Eine Woche vor der NASCAR absolviert die IndyCar Series ihren Lauf in Alabama, genauer in der Nähe von Birmingham. Der Barber Motorsports Park liegt nur 50 km westlich des großen Ovals von Talladega.
Für die IndyCar Series war es ein Risiko, 2010 einen Grand Prix im Herzen des NASCAR-Hoheitsgebiets auszutragen. Entsprechend dauerte es auch drei Jahre zwischen den ersten Testfahrten im Barber Motorsports Park und dem ersten Rennen. Aber besonders Honda, die ein Werk im nahen Lincoln betreiben, drängte auf ein Rennen in Birmingham. Dieses Risiko hat sich im Laufe der Jahre aber ausgezahlt. Im letzten Jahr pilgerten am Wochenende über 83.000 Zuschauer an die Rennstrecke. Damit gehörte der Grand Prix of Alabama zu den zuschauerstärksten und profitabelsten Rennwochenenden. In diesem Jahr muss sich aber zeigen, ob die zeitliche Nähe zum NASCAR-Auftritt in Talladega keine negativen Folgen hinsichtlich der Zuschauerzahl hat.
Helio Castroneves fährt an diesem Wochenende übrigens unter Bewährung. Er wurde für einen Tweet über seinen Account, der aber ohne Erlaubnis von seiner Schwester genutzt wurde, bestraft. Der betreffende Tweet lautete: „Indycar officials continuing not punishing some drivers and giving green flag during an accident.“ Sowohl Helio als auch seine Schwester haben sich entschuldigt. Die IndyCar Series ist wahrscheinlich sogar davon überzeugt, dass es absolut richtig ist, einen Fahrer für eine solche Äußerung, die er nicht getätigt hat, zu bestrafen und nicht die Fahrer wie Will Power oder Ryan Hunter-Reay, die Unfälle auf der Strecke produzierten.
Strecke
Der Barber Motorsport Park liegt, wunderbar eingebettet in die Hügel Alabamas, in der Nähe von Birmingham. Auf eine Länge von 3,84 km verteilen sich insgesamt 17 Kurven. Am Ende der Start- und Ziel-Geraden geht es durch eine kleine Senke 64 Grad links hinauf und in einer langgezogenen doppelten Rechtskurve wieder bergab. Eine blind anzufahrende Rechtskurve führt auf eine kurze Gerade und zur langsamsten Stelle der Strecke. Die enge Haarnadel lädt zu Überholmanövern ein, die aber auch gerne in Carbonschrott enden. Es folgt ein Vollgasteil durch eine leichte Linkskurve zu einer langsamen Rechts-Links-Schikane, die in eine immer weiter werdende Rechtskurve mündet. Nach kurzer Beschleunigung führt eine schnelle S-Kurve auf die längste Gerade der Strecke, die von einer Links-Rechts-Passage beendet wird. Der folgende Rechtsknick muss wieder blind angefahren werden und führt bergauf zum Horseshoe, einer langen doppelten Rechtskurve. Eine 90 Grad Linkskurve bringt die Fahrer wieder zurück auf die Start- und Ziel-Gerade. Insgesamt eine sehr schön flüssige, schnelle und fahrerisch anspruchsvolle Strecke. Leider ist das Überholen fast unmöglich.
Favoriten
Trotz des Sieges von Ryan Hunter-Reay im Vorjahr ist der Barber Motorsports Park eine Team-Penske-Strecke. Den Auftaktsieg sicherte sich Helio Castroneves, und Will Power die beiden folgenden Rennen. Des weiteren dominierte Will Power dort auch fast immer die offiziellen Testfahrten der IndyCar Series Anfang März. Wenn ich seinen guten Lauf mit drei Siegen und Platz 2 in Long Beach noch mit einrechne, würde ich mein Geld auf den schnellen Australier setzten. Aber auch seine Teamkollegen darf man nicht vergessen. Castroneves hat neben seinem Sieg noch zwei dritte Plätze zu Buche stehen. Durch die ausgiebigen Testfahrten vor der Saison kennt Juan Pablo Montoya die Strecke sehr gut und hat so keinen Nachteil aufgrund der kurzen Trainings vor den Grand Prix.
Nach Power und Castroneves hat etwas überraschend Marco Andretti, noch vor Ryan Hunter-Reay, die meisten Runden als Führender im Motorsports Park abgeschlossen. Zusammen mit ihrem Teamkollegen James Hinchcliffe ist er ein Kandidat für eine gute Platzierung. Ein Auge sollte man auch auf Carlos Munoz haben, der nicht nur einen hervorragenden dritten Platz in Long Beach vorzuweisen hat, sondern auch im Vorjahr das Rennen der Indy Lights gewinnen konnte.
Erfolgreichster Pilot, der noch keinen Sieg im Barber Motorsportspark erreicht hat, ist Scott Dixon. Bei allen vier Rennen stand er bisher auf dem Podium, aber halt noch nicht ganz oben. So ganz rund läuft es bei Chip Ganassi Racing aber noch nicht in diesem Jahr. Den Plätzen 6 und 8 in St. Petersburg von Dixon und Tony Kanaan stehen sonst nur Platzierungen außerhalb der Top 10 beziehungsweise sogar Top 20 gegenüber. Wirkliche Sorgen muss man sich aber nicht machen, da auch im Vorjahr der Start zur Meisterschaft von Dixon eher schleppend verlief.
Auf Straßenkursen muss man natürlich auch auf die ausgewiesenen Spezialisten Simon Pagenaud und Justin Wilson achten. Im letzten Jahr belegten sie die Plätze 2 und 3 hinter Scott Dixon in der Road-Course-Wertung. In diesem Jahr führen nach nur zwei Läufen Will Power und Mike Conway die Wertung an. Pagenaud gab im Barber Motorsports Park 2011 sein IndyCar Debut und platzierte sich nie außerhalb der Top 8. Für Wilson lief es aber mit Platz 19 in den Jahren 2011 und 2012 nicht immer ganz rund. Mit Platz 8 im Vorjahr zeigte er aber einen Aufwärtstrend.
Nach schwächeren Saisonstarts mit Platzierungen außerhalb der Top 10 in beiden Rennen müssen Sebastien Bourdais, Graham Rahal und James Hinchcliffe schauen, dass sie langsam in Schwung kommen. Ganz schlecht lief es bisher aber für Charlie Kimball mit den Plätzen 20 und 23. Natürlich hatte er auch eine Menge Pech mit seinem Motorschaden in Long Beach. Bis zum Ausfall war er eigentlich ganz gut unterwegs.
Das Starterfeld umfasst wieder die 23 Piloten, die auch den Grand Prix of Long Beach in Angriff genommen haben. Die Entry List (PDF) findet man auf der Homepage der IndyCar Series.
Zeitplan (times local; MESZ)
Freitag 25. April
10:00 – 10:45 a.m. (17:00 – 17:45) – Verizon IndyCar Series practice #1
2:00 – 2:45 p.m. (21:00 – 21:45) – Verizon IndyCar Series practice #2
Samstag 26. April
10:00 -10:45 a.m. (17:00 – 17:45) – Verizon IndyCar Series practice #3
2:00 – 3:10 p.m. (21:00 – 22:10) – Verizon IndyCar Series Pole Qualifying for the Verizon P1 Award (knockout qualifying and Firestone Fast Six format), NBCSN (Taped, 1 a.m., April 27)
Sonntag 27. April
9:45 – 10:15 a.m. (16:45 – 17:15) – Verizon IndyCar Series warm-up
1:30 p.m. (20:30) – Verizon IndyCar Series pre-race
2:12 p.m. (21:12) – Honda Indy Grand Prix of Alabama (90 laps/214.2 miles)
In den USA überträgt NBC Sports Network, in Deutschland Sport 1 US ab 21:00 Uhr das Rennen live.