Home TourenwagenBTCC BTCC: Analyse Saisonfinale Brands Hatch

BTCC: Analyse Saisonfinale Brands Hatch

von Sebastian Focks
0 Kommentare

Colin Turkington krönte sich erwartungsgemäß bereits im ersten der drei Rennen auf dem Brands Hatch GP Circuit zum diesjährigen BTCC Champion. Dabei war der Rennsonntag alles andere als langweilig. Drei hochdramatische Rennen mit den Siegern Jason Plato, Adam Morgan und Gordon Shedden setzten einen fulminanten Schlusspunkt hinter die BTCC Saison 2014.

Die Ausgangslage vor Brands Hatch sah Colin Turkington bereits in einer komfortablen Position. 50 Punkte Vorsprung vor Jason Plato bedeuteten, dass schon eine ganze Menge schief gehen musste, damit Turkington seinen zweiten BTCC Titel nach 2009 nicht einfahren sollte (Anmerkung: Maximal 22 Punkte lassen sich pro Rennen holen – 20 für den ersten Platz sowie jeweils ein Bonuspunkt für eine Führungsrunde sowie die schnellste Rennrunde; ein weiterer ist für die Pole Position drin). Für Plato bestanden also eher noch mathematische Chancen, gleichwohl war man bei MG bemüht auch diese noch voll auszunutzen.

Plato-9Und bereits in der Qualifikation setzten die in Brands Hatch erfahrungsgemäß gut gehenden MG erneut die Pace. Plato sicherte sich auf abtrocknender Strecke die Pole Position vor Teamkollege Tordoff. Es folgte Gordon Shedden und dahinter Colin Turkington. Startplatz vier war für den Meisterschaftsführenden keine schlechte Ausgangslage, da das oberste Ziel war, beständig in Tuchfühlung zu Plato zu bleiben. Und wie wichtig der Startplatz weit vorne in der zweiten Startreihe war, sollte sich schon beim chaotischen Start zum ersten Lauf zeigen.

ColeDie zunächst nassen und dann sukzessive trockener werdenden Streckenbedingungen in der Quali sorgten außerdem für einige unerwarteten Resultate: In den Top Ten tauchte beispielsweise James Cole auf, der mit Startplatz sieben das beste Qualiresultat des Jahres für sich und United Autosports verbuchen konnte. Schlecht lief es dagegen für Andrew Jordan (15.), Rob Austin (16.), Matt Neal (22.), Rob Collard (23.) und Árón Smith (26.). Allesamt Akteure, die man eigentlich weiter vorne erwartet. Erschwerend kam hinzu, dass der letzte Run in der Quali für viele Fahrer ausfiel, da die Session kurz vor Ende wegen eines Abflugs von Dave Newsham mit der roten Flagge abgebrochen und nicht wieder neu gestartet wurde. Hier geht es zu allen Ergebnissen.

Austin-Neal_01-Beim Start zum ersten Rennen schien Turkington dann trotz der halbwegs entspannten Ausgangslage nichts anbrennen lassen zu wollen und setzte sich in Paddock Hill Bend zunächst vor beide MG. Bis Druids hatten sich aber beide wieder vorbei gearbeitet und Tordoff führte vor Plato und Turkington. Dahinter brach sich das Chaos Bann. Fabrizio Giovanardi, der anschließend als Verursacher auch eine Strafe kassierte, versuchte sich bei der Anfahrt zu Paddock Hill Bend innen an Gordon Shedden vorbei zu schieben, schickte den Honda dabei in eine Piroutte, die ihn quer durchs Feld tanzen ließ. Dort erwischte Rob Austin Shedden mit voller Wucht und die Ausweichmanöver anderer Fahrer führten zu diversen weiteren Kollisionen. Am Ende standen beide Audis von Rob Austin Racing, beide Werks-Honda sowie der VW CC von James Cole mit erheblichem Flurschaden am Streckenrand oder in der Box. Matt Neal wurde sogar sicherheitshalber ins Krankenhaus geflogen. Der Routinier hatte sich in der Woche vor dem Saisonfinale einige Rippen bei einem Kart-Unfall angeknackst und nun einen weiteren Schlag auf die Verletzung bekommen. Das ganze Chaos geschah freilich unmittelbar hinter Turkingtons Startposition. Nicht auszumalen, wenn der BMW-Pilot ausnahmsweise mal eine schlechten Start erwischt und sich mitten drin befunden hätte.

Tordoff-01Nach der folgenden langen Safety Car Phase setzte Tordoff seine Führung über Plato zunächst fort. Dahinter folgte Turkington beiden MG, hatte aber gleichzeitig den Ford von Mat Jackson und den Mercedes von Adam Morgan formatfüllend im Rückspiegel. Erwartungsgemäß tauschten die MG dann in Runde acht die Positionen, um Platos Titelchancen aufrecht zu erhalten. In dieser Konstellation wäre die Meisterschaftsentscheidung auch tatsächlich noch mal verschoben worden, jedoch sicherte sich Turkington mit der schnellsten Rennrunde einen weiteren entscheidenden Zusatzpunkt, der ihn uneinholbar machte.

Podium-3Zwar traute Turkington bei der Zieldurchfahrt dem Braten noch nicht ganz und fragte immer wieder über Funk beim Team nach, ob das definitiv sicher sei – spätestens bei der Rückkehr in den Parc Ferme brach sich aber die Freude Bann und Turkington, das West Surrey-Team sowie die geschlossen angereiste Turkington-Familie konnten den zweiten BTCC-Titel in der Karriere des Nordiren feiern. Für MG blieb immerhin ein Doppelsieg und die nun ziemlich sichere Herstellermeisterschaft, da beide Honda ja im Startchaos ausgefallen waren.

CollardEine ganz tolle Vorstellung zeigte weiter hinten Turkingtons Teamkollege Rob Collard. Zwei Wochen nach seinem heftigen Überschlag in Silverstone war der BMW komplett neu aufgebaut worden. Anhaltende Fehlzündungen über den gesamten Samstag sowie ein schlechtes Timing im Qualifying ließen Collard aber zunächst nur auf Startplatz 23 landen. Nachdem das Team auf der Suche nach der Ursache für die Fehlzündungen über Nacht die komplette Elektronik im 125i getaucht hatte, lief es dann im ersten Lauf besser. Collard kam unbeschadet durch das Chaos in der ersten Kurve und arbeitete sich im Rennverlauf sukzessive bis auf den sechsten Platz nach vorne. Hier die gesamten Ergebnisse des ersten Laufs.

PlatoTurkWar das erste Rennen schon dramatisch, so sollte der zweite Lauf mit fünf verschiedenen Führenden und gleich mehreren Ausrutschern das ganze noch mal toppen. Beim Start krallte sich der frisch gebackene Meister Turkington zunächst beide MG und setzte sich an die Spitze. Jason Plato, nun offensichtlich davon befreit, noch auf die Meisterschaft achten zu müssen und bestrebt danach, sich nicht auch noch einen Rennsieg von Turkington nehmen zu lassen, startete in der vierten Runde in Paddock Hill Bend eine Attacke auf den WSR-BMW. Es kam wie es eigentlich schon kommen musste und Turkington rauschte in die Reifenstapel nachdem ihn der MG auf der rechten hinteren Ecke getroffen hatte. Plato eröffnete anschließend eine längere Analyse über das Gripniveau des auf der Innenseite von Paddock Hill Bend wachsenden Grases und dass dieses weniger Möglichkeiten zum Anbremsen böte als anderes Gras, dass er kenne … oder so ähnlich ;-)

Durch diesen Zwischenfall übernahm jedenfalls Mat Jackson die Führung, die er aber nur eine halbe Runde bis zu einem Abflug mit anschließendem Einschlag ausgangs Hawthorns Bend behalten sollte. Glück im Unglück war noch, dass der auf die Strecke zurückkreiselnde Ford von keinem anderen Fahrzeug getroffen wurde. Nun erbte Rob Collard die Führung und sah lange wie der sichere Sieger, bis dessen weiche Reifen kurz vor Rennende einknickten und er bis auf den vierten Platz zurückfiel.

Morgan6Dahinter hatte sich derweil Adam Morgan in Szene gesetzt, dessen A-Klasse wie auf Schienen durch Paddock Hill Bend und den Hügel zu Druids hinauf zu gehen schien. Nacheinander schnappte er sich die MG von Tordoff und Plato und ging drei Runden vor Schluss schließlich in Führung. Mit Jason Plato direkt im Nacken sah das ganze nun wie ein echtes Herzschlagfinale aus, bis sich Morgan in der vorletzten Runde zwischen Dingle Dell und Sheen verschätze und seine Führung an Plato verlor. Der Mercedes kreuzte die Ziellinie als zweiter vor dem zweiten MG von Tordoff. Trotz des zunächst verpassten Sieges war die Freude beim Team über dieses bis dato beste Saisonergebnis mit dem neu entwickelten Auto riesig. Und sie steigerte sich noch mehr als Plato nachträglich mit einer 20-Sekundenstrafe wegen des Abschusses von Turkington belegt wurde und der Sieg doch bei Adam Morgan landete.

Rob Collard komplettierte das Podium gefolgt von Andrew Jordan und Tom Ingram, der mit dem fünften Platz ebenfalls sein bestes Ergebnis in diesem Jahr einfuhr. Dahinter folgte sensationell Gordon Shedden, der mit frisch ausgebeultem Auto von ganz hinten gestartet war. Ähnlich bravourös hatte sich auch Jack Goff, ebenfalls ein Opfer des Startcrashs im ersten Lauf, bis auf Platz acht durch das Feld gearbeitet. Hier gibt es alle Ergebnisse des zweiten Laufs.

ClarkeZum letzten Lauf der Saison 2014 öffnete der Himmel über der Grafschaft Kent dann noch mal kräftig seine Schleusen und sorgte für ein um drei Runden verkürztes Rennen. Auf der Pole Position stand nach komplett umgedrehter Startaufstellung in den Top Ten Rookie Jack Clarke. In Führung ging aber zunächst Nick Foster, bis Clarke diesen unmittelbar nach einer Safety Car Phase zur Bergung von James Coles Toyota wieder überholen konnte. Dahinter hatte sich derweil Gordon Shedden an mehreren Kontrahenten vorbei gearbeitet, schnappte sich anschließend zunächst Foster und kurz darauf in Runde vier auch die Führung von Clarke.

Shedden3Mit dem Sieg konnte Shedden also noch einen versöhnlichen Abschluss der Saison 2014 und des mit dem Crash so unglücklich begonnen Renntags in Brands Hatch feiern. Für Jack Clarke bedeutete der zweite Platz das beste Resultat in dessen junger BTCC-Karriere. Komplettiert wurde das Podium von Clarkes Markenkollegen Mat Jackson, der sich damit nicht nur noch einen Pokal holte, sondern auch das Kunststück vollbracht hat, als einziger Pilot bei jedem BTCC Rennen des Jahres 2014 ins Ziel zu kommen. Und Colin Turkington? Der neue Meister arbeitete sich zunächst durchs das Feld, bis ihn ein Ausrutscher wieder einige Positionen zurück warf und er sein Meisterjahr nur auf dem 22. Platz beenden konnte. Auch egal dürfte er sich gedacht haben. Alle Ergebnisse des dritten Laufs.

ebay-03Damit ist die BTCC Saison 2014 also abgeschlossen. Colin Turkington heißt der verdiente Meister und das West Surrey Team konnte sich vor MG KX und Honda Yuasa außerdem die Krone in der Teamwertung holen. Wenig überraschend ist Turkington damit außerdem auch Independent Drivers Champion 2014. Platz zwei geht hier an Mat Jackson, der sich dank konstant guter Ergebnisse noch vor Vorjahresmeister Andrew Jordan setzen konnte. MG schlägt Honda in der Herstellerwertung und der Jack Sears Trophy-Titel für die meisten im Verlauf der Saison gewonnenen Positionen geht an Dave Newsham.

Hier geht es zum Überblick über alle finalen Meisterschaftsstände 2014

022Wenn die Saison 2015 dann in fünfeinhalb Monaten auf dem Brands Hatch Indy Circuit startet werden wir zwei Autos eines neuen Herstellers im Grid sehen. Infiniti hat in der Woche nach dem Saisonfinale bekannt gegeben, dass sie 2015 mit dem Team Support Our Paras Racing, den Fahrern Derek Palmer jr. und Richard Hawken und dem Modell Q50 in die BTCC einsteigen werden.

Das könnte Dir auch gefallen