Nach dem packenden Saisonstart in Suzuka begibt sich die japanische Super Formula an diesem Wochenende zum zweiten Saisonrennen auf den Fuji Speedway. Beim Heimspiel auf der Haus- und Teststrecke sind die Toyota-Teams erneut in der Favoritenrolle. Für zusätzliche Spannung wird das geänderte Rennformat sorgen.
Anders als noch zum Saisonauftakt vergangenen Monat wird das zweite Super-Formula-Rennen des Jahres in zwei unterschiedlich lange Sprintläufe aufgeteilt. Für Fahrer und Fans ist das Format nicht neu, schließlich wird es seit 2011 exklusiv für das Saisonfinale verwendet. Dies wird auch dieses Jahr wieder der Fall sein, wenn das erstmals seit 1986 wieder JAF Grand Prix genannte, große Finale im zweigeteilten Sprintformat stattfinden wird. Wohl auch um die Chancengleichheit bei der seit dieser Saison geänderten Tie-Breaker-Regel im Falle des Punktegleichstandes – bis letztes Jahr gewann bei Punktegleichstand der Fahrer die Meisterschaft, der an einem Rennwochenende die meisten Punkte erzielte – zu bewahren, hat sich die Japan Race Promotion dazu entschlossen, den ersten von in diesem Jahr zweien Auftritten auf dem Fuji Speedway im Sprintformat zu veranstalten. Hierbei werden selbstredend auch die erzielbaren Punkte halbiert, sprich für den jeweiligen Rennsieg gibt es nur fünf statt zehn Meisterschaftszählern.
Der große Unterschied zum Saisonfinale in Suzuka besteht darin, dass es für die jeweiligen Rennsiege keine Bonuspunkte gibt. Die maximale Ausbeute beträgt an diesem Wochenende somit zwölf Punkte (Bonuspunkte für die jeweiligen Pole-Positions bereits eingerechnet), während es beim Suzuka-Finale hingegen ganze 18 sein werden. Wie in der Vergangenheit werden die beiden Sprintrennen jedoch nicht als gesonderte Meisterschaftsläufe angesehen. Die Rennen selbst sind wie bereits erwähnt unterschiedlich lang. Lauf eins geht über 25 Runden (114km Renndistanz), während das zweite Rennen mit 35 Runden (159km Renndistanz) zehn Umläufe länger ist. Im zweiten Rennen müssen die Teams zudem einen Pflichtboxenstopp mitsamt Reifenwechsel absolvieren. Die reguläre Super-Formula-Renndistanz beträgt im Übrigen 250km.
Die Startaufstellung wird wie gewohnt im dreiteiligen KO-Qualifikationsformat ausgefahren. Das Ergebnis des ersten Segments (Q1) dient hierbei als Startaufstellung für den ersten Lauf, während die Startaufstellung für den zweiten Lauf in Q3 ausgefahren wird. Dies betrifft jedoch nur die ersten acht Positionen. Für die restlichen Startplatzierungen des zweiten Rennens werden die jeweiligen Ergebnisse aus Q2 respektive Q1 herangezogen, sprich jene Fahrer, die in den ersten beiden Segmenten ausschieden. Für die Piloten bedeutet dies natürlich eine noch höhere Leistungsanforderung. Obwohl der Fuji Speedway, insbesondere durch die lange Start- und Zielgerade, als überholfreundlich gilt, werden etwaige Fehler in Q1 gleich doppelt bestraft. So schied in der Qualifikation zum Saisonfinale 2012 Kazuki Nakajima gleich im ersten Qualifikationsteil aus. Nachdem er sich im ersten Lauf auf keine Punkteposition vorarbeiten konnte, schien der mögliche Titelgewinn in weite Ferne gerückt. Der ehemalige Formel-1-Fahrer startete im zweiten Rennen, auch dank der guten taktischen Leistung seines Teams, jedoch eine unglaubliche Aufholjagd – und gewann letztlich von Position 13 kommend neben dem Rennen auch noch die Meisterschaft.
Der Fuji Speedway ist durch die Formel 1 in den 70er Jahren, insbesondere aber durch die beiden Grand Prix in den Jahren 2007 und 2008 bekannt. Der Kurs wurde extra für die Rückkehr der Königsklasse von Herman Tielke umgebaut und an die Sicherheitsstandards angepasst. Im Gegensatz zu anderen Strecken hat er die Strecke mit der längsten Geraden im kompletten Super-GT-Kalender aber nicht „vertielkt“, auch wenn die Abstinenz einiger Kiesbetten und die fast vollständige Eliminierung des „Bankings“ in einigen Bereichen der Strecke sehr bedauerlich sind. Der Kurs selbst liegt in der Shizuoka-Präfektur, nahe des kleinen Städtchens Oyama und nicht weit von der Großstadt Fuji-chi (übersetzt einfach nur Fuji oder Fuji Stadt) am Fuße des Fuji-san (so der japanische Name des berühmten Berges), sprich man hat nicht nur von der Rennstrecke einen malerischen Blick auf das bekannteste Naturwahrzeichen des Landes. Ebenfalls in der Nähe befindet sich der Fluss Fujikawa, der von der Präfektur Yamanashi bis nach Shizuoka fließt. Die Japaner lieben es, Wörter abzukürzen oder neue Komposita zu bilden, weshalb man oftmals einfach nur vom Rennen „in Fuji“ spricht.
Die Strecke hat nach der Neueröffnung im Jahr 2005 eine Gesamtlänge von 4,563 km und insgesamt 16 Kurven. Nicht alle dieser Kurven tragen hingegen einen Namen. Nicht nur aufgrund der langen Start- und Zielgeraden (1,5km), die auch dieses Jahr insbesondere den Lexus-Fahrzeugen zugutekommen sollte, gilt der Kurs als flink, beinhaltet zum Ende hin jedoch auch einige mittelschnelle und langsame Kurven. Leider gibt es noch kein entsprechendes Onboard-Material mit dem neuen Super-Formula-Boliden auf dem Fuji Speedway. Deshalb im folgendem einige Japanese-Formula-3-Impressionen, gefahren und gefilmt von Nanin Indra-Payoong:
Die Super-Formula-Rennen auf dem Fuji Speedway waren in der Vergangenheit immer spannend. Legendär ist das Saisonfinale im „ersten“ Jahr der damals noch Formula-Nippon genannten Rennserie, welches im strömenden Regen stattfand und am Ende Ralf Schumacher als Champion sah. Vor zwei Jahren kämpften André Lotterer, Kazuki Nakajima und Kazuya Oshima im Regen auf Slicks um den Sieg, während vergangenes Jahr das starke Duell zwischen Lotterer und Loic Duval aufgrund eines unglücklichen Fehlers an der Box zugunsten des Deutschen ausfiel. Beim Reifenwechsel legte einer von Duvals Mechanikern nicht wie im Reglement vorgesehen den abmontierten Reifen flach auf den Boden, sondern ließ diesen aufknallen, wodurch er sich leicht bewegte. Duval kassierte eine Durchfahrtsstrafe, fiel zurück und erkämpfte in einer tollen Aufholjagd den vierten Rang. Ein kleiner, menschlicher Fehler, der dem zuständigen Mechaniker sicherlich nicht noch mal passieren wird. Ähnliches gilt auch für den Tom’s-Mechaniker, der vor lauter Hektik in der Safety-Car-Phase beim diesjährigen Saisonstart Lotterers rechten Vorderreifen mit der falschen Laufrichtung montierte. Hiervon profitierte letztlich Loic Duval, der dann auch prompt den Auftakt gewann, während Lotterer mit Mühe und Not (und einem fast explodierten Reifen) sich noch auf Platz fünf ins Ziel rettete.
Auch am Fuße des berühmtesten Wahrzeichens Japans zählen die beiden Audi-Werksfahrer zu den Top-Favoriten auf den Sieg. Joao Paulo de Oliveira, der in den letzten Rennen aufgrund von kleineren, oft unverschuldeten Fehlern ein bisschen dem Erfolg in Japans höchster Formel-Serie hinterherfährt, sowie insbesondere Kazuki Nakajima, zählen ebenfalls zu den stärksten Anwärtern auf den mittigen Platz auf dem Podium. Nakajima lag beim Auftakt in Suzuka lange in Führung, ehe die just zu der Sekunde, als er an der Boxeneinfahrt vorbeifuhr, ausgelöste Safety-Car-Phase jegliche Siegesträume zerplatzen ließ. Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen konnte der Champion von 2012 noch kein einziges Mal bei Toyotas Heimspiel triumphieren.
Die stärksten Anwärter auf die verbleibenden Podiumsplätze kommen ebenfalls aus dem Toyota-Lager. Hierbei sei insbesondere James Rossiter erwähnt, der mit Platz drei in Suzuka nicht nur seine in meiner Saisonvorschau prognostizierte Dark-Horse-Rolle bestätigte, sondern gleichzeitig auch das bisher beste Ergebnis für Kondo Racing einfuhr. Trotz guter Leistung in den Trainings und Qualifikation leistete sich Narain Karthikeyan einige Fehler. So bekam er wegen rücksichtslosen Fahrens eine Grid-Penalty; im Rennen drehte er sich in Kurve eins und löste damit die Safety-Car-Phase aus. Der sprichwörtliche Speed war jedoch beim Inder vorhanden, sodass er ohne gröbere Schnitzer auch in Fuji auf den vorderen Platzierungen auftauchen sollte. Duvals Teamkollege und bester Rookie des vergangenen Jahres, Ryo Hirakawa, beeindruckte in Suzuka erneut mit vielen sehr starken Zweikämpfen. Am Ende verfehlte der erst 20-jährige Japaner auf Position vier zwar erneut nur knapp das Podium, unterstrich allerdings abermals sein Talent. Die größte Überraschung des Rennens dürfte hingegen der Bronzerang von Serien-Rückkehrer Hiroaki Ishiura gewesen sein. Am Ende des Rennens zeigte sich der erfahrene Super-GT-Pilot von seiner Leistung sichtlich überrascht, sprach sogar davon, dass er sich unsicher war, ob er beim Start sowie dem Boxenstopp alles richtig machen würde. Ein starkes Comeback, das gemessen an den Testfahrten aus dem Frühjahr, dieses Wochenende eine Fortsetzung finden könnte. Ishiuras Teamkollege Yuji Kunimoto war in Suzuka ebenfalls schnell unterwegs, warf eine solide Punkteplatzierung in der letzten Runde jedoch in den Reifenstapel. Vergangenes Jahr feierte der 23-jährige Japaner beim JAF Grand Prix Fuji Sprint Cup seinen Premierensieg.
Für die Honda-Teams wird es dieses Wochenende hingegen vermutlich ähnlich schlecht wie zum Saisonstart laufen. Im Gegensatz zum Toyota-Motor liefert das eigene Aggregat weniger Leistung, was sich auf der Fuji-High-Speed-Strecke besonders stark bemerkbar macht. Bei den Tests verlor man im Schnitt rund eine Sekunde pro Runde auf die Konkurrenz. Hinzu gesellt sich das Überhitzungsproblem, das unter anderem zu einem kapitalen Motorschaden von Takashi Kogure in Suzuka führte. Bis zum vierten Saisonrennen ist es den Teams erlaubt, den Motor straffrei zu wechseln. Ob man bis dahin jedoch mehr Leistung gefunden hat, ist zu diesem Zeitpunkt nur schwer einzuschätzen. Der Hersteller ist unter Zugzwang. Erst vor kurzem erreicht keines der eigenen GT500-Fahrzeuge das Ziel beim Super-GT-Rennen am Fuji Speedway – und auch in der WTCC läuft es im Werkskampf gegen Citröen derzeit eher schleppend. Mit einer starken Leistung, die er später sichtlich erfreut als „pure racing“ titulierte, erkämpfte sich Super-Formula-Neuling Vitantonio Liuzzi als bester Honda-Fahrer zwar den achten und letzten Punkteplatz. Dies war zu großen Teilen jedoch auch dem Rennverlauf geschuldet, der aufgrund der Safety-Car-Phase Liuzzis gewagte Strategie aufgingen ließ. Nichtsdestotrotz soll dies natürlich nicht die Leistung des Italieners schmälern, der mit vielen packenden Zweikämpfen ein starkes Debüt feierte. Ebenfalls bärenstark war Titelverteidiger Naoki Yamamoto unterwegs, der am Ende zwar aus den Punkterängen gereicht wurde, mit stumpfen Waffen jedoch meisterlich versuchte, seine Position zu verteidigen. Aufgrund des immensen Motorennachteils wäre es zumindest ein kleiner Erfolg, wenn ein oder mehrere Honda-Fahrer die Punkteränge in den jeweiligen Läufen am Sonntag erreichen würden.
TV-Zeiten Fuji
An der bisherigen TV-Situation hat sich nichts geändert, weshalb erneut auf die mehr oder weniger beliebte Graualternative zurückgegriffen werden muss. Der japanische Fernsehsender J Sports 3 überträgt die Qualifikation am Samstag ab 6:30 Uhr deutscher Zeit live. Am Sonntag muss hingegen früh aufgestanden werden: J Sports 1 beginnt die Übertragung des ersten Rennens ab 3:00 Uhr live (Rennstart ist fünf Minuten später um 3:05 Uhr). Nach einer kurzen Pause steigt man ab 7:00 Uhr wieder in die Übertragung ein. Der Startschuss zum zweiten Rennen fällt derweil um 7:30 Uhr deutscher Zeit.
Copyright Photos: Japan Race Promotion