Die ELMS startete am vergangenen Samstag in ihre neue, wie immer etwas zu kurze Saison. Das spannende Rennen wurde in der Schlussphase von einem schweren Unfall des Jota-LMP2 überschattet.
Es waren noch 45 Minuten zu fahren. Simon Dolan im dominierenden Jota-LPM2 war auf dem Weg zum letzten Boxenstopp, als er Eingangs der Hangar Straight auf den F458 des AF Corse Teams auflief und diesen überholen wollte. Doch dann kam es zu einem Missverständnis zwischen Michele Rugolo im Ferrari und Simon Dolan. Dolan rechnete damit, dass Rugolo nach der Kurve die Außenbahn frei machen würde, der Italiener dachte, dass Dolan mit dem Überholmanöver bis zur Geraden warten würde. Der LMP2 wurde aufs Gras gedrängt, drehte dort nach innen, schoß quer über die Bahn, wo er noch den unschuldigen Labre Morgan mit Gustavo Yacaman am Steuer erwischte, und schlug fast frontal in die Mauer hinter der Brücke ein. Es war ein brutaler Einschlag, es gibt dort keine Reifenstapel. Dolan blieb regungslos im Wagen sitzen und musste vom Medical Team geborgen werden. Die Entwarnung folgte erst etwas später. Schon am Abend konnte Dolan das Streckenhospital wieder verlassen. Durchgeschüttelt, aber weitesgehend unverletzt. Die wohl beste Nachricht des Rennens, das aber viel Spannung bot.
Immerhin waren 38 Fahrzeuge um kurz vor 16:00 Uhr an den Start gegangen. Gemeldet waren 39, doch ein SMP-Ferrari verzichtete ohne nähere Angaben auf den Start. Nachdem die Ampel „Grün“ zeigte, setzte sich der Greaves #28 mit Littlejohn/Walker/Wells etwas überraschend an die Spitze. Knapp dahinter folgte der Monrad-Wagen, erst dann folgte der hochfavorisierte Jota mit Dolan, Ticknell und Felipe Albuquerque. Letzterer soll in Le Mans im dritten Audi sitzen und sich schon mal an die Prototypen und vor allem den Überrundungsverkehr gewöhnen. Es folgte der zweite, nominell stärker besetzte Greaves mit Dyson, McMurry und Kimber-Smith vor dem starken Murphy Motorsports Oreca, in dem Chandhuk, Kapadia und Gonzales unterwegs waren. Der Inder Karun Chandhok begeisterte sein Team mit extrem schnellen Rundenzeiten, doch den Iren war mal wieder kein Glück beschieden. In der zweiten Stunde des Rennens platzte Rudolfo Gonzales der linke Vorderreifen und Teile des Reifens zerschlugen die Karosserie. Der Murphy musste zu einer länglichen Reparatur in die Box und verlor sechs Runden. Um so erstaunlicher war es dann, dass es dem Team in den verbliebenen Stunden gelang, zwei Runden wieder aufzuholen. Wie immer – es wäre mehr drin gewesen für Murphy,
Völlig vom Radar verschwand zunächst der Thiriet-LMP2, der in diesem Jahr mit Thiriet, Bady und Gommendy besetzt ist. In den ersten Stint hing der Wagen im hinteren Feld der LMP2. Zwar blieb man in der selben Runde, aber es schien nicht so, als ob die siegverwöhnten Franzosen in Silverstone etwas ausrichten könnten. Die Teams von Loeb, Pegasus und Signatech fielen ebenfalls schnell zurück und konnten im Rennen auch nicht mehr den Anschluss finden.
Nach zwei Stunden hatte sich das Bild an der Spitze verändert. Die ersten Boxenstopps, ein paar Strafen und der Wechsel auf die Profi-Rennfahrer sorgten dafür, dass das Feld sich neu sortierte. Vorne war nun das Jota-Team, dass sich gleich 34 Sekunden Vorsprung verschaffte. Dahinter wurde der Morand-Wagen vom nun stark auftrumpfenden Thiriet Morgan-Nissan unter Druck gesetzt. Es setzte eine ruhige Phase des Rennens ein. Der Jota blieb auch nach den Boxenstopps vorne, dahinter tauchte plötzlich der Race Performance Oreca-Judd von Michael Frey und Frank Mailleux auf, der sich dank einer starken Fahrt des Franzosen auch am Thiriet-Wagen vorbei geschoben hatte.
Der Unfall von Dolan und die Safety-Car Phase führten das Feld dann wieder zusammen. In einer Runde waren noch: Race Performance, Thiriet, Morand und beide Greaves. Doch beim Restart hatten die Greaves das Pech, etwas weiter hinten im Verkehr zu stecken, während die drei Führenden freie Bahn hatten.
Es entwickelte sich ein wirklich packender Zweikampf zwischen dem Amateur Michael Frey und dem Profi Tristian Gommendy, der mit seinem Thiriet immer wieder Angriffe startete. Frey ließ sich nicht beirren, deckte seine Rennlinie ab und drehte seine persönlich schnellsten Runden des Rennens. Knapp drei Runden vor Schluss lief man allerdings auf GT-Verkehr auf. Frey blieb für einen Moment zu lange hinter einem Ferrari hängen, was der Profi Gommendy sofort ausnutzte und sich die Führung schnappte. Frey hatte in den letzten Runden noch alle Hände voll zu tun, den ebenfalls drängelnden Gary Hirsch im Morand hinter sich zu halten. Doch das gelang dem Schweizer, sodass er einen guten zweiten Platz einfahren konnte.
GTE
Bei den GT-Fahrzeugen gab es über das gesamte Rennen einen engen Zweikampf zwischen dem AF Corse mit der #55 und dem SMP mit #72. Die beiden Ferrari dominierten ihre Klasse und konnten die Führung die meiste Zeit für sich behaupten. Nach der SC-Phase lagen beide F458 gleich auf, aber der SMP hatte eine zeitraubende Auseinandersetzung mit dem zweiten AF Corse aus der GTC. Das reichte der #55 für den Sieg. Auf P3 kam am Ende der IMSA-Porsche, der aber nie eine echte Chance auf den Sieg hatte.
GTC
Viel los in der Klasse, leider gab es nur wenig zu sehen. Der Ferrari von „Team Ukraine“ mit Kruglyk, Chukanov und Pier Guidi siegten mit sieben Sekunden vor dem russischen SMP Ferrari mit Beretta, Markozov und Ladygin. Auch der dritte Platz ging an einen Ferrari vom Team Formula Racing mit Magnussen, Mac, Laursen. Andere Marken hatten in der GTC keine Chance. Die beiden ART-McLaren taten sich schwer, die schnellere #98 wurde durch einen Reifenschaden ausgebremst. Die Z4 waren zu langsam, lagen aber immer noch vor dem einzige Audi R8.
Alle Ergebnisse und Daten gibt es bei der ELMS.
Nächstes Rennen ist im Mitte Mai in Imola.
Bilder: ELMS/FIA