Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Indianapolis 500

IndyCar: Analyse Indianapolis 500

von Rainer
0 Kommentare

Ryan Hunter-Reay konnte sich in einem sehr engen Finish gegen Helio Castroneves durchsetzten. Mit ihm hat endlich wieder ein US-Amerikaner, der erste seit 2006, das Indy 500 gewonnen.

Ryan Hunter-Reay mit Familie und Team (c) Chris Jones/IndyCar Media

Ryan Hunter-Reay mit Familie und Team
(c) Chris Jones/IndyCar Media

Das Rennen bestand aus zwei ziemlich klar getrennten Teilen. Die ersten 150 Runden wurden komplett unter Grün absolviert. Die Fahrer waren sehr diszipliniert und es war auch wenig Bewegung im Feld. Viele Plätze konnten vor allem Scott Dixon, Tony Kanaan und Townsend Bell gutmachen. Die meisten Fahrer begnügten sich damit, in einen Rhythmus zu kommen und Benzin und Reifen zu sparen. Teilweise bremsten die Fahrer sogar vor den Kurven 1 und 3 leicht an. Besonders Juan Pablo Montoya zeichnete sich beim Sparen aus und schöpfte das Fuel-Window von 28 bis 32 Runden immer komplett aus. Ansonsten kam nur Scott Dixon konstant auf 31 Runden. Allen anderen Piloten mussten nach maximal 30 Runden zum Nachtanken an die Box. Durch den mit Gelbphasen geprägten zweiten Teil des Rennens spielte das Spritsparen dann aber keine Rolle.

Die erste Gelbphase löste Charlie Kimball mit einem Dreher und leichtem Mauerkontakt in Runde 150 aus. Er war schon der dritte Fahrer von Chip Ganassi mit Problemen am Sonntag. Ryan Briscoe ruinierte sich direkt in Turn 2 in der ersten Runde seine Reifen bei einem wilden Quersteher und musste früh zum Reifenwechsel an die Box. Zwischenzeitlich verlor er eine Runde, holte sich diese aber später zurück, als er unter Gelb nicht an die Box kam. Auf Platz 18 kam er ins Ziel. Schlimmer erwischte es Tony Kanaan, der in Runde 66 ohne Benzin in die Box rollte und dessen Motor danach nicht mehr anspringen wollte. Eine längere Reparatur führte zu Platz 26 am Ende.

Scott Dixon war lange ein ernsthafter Anwärter auf den Sieg. Bei seinem letzten Stopp ließ er den Abtrieb an seinen Dallaras weiter vermindern, um für den finalen Kampf gerüstet zu sein. In Runde 167 verlor er aber seinen Wagen übersteuernd in Kurve 4 und schlug in die äußere Wand ein. Er wurde am Ende auf Platz 29 gewertet. Mit Sage Karam kam nur ein Pilot von Chip Ganassi ohne Probleme durch das ganze Rennen und der fuhr noch nicht einmal im offiziellen Team, sondern unter dem Banner von Dreyer & Reinbold Racing. Platz 9 war für den jüngsten Fahrer im Feld ein sehr gutes Ergebnis.

Im Gegensatz zu Chip Ganassi konnte Michael Andretti mit dem Indy 500 sehr zufrieden sein. Neben Ryan Hunter-Reay hatten auch Marco Andretti und James Hinchcliffe Chancen auf den Sieg. Hinchcliffe schmiss seine aber weg, als er in Runde 175 nach dem Restart meinte, unten eine dritte Linie in Turn 1 hinein bilden zu müssen. Er riss bei dem Unfall Ed Carpenter auf der mittleren Linie mit ins Verderben. Für Carpenter war es besonders bitter, da auch er eine realistische Chance auf den Sieg gehabt hätte und durch einen „amateure move“ (O-Ton Carpenter) aus dem Rennen geworfen wurde. Marco Andretti wurde am Ende Dritter, da er Helio Castroneves nicht angreifen konnte und es bei Hunter-Reay nicht versucht hat. Carlos Munoz auf Platz 4 und Kurt Busch auf Platz 6 komplettierten das hervorragende Ergebnis von Andretti Autosport. Vor allem für Busch war das natürlich ein super Ergebnis.

Das einzige Team, das Andretti Autosport im Endspurt Paroli bieten konnte, war Team Penske. Alle drei Penske-Dallara waren sehr schnell und zur Halbzeit in den Top 10 zu finden. Will Power und Juan Pablo Montoya eliminierten sich durch zu schnelles Fahren in der Boxengasse selbst aus den Top 10. Nur Dank der Gelbphasen konnten sie überhaupt, nach der jeweiligen Drive-Through Penalty, wieder Anschluss an die Spitzengruppe finden. Auch durch die Ausfälle einiger Konkurrenten kamen Montoya auf Platz 5 und Power auf Platz 8 ins Ziel. Ohne die Strafe wäre Montoya aber ein Kandidat für den Sieg gewesen. Helio Castroneves hingegen kämpfte im Sprint über sechs Runden mit Ryan Hunter-Reay und Marco Andretti um den Sieg.

Dieser Sprint war Folge eines Unfalls von Townsend Bell. Die IndyCar hatte in Runde 191 gerade eine Caution wegen eines Teils von Saavedras Frontflügel in Kurve 2 ausgerufen, als genau dort Bell seinen Dallara mitten in Kurve plötzlich verlor. Er schlug heftig in die Wand ein und verteilte eine Menge Debris auf der Strecke. Die IndyCar unterbrach das Rennen daraufhin. Bis zu diesem Unfall war Bell in der Spitzengruppe unterwegs und auch ein potentieller Sieger. Er fuhr zwar nicht den siegreichen KV Dallara von Tony Kanaan aus dem Vorjahr, aber eine genaue Kopie der Abstimmung. Auch für Townsend Bell funktionierte diese sehr gut. Mit Platz 25 wurden er und sein Team aber nicht belohnt.

0,06 Sekunden (c) Mike Harding/IndyCar Media

0,06 Sekunden
(c) Mike Harding/IndyCar Media

Beim Restart lag Ryan Hunter-Reay vor Helio Castroneves und Marco Andretti. Zwischen Hunter-Reay und Castroneves wechselte die Führung mehrfach. Mit Hunter-Reay auf Platz 2 versuchte Andretti keinen Angriff auf seinen Teamkollegen. Gegen Castroneves hatte er aber keine Chance. Immerhin konnte er so Hunter-Reay etwas Luft verschaffen. In Runde 198 konnte Castroneves aber wieder Hunter-Reay überholen und dieser konterte eine halbe Runde später. Ein letzter Angriff aus Kurve 4 bis zur Ziellinie führte nicht mehr ganz zum Erfolg. Mit 0,06 Sekunden Rückstand kam Castroneves hinter Hunter-Reay ins Ziel. Nur 1992 war der Abstand zwischen Al Unser jr. und Scott Goodyear noch kleiner.

Ziemlich unbemerkt absolvierte Sebastien Bourdais seine 500 Meilen. Eigentlich hatte er kein Auto, das für die Top 10 gut genug gewesen wäre. Da aber viele Favoriten ausfielen beziehungsweise sich selbst aus dem Rennen nahmen, konnte der Franzose auf Platz 7 ins Ziel fahren. Sehr ähnliche Rennen hatten auch Oriol Servia auf Platz 11, Alex Tagliani auf Platz 13, Jacques Villeneuve auf Platz 14 und Sebastian Saavedra auf Platz 15. Tagliani tauchte zwar zwischen Runde 171 und 173 an der Spitze des Feldes auf. Dies gelang ihm aber nur, weil er seinen Boxenstopp nicht in Runde 170 absolvierte. Wie auch die anderen Fahrer dieser Aufzählung hatte er kein Auto für die Top 10.

JR Hildebrand hingegen war zwischenzeitlich ziemlich auffällig unterwegs. Er war von Startplatz 9 ins Rennen gegangen und konnte sich auch gegen alle Favoriten meist in den Top 10 behaupten. Im letzten Renndrittel verlor er die Abstimmung seines Dallaras und musste sich im Ziel mit Platz 10 begnügen. Sogar von Platz 5 startete Simon Pagenaud. Im Renntrimm konnte er aber kaum den Speed der Spitzengruppe mitgehen. Auffällig war auch, dass er immer recht früh zum Nachtanken in die Box musste. Mit Platz 12 konnte er seine beeindruckende Serie von Top-5-Ergebnissen nicht fortsetzen.

Unauffällige, aber ganz gute Rennen zeigten auch die beiden Rookies James Davidson und Carlos Huertas auf den Plätzen 16 und 17. Die beiden anderen Rookies Jack Hawksworth und Mikhail Aleshin waren hingegen mit ihren Rennen nicht zufrieden. Sie waren von den Plätzen 13 und 15 ins Rennen gegangen. Über die Renndistanz bekamen beide aber größere Probleme mit dem Fahrverhalten ihrer Wagen. Da fehlte dann doch die Erfahrung, einen Wagen über 500 Meilen immer passend abzustimmen. Hawkworth und Aleshin kamen auf den Plätzen 20 und 21 ins Ziel.

Unzufrieden dürften auch Takuma Sato und Justin Wilson Indianapolis verlassen haben. In den letzten Jahren haben beide schon ein gutes Indy 500 gezeigt. In diesem Jahr lief es überhaupt nicht gut. Die Plätze 19 und 22 entsprechen nicht ihrem schon gezeigten Leistungsvermögen. Hinter Wilson kamen Martin Plowman und Pippa Mann ins Ziel. Plowman war eigentlich der einzige Rookie, der einen Fehler beging. Beim Unfall von Dixon verzögerte er nicht zeitig genug und fuhr Josef Newgarden ins Heck. Für Newgarden war das Rennen auf Platz 30 beendet und Plowman bekam eine Drive-Through Penalty aufgebrummt.

Viel Pech hatten Buddy Lazier und Graham Rahal. Beide mussten frühzeitig das Rennen mit mechanischem beziehungsweise elektronischem Defekt aufgeben. Bis zur Aufgabe war Lazier am Ende des Feldes zu finden. Vielmehr ist von seinem kleinen Team auch nicht zu erwarten. Aber auch Rahal war nicht viel schneller. Trotz der Investitionen im Winter geht es bei Rahal Letterman Lanigan Racing nicht wirklich vorwärts. Das Geld der National Guard wäre zumindest für das Indy 500 bei Panther Racing wahrscheinlich besser angelegt gewesen.

Das ganze Ergebnis ist hier übersichtlich auf der Seite der IndyCar Series zu finden.

Bei den drei 500-Meilen-Rennen in Indianapolis, Pocono und Fontana – der Triple Crown – werden in diesem Jahr doppelte Punkte verteilt. Entsprechend stark hat sich auch der Stand in der Meisterschaft verändert. Mit nun zwei Saisonsiegen liegt Ryan Hunter-Reay in Führung. Die beiden Penske-Piloten Will Power und Helio Castroneves folgen mit 40 beziehungsweise 54 Punkten weniger. Simon Pagenaud auf Platz 4 hat schon 63 Punkte Rückstand auf Hunter-Reay. Dank ihrer guten Indy-500-Ergebnisse folgen Marco Andretti, Carlos Munoz, Juan Pablo Montoya und Sebastien Bourdais. Titelverteidiger Scott Dixon ist erst auf Platz 9 zu finden.

Auf der Statistikseite der IndyCar findet man die komplette Meisterschaftswertung, sowie die getrennten Wertungen für Straßen- und Ovalkurse.

Leicht positiv haben sich auch die Zuschauerzahlen bei ABC entwickelt. Im Overnight-Rating konnte das Indy 500 0,2 Punkte auf 4,0 zulegen. In den Jahren 2011 und 2012 lag das Rating bei 4,0 beziehungsweise 4,3. Die schlechtesten Quoten erzielte ABC mit dem Indy 500 2010 (3,6) und im Vorjahr (3,8). Auch die Ränge im IMS waren gut gefüllt. Der Grand Prix of Indianapolis vor zwei Wochen war wohl kein Fehler.

Am nächsten Wochenende geht es mit den Duals in Detroit schon weiter im Kalender der IndyCar Series.

Das könnte Dir auch gefallen