Obwohl er nur drei Runden in Führung lag, war Mike Conway doch ein absolut verdienter Sieger in Long Beach. Insgesamt lieferte der 40. Grand Prix auf dieser Strecke alles, was man sich als Fan nur wünschen kann.
Lange Zeit im Rennen war Mike Conway kein Anwärter auf eine Top-Platzierung. Nach einer schlechten Qualifikation war er nur von Platz 17 ins Rennen gegangen und verlor direkt beim Start auch noch zwei weitere Plätze. Bis Runde 52 hatte sich der Brite aber bis auf Platz 6 nach vorne gearbeitet. Dabei zeigte er seine ganze Klasse. Aber auch dieser Vormarsch wäre nicht mit dem Sieg belohnt worden, wenn Ryan Hunter-Reay in Runde 55 nicht nur sein Rennen, sondern auch das der halben Spitzengruppe zerstört hätte.
Ryan Hunter-Reay war von der Pole Position ins Rennen gegangen und dominierte es bis zur ersten Runde der Boxenstopps. Auf den weicheren Reifen war er der schnellste Fahrer und Sebastien Bourdais konnt ihm nur im Abstand von zwei bis drei Sekunden folgen. Der Franzose stoppte in Runde 24 eher als Hunter-Reay und versuchte, mit neuen, aber nicht aufgewärmten Reifen Zeit gutzumachen. Dabei übertrieb Bourdais es aber und setzte seinen KV Dallara in Kurve 8 in einen Reifenstapel. Dies wiederholte er in Runde 40 und Kurve 10 noch einmal. Mit drei Runden Rückstand wurde auf Platz 14 im Ziel gewertet. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen.
Beim ersten Stopp wechselte man bei Hunter-Reay auf die härteren Prime-Tyres. Mit diesen lag sein Dallara nicht mehr so gut und er konnte sich nicht von James Hinchcliffe und Josef Newgarden lösen. Auf den Plätzen 4 und 5 machten derweil Will Power und Helio Castroneves auf den weichen Option-Tyres Druck auf das Führungstrio. Mit dem Öffnen des Benzinfensters gingen in Runde 53 Power, Castronevs und Conway an die Box und holten sich jeweils einen neuen Satz weicher Reifen. Eine Runde später folgten ihnen Hunter-Reay und Hinchcliffe. Josef Newgarden ging so in Führung und kam nach seinem Stopp auch vor Hunter-Reay wieder auf die Strecke. Er war mit den kalten Reifen natürlich nicht so schnell wie seine Verfolger und in Kurve 3 zog Hunter-Reay in eine nicht vorhandene Lücke. Newgarden blieb auf seiner Linie und es kam zum Unfall.
Im dichten Feld konnten Helio Castroneves, Tony Kanaan, Takuma Sato, James Hinchcliffe und Jack Hawksworth eine Folgekollision nicht verhindern. Den geringsten Schaden trug der Penske Dallara von Castroneves davon und der Brasilianer konnte das Rennen auf Platz 11 beenden. Durch einen Frühstart beim Restart und anschließende Drive-Through-Penalty hat er sich sogar noch einen besseren Platz versaut. Jack Hawksworth konnte das Rennen auch wieder aufnehmen, verlor aber insgesamt drei Runden durch den Unfall. Für ihn und Josef Newgarden war es doppelt bitter, da beide ein blitzsauberes Rennen gezeigt hatten und durch einen dummen Fehler von Ryan Hunter-Reay um die Topplatzierungen für sich und ihre recht kleinen Teams gebracht worden waren. Für Kanaan (Platz 18), Newgarden (Platz 19), Hunter-Reay (Platz 20), Hinchcliffe (Platz 21) und Sato (Platz 22) war das Rennen beendet.
Alle Fahrer, die unbeschadet durch den Unfall gekommen waren, hatten nun natürlich eine sehr gute Ausgangsposition, allen voran Will Power und Mike Conway. Zum Restart in Runde 64 lagen aber Scott Dixon und Justin Wilson in Führung. Beide hatten durch einen Boxenstopp während der ersten Gelbphase in Runde 27, wie auch Juan Pablo Montoya, viele Plätze verloren. Mit einem sehr kurzen Stint auf den härteren Reifen und einem Wechsel schon in Runde 43 wieder auf die schnelleren Option-Tyres versuchten sie, Zeit und Plätze gutzumachen. Die dabei aufgenommene Benzinmenge reichte, trotz der langen Gelbphase von Runde 56 bis 63, wohl aber nicht bis ins Ziel.
Beim Restart schob sich Mike Conway an Will Power in einem engen Manöver vorbei. Im Kampf um die Führung kollidierten Dixon und Wilson in Kurve 9 und mit gebrochener Radaufhängung war das Rennen für Wilson auf Platz 16 beendet. Insgesamt war es nicht der Tag des Justin Wilson.
Bei Chip Ganassi Racing rechnete man aus, dass Dixon für eine halbe Runde zu wenig Benzin im Tank hätte und er unbedingt sparen müsse. Hinter ihm machten aber Mike Conway und Will Power Druck und in Runde 78 löste man den Benzinkrimi mit einem schnellen Stopp auf. Durch die sehr lange Boxenanlage fiel Dixon aber ans Ende der Führungsrunde und kam so nur auf Platz 12 ins Ziel. Vorne fuhr hingegen Mike Conway vor Will Power zu seinem zweiten Sieg in Long Beach. Das Podium komplettierte Carlos Munoz. Sicherlich profitierte er dabei von den vielen Ausfällen, aber er zeigt auch ein sehr gutes Rennen und machte vor allem keine Fehler.
Einen sehr guten Platz 4 erreichte Juan Pablo Montoya. Wie auch Dixon und Wilson war er negativ von der ersten Caution betroffen. Anders als bei Dale Coyne und Chip Ganassi Racing änderte man bei Penske aber nicht die Strategie. Dies sollte sich am Ende auszahlen. Insgesamt war der Kolumbianer sehr schnell unterwegs und zeigte einige gute Überholmanöver unter anderem gegen Castroneves und Wilson. Langsam kommt der alte Juan Pablo Montoya zurück.
Auf Platz 5 kam Simon Pagenaud, nach einem sehr wechselhaften Rennen, ins Ziel. Im ersten Renndrittel gehörte er der Spitzengruppe an. In Runde 32 wurde er aber von Will Power in Kurve 1 in die Reifenstapel gedrückt. Zu seiner eigenen Überraschung wurde Power dafür nicht bestraft. Durch den Reparaturstopp fiel Pagenaud an das Ende des Feldes und erst durch das Chaos in Runde 55 konnte er sich wieder in die Top 10 schieben. Direkt hinter ihm kam sein Teamkollege Mikhail Aleshin ins Ziel. Er zeigte, wie alle Rookies, ein blitzsauberes Rennen. Dies sieht man auch an Platz 10 für Carlos Huertas für Dale Coyne Racing.
Oriol Servia belegte bei seiner Rückkehr Platz 7. Dabei lag er deutlich vor seinem Teamkollegen Graham Rahal, der nur auf Platz 13 ins Ziel kam. Rahal drehte in Runde 31 unter Gelb Justin Wilson in der Haarnadel um. Durch den Rückstau kann so etwas passieren, darf es aber natürlich nicht. Für das Vergehen kassierte er eine Drive-Through-Penalty. Im Vergleich zur Aktion von Will Power ist die Strafe nicht ganz nachvollziehbar. In Runde 67 drehte Rahal sich dann selbst in der Haarnadel und löste so die letzte Caution aus.
Marco Andretti hatte das ganze Rennen über Probleme mit seinem Wagen. Für Verbesserungen am Fahrverhalten wechselte man bei Andretti früh auf eine 3-Stopp-Strategie. Wie für Dixon zahlte sich der zweite Stopp in Runde 43 aber nicht aus. Mit Platz 8 lag er immerhin fünf Plätze hinter seinem jungen Teamkollegen Munoz. Auf Platz 9 wurde Sebastian Saavedra gewertet. Er war eigentlich die ganze Zeit zu langsam, hat aber auch keine Fehler gemacht. Das können viele schnellere Piloten nicht von sich behaupten. Bei den ganzen Fehlen von Hunter-Reay, Power, Rahal und Bourdais ist es erstaunlich, dass sowohl der Start als auch die Restarts geordnet abliefen.
Beide Piloten im B-Team von Chip Ganassi schieden mit technischen Defekten aus. Bei Ryan Briscoe gab es ein elektronisches Problem, das ihn nicht die volle Leistung seines Chevrolet-Motors abrufen ließ. Nach langer Reparaturpause kam er mit 20 Runden Rückstand auf Platz 17 ins Ziel. Bei Charlie Kimball hingegen löste sich der Motor in einer Qualmwolke ganz auf. Im Gegensatz zu Briscoe hatte Kimball bis zum Ausfall ein gutes Rennen und lag zwischenzeitlich auf Platz 6.
Das ganze Ergebnis findet man hier übersichtlich auf der Seite der IndyCar Series.
In der Meisterschaft führt natürlich Will Power nach Platz 1 in St. Petersburg und nun Platz 2 in Long Beach. Auf Platz 2 folgt Mike Conway, der aber nur die Stadt- und Straßenrennen für Ed Carpenter Racing bestreiten wird. Dahinter folgen mit Simon Pagenaud, Helio Castronves, Ryan Hunter-Reay und Scott Dixon schon die üblichen Verdächtigen. Auf der Statistikseite der IndyCar findet man die komplette Meisterschaftswertung.
Weiter geht es für die IndyCar Series vom 25. bis zum 27. April im Barber Motorsport Park in Alabama.