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Super Formula: Lotterer dominiert in der Autopolis

von geinou
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André Lotterer meldete sich nach seinem einmaligen Formel-1-Gastspiel mit einem dominanten Sieg in der Autopolis zurück. Insbesondere seine Langstreckenerfahrung kam ihm beim fünften Super-Formula-Lauf zugute. Die Plätze zwei und drei gingen an Yuji Kunimoto sowie den Meisterschaftsführenden Joao Paulo de Oliveira.

Super Formula Autopolis 2014 StartBeim Sieger-Interview entschuldigte sich der jubelnde André Lotterer beim Publikum für seine Abstinenz beim vergangenen Rennen in Motegi. Ein schöneres Geschenk hätte er seinen Anhängern vergangenen Sonntag jedoch nicht machen können. Von Position drei aus gestartet krallte sich der gebürtige Duisburger bereits in der ersten Kurve die Führung, die er bis zum Ende nicht mehr abgab. Damit wiederholte Lotterer seinen Vorjahreserfolg auf dem Autopolis Circuit im Nationalpark Aso Kujiju nahe der Kleinstadt Kamitsue (Ōita-Präfektur in Kyūshū). Mit seinem bereits 22. Sieg in Japans höchster Formel-Serie meldete sich der dreimalige Le-Mans-Champion zudem im Titelkampf zurück.

Vergangenes Wochenende kam insbesondere die Langstrecken-Erfahrung Lotterers zum Tragen, da aufgrund der kürzeren Renndistanz von 220km (die übliche Distanz beträgt 250km) Super Formula Autopolis 2014 Andre LottererNachtanken verboten war. Entsprechend mussten die Fahrer auf den Benzinverbrauch sowie den Reifenverschleiß achten. Im Ziel erklärte Lotterer, dass das „Fuel-Management“ für ihn kein Problem darstellte, weshalb er sich voll und ganz auf den Reifenverschleiß konzentrieren konnte. Anders als der Pirelli in der Formel 1 bietet Bridgestone in der Super Formula jegliche eine Trockenreifenmischung an, die zudem deutlich mehr aushält als der Gummi des italienischen „Königsklassen“-Ausstatters. Dennoch musste mit den Pneus sorgsam umgegangen werden, um nicht doch einen in diesem Falle viel zu zeitaufwendigen Boxenstopp zu riskieren. Die Folge: Ein sehr statischer Rennverlauf.

Super Formula Autopolis 2014  Yuji KunimotoMit der Zuversicht von Motegi sowie einem gehörigen Wiedergutmachungswunsch im Tank stellte Naoki Yamamoto seinen Mugen-Honda mit einem neuen Rundenrekord (1:26.469) zum ersten Mal in diesem Jahr auf die Pole Position. Der Speed kam nach dem erstmals in Motegi verwendeten Motor-Update nicht überraschend, dennoch war Yamamotos Fabelrunde ein weiterer Beweis dafür, dass Honda nach einer schwierigen ersten Saisonhälfte endlich konkurrenzfähig ist. Herrschte im Honda-Lager am Samstag somit noch große Freude, dürften die Gesichter am Rennsonntag deutlich betrübter ausgesehen haben, nachdem Naoki Yamamoto erneut aufgrund durchdrehender Hinterreifen einen miserablen Start erwischte. Das Ergebnis: Der Titelverteidiger rutschte binnen einer Runde auf den siebten Platz zurück, von dem er sich bis zum Schwenken der Zielflagge nicht mehr erholen konnte. Ähnlich dem Heimspiel auf dem Twin Ring Motegi gelang es der Marke somit erneut nicht, aus einer guten Ausgangsposition Profit zu schlagen. Zurück bleibt somit lediglich die Zuversicht, dass man in der Position ist, um Siege bei den letzten beiden Saisonstationen im Sportsland Sugo sowie Suzuka zu kämpfen.

Beim Sprint zur ersten Kurve bremste sich André Lotterer außen an Yuji Kunimoto für die Führung vorbei. Einen wahren Raketenstart legten derweil Joao Paulo de Oliveira sowie HiroakSuper Formula Autopolis 2014 Joao Paulo de Oliveirai Ishiura hin, die jeweils sechs Positionen gutmachten. Insbesondere für den Brasilianer war dies immens wichtig, da er in der Qualifikation mit Platz neun überraschend an der Q3-Hürde scheiterte und seine Tabellenführung zu verlieren drohte. Mit Startplatz sieben erwischte Kazuki Nakajima, der bis dato ärgste Verfolger Oliveiras, ebenfalls kein gutes Qualifying. Anders als der Impul-Pilot ging es für den ehemaligen Formel-1-Fahrer am Sonntag mit Endplatzierung sechs jedoch nur eine Position nach vorne, wodurch er im Titelkampf etwas an Boden verlor.

Super Formula Autopolis 2014 Loic DuvalDeutlich unglücklicher lief es direkt am Start für Loic Duval, der von Platz sechs ins Rennen ging und in der ersten Kurve von James Rossiter umgedreht wurde. Der Brite bewies nach einem ebenfalls suboptimalen Qualifying (P10) erneut seine Startqualitäten, traf jedoch in einer als Rennunfall einzustufenden Kollision das Heck von Loic Duval leicht, wodurch dieser sich ins Streckenaus drehte. Der Franzose fiel zunächst bis ans Ende des Feldes zurück, kämpfte sich aber zumindest, wenn auch von einigen Ausfällen profitierend, auf Platz 15 vor. Mit leeren Händen die Strecke verlassend bezeichnete Duval das Rennen als „zum Vergessen“. Nachdem er wegen seines Le-Mans-Unfalls das dritte Saisonrennen am Fuji auslassen musste, bedeutet die zweite Nullrunde des Jahres einen gehörigen Rückschlag im Kampf um den Titel. Für seinen Teamkollege Ryo Hirakawa (Platz 13) lief es nur unwesentlich besser, nachdem er aufgrund eines technischen Problems aus der Box starten musste. Noch weiter dahinter krachte es. Beim Versuch, seinem schlecht gestarteten Teamkollegen Daisuke Nakajima auszuweichen, berührte Takashi Kogure dessen Boliden, wodurch er mit einer gebrochenen Radaufhängung nach nicht mal 100 Metern enttäuscht aufgeben musste.

Nach der ersten Runde umfassten die Top 5 André Lotterer, Yuji Kunimoto, Joao Paulo de Oliveira, Koudai Tsukakoshi und James Rossiter. An dieser Konstellation sollte sich bis zum Super Formula Autopolis 2014 Yuhki Nakayama Narain KarthikeyanRennende auch nichts mehr ändern. Stattdessen kontrollierte Lotterer seine Führung, indem er sukzessiv seinen Vorsprung pro Runde um mehrere Zehntel ausbaute. Die Aufgabe, Benzinverbrauch sowie Reifenverschleiß zu managen, sorgte dafür, dass keiner der Piloten aggressiv zu Werke ging. Dadurch blieben die Abstände zwar sehr gering – nach 17 Runden betrug Lotterers Vorsprung auf Kunimoto lediglich zwei Sekunden –, doch in der Position anzugreifen war nahezu niemand. Stattdessen befand man sich in Lauerstellung, um mögliche Fehler der Anderen sofort auszunutzen. Während Lotterer somit seinen Vorsprung langsam ausbaute, kam es zumindest im Mittelfeld zu ein, zwei Positionskämpfen. So duellierten sich Yuhki Nakayama und Narain Karthikeyan um den elften Platz. Der Inder, der nach einem heftigen Unfall in der Qualifikation, als er eingangs der Start- und Zielgeraden die Kontrolle über seinen Impul-Boliden verlor und in die Streckenbegrenzung krachte, erhöhte dabei sukzessive den Druck auf den Mugen-Honda von Nakayama. Dieser gab letztlich nach, als er im 31. Umlauf nach einem Verbremser in der ersten Kurve ins Kiesbett rutschte, wodurch Karthikeyan am Teamkollegen von Naoki Yamamoto vorbeizog. Die Freude über den Platzgewinn hielt für Karthikeyan jedoch nicht lange an, als er elf Runden später aufgrund eines technischen Defekts seinen Wagen in der Box abstellen musste. Für den Inder war es bereits der dritte Ausfall in dieser Saison, wobei zwei davon auf technische Probleme zurückzuführen sind. Dennoch verläuft die „Comeback-Saison“ (2001 fuhr er bereits für Impul in der damals noch Formula Nippon genannten Rennserie) alles andere als optimal. Sein bisher bestes Resultat ist ein sechster Platz am Fuji Speedway.

Super Formula Autopolis 2014 Daisuke NakajimaDen Kommentaren einiger Teamchefs wie Masahiko Kondo (Kondo Racing) während des Rennens im japanischen Fernsehen zufolge schien keiner der Fahrer Probleme mit dem Spritverbrauch gehabt zu haben. Ein wenig spannend wurde zumindest die Schlussphase, als die Reifen bei einigen Fahrern abgebaut haben und die Abstände sich nochmals verringerten. André Lotterer blieb dabei mit rund neun Sekunden Vorsprung auf Yuji Kunimoto relativ gefahrenlos. Tatsächlich hatte der gebürtige Duisburger so gut seine Reifen geschont, dass er in der finalen Runde mit 1:30.405 die schnellste Rundenzeit in den Asphalt brannte. Später sollte er diese mit „Ich hatte noch mal meinen Spaß“ kommentieren. Dahinter wurde es jedoch zwischen Joao Paulo de Oliveira, Koudai Tsukakoshi und James Rossiter spannend, die langsam zueinander aufholten. Auch Naoki Yamamoto verringerte im Finish noch mal den Abstand zu Kazuki Nakajima, zu Positionsverschiebungen kam es jedoch nicht mehr.

Aufgrund der statischen Natur kann das „Experiment“, die Renndistanz um 30km zu verkürzen und deshalb das Nachtanken zu verbieten, als gescheitert angesehen werden. Zwar lag diese Super Formula Autopolis 2014 Andre Lotterer Nobuhide Tachigewisse Grundspannung, dass insbesondere noch etwas im letzten Renndrittel passieren könnte, in der Luft. Letztlich täuscht diese aber nicht über das Fehlen der normalerweise üblichen Renn-Action hinweg, auch wenn freilich nicht bei jedem Rennen spannungsgeladene Unterhaltung mitsamt rundenlangen Zweikämpfen erwartet werden darf. So ist und war der Motorsport eben schon immer. Der allgemeine Tenor der japanischen Fans auf Twitter, von denen einige während dem Rennen das Geschehen sogar zynisch mit „das ist ja wie ein Formel-1-Benzinspar-Rennen“ oder simpel mit „ermüdend“ kommentierten, war jedoch eindeutig. Offiziell betitelte die Super Formula das Rennen als „Kampf der Psyche“, was letztlich aufgrund der Lauerstellung auf etwaige Fehler der Konkurrenz wohl auch die richtige Wortwahl ist.

Super Formula Autopolis 2014 Podium 2So gewann also nach einer absolut fehlerfreien Fahrt André Lotterer vor Yuji Kunimoto und Joao Paulo de Oliveira. Fehlerfrei? Nicht ganz: Ähnlich Jenson Button beim Monaco-Grand-Prix der Formel 1 im Jahr 2009 bog Lotterer nach der Ehrenrunde nämlich in die Boxengasse ab, anstatt seinen Tom’s-Boliden wie angewiesen auf der Zielgeraden vor den Zuschauern zu platzieren. Der kleine „Fahrfehler“ darf dem Champion von 2011 aber durchaus verziehen werden. Bester Honda wurde Koudai Tsukakoshi auf Position vier, womit der zusammen mit Naoki Yamamoto weiterhin auf ein etwaiges McLaren-F1-Cockpit gehandelte Japaner sein bisher bestes Saisonresultat einheimste. Von vielen technischen Problemen in der ersten Saisonhälfte ausgebremst scheint er nun endlich wieder den Weg, trotz des etwas schlechteren Materials im Vergleich zu Mugen oder Dandelion, nach vorne gefunden zu haben. Gleichzeitig deklassierte er seinen Teamkollegen Vitantonio Liuzzi, der nach mehreren Ausritten in der 34. Runde letztlich komplett ausfiel.

André Lotterer meldete sich dagegen mit der Wiederholung seines Vorjahreserfolgs eindrucksvoll im Titelkampf zurück. Joao Paulo de Oliveira betrieb nach der verkorksten QualifikationSuper Formula Autopolis 2014 Podium Andre Lotterer Joao Paulo de Oliveira mit dem Bronzerang mehr als nur Schadensbegrenzung und führt somit mit 29 Punkten die Meisterschaft weiterhin an. Neuer Zweiter mit 26,5 Punkten ist Autopolis-Sieger André Lotterer, gerade mal 1,5 Punkte vor seinem Teamkollegen Kazuki Nakajima. Der große Verlierer des Wochenendes ist jedoch Loic Duval, der mit 20,5 Punkten auf Rang vier einiges an Boden auf Joao Paulo de Oliveira verlor. Hiroaki Ishiura (P8) komplettiert die Top-5 mit 20 Zählern. Bereits kommendes Wochenende begibt sich die Super Formula zur vorletzten Saisonstation ins Sportsland Sugo. Mit Drago Corse gibt dann ein neues Team unter der Führung vom 3-fachen Super-GT-Champion und ehemaligen Super-Formula-Fahrer Ryo Michigami sein Debüt. Der Fahrer für die Rennen in Sugo sowie Suzuka ist kein geringer als derzeitige GP2-Pilot Takuya Izawa, der bis vergangene Saison noch in Japan fuhr, die Testfahrten im SF14-Dallara für Honda übernahm und 2012 Vizemeister hinter Kazuki Nakajima wurde. Ziel ist es, das Team für kommende Saison aufzubauen. Dann soll Drago Corse laut Michigami eine Anlaufstelle insbesondere für junge Piloten sein.

Rennergebnis Autopolis
Meisterschaftsstand

Copyright Photos: Japan Race Promotion

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