Es ist Mai und natürlich findet man die ganze IndyCar Series in Indianapolis. Vor den 500 Meilen am Ende des Monats steht aber erst einmal der Grand Prix auf dem Straßenkurs im IMS auf dem Programm.
Lange hat sich die IndyCar Series, genauer gesagt der Hulman-George-Clan, gegen ein Rennen auf der Formel-1-Strecke im Indianapolis Motor Speedway ausgesprochen. Die Angst vor der Verwässerung der 500 Meilen durch ein zweites Rennen kurz vorher im IMS herrschte vor. Natürlich ist diese Angst nicht ganz unbegründet. Aber schon in den letzten Jahren hat das Renommee des Indy 500 abgenommen. Die Zuschauerzahlen bei ABC waren im letzten Jahr katastrophal. Die IndyCar braucht eigentlich jede Form von Publicity, und da könnte der Grand Prix an diesem Wochenende durchaus auch helfen. Außerdem ist ein weiteres Rennen in Indianapolis im Mai deutlich kostengünstiger, als zum Beispiel nach Brasilien zu gehen. Es gibt insgesamt genug gute Gründe für den Versuch eines Grand Prix of Indianapolis. Ob er im Kalender erhalten bleibt, werden in erster Linie die Zuschauerzahlen im IMS und vor allem bei ABC entscheiden.
Strecke
Der Straßenkurs im Indianapolis Motor Speedway wurde für den Formel-1-Grand-Prix im Jahr 2000 gebaut. Man entschied sich für eine Strecke im Uhrzeigersinn und nutzte Turn 1 des Ovals als letzte Kurve der Strecke. Die Belastungen für die Reifen in der Ovalkurve führten zum legendären Grand Prix 2005 und dem Ende der Formel 1 in Indianapolis zwei Jahre später.
Ab 2008 fuhr dann die MotoGP auf der Strecke. Für die Motorräder änderte man die Fahrrichtung, ersetzte Turn 1 durch eine Kurvenkombination und änderte die sehr langsame Passage von Kurve 9 und 10 der F1-Strecke in eine flüssigere Kombination.
Im letzten Jahr gab es ausgiebige Testfahrten der IndyCar, um die ideale Strecke in den Variationen des F1- und MotoGP-Kurses zu finden. Im Endeffekt fährt die IndyCar nun wie die Formel 1 im Uhrzeigersinn, nutzt aber die Kurvenpassage der MotoGP anstelle von Turn 1 und ersetzt alle langsamen Stellen durch deutlich schnellere Kurven beziehungsweise Schikanen.
Zum Abschluss der Streckenthematik nimmt uns Sebastien Bourdais mit auf einige Runden in seinem KVSH Dallara.
Favoriten
Vor den ersten drei Rennen hätte ich mein Geld jeweils auf Will Power gesetzt. Da er mit den Plätzen 1, 2 und 5 einen hervorragen Saisonstart hatte, lag ich mit meiner Einschätzung gar nicht so daneben. Bei den Testfahrten Ende April machten die Piloten von Chip Ganassi Racing, allen voran Scott Dixon und Ryan Briscoe, aber einen etwas besseren Eindruck. Während der ganzen Testsession lagen beide in der Topgruppe im Zeitentableau und konnten sich mit ihren letzten Runden ganz nach vorne schieben. Mit einer Rundenzeit von 1:09,597 Minuten konnte sich Dixon knapp 0,06 Sekunden vor seinen Teamkollegen setzten. Charlie Kimball und Tony Kanaan konnten in der finalen Zeitenjagd nicht mehr ganz die Topzeiten mitgehen und landeten mit den Plätzen 13 und 18 im Mittelfeld.
Auf Platz 3 folgte mit Simon Pagenaud der schnellste Honda-Fahrer. Der Franzose wird sicherlich versuchen, im vierten Rennen auch seine vierte Top-5-Platzierung einzufahren. Hinter Chip Ganassi Racing war Team Penske die Mannschaft, die geschlossen den besten Eindruck hinterließ. Ganz vergessen sollte man Will Power also nicht. Helio Castroneves war aber auf Platz 4 einen Wimpernschlag schneller. Juan Pablo Montoya verzichtete auf eine letzte schnelle Runde und wurde noch auf Platz 8 durchgereicht. Trotzdem zeigte er wieder mal, dass er sich im IMS wohl fühlt.
Die Speerspitze von Andretti Autosport am Samstag dürfte wieder Ryan Hunter-Reay werden. Sein Sieg im Barber Motorsport Park hat ihm sicherlich weiter Auftrieb gegeben. Beim Test war er auf Platz 5 der schnellste Pilot seines Teams. Auf den Plätzen 9, 14 und 17 folgten seine Kollegen James Hinchcliffe, Marco Andretti und Carlos Munoz. Insgesamt waren die Zeitabstände sehr gering. Zwischen Scott Dixon und Franck Montagny, der für Andretti Autosport einen fünften Dallara fahren wird und auf Platz 19 landete, lag nur eine knappe Sekunde.
Umso erstaunlicher ist es, dass mit Mike Conway, Josef Newgarden und Graham Rahal drei etablierte Piloten noch außerhalb dieser 1-Sekundengrenze lagen. Bei Mike Conway bin ich mir aber ziemlich sicher, dass er zum Grand Prix noch zulegen kann. Auch Josef Newgarden ist eigentlich ein Kanidat für die Top 15. Bei Graham Rahal hingegen gibt es wirklich keine Anzeichen dafür, dass es mit ihm vorwärts geht. Auf seinen Teamkollegen Oriol Servia verlor er fast 1,4 Sekunden. Bei den engen Abständen in der IndyCar Series ist das schon eine kleine Ewigkeit.
Neben Juan Pablo Montoya, der sechsmal an einem Grand Prix der Formel 1 in Indianapolis teilgenommen hat, kennen weitere Fahrer zumindest in Grundzügen die Strecke. Justin Wilson konnte hier 2003 in einem Jaguar F1 mit Platz 8 seinen ersten Punkt in der Weltmeisterschaft erringen. Ein Jahr später stand Takuma Sato im BAR Honda sogar auf dem Podium. Marco Andretti gewann 2005 das Rennen der Indy Lights auf dem Straßenkurs und Sebastien Bourdais 2012 das der Rolex Sport Car Series.
Martin Plowman debütiert an diesem Wochenende für AJ Foyt Enterprises in der IndyCar Series. Mit der Rückkehr von Franck Montagny umfasst die Entry List (PDF) 25 Fahrer.
Zeitplan (times local; MESZ)
Donnerstag, 8. Mai
10:00 – 10:45 a.m. (16:00 – 16:45) – Verizon IndyCar Series practice #1
2:00 – 2:45 p.m. (20:00 – 20:45) – Verizon IndyCar Series practice #2
Freitag, 9. Mai
10:00 -10:45 a.m. (16:00 – 16:45) – Verizon IndyCar Series practice #3
2:00 – 3:10 p.m. (20:00 – 21:10) – Verizon IndyCar Series Pole Qualifying for the Verizon P1 Award (knockout qualifying and Firestone Fast Six format)
Samstag, 10. Mai
3:00 p.m. (21:00) – Verizon IndyCar Series pre-race
3:50 p.m. (21:50) – Grand Prix of Indianapolis (82 laps/200 miles),
Für ABC ist der Grand Prix of Indianapolis das erste Rennen der Saison. Ab 21:30 Uhr überträgt Sport 1 US das Rennen live.