Der GP der USA wird nach dem Rückzug von Caterham und Marussia ein verkleinertes Startfeld sehen. Dazu kommt, dass Sebastian Vettel vermutlich die gesamte Qualifikation ausfallen lassen wird.
Wenig gute Neuigkeiten gibt es von den beiden insolventen Teams zu vermelden. Bei Caterham gab es in dieser Woche eine Werksbesichtigung für interessierte Käufer. Dabei ging es aber wohl nicht um den Verkauf des gesamten Teams, sondern mehr um Produktionseinheiten der Werkstatt. Für die relativ moderne Anlage in Leafield soll es Interessenten geben. Das Problem von Caterham – man steht nach zwei sehr schlechten Jahren in der Formel Eins auch nicht gerade rosig da. Da man letztes Jahr und dieses Jahr die Top Ten verpasst hat, bekommt man auch weniger Geld in die Kasse. Daher steht Marussia etwas besser da. Im letzten Jahr wurde man Zehnter, in diesem Jahr liegt man mit den zwei Punkten aus Monaco sogar auf Platz 9 der Team-Wertung, was ca. 15 Millionen Dollar zusätzlich bringen sollte. Auch soll die Schuldenlast des Teams deutlich niedriger sein als jene bei Caterham. Dennoch wird man Marussia auch nicht beim folgenden GP in Brasilien am Start sehen.
Beim Rennen in Austin wird man keine allzu großen Überraschungen sehen. Es ist davon auszugehen, dass alle Verfolger von Mercedes ihre Konzentration schon auf 2015 verlegt haben. Daniel Ricciardo hat zwar noch theoretische Chancen auf den Fahrertitel, aber realistisch sind sie natürlich nicht. 100 Punkte kann man noch maximal holen, 95 Punkte beträgt sein Rückstand auf Lewis Hamilton. Red Bull hat sich zudem entschlossen, Vettel bei diesem Rennen einen sechsten Motor einzubauen. Damit muss der Weltmeister dann aus der Boxengasse starten, weswegen man schon angekündigt hat, dass man auf die Quali komplett verzichten möchte. Da vier Autos sowieso fehlen, fällt also nur ein Fahrer aus Q3 raus. Gerüchte besagen, dass man deswegen Q3 ausfällen lässt und direkt zu Q2 übergeht, dass man dann einfach um die Zeit aus Q3 verlängert. Doch wieder anders. Man streicht vier Autos in Q1 und vier weitere in Q2.
Das Tempo sollte also Mercedes bestimmen, wobei hier die Frage sein wird, ob Hamilton oder Rosberg die Nase vorne haben werden. Im Moment spricht viel für den Briten, der einfach den besseren Lauf hat. Er leistet sich keine Fehler und ist in der Quali wie im Rennen meist einen Hauch schneller als Rosberg. Dessen Selbstbewusstsein wirkt ein wenig angeknackst. Für den Deutschen kann die Devise nur lauten, dass er die restlichen Rennen sämtlich gewinnt, sonst muss er am Ende auf das Pech von Hamilton hoffen. Da die Mercedes seit der Sommerpause praktisch problemlos laufen, ist das vermutlich eine schlechte Wette.
Hinter beiden Mercedes wird vermutlich Daniel Ricciardo liegen, denn dem Red Bull sollte die Strecke, bis auf die lange Gerade, sehr gut liegen. Vor allem das letzte Drittel der Strecke ist ja wie für den RB10 gemacht.
Williams ist für Austin ebenso schwer einzuschätzen wie McLaren. Während bei Williams die Leistungen insgesamt weiter sehr stark schwanken, hat sich McLaren seit der Sommerpause kontinuierlich verbessert. Das sehr gute Rennen in Russland und die teilweise gute Vorstellung in Suzuka lieferten zwei Beispiele. Leider wird das Rennen für Jenson Button etwas schwieriger, denn er wird wegen eines Getriebewechsels fünf Startplätze nach hinten geschoben.
Während es bei McLaren bergauf geht, geht es für Force India seit einigen Rennen bergab. Eine durchaus zu erwartende Entwicklung, fehlt dem Team doch das Geld, um Ferrari und McLaren die Stirn zu bieten. Die Inder werden ebenfalls schon an 2015 denken, aber dennoch versuchen, in der Team-WM Anschluss zu halten. Aber in den letzten Rennen konnte Force India nur eben gerade so mit einem Auto in die Top Ten rutschen. Das wird in Austin vermutlich nicht anders sein. Vielleicht wird es etwas leichter, sollte Toro Rosso mit der Strecke nicht so gut klarkommen.
Bleiben Lotus und Sauber. Das die Schweizer in diesem Jahr noch einen Punkt werden holen können, ist eher unwahrscheinlich. Der Abstand zu Toro Rosso und Force India ist zu groß. Lotus probiert in Austin eine komplett neue Front aus. Man verzichtet auf die asymetrische Nase und hat im Grunde die Version von Ferrari, Mercedes und Red Bull kopiert. Ob das den nötigen Schritt nach vorne bringt? Wohl eher nicht, viel deutet darauf hin, dass man schon Teile für 2015 ausprobiert.
Ferrari habe nicht vergessen, aber aus anderen Gründen an den Schluss geschoben. Die Woche wurde bekannt, dass der Fiat-Chrysler-Konzern Ferrari an die Börse bringen will. Für die meisten Italiener ist das ein Schock und man befürchtete den großen Ausverkauf. Allerdings will man erstmal nur 10% der Aktien in den freien Verkauf geben, der Rest geht automatisch zu den Eignern von Fiat. Fiat geht es wirtschaftlich nicht gut, die Cash-Cow im Konzern ist tatsächlich im Moment Chrysler. Ein IPO von Ferrari wird natürlich sehr viel Geld bringen, man geht von 3 bis 5 Milliarden Euro aus. Gleichzeitig behält Fiat über die hauseigene Investmentfirma aber die Kontrolle über Ferrari. Wie sich das langfristig entwickeln wird und was aus Ferrari wird, ist dann eine andere Frage. Die Frage ist, welche Investoren einsteigen und wie diese versuchen werden, Druck auszuüben. Keine Aussage gibt es dazu, ob Fiat nun auch die Produktionzahlen steigern möchte. Klar ist aber – Montezemolo war schon aus Traditionsgründen gegen einen Börsengang und deswegen wurde er abgesetzt.
Das Gedrängel im Hintergrund schwächt das Team nicht wirklich, da es sowieso als eigenständige Firma operiert. Aber natürlich färbt die Unruhe ab. Es ist klar, dass auch das Ferrari-Team vor weiteren Neustrukturierungen stehen wird. Hartnäckig halten sich ja auch die Gerüchte, dass Gerhard Berger als neuer Teamchef kommen könnte.
Das wird in Austin allerdings auch nicht helfen, der Ferrari wird auch hier wieder keine Rolle im Kampf um den Sieg spielen.
Strategie:
Pirelli bringt „Medium“- und „Soft“-Reifen nach Austin, also Mischungen, die die Teams bestens kennen. Die konservative Variante sind dann auch zwei Stopps, eine Ein-Stopp-Strategie erscheint angesichts der Belastungen im letzten Drittel der Strecke nicht ratsam. Drei Stopps sind dann wieder zu viel, auf dem Papier verliert man hier gut 10 Sekunden.
Das Safety Car könnte in Austin eine größere Rolle spielen. Nach dem Unfall von Bianchi reagiert die Rennleitung nun vorsichtiger und wirft eine Caution, wenn Bergungsmannschaften und Fahrzeuge auf der Strecke sind. Das kann bedeuten, dass strategische Überlegungen über den Haufen geworfen werden, was den Verlauf des Rennens schwer einschätzbar macht.
4 Kommentare
Wenn der Motorwechsel ja nicht so viel Zeit dauern würde, könnte Vettel das Qualifying ja nutzen, um zumindest einen Roll-Out zu machen. Ansonsten geht er am Sonntag mit einem ungetesteten Motor ins Rennen, das kann ja auch mal schiefgehen.
Wie ist das eigentlich mit den +10, wenn er aus der Boxengasse startet, dann können die ja gar nicht angerechnet werden. Muss er die dann zum nächsten Rennen nach Brasilien mitnehmen?
Gute Frage! Ich glaube, der Trick ist halt aus der Boxengasse zu starten.
Nein, das ist die Strafe, die dann vorgesehen ist, wenn ein Fahrer alle Teile tauscht. Steht ja so im Reglement.
Soweit ich bei MWM verstanden habe, hat Caterham etwa 20 Mio Schulden und Marussia über 130 Mio. Da bin ich nicht sicher ob Marussia wirklich besser dasteht. Ich kann mich da aber auch verhört haben, beide Firmenkonstrukte, das von Caterham und das von Marussia, sind ja sehr gefinkelt gestrickt. Bei Marussia gabs wohl mal eine „Umstrukturierung“ ihrer Schulden (was immer das heißt).
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