Ab Texas haben die acht verbleibenden Chase-Teilnehmer nur noch zwei Rennen lang Zeit, sich in das Saisonfinale von Homestead zu fahren. Weil der bereits ausgeschiedene Dale Earnhardt Jr. die Martinsville-Victory-Lane besuchte, bekommen also nur noch maximal zwei Rennsieger ein gültiges Finalticket. Konstanz ist somit alles!
Die Luft an der Spitze der Meisterschaftswertung ist so dermaßen dünn geworden, dass man einigen Fahrern gerne eine Sauerstoffmaske reichen würde, damit sie mal durchatmen können und sich nicht unbedingt an diesem Wochenende gegenseitig in die Karre fahren. Ganz speziell denke ich da an Kevin Harvick und Matt Kenseth, die in Martinsville zum Glück nur etwas Lack ausgetauscht haben. Geht es nach Harvick, wird Kenseth in diesem Jahr nicht Meister, und wenn er persönlich dafür sorgen muss. Nun ist der Texas Motor Speedway nicht der beste Ort für solche Rachegelüste, denn das 1,5-Meilen-Intermediate-Oval ist ganz klar eine der schnellsten Strecken im Kalender. Mittlerweile geht es dort mit über 200 mph in die 24 Grad überhöhten Kurven.
Für die Cup-Piloten bietet sich also bereits am Freitagabend die vorerst letzte Chance, in Texas einen neuen Rundenrekord in den Asphalt zu brennen, bevor 2015 die Motorleistung signifikant gedrosselt wird. Durch das Einsetzen von sogenannten „tapered spacer“-Restrictor-Plates sinkt die Anzahl der Pferdestärken im nächsten Jahr auf 725. Wie so ein „tapered spacer“ im Gegensatz zu den bereits aus Daytona und Talladega bekannten Luftmengenbegrenzern letztlich aussieht, lasst ihr euch am besten von einem Hipster anhand seiner karottenförmigen Hosenbeine erklären. Wie dem auch sei, da Texas ein klassisches NASCAR-Oval nach Cookie-Cutter-Bauweise ist, dürfte am Sonntag ordentlich Bewegung im Feld sein und es nicht zuletzt durch die enge Meisterschaftssituation äußerst spannend werden.
Die besten Chancen auf einen rettenden Sieg räume ich Team Penske ein. Brad Keselowski und Joey Logano fuhren dieses Jahr nicht nur auf den 1,5-Meilern so ziemlich alle anderen Mannschaften in Grund und Boden. Die beiden Ford-Piloten holten gemeinsam nur einen Sieg weniger als die vier Fahrer von Rick Hendrick und könnten mit diesen bereits am Sonntag gleichziehen. Logano trug sich übrigens bereits im April-Rennen in die Texas-Siegerliste ein, während dies Keselowski bisher noch gar nicht gelang. Das muss beim derzeitigen Run der Truppe aber wirklich nichts heißen! Ansonsten hat Ford noch Carl Edwards in den Playoffs – seines Zeichens ein dreimaliger Texas-Gewinner – und kann auf drei Siege aus den letzten vier Frühlingsrennen zurückblicken.
Die Chase-Ausgabe von Texas war dagegen in den letzten Jahren mehr eine Domäne von Hendrick Motorsports bzw. Chevrolet, so gewann Jimmie Johnson 2012 und schließlich 2013 auf dem Weg zu seinem sechsten Cup-Titel gleich zwei Rennen hier. 2011 fuhr Tony Stewart in Texas einen seiner sagenhaften fünf Playoff-Erfolge heraus und wenig später auch die Meisterschaft ein. Blöd nur, dass auf Chevy-Seite ausschließlich Jeff Gordon, Ryan Newman und Kevin Harvick im Chase übrig sind – alles keine ausgewiesenen Freunde des Texas Motor Speedways: Gordon und Newman gewannen überhaupt nur einmal auf dieser Strecke, Harvick ließ sich dagegen noch gar nicht in der Victory-Lane blicken. Letzteren habe ich auch eher in Phoenix auf der Rechnung.
Bei Toyota sieht es in letzter Zeit eher düster aus, denn dort kann man nach wie vor die fehlenden PS-Werte an der Performance ablesen. So gab es für den japanischen Hersteller, der sein Modell „Camry“ übrigens in Texas bauen lässt, in diesem Jahr erst zwei Siege zu feiern. Dass mit Matt Kenseth und Denny Hamlin trotzdem zwei Piloten den Sprung unter die letzten Acht geschafft haben, ist da schon eine erstaunliche Leistung und zumindest im Falle Kenseth deutlich dem Faktor Konstanz geschuldet. Ob die beiden Gibbs-Piloten im PS-Paradies Texas überhaupt eine Chance auf die Victory-Lane haben, wird sich zeigen. Interessant ist auch, dass 2014 eigentlich überhaupt nur Joe Gibbs Racing für die Marke Toyota eine Rolle spielt, während Michael Waltrip Racing wieder im Mittelfeld verschwunden ist.
Ein Blick auf die Meisterschaftswertung zwingt Brad Keselowski (-26), Kevin Harvick (-28) und mit Abstrichen auch Carl Edwards (-15) nach einem turbulenten Martinsville-Rennen quasi dazu, in Texas oder Phoenix einen Sieg zu holen. Für Keselowski und Edwards wäre Texas der perfekte Ort, für Harvick dagegen Phoenix. Sollten hier zwei dieser Favoriten gewinnen, stehen einige der Jungs an der Spitze dann plötzlich doof da. Hier führt derzeit Jeff Gordon (+7) vor Ryan Newman (+4), Joey Logano (+3), Matt Kenseth (+2) sowie Denny Hamlin (-2), und die engen Abstände in dieser Gruppe stellen noch einmal den so wichtigen Faktor Konstanz heraus, denn immerhin kommen die Top 2 der Meisterschaft ohne weiteren Saisonsieg sicher ins Finale nach Homestead.
Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die die Entry-List und einen Zeitplan für das TV-Programm am Wochenende.
Freitag, 31.10.
17:00 Uhr, Nationwide Series Practice, FOX Sports 1
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
20:15 Uhr, Truck Series Qualifying, FOX Sports 1
21:30 Uhr, Nationwide Series Final Practice, ESPN2
23:45 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, ESPN2
01:30 Uhr, Truck Series Rennen (WinStar World Casino and Resort 350), FOX Sports 1
Samstag, 01.11.
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, FOX Sports 1
17:15 Uhr, Nationwide Series Qualifying, FOX Sports 2
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, FOX Sports 2
20:30 Uhr, Nationwide Series Rennen (O’Reilly Auto Parts Challenge), ESPN
Sonntag, 02.11.
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (AAA Texas 500), ESPN & Motorvision TV ab 20 Uhr