Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Brasilien 2014 – Nico wahrt seine Chance

Formel Eins: Analyse GP von Brasilien 2014 – Nico wahrt seine Chance

von DonDahlmann
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Es war ein verbissen geführter Kampf an der Spitze zwischen den beiden Mercedes-Piloten, der das gesamte Rennen bestimmte. Nico Rosberg behielt dabei die Oberhand und setzt damit auch Hamilton für das letzte Rennen unter Druck.

F1_Brasilien_2014_07Für Nico Rosberg war die Ausgangslage klar. Ohne einen Sieg würden seine Chancen in Abu Dhabi noch schmaler sein, als sie ohnehin schon sind. Dazu kam das Rennen letzte Woche in Austin, als ihn Lewis Hamilton auf der Strecke klar schlagen konnte. Ausgehend von der Psychologie lag der Vorteil klar beim Briten. Fünf Siege in Folge und das Bewusstsein, dass nur noch ein eigener Fehler oder ein technisches Versagen seinem WM-Titel im Weg steht, waren eine gute Ausgangslage für eine eher entspannte Herangehensweise an das Wochenende. Auf der anderen Seite hat man schon öfter gesehen, dass Fahrer, die eigentlich in der WM schon hoffnungslos zurückliegen, plötzlich entspannen. Sie kümmern sich nicht mehr um die Frage, was geht und was nicht geht, sondern sie denken an die nächste Runde. Und genau das scheint Rosberg am Wochenende gemacht zu haben.

Er war in allen Trainingssession schneller als sein Teamkollege, auch wenn es in der Qualifikation mit 33 Tausendstel mal wieder sehr eng war. Im Rennen schien die Sachlage sich etwas zu ändern, denn es schien sich wieder so zu entwickeln wie in Austin. Rosberg war der vorsichtige Fahrer, während Hamilton aggressiver unterwegs war. Der Brite schien immer wieder mehr Reserven zu haben und sogar schneller zu sein, denn er holte jeden Rückstand spielend wieder auf. Genau das hat man von Rosberg in diesem Jahr nur selten gesehen. Auch war nicht zu sehen, dass Rosberg aus eigenem Antrieb heraus einen Abstand auf Hamilton auf Dauer herausfahren und halten kann.

Motor Racing - Formula One World Championship - Brazilian Grand Prix - Race Day - Sao Paulo, BrazilNach dem halben Dreher von Hamilton in Runde 28 des Rennens in Brasilien schien das Rennen eigentlich gelaufen zu sein. Rosberg führte mit knapp 7,5 Sekunden und angesichts der etwas angespannten Lage in Sachen Reifenverschleiß sah es nicht so aus, als würde Hamilton den Abstand reduzieren können, ohne am Ende Probleme mit den Reifen zu bekommen. Doch der Brite fuhr den Abstand nach und nach wieder zu und nach dem letzten Stopp lagen beide Mercedes-Piloten wieder innerhalb einer Sekunde. Es war schon überraschend zu sehen, wie schnell Rosberg den Vorsprung wieder verlor, auch wenn er in seinem Stint immer mal wieder versuchte gegenzuhalten. Hamilton war in diesem Stint dennoch klar schneller. Und er wäre, ohne den Dreher, vermutlich in Führung gegangen.

Der letzte Stint sah dann wieder sehr eng aus. Aber hier war Rosberg dann etwas besser und er fuhr ein sehr kluges Rennen. Er wusste, dass er sich nur schwer würde absetzen können. Also konzentrierte sich darauf, im Mittelteil der Strecke den Vorsprung herauszufahren, den er auf der Geraden benötigen würde. Ein durchaus gefährliches Unterfangen, denn nur ein Fehler im Senna-S oder in der letzten Kurve hätte Hamilton in seinen Diffusor gebracht. Angesichts der oben geschilderten psychologischen Ausgangslage von Rosberg war das eine sehr starke Fahrt.

Damit hält sich Rosberg die Tür zur WM weiter auf. Die Ausgangslage für Abu Dhabi ist auch klar: Hamilton muss bei einem Sieg von Rosberg auf P2 oder P3 kommen und er wäre Weltmeister. P4 reicht ihm wegen der doppelten Punkte nicht. Da Mercedes zum Ende der Saison wieder klar dominiert und rund eine Sekunde pro Runde schneller als der Rest im Renntrimm ist, sollte etwas anderes als ein Mercedes-Sieg unwahrscheinlich sein.

F1_Brasilien_2014_06Aber es gab ja noch ein Rennen hinter den beiden Mercedes-Piloten. Das wurde vor allem von Williams dominiert, die schon in der Quali sehr schnell waren. Massa konnte den Start nicht für sich nutzen und richtete sich auf P3 ein. Ein kleiner Fehler machte sein Rennen dann doch etwas spannender, als er es sich gewünscht hatte. Ein Fehler mit dem Speedlimiter in der Box brachte ihm fünf Extra-Sekunden für den nächsten Stopp ein. Damit hätte Bottas den dritten Platz geerbt, aber bei ihm lief es heute nicht so rund. Beim ersten Stopp musste man seinen Gurte neu befestigen. Der Finne wollte nach dem Rennen nicht darüber reden, was passiert war. Die Vermutung liegt nahe, dass sich die Gurte schon recht früh im Rennen gelöst hatten. Eine Fahrt mit losen Gurten ist allerdings logischerweise gegen die Regeln, was der Grund dafür sein könnte, dass sich Bottas so bedeckt hielt. Ein zweites Problem bei einem weitern Stopp sorgte dann dafür, dass Bottas sich am Ende des Feldes wieder fand. Massa konnte dagegen die Überlegenheit seines Williams ausnutzen und er machte die fünf Sekunden schnell wieder wett. Richtig Druck von hinten hatte er allerdings auch nicht.

F1 Grand Prix of BrazilDenn dort balgten sich, wie schon im letzten Rennen, McLaren mit Ferrari, Red Bull und, in einem Entfernungsduell, der Force India von Nico Hülkenberg. Der fuhr mit einer interessanten Strategie im Rennen. Er war auf den „Medium“ gestartet und nahm die „Medium“ auch bei seinen zwei ersten Stopps. Durch den ersten langen Stint, er stoppte erst in Runde 16, schob sich der Deutschen weit nach vorne. Ein weiterer Vorteil des ersten späten Stopps war, dass er quasi in einem verschobenen Strategiefenster unterwegs war, was bedeutete, dass er sich die Lücke nach seinem Stopp aussuchen konnte. In dem Moment, in dem er mit guten Reifen draußen war, kam der Rest wieder an die Box. Auch die „Soft“ am Ende waren hilfreich dabei, dass er mit dem im Moment unterlegenen Force India einen achten Platz herausfahren konnte.

Interlagos, Sao Paulo, Brazil.Saturday 8 November 2014.A Burrowing Owl stretches as Romain Grosjean, Lotus E22 Renault, passes.World Copyright: Charles Coates/Lotus F1.ref: Digital Image _N7T0383Bei McLaren lief es zumindest für Jenson Button recht gut. Nach vorne ging nicht viel, aber da Bottas Probleme hatte, konnte der Brite profitieren. Dabei half ihm auch sein Mercedes-Motor, der in Brasilien mal wieder das Maß der Dinge war. Red Bull und Ferrari hatten da keine Chance. Sebastian Vettel fuhr zwar ein gutes Rennen, aber halt eben im Rahmen der Möglichkeiten des Red Bull in diesem Jahr. Er musste sich fast über das gesamte Rennen mit Alonso auseinandersetzen. Da war P5 am Ende das, was eben ging. Für Ferrari lief das Rennen zwar auch wie gewohnt, aber auch ein wenig enttäuschend. Man splittete die Strategie zwischen Alonso und Räikkönen, der zu Beginn etwas Zeit verlor, weil Ferrari ihn von Runde 8 bis Runde 35 draußen ließ. Man versuchte also eine 2-Stopp-Strategie, was durchaus interessant war, sich aber nicht auszahlte. Räikkönen verlor im langen Mittelstint zu viel Zeit und steckte zudem im Verkehr. Ein kleiner Fehler bei seinem letzten Stopp kostete ihn dann vielleicht auch noch P6, denn er verlor dabei rund vier Sekunden. Zeit, die ihm am Ende fehlte.

Sauber hatte mit Esteban Guiterrez auf P11 keine schlechte Ausgangslage, um wenigstens einen Punkt zu holen. Aber wieder einmal wurde daraus nichts. Dieses Mal lag es nicht an einem Unfall, sondern einfach daran, dass der Sauber zu langsam war. Allerdings war es durchaus knapp, denn dem Mexikaner fehlten am Ende rund elf Sekunden auf Bottas. Aber aus eigner Kraft wird Sauber die bisher schlechteste Saison in der Geschichte des Teams nicht ändern können. Was im übrigen auch für Lotus gilt.

Neuigkeiten gab es in Sao Paulo nicht viele. Der Insolvenzverwalter von Caterham versucht gerade, per „Crowdsourcing“ 2,3 Millionen Pfund für einen Start in Abu Dhabi zusammen zu bekommen. Erstaunlicherweise hat man in 48 Stunden schon mehr als eine 1 Millionen Pfund eingesammelt.

Bei Marussia sind bekanntermaßen die Türen im Moment dicht. Allerdings soll ein Konsortium um den Vater von Max Chilton versuchen, das Team zu kaufen. Sind aber nur Gerüchte.

Am Randes des Grand Prix gab es auch Diskussionen darüber, wie man die finanzielle Situation verändern kann. Einer Lösung ist man dabei ebenso wenig näher gekommen, wie bei der Frage, ob man die Entwicklung der Motoren nun für 2015 frei gibt oder nicht. Mercedes wehrt sich jedenfalls mit dem nicht ganz falschen Argument, dass man nicht gleichzeitig übers Sparen reden kann und gleichzeitig die Kosten bei der Motoren weiter hochtreibt. Natürlich würde Mercedes anders argumentieren, wäre man in der Position von Renault oder Ferrari.

In zwei Wochen geht also um den WM-Titel im letzten Rennen und wie von Bernie Ecclestone gewünscht, werden die doppelten Punkte eine Hauptrolle spielen.

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2 Kommentare

Dirk 10 November, 2014 - 08:23

Korrektur: Hamilton muss bei einem Sieg von Rosberg P2 erreichen, auch P3 reicht nicht. P3 gibt wegen der doppelten Punkte 30 Punkte, P1 50 Punkte, macht 20 Punkte Differenz. Rosberg hat aber nur 17 Punkte Rückstand, d.h. P3 reicht Hamilton nicht.

Aber ich sehe auch nicht, wie irgendein anderes Team die Mercedes gefährden könnte, so dass P2 ohne technisches Problem immer drin sein sollte.

xeniC 10 November, 2014 - 10:12

Herzlichen Glückwunsch Hamilton zum WM. #NoAbuDouble ;-).

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