Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Iowa Corn Indy 300; Kurzvorschau Toronto

IndyCar: Analyse Iowa Corn Indy 300; Kurzvorschau Toronto

von Rainer
2 Kommentare

Am Ende gewann schon wieder ein Fahrer von Andretti Autosport auf dem Iowa Speedway. Der Weg von Ryan Hunter-Reay zum Sieg war aber sehr spektakulär und 20 Runden vor Schluss war daran eigentlich noch nicht zu denken.

Ryan Hunter-Reay (c) Chris Jones/IndyCar Media

Ryan Hunter-Reay
(c) Chris Jones/IndyCar Media

Obwohl Andretti Autosport das dominierende Team in Iowa seit 2010 ist, taten sich die Fahrer des Teams in diesem Jahr überraschend schwer. In der Qualifikation war Carlos Munoz auf Platz 5 deutlich bester Pilot und Ryan Hunter-Reay ging nur von Platz 13 ins Rennen. Einen viel besseren Eindruck am Freitag hinterließ das Team von Chip Ganassi. Scott Dixon gewann die Qualifikation knapp vor Tony Kanaan. Auf Startplatz 4 folgte, direkt hinter Helio Castroneves, mit Ryan Briscoe ein weiterer Ganassi-Pilot. An diesem Kräfteverhältnis von Chip Ganassi Racing zu Team Penske sollte sich im Laufe des Rennens nichts ändern. Nur Ed Carpenter mischte sich zeitweise in den Kampf der beiden großen Teams ein.

Aufgrund von aufziehenden Gewitterzellen entschied die IndyCar Series, das Rennen 20 Minuten früher zu starten als vorgesehen. In Runde 2 verlor Scott Dixon die Führung an Tony Kanaan und in Runde 21 zwei weitere Plätze an Helio Castroneves und Ryan Briscoe. In Runde 32 wurde eine Caution wegen leichten Regens ausgerufen. Da der Regen nicht nachließ, wurde in Runde 40 das Rennen abgebrochen. Alle Fans, die pünktlich zum geplanten Rennstart ihren Fernseher eingeschaltet haben, sahen so das Feld in der Box stehen.

Zum Glück zogen die Gewitterzellen an der Strecke vorbei und nach nur 25 Minuten konnte das Rennen fortgesetzt werden. Beim Boxenstopp unter Gelb war die Crew von Helio Castroneves schneller und so konnte er die Führung noch vor dem Restart in Runde 49 übernehmen. In Kurve 3 drehte sich direkt Mikhail Aleshin, als er zu tief an den Apron runter zog. Auf dem Weg in die Safer Barrier nahm er auch noch den unschuldigen Takuma Sato mit. Das war ein typischer Rookie-Fehler und kein Vergleich zu den Umständen des Unfalls der beiden vor zwei Wochen in Houston.

In Runde 64 konnte das Rennen endlich wieder frei gegeben werden. An Spitze wurde Helio Castroneves von Tony Kanaan verfolgt. Dahinter lagen mit Ryan Briscoe, Scott Dixon, Will Power und Ed Carpenter vier weitere Piloten mit Chevrolet-Motor. Um die Position des besten Honda-Fahres kämpften rundenlang Simon Pagenaud und James Hinchcliffe. Hinchcliffe lag als bester Fahrer von Andretti Autosport das ganze Rennen auf den Plätzen 7 bis 9.

Als die Spitze in Runde 77 auf die miteinander kämpfenden aber schon überrundeten Jack Hawksworth und Carlos Huertas auflief, konnte Kanaan die Führung von Castroneves übernehmen. Das schwache Rennen der beiden Rookies ist dahingegen entschuldigt, da beide nicht fit waren. Hawksworth litt noch unter den Folgen des Unfalls in Pocono und Huertas unter einer Virusinfektion. Kurze Zeit später gab der Kolumbianer das Rennen auf. Ein anderer Kolumbianer hatte derweil technische Probleme. In Runde 80 brach die Endplatte von Montoyas Heckflügel ab. Dieses Teil sorgte in Runde 90 für die nächste Caution.

Beim Boxenstopp wurde natürlich der Heckflügel gewechselt. Es gab aber Probleme mit einem Sensor, der das Einlegen eines Ganges verhinderte. So verlor Juan Pablo Montoya eine Runde. Nach dem Restart in Runde 99 zog vorne Tony Kanaan vom Feld weg und dahinter war Helio Castroneves in einen engen Zweikampf mit Will Power verstrickt. Schnellster Pilot im Feld war aber Sebastian Saavedra. Er war nur von Platz 17 ins Rennen gegangen und hatte sich langsam verbessert. In diesem Stint ließ er dann alle Top-Piloten stehen. In Runde 157 lag er hinter Helio Castroneves auf Platz 3 und kam näher. In Runde 161 übertrieb er es aber und touchierte in Kurve 2 die Wand. Mit gebrochener Hinterradaufhängung verlor er viele Runden bei der Reparatur in der Box.

Bei dem Stopp unter Gelb holte sich Juan Pablo Montoya die verloren Runde zurück und nach dem Restart in Runde 171 rückte er auch zügig in die Top 7 vor. Wiederum gab es einige sehr enge Duelle, die sich teilweise über einige Runde hinzogen. Will Power kämpfte mit Helio Castroneves um Platz 3 im Rennen und die Führung in der Meisterschaftswertung. Auch Ryan Briscoe und Scott Dixon leisteten sich einen teaminternen Zweikampf und Simon Pagenaud und James Hinchcliffe kämpften wieder um die Führung in der Honda-Wertung.

Ab Runde 200 bekam Ed Carpenter auf Platz 2 langsam Probleme mit dem Handling seines Dallara. Mit gebrauchten Reifen und in Dirty Air beim Überrunden konnte er keine guten Zeiten mehr erreichen und verlor auch einige Plätze. In Runde 131 löste sich Marco Andrettis Motor, wie schon auf dem Texas Speedway, in einer Rauchwolke auf. Mit einem Boxenstopp in dieser Caution konnten alle Fahrer das Benzinfenster bis Rennende schließen.

Nach dem Restart in Runde 242 lieferten sich Tony Kanaan und Scott Dixon einen schönen Zweikampf um die Spitze, den der Brasilianer für sich entscheiden konnte. Auch dahinter wurde es immer wieder sehr eng zwischen den Fahrern. Zwischen Ed Carpenter und Juan Pablo Montoya wurde es dann in Runde 281 zu eng. Carpenter hatte wieder Handlingprobleme auf der äußeren Linie und Montoya wollte Innen davon profitieren. Sehr überraschend zog Carpenter aber nach Innen und schnitt Montoya die Linie ab, der sich dann in die Mauer drehte. Montoya war natürlich stinksauer. Die Rennleitung bestrafte Carpenter aber nicht. Das ist sehr grenzwertig zu beurteilen, da es schon ein klares Blockingmanöver inklusive Kollision war.

Für den Sprint ins Ziel ließen Ryan Hunter-Reay, Josef Newgarden, Graham Rahal, Charlie Kimball und Ed Carpenter neue Reifen während der Caution aufziehen. In Erinnerung an die Fahrten von Will Power und Simon Pagenaud in Texas sollte das die absolut richtige Entscheidung gewesen sein. In den letzten zehn Runden unter Grün schnitten sie dann auch wie das sprichwörtliche Messer durch die Butter. Die Fahrer von Chip Ganassi und Team Penske, die das Rennen bisher dominiert hatten, konnte sich mit alten Reifen nicht mehr verteidigen. Will Power streifte sogar noch die Mauer und wurde ans Ende der Führungsrunde (Platz 14) zurückgeworfen.

Das Rennen gewann so Ryan Hunter-Reay vor Josef Newgarden, der später mit seiner Teamcheffin Sarah Fisher und ihrem jüngsten Sohn (4 Wochen alt) feierte. Auf die Plätze 3 und 4 konnten sich gerade noch Tony Kanaan und Scott Dixon vor Ed Carpenter retten. Dahinter folgten James Hinchcliffe und Graham Rahal. Helio Castroneves und Ryan Briscoe wurden noch auf die Plätze 8 und 9 durchgereicht.

Das Ergebnis ist hier auf der Homepage der IndyCar Series zu finden.

Durch den Sieg hat Ryan Hunter-Reay natürlich die Lücke auf die beiden Fahrer von Team Penske erheblich verkleinern können. Helio Castroneves führt jetzt mit 471 Punkten vor Will Power (462 Punkte) und Ryan Hunter-Reay (439 Punkte). Mit genau 50 Punkten Rückstand belegt Simon Pagenaud Platz 4 vor den beiden Kolumbianern Juan Pablo Montoya und Carlos Munoz. Hinter Marco Andretti folgen mit Scott Dixon, Ryan Briscoe und Tony Kanaan eine Phalanx von Chip Ganassi Racing.

In dieser Saison stehen jetzt noch zwei Straßenkurse (Mid-Ohio und Sonoma), zwei Ovale (Milwaukee und Fontana) und zwei Stadtrennen in Toronto auf dem Programm. Der Double-Header in Toronto findet direkt am nächsten Wochenende statt.

Strecke

Streets of Toronto (c) IndyCar Media

Streets of Toronto
(c) IndyCar Media

Die Strecke mit einer Länge von 1,75 Meilen (2,82 km) führt durch den Exhibition Place, einen multifunktionalen Veranstaltungsort direkt am Ontario See. Die Start- und Ziel-Gerade, an der die größte Messehalle Kanadas liegt, endet in eine etwa 90 Grad Rechtskurve. Der folgende schnelle Rechtsknick führt auf die längste Gerade der Strecke. An deren Ende lädt Kurve 3, eine enge Rechtskurve, zu Überholmanövern ein. Eine schnelle Linkskurve führt auf eine kurze Gerade, die in einer 90 Grad Linkskurve endet. Nach einer langgezogenen Rechtskurve, um das Queen Elizabeth Theater herum, folgt eine weitere, leicht gebogene Gerade. Vor dem Horse Palace biegt die Strecke in einer 90 Grad Rechtskurve in Richtung BOM Field ab. Nach Kurve 1 und 3 ist diese Kurve 8 eine dritte Möglichkeit, ein Überholmanöver durchzuführen. Leicht funktioniert das Überholen aber an keiner Stelle. Eine 90 Grad Linkskurve führt in eine schnelle Rechts-Links-Passage, die die Fahrer schon wieder auf die Start- und Ziel-Gerade bringt. Im Prinzip ist es einer der üblichen amerikanischen Stadtkurse, mit den üblichen Problemen: enge Strecke, nahe Betonwände, zahlreiche Bodenwellen, nicht unbedingt überholfreundlich.

Favoriten

Mit zwei Siegen in Toronto hatte Scott Dixon im Vorjahr einen großen Schritt in Richtung Titel gemacht. So langsam wird es mit der Titelverteidigung aber schwer. Ein zweiter Platz von Charlie Kimball und zwei dritte von Dario Franchitti rundeten 2013 das sehr gute Ergebnis für Chip Ganassi Racing ab. Schon in Iowa zeichnete sich ein Aufschwung bei dem Team ab. In Toronto kann es eigentlich so weiter gehen. Vor allem Tony Kanaan hätte nach der Vorstellung in Iowa noch einen Sieg in diesem Jahr verdient.

Seit dem Double-Header in Houston läuft es bei Will Power nicht mehr ganz so gut. Seine erste Saisonhälfte bestand nur aus Top-8-Ergebnissen. Zuletzt stehen aber nur noch die Plätze 10, 11 und zweimal 14 in der Ergebnisliste. Ganz schnell, vor allem wenn Team und Fahrer keine großen Fehler machen, kann es aber wieder nach vorne gehen. Beim Team Penske sind aber alle drei Fahrer auf einem Niveau, sodass auch Helio Castroneves und Juan Pablo Montoya zu den Siegkandidaten gezählt werden müssen.

Auf den Ovalen hat Simon Pagenaud einige Punkte in der Meisterschaftswertung liegen gelassen. Mit den Straßen von Toronto kehrt die IndyCar Series aber auf einen von ihm bevorzugten Streckentyp zurück. Er sollte also wieder eine ordentliche Menge an Punkten mitnehmen. Auch Mikhail Aleshin sollte man beachten. Immerhin hat er schon einen zweiten Platz, direkt hinter Pagenaud, in Houston erreicht.

Natürlich muss man auch Andretti Autosport auf der Rechnung haben. Bei Ryan Hunter-Reay gleicht der Saisonverlauf aber einer Achterbahnfahrt. Top-Platzierungen wechselten sich regelmäßig mit Platzierungen außerhalb der Top-15 ab. Eine Einschätzung vor dem Wochenende ist da natürlich relativ schwer. Besonders James Hinchcliffe dürfte besonders motiviert sein. Toronto ist seine Heimatstadt und mit 18 Monaten besuchte er dort schon sein erstes IndyCar-Rennen. Seitdem hat er kein Heimrennen als Zuschauer oder Pilot verpasst.

Zeitplan (times local; MESZ)

Freitag, 18. Juli

10:00 – 10:45  a.m. (16:00  – 16:45) – Verizon IndyCar Series practice #1
1.55 – 2:40 p.m. (19:55  – 20:40) – Verizon IndyCar Series practice #2 and standing start practice

Samstag, 19. Juli

10:00 – 11:10 a.m. (16:00 – 17:10)  – Verizon IndyCar Series qualifying for the Verizon P1 Award (Knockout qualifying/Firestone Fast Six), NBCSN (Taped, 2 p.m. ET)

3:55 p.m. (21:55) – Honda Indy Toronto Race 1 (80 laps/140 miles), NBCSN (Live)

Sonntag, 20. Juli

10:00 – 10:30 a.m. (16:00 – 16:30) – Verizon IndyCar Series qualifying for the Verizon P1 Award (Two Groups)

3:55 p.m. (21:55) – Honda Indy Toronto Race 2 (80 laps/140 miles), NBCSN (Live)

Nach aktueller (14.07.) Programmvorschau von Sport1 US sind beide Rennen aus Toronto nicht live bei uns zu sehen.

Ryan Hunter-Reay (c) Chris Jones/IndyCar Media

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2 Kommentare

Slayer_ch 16 Juli, 2014 - 16:20

Wie kommst du darauf, dass die Rennen nicht Live übertagen werden? Beide Rennen sind schon seit Wochen als Live im Programm gelistet.

Crusher75 17 Juli, 2014 - 09:29

Da ich Sport1 US nicht empfange, bin ich auf die Programmvorschau auf Sport1.de angewiesen. Dort waren am Montag noch MLS und die Wiederholung des Iowa Corn Indy 300 für Samstag und Sonntag jeweils ab 21:00 Uhr eingetragen. Schön für uns Fans, dass das wohl Fehlinformationen waren.
Ich habe es korrigiert und in einem auch die Startzeiten auf 3:55 p.m. aktualisiert.

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