Home LMS24 H Le Mans Die 24 Stunden von Le Mans – Vorschau (Teil 5): Trainingsbericht & Neuigkeiten

Die 24 Stunden von Le Mans – Vorschau (Teil 5): Trainingsbericht & Neuigkeiten

von StefanTegethoff
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during the Drivers ParadeEs ist Samstag – Renntag in Le Mans. Seit dem Scrutineering am vergangenen Wochenende haben Fahrer und Fans die Atmosphäre in Le Mans genossen. Gleichzeitig hat sich Anspannung aufgebaut. Wir haben vier Stunden freies und sechsweinhalb Stunden Qualifikationstraining gesehen. Leider hat jedoch ein guter Teil de facto nicht stattgefunden: Unfälle haben – noch mehr als im Vorjahr – für zahlreiche, teils längere Unterbrechungen gesorgt. Leider war auch eine Reihe schwererer Unfälle dabei, wodurch wir ein Fahrzeug für das Rennen verloren haben. Die Fahrer kamen zum Glück glimpflich davon. Jedoch wurde der heiß erwartete Schlagabtausch um die Pole so immer wieder im Keim erstickt. Die schnellste Zeit fuhr Kazuki Nakajima im Toyota mit der #7.

Der Renntag wird mit dem Warm-Up um 9 Uhr beginnen, in dem 45 Minuten lang letzte Proberunden – oder für die unfallgeschädigten Teams sogar Abstimmungsarbeiten und Shakedowns neuer Autos – gefahren werden können. Es folgt um 10:05 Uhr das Rennen der Gruppe C-Klassiker. Die sind zwar meist alle zwei Jahre im Rahmenprogramm am Start – aufgrund des gleichen Grundgedankens eines effizienbasierten Reglenments in der LMP1 passt es diesmal jedoch besonders gut. Schließlich startet im zweiten Rahmenrennen der französische Porsche Carrera-Cup, bevor um 15 Uhr die Tricolore zum Start des 24h-Rennens fällt. Es soll über die 24 Stunden trocken und warm bleiben, nur am Samstagabend gibt es ein Regenrisiko von bis zu 30%.

Die Übertragungszeiten und alle weiteren Infos könnt ihr unserem Guide entnehmen, wo auch alle weiteren Vorschau-Teile verlinkt sind.

Training und Qualifikation

Das Unheil nahm früh seinen Lauf: Schon im freien Training am Mittwoch erwischte es Loic Duval, der aus immer noch ungeklärter Ursache mit seinem Audi mit der Startnummer #1 in den Porsche-Kurven abhob und mit dem Heck voran in den Fangzaun flog. Das Auto war entsprechend heftig demoliert, Duval wurde ins Krankenhaus gebracht. Von dort kam jedoch einige Zeit später die erleichternde Info, dass er durchweg bei Bewusstsein war und sich lediglich Schnittwunden an Hals und Bein zugezogen hatte.

Audi gelang es, die #1 bis zum Donnerstagstraining wieder aufzubauen. Duval wird jedoch das Rennen auslassen, um die Gefahr eines Folgeunfalls zu vermeiden. Für ihn rückt Marc Gené nach, der eigentlich für Jota Sport in der LMP2 an den Start gehen sollte – dort wurde Oliver Turvey nachnominiert und eingeflogen. Nachwuchsmann Turvey trat bereits im Vorjahr für Jota in Le Mans an und wurde Klassen-Siebter.

Der zweite heftige Crash ereignete sich in der zweiten Session des Abends, als Fernando Rees – ebenfalls in den Porsche-Kurven – mit seinem Aston Martin #99 aus der GTE-Pro-Klasse mit der Fahrerseite in die Barrieren einschlug. Auch Rees musste ärztlich untersucht werden, er zog sich eine Verletzung am Fußgelenk zu. Der V8 Vantage wurde derart beschädigt, dass das Einsatzteam Craft-Bamboo den Wagen zurückziehen musste. Damit sind auch Darryl O’Young und Alex Macdowall zum Zuschauen verdammt.

Ebenfalls in den Porsche-Kurven erwischte es James Calado im AF Corse-Ferrari mit der #71. Der junge Brite zog sich bei dem Unfall eine leichte Gehirnerschütterung zu und wird darum ebenfalls aussetzen müssen. AF Corse erhielt vom ACO die Zusage, ein neues Chassis einsetzen zu dürfen. Dieses wurde im Eiltempo bei Michelotto in Italien aufgebaut und an die Strecke gebracht. Pierre Kaffer wird James Calado ersetzen und damit zum achten Mal in Le Mans starten.

Auch Prospeed Competition muss auf ein neues Auto zurückgreifen, das man kurzfristig in Frankreich auftun konnte. Bret Curtis verunfallte in dem GTE-Am-Fahrzeug vor der Dunlop-Schikane und war nach dem Einschlag in die Reifenstapel zeitweilig bewusstlos; er wird vom französischen ELMS-Piloten Sebastien Crubilé ersetzt, dem auch das Auto gehört.

Der neu aufgebaute Audi mit der #1 sorgte auch am Donnerstag noch einmal für Probleme: Lucas di Grassi hatte sich ausgangs Indianapolis gedreht und seinen Audi beschädigt. Er wollte das Fahrzeug zurück an die Box bringen. Als kurz vor der Boxeneinfahrt der Pegasus-Oreca auf den langsamen Wagen auflief, zog di Grassi plötzlich quer über die Strecke – vermutlich um Platz zu machen. Doch der Oreca hatte bereits zum Überholen angesetzt, musste aufs Gras ausweichen, Fahrer Leo Roussel verlor die Kontrolle und schlug frontal in die gegenüberliegende Mauer ein. Der Aufprall war heftig, doch der Wagen wird mit unveränderter Besetzung an den Start gehen. Lucas di Grassi musste sich nach dem haarsträubenden Manöver (immerhin führte ihn der abrupte Seitenwechsel auch weg von der Boxengasseneinfahrt, was es noch unverständlicher macht) bei Rennleiter Eduardo Freitas verantworten.

Erst im letzten Qualifying (das wegen all der Unterbrechungen zuvor um 30 Minuten verlängert wurde) setzte die Rennleitung auf das neue „Slow Zone“-Konzept, mit dem in einem bestimmten Gefahren-Sektor das Tempolimit von 60 km/h gilt. Das funktioniert gut und hätte auch in den Trainings zuvor schon eingesetzt werden können und sollen: Zwar sind so keine Qualifikationszeiten möglich, aber immerhin können die Teams weiter an der Abstimmung feilen und die Fahrer ihre Pflichtrunden unter Nachtbedingungen abspulen, was so für manche schwierig wurde.

24 Heures du Mans 2014Die Polezeit wurde von Kazuki Nakajima schon früh im letzten Qualifying gefahren. Zwar hatte Brendon Hartley am Mittwoch den Porsche #20 mit 3:23.157 auf die Provisional Pole gestellt, doch diese Zeit wurde am Donnerstag mehrfach deutlich unterboten. Es ist zu vermuten, dass auch noch mehr als Nakajimas 3:21.789 drin gewesen wäre, doch aufgrund der zahlreichen Unterbrechungen und der Slow Zones blieb der heiß erwartete letzte Schlagabtausch aus. Allerdings konnten nur Porsche und Toyota wirklich um die Spitze kämpfen. Die Audis fanden sich schließlich auf den Rängen 5 bis 7 wieder, zwischen 1,5 und 4 Sekunden fehlten auf die Bestzeit. Den Rebellion-Toyotas fehlen trotz der neuen Einstufung immer noch um die acht Sekunden.

Die LMP2-Pole sicherte sich Tristan Gommendy im Thiriet by TDS-Ligier. Das neue Coupé erwies sich als sehr schnell. Harry Tincknell im Jota-Zytek-Nissan fehlten jedoch nur sechs Hundertstel auf seine Zeit. Karun Chandhok löste bei der Jagd auf eine neue Bestzeit die letzte Slow Zone aus, als er mit dem Murphy Prototypes-Oreca verunfallte.

during the Drivers ParadeDie beiden schnellste GTE-Fahrzeuge stellt AF Corse: Gianmaria Bruni in der #51 aus der GTE-Pro (3:53.700) und Sam Bird in der #81 aus der GTE-Am (3:55.665) waren jeweils ca. eine Sekunde schnelle als der Zweitbeste der jeweiligen Klasse – und sind damit auch die beiden schnellsten GTE-Autos überhaupt! Das heißt, der GTE-Am-Polesetter steht vor dem zweitschnellsten aus der GTE-Pro, der Corvette mit der #73. Die Manthey-Porsche dagegen sind völlig abgeschlagen: Etwa zwei Sekunden fehlen auf die Spitze des GTE-Feldes.

Der Nissan Zeod RC verbrachte viel Zeit in der Box, das innovative Fahrzeug wird noch von verschiedenen Technik-Problemen geplagt. Am Mittwoch streikte das Getriebe, was nach Auskunft von Nissan zuvor noch nicht der Fall gewesen sei. Am Donnerstag gelang es dann jedoch, einige ordentliche Zeiten zu fahren – die schnellste war eine 3:50.185. Diese reichte nicht, um auch nur einen einzigen LMP2 zu schlagen. Immerhin aber schaffte man es, mit rein elektrischem Antrieb die 300 km/h-Marke auf der Hunadières-Geraden zu knacken.

Das vollständige Quali-Ergebnis gibt es hier einzusehen.

Neuigkeiten

Natürlich gab es auch abseits der Strecke viele News und Ankündigungen. Dass Nissan im kommenden Jahr in der LMP1  am Start sein wird, wissen wir bereits. Gut informierte Journalisten sind sich sicher, dass Ferrari – trotz aller geschickt lancierten Texte und Gerüchte – dem nicht nacheifern wird. Die heiß erwartete Ankündigung heute soll sich vielmehr um das Garage-56-Projekt für das kommende Jahr drehen. Was genau da auf uns zu kommt, werden wir im Laufe des Tages erfahren.

Unveiling of LMP1 T129 LotusDas Lotus-Team hat am Donnerstag seinen LMP1-Boliden präsentiert. Man will alle restlichen WECige WEC-Rennen in dieser Saison bestreiten, also in Auston voll einsteigen. Nun wissen wir wenigstens endlich, dass das Auto tatsächlich existiert. Dass es fährt, glaube ich jedoch erst, wenn ich davon Bewegtbilder sehe – Projekte unter dem Namen Lotus haben sich in den letzten Jahren allzu oft als Fehlschüsse erwiesen. Auch gibt es noch Unklarheit beim Motor: Vom V8 musste man auf einen V6 wechseln und AER ist wohl nicht mehr am Projekt beteiligt – möglicherweise ebenso wenig wie Colin Kolles, hier hüllt man sich in Schweigen.

Ein neues LMP2-Coupé wird von Zytek für 2015 entwickelt. Der offene Z11 ist in die Jahre gekommen und der Trend geht klar zu den geschlossenen Fahrzeugen. Das neue Chassis soll verschiedenen Motoren aufnehmen können und auch grundätzlich für den Einsatz in der LMP1 geeignet sein.

(Bilder: WEC Media)

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