Mal wieder überschattete ein schwerer Unfall einen Lauf der VLN. Bis zum Abbruch lag das Feld eng zusammen und es gab am Ende einen Überraschungssieger.
Es war 15:18 Uhr, als es auf der Döttinger Höhe mächtig knallte. Zuvor war auf Höhe der Touristenfahrerausfahrt ein Wagen liegen geblieben, die Rennleitung entschied sich aus Sicherheitsgründen, eine „Code 60“-Zone einzurichten. Das ist auf der langen Geraden nicht ganz ungefährlich, denn an der Stelle haben die Fahrzeuge locker über 200 km/h drauf. Es gilt also abzubremsen, damit man sich nicht eine Strafe einhandelt. Doch der Pilot der #499, ein privat eingesetzter Audi TTS in der Klasse VT2, schien die Code-60-Zeichen nicht gesehen zu haben. Er knallte bei hoher Geschwindigkeit dem Black Falcon Porsche mit der Startnummer 57 ins Heck.
Auf den ersten Bildern sah man nur unscharf im Hintergrund den quer auf der Strecke stehenden Porsche und ein weiteres, schwer zerstörtes Auto, das nicht zu erkennen war. Auf dem Bild der Streckenkamera erkennt man nur, dass rechts ein Fahrer an der Leitplanke steht.
Die Rennleitung brach das Rennen ab, was angesichts des Trümmerfeldes und der noch zu fahrenden Zeit von 40 Minuten richtig war. Danach bekleckerte sich die VLN-Kommunikation aber nicht gerade mit Ruhm. Mehr als eine Stunde gab es kein Statement, kein Update und keine sonstige Meldung der Rennleitung oder der Streckensprecher. Natürlich geht die Gesundheit der Fahrer vor, natürlich wartet man lieber einen Moment, bis man Gewissheit hat, dass niemand ernsthaft verletzt ist. Man hätte aber a) zumindest mal sagen können, welche Fahrzeuge beteiligt waren und b) vielleicht auch mal sagen können, dass man auch keine Infos hat und aus oben genannten Gründen um Geduld bittet. Stattdessen gab es Musik von RPR1, um kurz vor halb fünf ging man ohne weiteren Kommentar zur Siegerehrung über. Dass beiden Fahrern nichts passiert ist, erfuhr man nur aus dem Liveticker auf der Webseite, wo es genau eine Stunde nach dem Unfall die gute Nachricht gab, dass beide Fahrer eigenständig aus den Autos steigen konnten.
Das Kommunikationsmanagement der VLN kann man der Stelle nur als „miserabel“ bezeichnen. Was ärgerlich ist, denn man will als Serie mittlerweile weltweit Aufmerksamkeit erlangen. Wenn die Kommunikation sich aber auf Provinz-Niveau befindet, wird das nur schwer möglich werden.
Zum Rennen: Das war vor allem durch das klassische Sandbagging geprägt. Weder die Z4 (mal abgesehen vom Alzen BMW), noch die Audi traten vorne in Erscheinung. Phoenix hatte komplett auf den Start verzichtet, weil man in England in der Blancpain Sprint Series unterwegs war. Also übernahmen die SLS das Kommando, die ja einen etwas schwierigen Start in die Saison hatten. Grund dafür waren Reifenprobleme. Seitens AMG hieß es, dass die Dunlop-Reifen halt für Autos entwickelt seien, die weniger Gewicht auf der Vorderachse mit sich rumschleppen würden, Dunlop wiederum vermutete etwas zu hohe Sturzwerte bei den Mercedes. Offenbar hat man das Problem aber in den Griff bekommen. Im Rennen platzte nur einem privaten SLS ein Reifen, der aber hinten links aufgezogen war. Die Vorderreifen, sonst Quell der Sorgen, hielten durch.
In den ersten Runden zogen die beiden Black Falcon SLS vorne weg, dahinter hatte sich ein weiterer SLS geklemmt. Doch schon in Runde 2 störte der Dörr-McLaren die Mercedes-Freunde an der Spitze. Kevin Estre gelang in Runde 3 das Kunststück, auf der Döttinger Höhe an allen drei SLS gleichzeitig vorbei zu ziehen, was ihn im Interview nach seinem Stint sichtlich freute. Der McLaren konnte auch ein paar Sekunden wegziehen, kam aber etwas überraschend schon in Runde 6 an die Box. Der Reifendruck sei zu hoch gewesen, meinte Estre. Andere Teams waren eher der Meinung, dass man es seitens Dörr lieber etwas ruhiger angehen wollte, damit man nicht noch kurz vor dem 24h-Rennen eine BoP-Änderung reingedrückt bekommt.
Nachdem der orangfarbene Störfaktor weg war, schob sich dank eines etwas längeren Stints der Alzen Z4 auf Platz 2 vor, dahinter lauerte der Frikadelli-Porsche. Dort hatte Klaus Abbelen den Startstint gefahren, aber schon in Runde 2 auf Patrik Huismann gewechselt, der den RSR durch das Feld geprügelt hatte. Wieder machte der Porsche eine extrem gute Figur und muss daher zum erweiterten Favoritenkreis gezählt werden. In dieser Reihenfolge wurde das Rennen dann am Ende auch gewertet.
Nichts zu sehen war von den Nissan GT-R. Beim letzten Rennen hatten die schon für Aufmerksamkeit gesorgt, aber bei der Generalprobe für das 24h-Rennen schien es nicht so gut zu laufen. Der Performance-Unterschied zum VLN3 war schon sehr auffällig, man kann getrost davon ausgehen, dass auch Nissan kräftig gemauert hat.
Und wer ist jetzt der Favorit für das 24h-Rennen? Im Grunde haben alle Marken in diesem Jahr mal gewonnen und mal gemauert. Die Audi sind mit Sicherheit sehr stark, ebenso die Z4, die in den letzten Rennen kaum auffielen und es ruhig angehen ließen. Die Frikadelli-Mannschaft hält für Porsche Fahnen hoch, wird es aber schwer haben, so ganz alleine. Wenn die SLS die Reifenprobleme in den Griff bekommen, dann muss man auch mit ihnen rechnen. Der McLaren ist zwar schnell, aber hält er auch ein ganzes Rennen durch? Und die Nissan kann man überhaupt nicht einschätzen.
Aber das alles klären wir noch in der großen Vorschau zum Rennen Mitte Juni.
Bilder: VLN