
Datum |
Veranstaltung |
Streckentyp |
TV-Sender |
1. |
30. März |
Firestone Grand Prix of St. Petersburg (Saint Petersburg) |
Stadtkurs |
ABC |
2. |
13. April |
Toyota Grand Prix of Long Beach (Long Beach) |
Stadtkurs |
NBCSN |
3. |
26. April |
Honda Indy Grand Prix of Alabama (Barber Motorspots Park, Birmingham) |
Straßenkurs |
NBCSN |
4. |
10. Mai |
Grand Prix Of Indianapolis (Indianapolis Motor Speedway) |
Straßenkurs |
ABC |
5. |
25. Mai |
Indianapolis 500 (Indianapolis Motor Speedway) |
Oval |
ABC |
6. |
31. Mai |
Chevrolet Indy Dual in Detroit (Detroit) |
Stadtkurs |
ABC |
7. |
1. Juni |
|||
8. |
7. Juni |
Firestone 600 (Texas Motor Speedway, Fort Worth) |
Oval |
NBCSN |
9. |
28. Juni |
Shell and Pennzoil Grand Prix of Houston (Houston) |
Stadtkurs |
NBCSN |
10. |
29. Juni |
|||
11. |
6. Juli |
Pocono IndyCar 500 (Pcocono Raceway, Long Pond) |
Oval |
NBCSN |
12. |
12. Juli |
Iowa Corn Indy 300 (Iowa Speedway, Newton) |
Oval |
NBCSN |
13. |
19. Juli |
Honda Indy Toronto (Toronto) |
Stadtkurs |
NBCSN |
14. |
20. Juli |
|||
15. |
3. August |
Honda Indy 200 at Mid-Ohio (Mid-Ohio Sports Car Course, Lexington) |
Straßenkurs |
NBCSN |
16. |
17. August |
ABC Supply Wisconsin 250 (The Milwaukee Mile, West Allis) |
Oval |
NBCSN |
17. |
24. August |
GoPro Grand Prix of Sonoma (Sonoma) |
Straßenkurs |
NBCSN |
18. |
30. August |
MAVTV 500 (Auto Club Speedway, Fontana) |
Oval |
NBCSN |
Das Rennen in Pocono wurde auf 500 Meilen verlängert, sodass es in diesem Jahr, mit dem Indy 500 und dem MAVTV 500, eine echte 500 Meilen Triple Crown zu gewinnen gibt. Um die Wertigkeit dieser Rennen noch zu betonen, werden die Punkte ab dieser Saison verdoppelt. Die IndyCar Series verteilt, dem großen Vorbild Formel 1 nacheifernd, auch doppelte Punkte am Saisonabschluss.
In den USA teilen sich wieder ABC/ESPN und NBC Sports Network die Übertragung der IndyCar Series. In Deutschland überträgt Sport1 US alle Rennen live, solange kein anderes Programm, zum Beispiel die „March Madness“ im US College Basketball, wichtiger erscheint.
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