Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Malaysia 2014 – Große Abstände

Formel Eins: Analyse GP von Malaysia 2014 – Große Abstände

von DonDahlmann
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Der GP von Malaysia blieb überraschenderweise trocken. Das tat dem Rennen zwar nicht gut, aber man konnte sehen, wie die Abstände in der Formel Eins sind.

F1_Rennen_Malaysia_2014_2014_00015Mercedes zeigte sich nach dem Rennen hocherfreut. Man hatte nicht nur das Rennen gewonnen, sondern auch vor allem den ersten Doppelsieg des Teams seit 1955 eingefahren. Und so locker, wie Lewis Hamilton vorne rumfuhr, dürfte es auch nicht der letzte Sieg in diesem Jahr gewesen sein. Dass Red Bull immerhin im Heck von Nico Rosberg klebte, hatte völlig andere Gründe. Nicht Vettel war schnell, Rosberg war einfach langsam. Der Abstand von Vettel zu Hamilton in der letzten Runde ist das entscheidende. Und der Betrug 24 Sekunden. Auch ein Blick auf die schnellsten Rundenzeiten offenbart den Vorsprung von Mercedes. Hamilton fuhr in Runde 53 eine 1:43.066min, Vettel in Runde 51 eine 1:44.289min. Es bleibt also dabei: Mercedes ist pro Runde rund eine Sekunde schneller und schafft es dabei, die Reifen nicht zu überfordern.

Hamilton hatte einen relativ ruhigen Nachmittag im Büro. Nach dem Start setzte er sich schnell ab und stabilisierte den Vorsprung bei rund zehn Sekunden. Nach nicht mal einem Drittel des Rennens lag er so bequem in Front, dass er in den Benzinsparmodus schalten konnte. Nach der Hälfte des Rennens wurde ihm langweilig und er diskutierte mit seinem Team, was er sonst noch machen könne, um den Motor zu schonen.

Teamkollege Rosberg hatte da schon mehr zu tun. Von der ersten Runde an hatte er Probleme mit den Hinterreifen, die immer wieder heftiges Graining zeigten. Die Probleme von Rosberg müssen irgendwo zwischen dem 3. Freien Training und der Qualifikation gelegen haben. In FT3 lag er noch bequem in Front und absolvierte ebenso schnelle wie konstante Longruns. In der Qualifikation fehlte ihm dann Zeit, aber da war es dann auch nass. Erklärbar sind der Zeitverlust und die Probleme mit verschiedenen Reifensätzen am Sonntag nur mit einer Änderung an der Abstimmung. Eventuell ist man da irgendwo falsch abgebogen, vielleicht bei den Sturzwerten.

So kam es, dass Vettel seinen Landsmann während des Rennens immer wieder unter Druck setzen konnte. Vor allem nach dem zweiten Boxenstopp klebte der Weltmeister dem Mercedes im Heck und hätte vielleicht sogar eine Chance auf P2 gehabt, wenn nicht ausgerechnet in der Runde das DRS gesperrt gewesen wäre. Auf der anderen Seite distanzierte Rosberg Vettel dann auch schnell wieder um ein paar Sekunden und der Red-Bull-Fahrer ließ es dann am Ende auch sein.

Eine weitere Erkenntnis aus Malaysia ist, dass der Mercedes mit schnellen Kurven, hohen Streckentemperaturen und Reifenverschleiß keine Probleme mehr hat. Wenn die Konkurrenz, vor allem Red Bull, vielleicht vor dem Rennen noch Hoffnung hatte, dass Mercedes eine Schwäche zeigen würde, ist diese nun zerstört. Wenn man die Strecke in Sepang als Lackmustest für die anderen Tielke-Strecken im Kalender sieht, dann dürfte Mercedes zumindest bis zum Start der F1 in Europa nur schwer zu schlagen sein.

GP MALESIA F1/2014Bei Ferrari dürften nach dem Rennen in Malaysia alle Alarmglocken läuten. In Australien hatte man noch Probleme mit der Software, in Malaysia sollte alles bestens funktionieren. In der Tat sahen die ersten Longruns und die schnellsten Runden am Freitag gar nicht so schlecht aus. Doch dann kam der Samstag und die Reise ging wieder nach hinten. Im Rennen hatte Räikkönen Pech, als Magnussen ihm den Hinterreifen aufschlitzte. Dass es dem Finnen aber trotz der Ausfälle nicht gelang, in die Punkte zu fahren, war ebenso erstaunlich wie die Tatsache, dass er eine Runde benötigte, um an Kobayashi im Caterham vorbeizukommen. Auch Alonso war im Rennen eher mehr als weniger chancenlos. Den Red Bull konnte er nur in den ersten Runden folgen, danach fiel er zurück und tauchte im Rennen weder mit den weichen, noch mit den harten Reifen auf. Am Ende lag er elf Sekunden hinter Vettel und elf Sekunden vor Nico Hülkenberg. Nach vorne ging nichts, von hinten drohte keine Gefahr. Damit wiederholte er das Ergebnis von Melbourne und bewies auch, dass Ferrari kaum Fortschritte gemacht hat. Auf Mercedes fehlen Ferrari mindestens 1,5 Sekunden. Positiv ist zu vermelden, dass der Ferrari keinerlei technische Probleme hatte.

Der Force India zeigte sich in Malaysia wieder von einer schnellen Seite. Die Stärke des Wagens schient zum einen darin zu liegen, dass man in der Quali eine schnelle Runde hinbekommt, und zum anderen kann man im Rennen mit der Strategie spielen. Aus der Spitzengruppe war Hülkenberg der Einzige, der auf eine 2-Stopp-Strategie setzen konnte, ohne viel Zeit zu verlieren. Das macht dann zumindest auch klar, wie Force India in den Rennen unterwegs sein wird, in denen es um zwei oder drei Stopps gehen wird. Auf der anderen Seite fehlt dem Force India etwas der Speed, um noch weiter nach vorne zu kommen. Dabei ist Ferrari nicht so weit weg.

F1_Rennen_Malaysia_2014_2014_00002Enttäuscht war man dieses Wochenende bei Williams, aber das schlechte Rennen hat man sich selber zuzuschreiben. Man hatte sich für ein „Low Downforce“-Setup entschieden, wie man angesichts der Topspeeds sehen kann. Beide Williams waren rund 14 km/h schneller als der Rest der Welt. Das Problem dabei: Man war mit dem Setup nur schneller, wenn man niemanden vor sich hatte. Die Szenen zwischen Massa und Magnussen zeigten, dass das Setup schlecht gewählt war. Der Williams war zwar insgesamt schneller, verlor in den schnellen Kurven aber soweit den Anschluss, dass weder Massa noch Bottas am McLaren vorbei kamen. Und dann gab es noch jede Menge Ärger nach dem Rennen, denn Massa ignorierte eine Teamorder im letzten Drittel des Rennens. Bottas war klar schneller, Massa blieb aber hart. Vielleicht war die Formulierung „Bottas is faster than you….“ auch nicht so richtig glücklich gewählt.

Sonst noch erwähnenswert:

– Erneut ein schlechtes Rennen für Sauber. Beide Autos fielen aus und langsam war man auch noch.
– Newcommer Kwyat hat mit P10 erneut einen Punkt geholt.
– Kobayashi fuhr den im Rennen gar nicht mal so langsamen Caterham auf P13.
– Sergio Perez konnte nicht starten, da sein Getriebe streikte.

Ein Wort zu den Strafen, die im Rennen vergeben wurden. Bianchi wurde für eine Kollision mit Maldonado bestraft, hatte allerdings zu dem Zeitpunkt einen beschädigten Hinterreifen, der von Vergne aufgeschlitzt wurde, was der Franzose auch auf seine Kappe nahm. Eine Strafe blieb dabei aus.

Magnussen wurde für das gleiche Vergehen mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt, als er Räikkönen den Hinterreifen zerstörte. Die Strafe kann man so geben, aber auf der anderen Seite fand ich sie auch etwas hart. Magnussen hat einen Fehler gemacht, aber es war kein bewusstes „hinten rein fahren“. Dass Magnussen auch noch zwei Strafpunkte auf sein Konto geschrieben bekam, macht die Sache nicht besser.

Richtig hart erwischte es Daniel Ricciardo. Beim letzten Stopp hatte man den linken Vorderreifen nicht festgezogen. Die FIA bestraft nach dem Vorfall im letzten Jahr am Nürburgring, bei dem ein loser Reifen von Webber einen Kameramann schwer verletzte, derartige Fehler hart, was auch in Ordnung ist. Aber eine 10-Sekunden-Strafe in Malaysia und eine Rückversetzung um zehn Plätze im nächsten Rennen ist dann doch etwas sehr hart.

Wirklich spannend war das Rennen in Malaysia nun wirklich nicht, was vor allem an den Abständen zwischen den Teams liegt. Die sehen ungefähr so aus:

– Mercedes
– Red Bull ca. 1 Sekunde zurück
– Ferrari ca. 0,7 Sekunden hinter RB
– McLaren/Williams/Force India ca. 0,5 Sekunden hinter Ferrari
– Toro Rosso
– Lotus/Sauber
– Caterham/Marussia

In einer Woche geht es in Bahrain weiter und angesichts der sehr guten Zeiten von Mercedes während der Tests dürfte alles andere als ein Sieg der Stuttgarter eine Überraschung werden.

Bilder: Red Bull/Getty, Daimler AG, Ferrari F1, Lotus F1, McLaren F1, Sahara Force India, Sauber F1, Toro Rosso/Getty, Marussia F1, Caterham F1

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3 Kommentare

Art Vandelay 31 März, 2014 - 12:47

Eines muss man schon auch sagen: Dieses Rennen war erschreckend langweilig. Und das lag meiner Ansicht nach nicht nur an den Abständen zwischen den Teams. Es hat sich ja nicht einmal im Mittelfeld wirklich was getan. Das ist schon ein großer Unterschied zu den letzten Jahren. Alle fahren praktisch mit angezogener Handbremse und gehen kaum mehr ans Limit. In den letzten Jahren war das zwar aufgrund der Reifen auch oft so, aber da wurde dieses strategische Fahren zumindest immer mal wieder von Phasen unterbrochen, in denen die Fahrer ans Limit gingen. Nun ist das eigentlich komplett weg. Damit geht schon viel an Reiz verloren. Erinnert alles sehr stark an die Turbo Ära in den 80ern. Das finde ich wirklich sehr bedenklich. Grüne Formel 1 gut und schön, da kann man sicher auch was machen, aber solche Rennen können ganz sicher nicht im Sinne der Formel 1 sein, Mag sein, dass die Technik beeindruckt, aber der durchschnittliche Fan will mit Sicherheit sehen, dass die Fahrer ihrer Autos zumindest phasenweise im Grenzbereich bewegen.

DonDahlmann 31 März, 2014 - 12:53

Ja, das sehe ich ähnlich. Ich hatte damit auch gerechnet, vor allem in den ersten Rennen. Das wird bis Monaco nicht anders werden, vermute ich mal. Vor allem im Herbst könnte die Sache anders aussehen. Dann kennt man die Technik besser und weiß, wie viele Motoren man noch hat.

ThomasB 31 März, 2014 - 19:33

Dass das Rennen in Malaysia ein Langweiler war, ist klar. Aber in der F1 gab es schon immer langweilige Rennen, und es wird auch in Zukunft langweilige Rennen geben.

Ich sehe das nämlich ähnlich wie Don. Die Teams werden die Technik im Laufe der Saison verstehen lernen, und die Fahrer werden dann auch wieder öfter/länger ans Limit gehen können. Da braucht es halt eine gewisse Eingewöhnungszeit – hoffe ich zumindest.

Die Formel 1 hat sich in ihrer Geschichte ja eh ständig verändert: V12, V10, V8, V6; Sauger und Turbos; Aerodynamik; Reifen… Einiges wurde beibehalten, andere Sachen wieder abgeschafft/verboten. Und man hat eigentlich immer gelernt mit neuen Regeln umzugehen.

Ich habe damals schon den Umstieg auf die V8 nicht so berauschend gefunden, dass man jetzt mit V6-Turbos fährt ist mir daher eigentlich ziemlich schnurz.

Mein Problem mit der Formel 1 liegt ganz wo anders, nämlich bei dieser Strafwut, die man dort in letzter Zeit an den Tag legt.

Dass beim „unsafe release“ von Ricciardo sowohl Team als auch Fahrer bestraft wurden, schön und gut, solange dies auch zu einem Lerneffekt führt. Ihn aber noch für das nächste Rennen 10 Plätze zurückzusetzten ist absolut übertrieben, da wäre es ja fast besser gewesen ihn wie in Melbourne aus der Wertung zu nehmen.

Was bei mir aber das Fass schlussendlich zum Überlaufen bringt sind so lächerliche Strafen, wie die gegen Bianchi und Magnussen. Bianchi wurde von Vergne der Reifen aufgeschlitzt, was Vergne sogar bestätigt hat. Die Situation um Magnussen und Räikkönen war ein stinknormaler Rennunfall, der in der F1 vor 3-4 Jahren nie bestraft worden wäre. Sowohl Bianchi als auch Magnussen gehören meiner Meinung nach freigesprochen. Unfälle passieren nun mal, deswegen heißen sie auch so… ;)

Ich meine, die fahren doch Autorennen, oder? Da passiert sowas gefühlt hundert Mal im Jahr. Sowas zu bestrafen ist eine absolute Lachnummer, und hat mit der Formel 1, die ich von früher kenne überhaupt nichts zu tun. Wenn ich Zirkus haben will, kann ich genau so gut DTM schauen.

Diese Strafpolitik ist doch das was den Sport letztlich kaputtmacht und nicht das neue technische Reglement. Vom DRS will ich jetzt gar nicht anfangen, der Aufsatz hier ist schon lang genug.

Meine Meinung muss nicht jeder teilen, aber jetzt habe ich mir wenigstens den Frust von der Seele geschrieben… ;)

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