Überraschend war der Sieg von Phoenix am Nürburgring nicht, doch die Audi-Mannschaft musste hart dafür kämpfen. Denn hinter ihnen lauerte eine ganzes Rudel Autos.
Wenn es eines gab, über das sich die Zuschauer am Nürburgring nicht beklagen konnten, dann war das mangelnde Spannung an der Spitze des Rennens. Vom Start weg bis zur letzten Runde wurde um den Sieg und die hinteren Platzierungen gekämpft. Gerade mal 3 Minuten betrug am Ende der Vorsprung des Phoenix-Audi vor dem sehr starken SLS von Black Falcon und dem Rowe SLS, der allerdings schon eine Runde zurücklag. Doch der knappe Abstand zeigt, wie das Rennen gestrickt war. Ohne große Unterbrechungen und auf trockener Strecke glich das Rennen an der Spitze einem 4-Stunden-VLN-Rennen. Zeiten um 8.20min waren eher der Normalfall denn die Ausnahme. Das führte aber auch dazu, dass die Favoriten gleich reihenweise die Segel strecken mussten.
Vor allem in der sehr hektischen und unfallträchtigen Startphase blieben einige auf der Strecke. Als erstes erwischte es die Frikadelli-Mannschaft, bei der auf der Einführungsrunde ein Kühlerschlauch platzte. Zwar konnte man den Schaden reparieren, doch der einzige Porsche mit echten Siegchancen verlor an der Box mehrere Runden und fiel am Ende mit weiteren Problemen komplett aus. Eine halbe Stunde nach dem Start erwischte es den zweiten Rowe mit Graf, Seyffarth, Jäger, Göransson am Flugplatz. Der zweite McLaren hatte auf der Kuppe den Eifeblitz-BMW abgeschossen, Thomas Jäger dahinter stieg in die Eisen, ein BMW aus einer kleineres Klasse allerdings nicht. Damit war Rowe mit #23 schon mal raus aus der Spitzengruppe. Ein zweiter Unfall in der Nacht beendete den Einsatz komplett.
Schon vorher hatte es kräftig in der NGK-Schikane gekracht, da dort jemand großzügig Öl verteilt hatte. Erst flog der favorisierte MarcVDS-Wagen mit Martin, Müller, Alzen, Wittmann in den Kies und verlor damit sehr viel Zeit, dann schoss der privat eingesetzte SLS mit Schmidt, Bracke, Schmersal, Felbermayr jr. den Manthey-Porsche von Klohs, Frommenwiler, Schlotter, Richter spektakulär ab. Während für den SLS Schluss war, konnte der Porsche tatsächlich nach einer größeren Operation weiterfahren.
Damit war allerdings noch nicht Schluss. Nach 90 Minuten gab es den wohl heftigsten Abflug im Rennen. Marc Basseng brach im Bereich Tiergarten plötzlich das Heck seines Phoenix R8 aus. Mit geschätzt 230 km/h schlug der Audi erst rechts, dann links in die Leitplanken ein, bevor der total zerstörte Wagen stehen blieb. Basseng blieb unverletzt, aber damit ein war ein weiterer Favorit aus dem Rennen.
Vorne entwickelte sich dafür eine wahre Schlacht. Es führte der Dörr-McLaren, der allerdings nach vier Runden schon rein musste, da man auf weichen Reifen gestartet war, die sich, laut Kevin Estre, „komisch“ anfühlten. Damit hatte der McLaren einen etwas anderen Rhythmus und man traf sich nur noch zeitweise auf der Strecke. Aber es war schon erstaunlich, wie gut der McLaren ging. Selbst wenn ein SLS oder R8 auf der Döttinger Höhe im Kofferraum des MP4-12C steckte, kahm man nicht vorbei. Aber wie erwartet blieb es bei einem Feuerwerk der Dörr-Mannschaft. Erst war man in einer „Code 60“-Zone zu schnell, später kollidierte man am Ende der Fuchsröhre und der Wagen war damit raus.
Ein wenig schade war das schon, denn der McLaren brachte vorne viel Musik ins Spiel. Aber langweilig wurde es nach dem Ausscheiden der Briten nicht. Vorne wechselten sich ab: die #3 mit Christopher Haase, Christian Mamerow, Rene Rast und Markus Winkelhock, beide Black Flacon, also die #14 mit Abdulaziz Al Faisal, Hubert Haupt, Adam Christodoulou, Yelmer Buurman und die Vorjahressieger in der #1 Jeroen Bleekemolen, Andreas Simonsen, Christian Menzel und Lance David Arnold. Der zweite Rowe (#22) mit Michael Zehe, Christian Hohenadel, Nico Bastian und Maro Engel. Dazu kamen zunächst auch die BMW, hier vor allem die #26 mit Bas Leinders, Markus Palttala, Nick Catsburg, Dirk Adorf.
Aber es sollte nicht das Wochenende der Münchner werden. Zwar hatte BMW in Sachen Marketing ordentlich aufgefahren, wurde dafür aber nicht mit Spitzenplätzen belohnt. Die #25 mit Alzen usw. hatte schon früh Probleme und kam am Ende auch nicht ins Ziel. Um halb zwei stand das Auto irgendwo an der Strecke und bewegte sich nicht mehr. Der zweite MarcVDS kam auch nicht weiter, nachdem der Motor mehrfach kein Gas annehmen wollte, flog die #26 um zwei Uhr morgens im Bereich Schwalbenschwanz ab.
Bei Schubert lief es auch nicht, aber immerhin ein wenig besser. In der Anfangsphase war man sich mit dem MarcVDS-Wagen ins Gehege gekommen und hatte etliche Plätze verloren. Dann bremsten ein paar Kleinigkeiten den Wagen mit der #20, auf dem Klingmann, Baumann, Hürtgen und Tomczyk saßen. Doch der Z4 kämpfte sich mit fantastischen Zeiten wieder an die Spitze und es bildete sich ein schönes Trio mit dem SLS und dem R8. Das tolle an der Sache war, dass sich niemand so richtig absetzen konnte. Alle drei Fahrzeuge waren praktisch gleich schnell unterwegs.
Nach 12 Stunden, also mitten in der Nacht, hatte es immer noch keine Vorentscheidung gegeben. Mal führte der R8, mal der Z4 und der SLS mit der #1 war auch nicht weit entfernt. Dahinter wechselten die Mannschaften. Konstant in den Top Ten blieb aber der Aston Martin mit Stefan Mücke, Darren Turner und Pedro Lamy. Dem Aston fehlten allerdings ein paar Sekunden auf die schnellen Mannschaften vorne, aber man blieb problemlos im Rennen. Ebenfalls gut lief der Falken-Porsche mit Wolf Henzler, Peter Dumbreck, Martin Ragginger und Alex Imperatori. Nach einem eher verhaltenen Start legte man in der Nacht zu und rutschte Platz um Platz nach vorne. Am Ende verpasste man tatsächlich nur sehr knapp das Podium, aber man war dennoch zufrieden.
An der Spitze änderte sich bis in den Mittag hinein nur wenig. Allerdings schaffte es die Phoenix-Mannschaft, sich ein paar Sekunden abzusetzen, sodass man die Spitze bewahren konnte. Allerdings lauerte die #20 von Schubert nur wenige Sekunden hinter dem R8. Doch eine kleine Unachtsamkeit bei einem Überholmanöver gegen 11:30 Uhr führte dazu, dass der Z4 eine Zeitstrafe aufgebrummt bekam. Man verlor dadurch 90 Sekunden auf die Spitze, was einfach nicht aufzuholen war. Um 14:00 Uhr brach dann auch noch eine Spurstange am Auto, was den Z4 endgültig aus den Top 3 entfernte. In der letzten Runde hätte man dem Aston fast noch P5 weggeschnappt, aber die Briten konnte sich gerade so durchsetzen.
Blieb nur noch der SLS mit der #1, der dem R8 gefährlich werden konnte. Doch die Black-Falcon-Mannschaft hatte ein paar Stopps, die einen Ticken länger dauerten als die der Phoenix Mannschaft. So verlor man nach und nach den Anschluss und der Abstand erhöhte sich von wenigen Sekunden auf knapp 2:30min. Aber dies wohl gemerkt nach 22 Stunden!
Es war also das erwartete Sprintrennen, aber dass es über knapp 23 Stunden gehen würde, hatte niemand erwartet. Es war ein Ausscheidungsfahren für Fahrer, Mechaniker und Technik, bei dem am Ende auch wenig das Glück entschied. Die #4 lief allerdings wie ein Uhrwerk, die Fahrer machten keinen Fehler und so gewann man verdient das diesjährige 24h-Rennen.
Bemerkenswert war auch, dass es der Wagen mit Felix Baumgartner in die Top 10 schaffte. Frank Biela, Marko Werner, Pierre Kaffer und Felix Baumgartner wurden am Ende auf P9 gewertet, was eine starke Leistung für das von TKM eingesetzte Auto war. Auch Baumgartner schlug sich besser, als viele gedacht haben. Zwar waren seine Rundenzeiten rund 30 Sekunden langsamer und der Wagen fiel ein wenig zurück, aber nicht so stark. Man blieb auch mit ihm in bzw. an den Top 10 dran. Das Experiment hat sich also durchaus gelohnt. Einen Unfall hat man vom Baumgartner während all seiner Renneinsätze nie gesehen. (Mal abgesehen von den zwei Straßen-R8, die beim üben auf der Strecke geblieben sind.)
Dass die R8 am Ring stark sein würden, hatte man erwartet. Überraschend war aber der Auftritt von Mercedes und den SLS, die deutlich schneller und besser waren, als man das auf die Distanz vorhergesagt hatte. Beide Marken profitierten aber auch von der Schwäche der BMW, die zwar schnell waren, aber einfach Pech hatten.
Schön auch, dass das Rennen zum einen bei perfektem Wetter über die Bühne ging und (so weit ich das mitbekommen habe) von sehr schweren Unfällen verschont geblieben ist. Die Stimmung vor Ort war sehr gut, es machte jede Menge Spaß.
Weniger Spaß machte wohl die Berichterstattung im Fernsehen. Aber dazu kommt dann noch ein weiterer Artikel. Auch zum Thema Infrastruktur auf dem Nürburgring.
Hier gibt es alle pdfs zu den Ergebnissen, auch nach Klassen sortiert.
Bilder: ADAC Nordrhein
2 Kommentare
Hallo.
man sollte auch noch den fastabschuss des Interventioncars von der Viper erwähnen und auch auf der Döttinger höhe war ein Porsche Fahrer am schlafen und dann natürlich der langsame McLaren der nix besseres zu tun hatte als mit gefühlten 17 kmh quer über die Fahrbahn auf der Döttinger Höhe zu fahren.
Aber die Probleme gab es ja schon letztes Jahr mit Uwe Alzen glaube ich.
Vlt sollte man das Tempolimit in der Gelbzone auf 80 erhöhen (doppeltgeschwenkt) und davor eine 120 kmh Zone einführen mit einer orangenen Flagge (Beispiel) bzw die Orange Flagge einen streckenposten vorher schwenken nach dem Motto Achtung ab nächsten Posten ist doppelt Achtung Gelb Code 60…
Hierzulande auf der Autobahn ist ja eig auch so so, dass es zuerst ein 130 schild gibt und dann ein paar meter weiter ein 100 Schild und selten das 100er SChild direkt.
[…] 24 Stunden voller Benzin, Emotionen und Überholmanövern – das beschreibt das letzte Wochenende am Nürburgring wohl ziemlich gut. Und am Ende kamen doch nicht alle Fahrer an die Ziellinie. Der Audi R8 LMS ultra vom Team Phönix Racing schaffte es, sich gegen die restlichen Teams durchzusetzen. Auf dem Podium folgten zwei Mercedes-Benz SLS GT3 von Black Falcon und ROWE. Ausführliche Analysen dazu finden sich auf dem Automobil-Blog und dem Racingblog. […]
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