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FIA WEC: Analyse Shanghai

von Flo aus N
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Die WEC gastierte letztes Wochenende auf dem Shanghai International Circuit. In den vergangenen Jahren bot die Strecke immer sehr spannende Rennen und auch nach dem Qualyfying konnte man davon ausgehen, dass das Rennen extrem eng wird. Im Rennen sahen die Dinge dann aber doch anders aus.

2014-6-Heures-de-Shanghai-Adrenal-Media-jr5-2373_hdSo etwas hat es bislang kaum gegeben, was die LMP1 im Samstag im Zeittraining ablieferten. Bekanntlich müssen hier je zwei Fahrer zwei gezeitete Runden erzielen und der Durchschnitt dieser vier Runden entscheidet dann über die Startaufstellung. Dass hier also zwei Fahrzeuge eine identische Zeit fahren, scheint normal unmöglich, aber am Samstag trat genau dieser Fall ein. Zuerst fuhren Romain Dumas und Neel Jani einen Schnit von 1:48.300 und erreichten damit die Pole. Zweiter wurde der hoch einschätzte Toyota mit der #8 mit Anthony Davidson und Sebastian Buemi, die exakt die selbe Zeit fuhren. Da der Porsche mit der #14 aber die Zeit eher fuhr, konnte sich die Mannschaft aus Weissach nach Spa über die zweite Pole in der laufenden Saison freuen. Nur 24 Tausendstel langsamer war der Porsche mit der #20, in dem Mark Webber und Brendon Hartley die schnellsten Rundenzeiten fuhren. Dies ist umso bemerkswerter, da Mark Webber hier schneller war als sein Teamkollege, während es im Laufe der Saison eher anders herum war. Auf jeden Fall ist das eine erfreuliche Nachricht, die auch zeigt, dass Mark Webber nun auch in Sachen Speed in der WEC angekommen ist, denn anfangs konnte er nicht ganz das Tempo seiner schnellen Teamkollegen mitgehen. Ein Trend, der sich auch Rennen weiter fortgesetzt hat.

Ebenfalls sehr eng ging es bei den GT-Klassen zu, wo sich ein Zweikampf zwischen den Porsche von Manthey Racing und dem Aston Martin einerseits in der GTE-Pro, aber auch zwischen dem Prospeed-Porsche und den beiden Astons aus der GTE-Am abzeichnete.

Direkt am Start konnten die beiden Porsche dann auch ihre Positionen behalten, während die Toyotas sich auf P2 und P4 einreihten. Dahinter folgten die beiden R18, welche im Qualy nicht die Zeiten der Spitze mitgehen konnten. Aber nach einer halben Runde musste das Rennen unterbrochen werden, denn ausgangs der Doppellinks krachte der Ferrari von Bruni in den LMP2 von KCMG. Was anfangs nach einem Fehler von Bruni aussah, entpuppte sich dann sehr schnell als einen Rennunfall. Alexandre Imperatori hatte ein Problem mit dem Auto, die GTE hinter ihm haben das gleich gesehen und konnten ausweichen. Gimmi Bruni aber mit seiner sehr beschränkten Sicht nach vorne hatte keine Chance, dem Wagen auszuweichen, und ist voll hinten rein. Das Ergebnis war, dass beide Autos raus waren und aufgrund der Trümmer das Safety Car auf die Strecke musste. Dies erröffnete dann gerade für die LMP1 2 sehr interessante taktische Varianten: Da die erwartete Rennlänge bei etwas über 186 Runden lag und die Stintlänge bei voller Ausnutzung der erlaubten Energiemenge pro Runde bei 31 Runden, war klar, dass ein kurzer Splash and Dash nötig wird. Beide Toyotas sind hier rein beordert worden und bei Porsche setzte man die #14 auf eine leichte Spritspartaktik, um sich den Splash and Dash zu sparen. Die schnelleren Toyotas fanden sich somit beim Restart gute 30 Sekunden hinter den Porsches wieder – Spannung war garantiert. Zu Beginn des Stints zeigte sich noch das bekannte Bild: Porsche ist am Anfang schneller, verliert dann aber über die Länge des Stints an Zeit durch den schlechteren Reifenverschleiß. Allerdings dauerte es nicht lange, bis die Toyotas das Defizit zufuhren, denn gegen Ende des Stints war Sebastian Buemi schon an den Porsches dran und man konnte sich problemlos an die Spitze setzen und dort auch die Führung immer weiter ausbauen. Vor allem die Konstanz der Rundenzeiten, die Buemi hier an den Tag legte, war extrem beeindruckend.

Die Bahn war somit für die Toyotas frei, zumal der schnellere Porsche, die #20 mit Brendon Hartley einen Reifenschaden hatte und dadurch zwei Runden verlor. Es siegte somit die #8 vor dem Schwesterauto #7 und dem Porsche mit der #14, gefolgt von den beiden Audis. Gerade die Audis geben hier aber doch einige Rätsel auf. Es gibt Phasen im Rennen, wo man mehr Topspeed hatte, dabei waren auch die Deltazeiten im dritten Sektor mit der langen Geraden besser und auch die gesamten Rundenzeiten. Dies geschah auf einmal mitten im Rennen, wobei man in Sachen Fastest Lap und Ideal Lap dann sogar auf einmal auf dem Niveau des #7 Toyota lag. Allerdings ist es sehr schwer einzuordnen, warum das hier so phasenweiße passierte und erst ab Mitte des Rennens.

In der LMP2 war es am Ende sogar noch deutlicher. Hier hatte am Ende der Ligier drei Runden Vorsprung auf den ESM-HPD mit Sharp/Dalziel/Gonzalez, der sich mit nur gut acht Sekunden Vorsprung auf den SMP mit der #27 durchsetzen konnten. Nominell war man hier etwas schneller unterwegs, da man aber einen höheren Spritverbrauch als der Oreca hatte, musste man einen siebten Stopp einlegen, was zur Folge hatte, dass die Entscheidung erst in den letzten Runden gefallen ist. Weitere sieben Sekunden dahinter lief der zweite SMP mit der #37 ins Ziel. Somit war der Kampf um die Podestplätze in der LMP2 am Ende der engste Ausgang des Rennens. Auf jeden Fall dürfte sich der Trend weiter fortsetzen, dass der Ligier einfach das neueste und hier das schnellste Auto darstellt. Als Coupe hat man einfach Vorteile in Sachen Aerodynamik und gerade in der LMP2 mit den schwächeren Motoren ist eine hohe aerodynmische Effizienz extrem wichtig. Die Rede ist von bis zu knapp 30% mehr Abtrieb bei gleichem Luftwiderstand, welchen der Ligier im Gegensatz zu seinen offenen und teilweise in die Jahre gekommenen Konkurrenten aufbieten kann. Im nächsten Jahr kommt daher der neue HPD 04 auch als geschlossener Prototyp und die ersten Renderings des neuen SMP-LMP2 zeigen auch, dass man hier an einem geschlossenen Auto arbeitet.

In der „Wir ändern öfter die BoP als dass wir Rennen fahren“ GTE-Pro gab es aufgrund des Ausfalles des schnellen Ferrari einen Dreikampf zwischen den beiden Manthey-Porsche und dem Aston Martin. Der Aston Martin hatte vor dem Rennen 10 kg zuladen müssen, während der Porsche selbiges an Gewicht wieder ausladen durfte. Das Ergebnis war schon im Qualy zu sehen und die Porsche waren leicht schneller als der Aston Martin. Dieser enge Kampf ging dann bis in die 123. Runde hinein, als ein Motorschaden das Aus für den Aston Martin bedeutete, womit der Weg für Patrick Pilet und Fred. Makowiecki frei war, welche vor Bergmeister/Lietz gewinnen konnten, zumal der zweite Aston Martin um Fernando Rees und der zweite AF Corse Ferrari wie schon über die gesamte Saison hinweg nicht das Niveau der Spitzenpiloten halten konnten.

Nix neues gibt es derweil aus der GTEAston Martin zu berichten. Nominell stellt man hier einfach wie schon so oft angesprochen die schnellsten Fahrerbesatzungen, bei denen kaum ein Unterschied zwischen den „Amateuren“ und den Profis besteht. Die Strecke liegt zwar auch dem Porsche 991 recht gut und zumindest der Prospeed 991 war im Qualy in der Lage, auf P2 zu fahren und das Duo vorne zu stören. Allerdings hatte sowohl der Prospeed als auch der Proton kleinere Probleme im Rennen, welche dazu führten, dass der verbliebene Ferrari von 8Star den dritten Platz auf dem Podest abstauben konnte.

Was noch erfreulich war, war das doch deutlich gewachsene Zuschauerinteresse an der WEC, denn während die letzten Jahre quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefahren wurde, war am Sonntag zumindest die Haupttribüne zu Teilen ordentlich gefüllt. Dies wird aber beim nächsten Rennen sicher anders aussehen, denn dieses findet in Bahrain statt. Dort können Anthony Davidson und Sebastian Buemi dann auch ihren Titel bereits fixieren. Dies werden sie erneut ohne Nicolas Lapierre tun können, denn dieser wurde von Toyota von seinen Verpflichtungen entbunden. Offiziell ist die Rede davon, dass er familiäre Probleme hat, aber Lapierre hatte seit Le Mans, als er den #8 Toyota im Regen versenkt hat, keinen leichten Stand mehr bei Toyota, da dies nicht sein erster Unfall war und nachdem er in Austin wieder das Auto versenkt hatte, ist er nun endgültig raus. Dazu kommt, dass er seit geraumer Zeit mit Nissan in Verbindung gebracht wird.

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