Schönes Wetter, viel Sonne und gutes Racing. Die VLN erlebte einen Musterstart in die neue Saison. An der Spitze sah man alte Bekannte.
Ein an der Spitze zwar nicht immer spannendes, aber durchaus interessantes Rennen gab es am letzten Samstag auf der Nordschleife zum Start der neuen VLN-Saison. In der tonangebenden SP9-Klasse waren immerhin 21 Starter unterwegs, wobei vor allem auffiel, dass es dieses Jahr sehr viele BMW Z4 waren. (Siehe dazu auch unsere Vorschau). Gespannt wartete man auch auf die ersten Quali-Zeiten, denn langsamer sollten die GT3 über den Winter ja nicht geworden sein. Die Phoenix-Mannschaft setzte sich am Vormittag mit 8:11.400min vor den Black Falcon SLS, der mit 8:12.511min die zweitbeste Zeit erzielte. Nicht schlecht, aber noch ein gutes Stück von den 08:01min entfernt, die Uwe Alzen im letzten Jahr mit dem Z4 hingeknallt hat. Da ist also noch sehr viel Luft nach oben.
Aber die drohende Einstufung führt halt wie jedes Jahr zu den gleichen Spielchen. Man hält sich zurück, packt etwas mehr Gewicht in die Autos oder trödelt in der Passage Tiergarten rum. Andere Teams machten sich nicht mal mehr die Mühe, die Sache heimlich anzugehen. Streckensprecher Patrick Simon fiel während des Rennens auf, dass sehr viele Fahrer einfach kurz vor der Start/Ziellinie langsam unterwegs waren, um danach wieder voll aufs Gas zu steigen. „Wenn mir das schon auffällt,“ meinte Simon amüsiert, „dann bestimmt doch auch der Rennleitung.“ Denen sind angesichts der Spielchen aber die Hände gebunden, die Einstufung erfolgt aufgrund der Rundenzeiten. Vielleicht sollte man sich mal überlegen, Sektorenzeiten einzufügen, es wird wohl kaum jemand bis zur Fuchsröhre trödeln, um dann Ewigkeiten hinter der Konkurrenz zu hängen.
Im Rennen ging es dann auch nur selten flotter zur Sache. Nur dem Phoenix Audi rutschte einen 8:08min aus dem Hemdsärmel, was ja immerhin schon mal andeutet, dass die 8-Minuten-Grenze in diesem Jahr wohl fallen wird. Man hielt sich also wie üblich ein wenig zurück, wobei es immer ein wenig erstaunlich ist, dass alle Teams ungefähr die gleichen Richtwerte einhalten konnten.
Im Rennen setzte sich der Phoenix R8 LMS mit Stippler, Vanthoor, Basseng schon nach einer Runde an die Spitze. Einen richtigen Gegner, der ihnen im Genick hing, hatte man nicht, aber immerhin blieb der Z4 von Uwe Alzen in Schlagdistanz und konnte so leichten Druck ausüben. Doch der Publikumsliebling Alzen hatte ein wenig Pech. Ein Reifenschaden in der letzten Stunde des Rennens kostet ihn nicht nur das Podium, sondern gleich das gesamte Rennen. Man entschied sich nach dem Stopp, das Auto in der Box zu belassen.
Überhaupt war die Ausfallquote in der SP9 enorm. Von den 21 Startern kamen gerade mal sieben in den Top Ten an. Der Rest kämpfte mit technischen Problemen, Unfällen und anderen Kleinigkeiten. Dabei erwischte es auch die als Geheimfavoriten gehandelte Frikadelli-Mannschaft. Erst hatten Abbelen, Schmitz, Huisman einen kleinen Unfall, dann gab es einen Reifenschaden, der wohl Teile der Aufhängung in Mitleidenschaft zog. Leider konnte der Porsche das Rennen dann nicht mehr aufnehmen und damit war der beste Porsche aus dem Rennen. Der zweite, mit Dumbreck und Christensen, fiel schon in der ersten Runde nach einem Unfall aus.
Doch eine Speerspitze blieb dem Porsche-Lager dann doch. Der von Manthey vorbereitete Wochenspiegel-Porsche mit Weiss, Kainz, Jacobs, Krumbach zeigte schon in der Quali, dass er als SP7-Fahrzeug durchaus nicht viel langsamer ist. Im Rennen hielt mal sich wacker und landete am Ende als bestes nicht SP9-Auto auf Platz 8. Erstaunlich ist dabei, dass der Wagen noch in der gleichen Runde gewertet wurde. Damit dürfte klar sein, dass die Wochenspiegel-Mannschaft bei den 24h im Juni ein durchaus ernst zu nehmender Kandidat für die Top 5 sein kann. Denn ein bisschen Luft nach oben in Sachen Rundenzeiten wird man auch in der SP7 haben.
Die Ausfallquote in der SP9 war deswegen so hoch, weil es erstaunlich viele Reifenschäden gab, die meisten auf der Hinterachse. Es kann ja immer sein, dass man durch ein Trümmerfeld muss, aber die Schäden verteilten sich in der SP9 und SP7 über das gesamte Rennen. Mit dem Frikadelli-Wagen fing es an, bei Rowe beklagte man gleich zwei Reifenplatzer vorne rechts und mit dem Alzen Z4 hörte es dann am Ende auf. Es war schon ein wenig erstaunlich und eine Erklärung hat man bisher nicht gefunden. Einige tippten auf etwas übertriebene Sturzwerte, andere auf die neuen Asphaltbeläge in verschiedenen Abschnitten der Nordschleife. Das wird man beim nächsten Rennen mal beobachten müssen.
Eine kleine Überraschung gelang dem Ford GT, der von Jürgen Alzen und Dominik Schwager pilotiert wurde. Das Auto hatte bei den Einstellfahrten noch technische Probleme, lief aber bei der ADAC Westfalenfahrt wie ein Uhrwerk. Man hielt sich permanent in den Top 7 und landete am Ende, etwas begünstigt durch die vielen Ausfälle, auf P5. Es hätte auch P4 werden können, wäre man sich nicht mit dem BMW M1 in der Spitzkehre auf der GP-Schleife ins Gehege gekommen, was viel Zeit kostete.
Für die SP9 kann man zusammenfassend festhalten, dass es dieses Jahr vor allem ein BMW-Z4-Festival ist. Die Plätze drei, vier und fünf gingen allesamt an einen Z4, die auch ziemlich flott unterwegs waren. Davor konnte sich nur der SLS von Black Flacon platzieren, der gegen die R8 aber auch eher chancenlos war.
Ein Blick in die Klassen:
Viel beachtet wurde der neue BMW 235i Cup vor allem deswegen, weil BMW die Autos erst am Mittwoch vor dem Rennen ausgeliefert hatte. Die einhellige Meinung am Ring lautete: „Geile Kiste, aber nicht so richtig, richtig fertig.“ Harald Grohs, der sich gleich drei BMW zugelegt hat, meinte im Interview diplomatisch, dass es noch „Luft nach oben“ geben würde. Der beste BMW-Cup-Wagen kam immerhin auf Platz 42 ins Ziel und die Rundenzeit von 9:26.390min ist jetzt auch nicht so schlecht. Auch wenn der gefühlt 100 Jahre alte Manta auch nur eine Sekunde langsamer war. Die Ausfallquote hielt sich im Cup in Grenzen. Von den zwölf BMW kamen immerhin neun ins Ziel.
Spannend war es im Astra-OPC-Cup. Der Sieger kamen teilweise aus Finnland (Nuoramo, Hannonen, Bonk), konnten sich aber nur mit der Winzigkeit von einer Sekunde vor dem Astra mit Tim Schrick und Hannu Luostarinen durchsetzen. Dass es mit dem Astra recht flott um die Nordschleife geht, kann man bei diesem schönen Onboardvideo von Schrick sehen.
Bei den GT86 konnte sich die Mannschaft von Kudrass, Tschornis, Kudrass mit 40 Sekunden Vorsprung vor dem Schwesterwagen mit Beisiegel, Ledwon, Goral durchsetzen. Der Drittplatzierte lag dann schon eine Runde zurück.
Im Clio-Cup mussten sich die Vorjahresmeister Groneck, Gronek der Mannschaft von Schläppi Race-Tec geschlagen geben, allerdings war die Sache mit 15 Sekunden Abstand bis in die letzte Runde denkbar knapp.
In der Meisterschaft führen die Gesamtsieger, also Vanthoor, Basseng, Stippler, was ja auch eher eine Seltenheit ist, aber zum Saisonstart hatte die SP9 die meisten Starter in der Klasse. Das wird sich im Laufe der Saison sicher noch ändern. Spätestens nach dem 24h-Rennen dürfte das Interesse einiger Teams erlahmen.
Hier das Gesamtergebnis der 60. ADAC Westfalenfahrt 2014.
Fotos: Jan Brucke/VLN