Die Formel Eins macht ihren jährlichen Stopp im Fürstentum von Monaco. Wie in jedem Jahr geht es bei dem Rennen mehr um die Atmosphäre und die Tradition, denn das Rennen ist meist eher eine Prozession. Dafür zählt der Sieg bei Fahrern wie Teams sehr viel.
Monaco ist eine Sache für sich. Eigentlich ist der Stadtkurs schon seit dem ersten Rennen in Sachen Sicherheit nicht wirklich eine Empfehlung und zahlreiche Unfälle belegen, dass die Strecke zu eng und zu schnell ist. Aber es gibt wohl kaum eine Strecke, die zur Formel Eins gehört, wie jene in Monaco. Vorbei am alten Hafen, unterhalb des Fürstenpalasts, hoch zum Casino, wieder runter in Richtung der legendären „TipTop“ Bar und der engen Haarnadel, durch den Tunnel, um das Schwimmbad herum und wieder zu Start und Ziel – allein die Namen der Kurven und Passagen sind legendär. Und ein Sieg in Monaco zählt immer noch fast so viel wie eine Weltmeisterschaft. Die leider etwas in Vergessenheit geratene „Triple Crown of Motorsport“ besteht aus den Siegen in Le Mans, beim Indy 500 und dem Sieg in Monaco. Bisher hat das nur Graham Hill geschafft, der einzige noch aktive Fahrer, der die Krone holen könnte, ist Juan-Pablo Montoya, dem „nur“ noch der Sieg in Le Mans fehlt.
In Monaco gelten auch andere Regeln in Sachen Formel Eins. Natürlich gilt auch hier, dass das in der Saison bisher schnellste Auto die größten Chancen auf den Sieg hat. Aber man hat immer wieder überraschende Wendungen gesehen, besonders, wenn das Wetter mal ein wenig verrückt spielt, was in Südfrankreich um die Jahreszeit durchaus öfter passiert. Für die Teams bedeutet Monaco gleich zweierlei: Erstens packt man alles an Flügeln aufs Auto, was man finden kann, zweitens bringt man sehr, sehr viele Ersatzteile mit. Die Leitplanken um die Strecke stehen schnell mal im Weg rum, der Verbrauch an Frontflügeln kann recht hoch sein.
Wie üblich ist die Qualifikation in Monaco absolut entscheidend. Läuft das Rennen normal, kann man nur gewinnen, wenn man in den ersten beiden Reihen steht, und wer als erster aus der Startrunde kommt, hat das Rennen schon halb gewonnen. Wenn denn nichts passiert, und das ist Monaco schnell der Fall. Schon ein stehendes Auto kann in Monaco eine Safety-Car-Phase auslösen und somit die Strategie verändern. Pirelli bringt „Soft“ und „Supersoft“ mit ans Mittelmeer, was eine spannende Mischung ist. Zum einen ist man die Supersoft bisher nur bei den Tests gefahren, zum anderen ist nicht klar, wie diese mit dem Asphalt in Monaco klarkommen werden. Ein kleiner Hinweis ist allerdings die Tatsache, dass die Reifen in diesem Jahr generell etwas härter sind und somit länger halten. Auch wenn der Zeitunterschied zwischen den Reifen auch in Monaco recht groß sein sollte – am Ende relativiert sich die Sache allein dadurch, dass man im Verkehr nicht wirklich davon profitiert, da man nur schlecht überholen kann.
So war das zumindest in den letzten Jahren, in diesem Jahr könnte das mit den stärkeren Hybridsystemen vielleicht etwas anders sein. Im Grunde gibt es nur zwei Stellen, an denen man überholen kann: Die Haarnadel (Ex-Lowes), wo man sich innen rein quetschen kann, und die Ausfahrt aus dem Tunnel. Dort krachte es in den letzten Jahren aber immer wieder, weil die Autos auf einer Bodenwelle in der Anbremszone unkontrollierbar wurden. In diesem Jahr hat man die Bodenwelle abgeflacht, also sollte es besser gehen. Eine dritte Variante ist Beau Rivage hoch Richtung Massenet. Bekommt man, zum Beispiel mit besseren Reifen, einen guten Ausgang aus St.Devote, kann man sich hier ebenfalls am Konkurrenten vorbei schieben. Das war es dann aber auch schon mit den Möglichkeiten.
Als Favoriten müssen die Mercedes gelten, die in Monaco das schnellste Auto haben dürften. Interessant dürfte sein, wer auf der Pole steht. Rosberg hat hier schon gewonnen, ebenso Hamilton, der hier zuletzt 2008 den Sieg holte. Die Situation bei Mercedes dürfte keine einfache sein. Hamilton hat vier Rennen hintereinander gewonnen und Rosberg vor allem in Spanien ein wenig demoralisiert. Monaco ist aber zum einen die Heimstrecke von Rosberg, zum anderen ist es einer seiner Lieblingskurse. Seine präzise Fahrweise kommt in Monaco zum Tragen und könnte ein Vorteil sein. Ein Sieg wäre nach den vielen Niederlagen auch dringend nötig.
Red Bull wird sich hinter Mercedes einordnen, aber es könnte enger sein, als man denkt. Vettel sprach schon davon, dass der Abstand nach vorne deutlich geringer sein würde, wenn man nach Monaco kommt. Mag sein, dass der RB10 in den engen Strassen mehr Potential hat, aber um die Mercedes ärgern zu können, müsste Red Bull schon einen großen Schritt machen. Mittlerweile hat man das alte Chassis von Vettel auch untersucht und festgestellt, dass es tatsächlich einen „Knacks“ hatte. In Spanien konnte man zumindest sehen, dass Vettel wieder zu alter Form gefunden hat.
Hinter Red Bull dürfte es sehr eng werden. Williams, Ferrari, Force India, McLaren und durchaus Toro Rosso sind die Kandidaten, die sich um die Plätze und die Punkte streiten werden. Hier eine Prognose zu machen, ist einfach unmöglich.
Strategie:
Über alles andere als eine Ein-Stopp-Strategie muss man sich keine Gedanken machen. Die entscheidende Frage ist nur, wann man stoppt, wobei man zwei Varianten hat. Die eine ist ein früher Stopp. Das ist vor allem dann interessant, wenn man sehr weit hinten startet. Man wechselt schon in der zweiten bis fünften Runde, fällt weit zurück, kann aber dafür die Reifen komplett ausnutzen. Das Problem ist hier, dass man gegen Ende des Rennens halt auf Reifen sitzt, die komplett fertig sind. Die zweite Variante ist, den Stopp so lange wie möglich heraus zu zögern. Mercedes machte das im letzten Jahr, als man erst in Runde 31 an die Box kam. In diesem Jahr könnte der Stopp sogar noch etwas später kommen. Der Vorteil: Man fährt einen Vorsprung raus, der groß genug ist, um in Führung zu bleiben und man kann es so am Ende sehr ruhig angehen lassen.
Die Chance auf einen mehrfachen Einsatz des Safety Car sind in Monaco sehr hoch. Und das kann den Verlauf des Rennens durchaus ändern. Schafft man es im richtigen Moment, an die Box zu kommen, kann der Gewinn enorm sein. Das bedeutet, dass man Entscheidungen im Bruchteil einer Sekunde treffen muss. Verpasst man das schmale Zeitfenster, kann man auch sehr viel verlieren.
Achtung: Wie immer sind die freien Training schon am Donnerstag. Deshalb erscheint die Vorschau ja auch schon am Mittwoch.