Home Motorsport 24 Stunden Spa: Analyse 2014 – Welche Konsequenzen zieht man aus den Unfällen?

24 Stunden Spa: Analyse 2014 – Welche Konsequenzen zieht man aus den Unfällen?

von Max Albrecht
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Audi konnte in Spa-Francorchamps auch das nächste große 24-Stunden-Rennen gewinnen und damit den Hattrick perfekt machen, doch nach den Renngeschehnissen wird sich daran wohl kaum jemand erinnern.
Sieg 24h Spa
Dieses 24-Stunden-Rennen in Spa wird wohl den Zuschauern vor allem durch die ersten fünf Stunden im Gedächtnis bleiben. Selten gab es soviele schwere Unfälle in so kurzer Zeit und zudem geschahen die Unfälle immer direkt nach dem Ende einer Safety-Car-Phase. Insgesamt dürfte der SRO nicht sehr zufrieden mit dem Rennen gewesen sein, da die Leute, die sich nicht über die ganzen Unfälle aufgeregt haben, sich über die BoP aufgeregt haben. Die BoP wurde erst am Freitag zum letzten Mal verändert und alle Hersteller mussten Verschlechterungen hinnehmen, abgesehen von Audi, die sogar noch den Air-Restriktor massiv vergrößern durften. Doch bevor ich auf die Unfälle und die BoP eingehe, erstmal eine kurze Rennzusammenfassung.

Die Pole konnte sich Laurens Vanthoor sichern, vor einem Pro-Am-Ferrari mit Pier Guidi am Steuer. Für die Lokalmatadoren von MarcVDS lief es im Qualifying sehr schlecht und man konnte sich nicht innerhalb der ersten Zehn qualifizieren. Auch die anderen Marken hatten Probleme, mit der Renngeschwindigkeit von Vanthoor mitzuhalten, sodass Vanthoor und Guidi sich schon recht schnell vom restlichen Feld absetzen konnten. Schon nach fünf Minuten musste die #8 von Bentley an die Box, da es Probleme mit der Lenksäule gab. Auch der andere Bentley hatte im Rennen mit mehreren Problemen zu kämpfen, sodass es am Ende nicht für einen besonders guten Platz reichte. Jedoch wusste man das bei M-Sport richtig einzuordnen und freute sich über die neu gesammelten Daten und war nicht überrascht, dass es nicht für ein Topergebnis reichte. Ähnlich ging es den ART-McLaren, die allerdings auch von der reinen Renngeschwindigkeit nicht mithalten konnten. Insgesamt muss man aber auch leider sagen, dass es keinen McLaren gab, der ohne Probleme durch das Rennen kam.

Ein weiterer Hersteller, der relativ oft während des Rennens mit Problemen zu kämpfen hatte, war Nissan. Jedoch ist das Programm eh eher darauf ausgelegt, die GT-Academy-Gewinner Erfahrung sammeln zu lassen, und daher startet man auch in der Pro-Am und nicht wie noch letztes Jahr im Pro-Cup. In den Morgenstunden lag man dann auch fast auf dem Podest in der Pro-Am, schließlich sollte es dann jedoch nicht reichen. Bevor es zur ersten Safety-Car-Phase des Rennens kam, hatte Audi schon eine Dreifachführung und man konnte erahnen, wie dominant Audi das Rennen möglicherweise beherrschen wird.

Nach knapp 90 Minuten machte Viacheslav Maleev im SMP-Racing-Ferrari einen Fehler und fuhr zu hart über den Kerb in der Eau Rouge. Als Folge verlor er das Fahrzeug beim Gegenlenken und schlug hart ein. Maleev überstand den Unfall gut, doch es gab trotzdem eine Safety-Car-Phase, die nur 15 Minuten dauerte. Direkt nach der Safety-Car-Phase verlor Tim Mullen im Von Ryan Racing bei der Anfahrt zur Blanchimont sein Fahrzeug. Bisher ist der Unfallhergang noch nicht ganz klar, aber es ist zu vermuten, dass es einen Kontakt mit einem anderen Fahrzeug gab. Dadurch wurde wieder eine Safety-Car-Phase ausgelöst, da Mullen auch mit dem Krankenwagen abtransportiert werden musste. Am Abend gab es dann jedoch die Meldung, dass er keine schweren Verletzungen erlitten hat.

Als dann auch diese Safety-Car-Phase zu Ende war, zerlegte Karim Ojjeh seinen Boutsen McLaren in der Radillion. Auch dieser Unfall zog wieder eine Safety-Car-Phase nach sich. Das Herausfahren des Safety Car war auch schon einer der Gründe, warum es für die #66 von Marc VDS Racing kein gutes Rennen werden sollte. Jörg Müller hatte sich etwas verschätzt und fuhr beim Verlangsamen einem Fahrer in der La Source hinten drauf, der Wagen wurde dadurch beschädigt. In der Nacht musste man komplett aufgeben, da ein Hase den Kühler durchschlagen hatte. Relativ problemlos kamen HTP Motorsport und Black Falcon durch das Rennen, jedoch war man deutlich zu langsam, was aber auch der BoP geschuldet war. Die Mercedes-Benz SLS AMG GT3 waren ca. 1 Sekunde langsamer als die Spitze, sodass es am Ende nur für einen fünften Platz für Buhk, Götz und Jazeman Jaafar mit zwei Runden Rückstand reichte. Bernd Schneider, der letztes Jahr das Rennen gewonnen hatte, landete auch nur auf einem neunten Gesamtrang.

Nachdem die Safety-Car-Phase zu Ende war, kam es zu einem Big One in der Eau Rouge. Andrew Danilew drehte sich im AF Corse F458 #50 in der Radillion auf die Strecke und dort erwischten ihn Andrew Howard im Beeachdean Aston Martin, Xavier Maasen in einem der HTP-Motorsport-Fahrzeuge und Tim Müller im Ferrari von GT-Corse. Auch hier hatte sich glücklicherweise keiner der Fahrer schwerer verletzt. Die Safety-Car-Phase nach dem Unfall dauert ca. 90 Minuten, da man auch zu wenig Abschlepper hatte. Nachdem das Rennen wieder freigegeben wurde, lief es auch eine Stunde ganz gut und ruhig ab, bis Vadim Kogay und Marcus Mahy bei der Anfahrt zur Blanchimont kollidierten. Der Wagen von Kogay ging zwar schnell in Flammen auf, jedoch konnte er sich alleine aus dem Fahrzeug retten. Weniger gut erging es Marcus Mahy, der bewusstlos war und auch mit einem Rettungshubschrauber geholt werden musste. Inzwischen ist er aber stabil und außer Lebensgefahr. Durch die Landung des Rettungshubschraubers musste auch das Rennen unterbrochen werden.

Die Rennunterbrechung dauerte drei Stunden und es ging dann erst um ca. 22 Uhr weiter, sodass es für die Fahrzeuge nur ein 21h-Rennen war. Danach wurde es ein verhältnismäßig ruhiges Rennen, welches vor allem durch das Duell der #1 von WRT Audi gegen die #77 von MarcVDS geprägt war. Das entscheidende Überholmanöver konnte Rene Rast erst 15 Minuten vor Schluss setzen, am Ende der Camel-Geraden. Jedoch hatte der BMW von MarcVDS schon länger mit Problemen mit der Traktionskontrolle und dem ABS zu kämpfen, sodass man im Durchschnitt zwei Sekunden langsamer war pro Runde. Für Rene Rast und Markus Winkelhock war es somit der zweite 24h-Sieg, da man schon am Nürburgring gewonnen hat. Lucas Luhr, Markus Palttala und Dirk Werner waren sicherlich mit dem zweiten Platz nicht ganz zufrieden, aber im Endeffekt lag es dann doch an dem BMW Z4 GT3, der noch nie ein wichtiges 24-Stunden-Rennen durchgestanden hat. Den dritten Platz erreichte die #3 von WRT mit James Nash, Christopher Mies und Frank Stippler am Steuer.

In der Pro-Am-Wertung ging der Klassensieg an Niek Hommelson, Louis Machels, Andrea Bertolini und Marco Cioci in einem der unzähligen AF-Corse Ferrari. Auf Platz 2 landete die Ecurie Ecosse mit u.a. dem BMW-Werksfahrer Alexander Sims. Das Podium komplett machte ein weiterer AF-Corse Ferrari mit Steve Wyatt, Michele Rugolo, Craig Lowndes und Andrea Picchini. In der GTR konnte auch AF-Corse einen Sieg verbuchen. Die Fahrer waren Peter Mann, Alexander Talkanista, Francisco Guedes und Cedric Mezard.

Waren die BoP Anpassungen gerechtfertigt?
Am Freitag vor dem 24-Stunden-Rennen hatte der SRO eine neue BoP veranlasst, bei der alle Hersteller mind. 10kg zuladen mussten und nur Audi Gewicht abladen und den Airrestriktor vergrößern durfte. Für viele Zuschauer war das Grund genug, um verärgert zu sein und sich mehr über die neue BoP aufzuregen, als das Rennen zu genießen. Ich denke auch, dass der SRO es da ein bisschen übertrieben hat mit der BoP, denn z.B. Bentley und McLaren, die bisher die Saison dominierten, hatten gar keine Chance mehr am Wochenende und fuhren konstant ca. eine Sekunde langsamer als die Audis. Auch Mercedes hatte trotz guter Fahrerbesetzungen keine Chance und man könnte fast schon von verschenktem Geld sprechen.

Bei Audi kann man davon ausgehen, dass man in der bisherigen Saison Sandbagging betrieben hat in der BES, damit man passend für die 24h in Spa eine gute BoP bekommt – und es hat geklappt. Noch besser hat es Marc VDS Racing gemacht, die nur in Spa starten, sodass der SRO ansonsten nur die BMW aus der Pro-Am und GTR hat, um eine gute Einstufung zu finden. Daher ist es dann nicht sehr überraschend, wenn Marc VDS Racing im Training und Qualifying langsam macht, nur um im Rennen dann mit Audi zusammen die schnellsten Rundenzeiten zu fahren. Der SRO wäre gut damit beraten, vor der Saison einen Test durchzuführen mit einem eigenen Fahrer, sodass die Fahrzeuge am Anfang der Saison eine Einstufung bekommen, die sich nicht mehr während der Saison ändert. Denn nur so kann es einen Wettbewerb frei von Sandbagging geben.

Was muss man aus den Unfällen lernen?
Es gab wohl noch nie ein 24-Stunden-Rennen mit so vielen Unfällen in der Anfangsphase wie die 24 Stunden von Spa-Francorchamps. Doch woran lag es? Die meisten würden wohl die Unfähigkeit einiger Amateure als Grund sehen, doch ich denke, dass es nicht der alleinige Grund ist. Viel mehr liegt es an dem enorm großen Starterfeld von 62 Fahrzeugen, die dann mit teilweise Motorsportanfängern besetzt sind. Ich denke, es wäre sinnvoll, ähnlich wie in Le Mans die Größe der Starterfelder zu verringern (ca. 50 Fahrzeuge) und diese dann zu vergeben. Denn nachdem schon einige Fahrzeuge am Samstagabend aus dem Rennen waren, wurde es viel ruhiger auf der Strecke und es gab kaum noch Zwischenfälle.

Auch müsste man schauen, ob die Fahrer nicht erst eine Saison in der GT4-Europameisterschaft fahren sollten. Damit würde man die GT4 stärken (auch eine SRO-Serie) und die Fahrer hätten schon mehr Erfahrung in der BES. Alternativ würde ich Proficoachings noch für sinnvoll halten, da einfach viele Amateure relativ vorbereitungslos bei den Rennen antreten. Optional könnte man es auch wie bei den 24 Stunden am Nürburgring machen und erst eine gewisse Anzahl von Rennen in der BES vorschreiben, damit die Fahrer nicht direkt ein 24-Stunden-Rennen fahren. Denn es steht fest, dass der SRO eine Lösung finden muss, denn dieses Jahr gab es einfach zu viele Unfälle und es werden sich auch viele Amateure nochmal fragen, ob sie dafür ihr Geld ausgeben müssen.

Weiter geht es mit der Blancpain Endurance Series im September am Nürburgring.

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1 Kommentare

NASCARaddicted 4 August, 2014 - 11:00

Ein interessanter Bericht soweit, aber – ich hab ihn mir jetzt komplett durchgelesen, ebenso die 2 Berichte von Mattzel89. Immer wieder wird die BoP erwähnt, aber leider wird kein einziges Mal gesagt, worum es sich dabei genau handelt. Zumindest könnte man so was doch zu Beginn des Berichts mal ausschreiben. Als eingefleischter Fan dieser Serie weiß man das vielleicht, aber wenn man so wie ich nur mal kurz reinguckt, dann blickt man absolut nicht durch, was BoP überhaupt sein soll. Ich vermute mal, daß es irgendwas ist, was nur 24 Stunden-Rennen betrifft, zumindest habe ich es sonst noch nirgends gehört.

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