Die Zutaten für das Saisonfinale, dem 13. JAF Grand Prix in Suzuka, waren reichlich: Sieben Meisterschaftsanwärter gepaart mit zwei Rennen an einem sehr verregneten Sonntag. Am Ende jubelte Kazuki Nakajima am lautesten, als er sich nach 2012 zum zweiten Mal zum Champion der japanischen Super Formula krönte.
Kazuki Nakajima hat es geschafft. Der 29-jährige Japaner gewann vergangenen Sonntag nach 2012 bereits zum zweiten Mal den Titel in Japans wichtigster Formel-Serie, der Super Formula. Damit wurde der ehemalige Formel-1-Pilot seiner Favoritenrolle gerecht, schließlich ging er als Tabellenführer in die letzte Saisonstation. Einfach hatte es Nakajima jedoch nicht. Nicht nur wegen des Regens, sondern auch weil Joao Paulo de Oliveira nach einer dominanten Fahrt im ersten von zwei Läufen den Abstand auf ein mageres Pünktchen reduzierte. Mit einer beeindruckenden Fahrt im zweiten Lauf, bei dem Nakajima wie zuvor am Vormittag bereits de Oliveira quasi übers Wasser ging, ließ der Toyota-Werkspilot den Brasilianer jedoch nicht mehr in Schlagdistanz kommen. Am Ende jubelte Nakajima – und sein Team-Chef Nobuhide Tachi gleich mit. Zum 40. Geburtstag von Team Tom’s gewann man nämlich nicht nur die Fahrer-, sondern auch die Team-Meisterschaft. Entsprechend bedankte sich Nobuhide Tachi bei seinen Fahrern Kazuki Nakajima und André Lotterer, die er beide als „seine Jungs“ bezeichnete. Es könnte ein Hinweis auf eine Entspannung zwischen Lotterer und Tachi sein, schließlich tauchten nach Lotterers Entscheidung, zugunsten des einmaligen F1-Abenteuers bei Caterham auf einen Start in Motegi zu verzichten, Gerüchte auf, dass man darüber in der Tom’s-Führung nicht sonderlich begeistert gewesen sei. Loyalität ist wichtig in Japan. Andererseits arbeiten die beiden seit Jahren zusammen – Lotterer bezeichnet Tachi gerne auch als seinen „japanischen Vater“ –, weshalb ich mir schwer tue einzuschätzen, wie viel an diesen Gerüchten tatsächlich dran war. Auf Instagram gab Lotterer jedenfalls bekannt, dass er nächstes Jahr wieder „flatout“ angreifen werde.
Rennen 1
Wie von den Meteorologen korrekt vorhergesagt, begann es pünktlich vor dem Rennen um 10 Uhr Ortszeit zu regnen. Nicht von ein bisschen Nässe abgeschreckt wurde das Rennen normal gestartet. Alle Fahrer hatten natürlich Regenreifen aufgezogen, auch weil das Rennen als sogenanntes „wet race“ deklariert wurde. Auf der Poleposition stand André Lotterer, gefolgt von seinem Teamkollegen Kazuki Nakajima und Yuji Kunimoto. Letzterer war einer der „sieben Samurai“, die noch um den Titel kämpften. Nachdem Nakajima jedoch Startplatz eins für das zweite Rennen herausfuhr, und wie auch Lotterer einen Bonuspunkt dafür kassierte, betrug Kunimotos Rückstand auf den Tabellenführer nach dem Samstag 17 Punkte. Entsprechend hatte er keine mathematischen Chancen mehr auf den Titel, da er mit zwei Siegen nur noch maximal 16 Zähler hätte herausfahren können. Aus den sieben Samurai wurden somit nur noch sechs. Und nach dem ersten Lauf sollte sich diese Anzahl noch mal halbieren.
Der Start sollte sich allerdings um wenige Minuten verzögern. Kurz nachdem sich die Fahrzeuge aufstellten und auf die Lichter der Ampel warteten, winkte Takuya Izawa, der das zweite Rennen für das neue Team Drago Corse von Ryo Michigami fuhr, energisch. Der diesjährige GP2-Pilot, der Michigami beim Aufbau des Rennstalls hilft und vergangenes Rennen im Sportsland Sugo sein Comeback in Japan feierte, würgte den Motor vor dem Start ab – ein Szenario, welches schon seit einigen Jahren nicht mehr vorgefallen ist. Bereits nach fünf Minuten begaben sich die Fahrer jedoch auf eine weitere Einführungsrunde, wodurch die Renndistanz von 20 auf 19 Runden reduziert wurde. Dieses Mal funktionierte (fast) alles reibungslos. Joao Paulo de Oliveira erlebte einen Raketenstart, als er von Position vier aus kommend noch vor der ersten Kurve die Führung übernahm. Polesetter André Lotterer kam derweil nicht sonderlich gut vom Fleck und fiel auf Platz drei hinter Kazuki Nakajima zurück. Loic Duval sowie Yuji Kunimoto komplettierten die Top 5 in der ersten Runde. Der Start lief deshalb nur fast reibungslos ab, da im Hinterfeld Ryo Hirakawa stehen blieb. Die Streckenposten schoben den letztjährigen Rookie des Jahres jedoch sofort weg. Mit einigen Sekunden Verzögerung nahm der Teamkollege von Loic Duval das Rennen aus der Boxengasse auf, sollte am Ende aber nicht über Rang 16 hinauskommen.
Obwohl die Regenintensität zu Beginn des ersten Laufs noch nicht allzu stark war, waren die Bedingungen für die Fahrer schwierig. Insbesondere die aufspritzende Gischt sorgte für Sichtprobleme. Joao Paulo de Oliveira sollte dies nicht kümmern. Er stürmte von der ersten Sekunde an weiter nach vorne. Nach fünf Umläufen betrug sein Abstand bereits 2,6 Sekunden auf den verfolgenden Nakajima, der seinen deutschen Teamkollegen deutlich im Griff hatte. Loic Duval saß derweil seinem Audi-Kollegen im Nacken, musste nach drei Runden jedoch alle Meisterschaftsträume begraben, als eine Hiobsbotschaft der Rennleitung aufpoppte: Frühstart. Mit dem bloßen Auge war dieser jedoch nicht zu erkennen. Erinnerungen an Ralf Schumachers perfekten DTM-Start am Norisring, als er just in der Millisekunde losfuhr, als die Ampellichter ausgingen, wurden wach. Laut der Rennleitung soll Duval jedoch ganz leicht gezuckt haben. Mit einem wohl roten Kopf unter dem Helm fuhr der Franzose in der sechsten Runde wie gefordert einmal langsam durch die Boxengasse. Dadurch fiel er auf die hinteren Positionen zurück. Da waren es nur noch vier Samurai. Derweil sorgte im Mittelfeld Titelverteidiger Naoki Yamamoto für Action, als er nach einem verkorksten Start (Startplatz sechs) sich wieder langsam auf die Punkteränge zurückarbeitete. Fast zur Halbzeit nahm außerdem die Regenintensität zu. Regnete es in der Degner zu Rennbeginn noch 1 mm, waren es nach acht Runden bereits 5 mm. Die Bedingungen waren auf der Strecke jedoch unterschiedlich. Der erste und letzte Sektor hatten das meiste Wasser auf dem Asphalt. Im Mitteilteil war hingegen eine leichte Fahrspur zu erkennen.
Während Joao Paulo de Oliveira seinen Vorsprung sukzessive auf 5,8 Sekunden ausbaute, rutschte in der elften Runde Yuichi Nakayama in der Hairpin ins Kiesbett. Die Rennleitung war offensichtlich der Meinung, das Rennen deshalb nicht neutralisieren zu müssen, weshalb umgehend einer der Bagger anrückte, um den Wagen des KCMG-Piloten zu bergen. Just wenige Sekunden später verunfallte Takashi Kogure in der schnellen wie auch im Regen besonders gefährlichen 130R. Sein Wagen lag kopfüber in den Schaumstoffwürfeln. Der Nakajima Racing-Fahrer konnte jedoch eigenhändig sowie unverletzt das Wrack verlassen. Wie es zum Unfall gekommen ist, wurde von den Kameras leider nicht eingefangen. Kogure verlor nach eigener Aussage auf der nassen Piste die Kontrolle über seinen Boliden. Beim Einschlag drehte sich der Wagen dann um. Die Rennleitung handelte umgehend und schickte das Safety Car auf die Strecke, um das Feld zu neutralisieren. Kogures SF14 sah dagegen relativ unbeschädigt aus, was auf einen nicht ganz so harten Einschlag schließen lässt. Tatsächlich gelang es seinen Mechanikern, den Wagen für den zweiten Lauf wieder zu reparieren. Es ist dennoch nicht übertrieben zu sagen, dass die Meisten, angesichts der ersten Bilder, eine Schrecksekunde gehabt haben dürften.
Damit war der Vorsprung von Joao Paulo de Oliveira natürlich dahin. Als in der 14. Runde jedoch das Rennen wieder freigegeben wurde, ließ der Spitzenreiter keine Zweifel an seiner Stärke aufkommen. Souverän wehrte der Brasilianer einen Angriffsversuch von Kazuki Nakajima ab; eine Runde später hatte er bereits rund zwei Sekunden auf seinen Verfolger herausgefahren. Dahinter versammelten sich André Lotterer, der abermals keine Chance gegen seinen Tom’s-Kollegen hatte, Yuji Kunimoto, Hiroaki Ishiura, James Rossiter, Naoki Yamamoto sowie Koudai Tsukakoshi. Im 15. Umlauf landete Yuhki Nakayama mit beschädigtem Heckflügel in der Dunlop-Kurve, nachdem er in eine Kollision mit Koki Saga verwickelt war. Im Mittelfeld feuerte Loic Duval noch ein kurzes Feuerwerk ab, um seine durch die Durchfahrtsstrafe verlorenen Positionen wiedergutzumachen, biss sich auf dem auf Position zehn liegenden Narain Karthikeyan jedoch die Zähne aus. Am Ende sollte der Franzose auf Rang elf die Zielflagge sehen. In den letzten Runden vergrößerte Joao Paulo de Oliveira seinen Vorsprung auf Kazuki Nakajima auf 3,8 Sekunden, ehe er im 19. Umlauf dann als erster die Zielflagge sah. André Lotterer komplettierte das Podium. Mit dem Ergebnis stand auch fest, dass von den ehemaligen sieben Samurai nur noch drei um den Titel im finalen Lauf kämpfen würden. Loic Duval verlor seine Chancen durch die Durchfahrtsstrafe. Hiroaki Ishiura und James Rossiter, die noch mathematische Chancen auf den Titel hatten, sammelten mit den Plätzen fünf und sechs zu wenige Punkte. Letzterer blieb vergangenes Wochenende überraschend blass, hatte nach eigener Aussage jedoch stark mit der Abstimmung seines Wagens zu kämpfen.
Joao Paulo de Oliveira erklärte im Sieger-Interview, dass die Bedingungen zum Ende des Rennens immer schwieriger wurden. Teilweise soll es sogar Aquaplaning gegeben haben. Mit seiner Leistung rückte er auf ein mageres Pünktchen an Kazuki Nakajima heran. Doch der Brasilianer wusste, dass, um überhaupt eine Chance auf den Titel zu haben, es erneut einen Raketenstart benötigen würde. Für Rennen zwei stand er nach einer eher suboptimalen Leistung im dritten Qualifikationsteil nämlich nur auf Startposition sechs. Zusätzlich gab er gegenüber dem japanischen Fernsehen an, dass, sollte es weiterregnen, man die Strategie nicht während des Rennens umstellen könne, da der angesetzt Pflichtboxenstopp, bei dem alle vier Reifen hätten gewechselt werden müssen, entfallen würde. Tatsächlich wurde der Regen zum Nachmittag hin sogar noch stärker, weshalb auch der zweite Lauf zum „wet race“ deklariert wurde. Die Entscheidung musste somit auf der Strecke fallen. Nicht nur wegen der Wahrung der Meisterschaftschancen des Brasilianers dürfte sich Impul-Teamchef Kazuyoshi Hoshino gefreut haben, sondern auch weil sein Schützling einen Sieg beim JAF Grand Prix einfuhr. Schließlich war es Hoshino selbst, der 1986 den letzten JAF Grand Prix gewann.
Rennen 2
Die Ausgangslage für Rennen zwei war zwischen Kazuki Nakajima und Joao Paulo de Oliveira somit denkbar einfach: Wer vor dem anderen ins Ziel kommt, gewinnt die Meisterschaft. Komplizierter wäre es nur geworden, wenn Nakajima keine Punkte, etwa durch einen Ausfall, gesammelt hätte. Dann hätte der Brasilianer mindestens siebter werden müssen. Und dann war da noch André Lotterer, der dritte Titelanwärter im Bunde. Seine Chancen waren nach dem Lauf am Vormittag jedoch nur noch marginal. Er musste auf Pech und Probleme seiner beiden Konkurrenten hoffen, da diese nicht besser als Siebter respektive Achter hätten werden dürfen. Auf der Poleposition stand Kazuki Nakajima, vor Loic Duval und André Lotterer. Die beiden Cerumo-Fahrer Yuji Kunimoto sowie Hiroaki Ishiura komplettierten die Top 5. Erneut wurde das Rennen normal gestartet, obgleich der Regen nun deutlich stärker fiel. Kazuki Nakajima behauptete seine Führung, während André Lotterer den zweiten Platz von Loic Duval übernahm. Joao Paulo de Oliveira konnte sein Vorhaben nicht ganz umsetzten. Zwar startete der Brasilianer erneut hervorragend. Über den vierten Rang kam er jedoch nicht hinaus. Einen ebenfalls exzellenten Start erlebte dieses Mal auch Ryo Hirakawa, der sich beim Sprint auf die erste Kurve von Platz sieben auf Rang fünf verbesserte. Dort sollte der letztjährige Rookie des Jahres auch das Rennen beenden. Sein Saisonfazit war stark selbstkritisch: Er hatte sich mehr erhofft, räumte sogar eigene Fehler ein. Am Ende landete Hirakawa auf Gesamtrang acht. Nach einem starken Saisonbeginn baute er zur Halbzeit etwas ab, blieb in Motegi sowie der Autopolis sogar punktlos. Besonders in der ersten Saisonhälfte hat der erst 20-jährige Japaner sein Talent unter Beweis gestellt. Er muss lediglich an seiner Konstanz arbeiten.
Gleich zu Beginn des Rennens machte es Nakajima seinem Titelrivalen Joao Paulo de Oliveira gleich und zog seinen Verfolgern davon. Nach fünf Runden hatte er sich einen zweisekündigen Vorsprung auf André Lotterer herausgefahren, der wiederum keine Probleme hatte, Loic Duval in Schach zu halten. Dahinter hatte Joao Paulo de Oliveira sichtliche Probleme, mit seinen beiden Vordermännern mitzuhalten. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass es der Brasilianer ohne einen Fehler seitens Nakajimas sehr schwer haben würde, sich noch mal in Position zu bringen. Dass Oliveira solche Probleme hatte, kam nach seiner Dominanz im ersten Lauf natürlich überraschend. Von offizieller Seite gab es keinen Kommentar zu seiner Leistung, es erscheint aber durchaus sinnig, dass seine Fahrzeugabstimmung nicht mehr ganz zu den Bedingungen des zweiten Rennens passte. Während somit Kazuki Nakajima pro Runde große Schritte gen zweiten Titel machte, brachte sich Loic Duval immer mal wieder in Angriffsstellung auf André Lotterer. Dem dreifachen Le-Mans-Sieger gelang es jedoch, jeden möglichen Angriffsversuch des Franzosen im Voraus abzuwehren. Dies ermöglichte zwar auch Joao Paulo de Oliveira wieder aufzuschließen. Sobald die beiden Duellanten sich aber wieder über eine Sekunde voneinander entfernten, stieg auch wieder der Abstand Oliveiras an.
Packende Zweikämpfe gab es dafür im Mittelfeld zu begutachten. Yuji Kunimoto biss sich rundenlang, mitsamt einiger sehenswerter Manöver, die Zähne an Ryo Hirakawa um Position fünf aus. Dahinter wurde es zwischen Koudai Tsukakoshi und Takuya Izawa eng. Im Kampf um Platz elf bekämpften sich die beiden Teamkollegen bis auf die letzte Rille in den S-Kurven des ersten Streckenabschnitts. Durch alle Kurven fuhren sie zu zweit nebeneinander. Aufgrund der rutschigen Piste gab es hier und da zwar kleinere Berührungen, keiner drängte den anderen jedoch von der Strecke ab. Das Duell blieb stets fair, kostete aber natürlich gehörig Zeit. Dies nutzt der dahinterliegende Tomoki Nojiri aus, der die beiden eiskalt von außen überholte. Das Manöver könnte man fast schon metaphorisch betrachten. Nojiri, der wegen seiner beeindruckenden Leistungen während der gesamten Saison insbesondere aber auch wegen seines ersten Karrieretriumphs im Sportsland Sugo zum Rookie des Jahres gewählt wurde, ging an seinen beiden älteren Honda-Kollegen vorbei. Er ging an Izawa vorbei, der durch den Honda-Einfluss dieses Jahr ein GP2-Cockpit, in der Hoffnung auf einen möglichen Platz bei McLaren-Honda zu erhalten, bekam. Aber eben auch an Koudai Tsukakoshi, dem eigentlichen Kandidaten auf das Cockpit, das letztlich Izawa erhielt. Metaphorisch deshalb, weil die junge Generation, obgleich Tsukakoshi nur zwei Jahre älter als Nojiri ist, an genau denen vorbei zog, die einst um ein Cockpit und nun wieder auf der Strecke kämpften. Ob Nojiri jemals die Chance in Europa erhält, ist natürlich ungewiss. Dass er Talent und Speed hat, bewies der 25-jährige Japaner dieses Jahr aber auf alle Fälle. Nojiri beendete den finalen Saisonlauf letztlich auf Platz neun. Tsukakoshi und Izawa fielen auf den 13. respektive 14. Platz zurück, nachdem auch noch Vitantonio Liuzzi sowie Hideki Mutoh an den beiden Streithähnen vorbeischlüpften.
Titelverteidiger Naoki Yamamoto sollte diese Saison sieglos bleiben. Gepaart mit den Problemen, die Honda zu Beginn der Saison hatte, und seinen eigenen Missgeschicken, war es sicherlich kein einfaches Jahr für ihn. Dennoch brannte der Mugen-Pilot noch mal ein Feuerwerk im letzten Rennen ab, in dem er seine Qualitäten unter Beweis stellte. So überholte er beispielsweise in der zwölften Runde Narain Karthikeyan für Position acht, als er außen in Kurve eins am Inder vorbeizog. Ein starkes Manöver, das besonders bei regnerischen Bedingungen noch mehr Mut und Fingerspitzengefühl als sonst benötigt. Eine Runde später drehte sich Yuji Kunimoto just in der gleichen Kurve bei der Verfolgung von Ryo Hirakawa. Der Cerumo-Fahrer konnte jedoch weiterfahren, blieb zwei Runden später aufgrund eines technischen Defekts in der Dunlop-Kurve allerdings endgültig stehen. Mit noch zehn Runden zu fahren, erhöhte Kazuki Nakajima den Vorsprung auf André Lotterer auf ganze zehn Sekunden. Dabei brannte der Toyota-Werkspilot auch einige schnellste Runden in den Asphalt, die im letzten Rennteil teilweise aber von Joao Paulo de Oliveira unterboten wurden. Nakajima hatte jedoch zu jeder Sekunde eine Antwort parat. Spannend war der Kampf um die beiden verbliebenen Podiumsplätze in den letzten Runden. Fünf Runden vor Schluss schrumpfte André Lotterers Vorsprung auf Loic Duval auf lediglich 0,5 Sekunden. Als sich letztlich auch Joao Paulo de Oliveira hinzugestellte, entstand ein Dreikampf, der bis zum Schwenken der Zielflagge allerdings keine Positionsveränderungen mehr sah.
So gewann letztlich Kazuki Nakajima mit seinem zweiten Saisonerfolg seinen nach 2012 zweiten Super-Formula-Titel. Die Jubelschreie waren kaum zu überhöhen, als er im Parc fermé auf seinen Wagen kletterte. Joao Paulo de Oliveira fand derweil Trost bei seiner weiblichen Begleitung, während auf dem Podium Nakajima, Lotterer sowie der drittplatzierte Duval feierten. Bereits nach dem ersten Lauf erklärte Oliveira gegenüber dem japanischen Fernsehen, dass, wenn er es nicht schaffen sollte, Nakajima den Titel auf jeden Fall auch verdient hätte. Tatsächlich hatte der Japaner eine sehr wellenförmige Saison. Anfangs nicht sonderlich gut in Fahrt gekommen, gewann er auf dem Fuji Speedway. Motegi und das Rennen in der Autopolis blieben hingegen wieder etwas durchwachsen. Pünktlich zum vorletzten Saisonrennen im Sportsland Sugo fing sich Nakajima aber wieder mit Platz zwei hinter Tomoki Nojiri. Zu diesem Zeitpunkt übernahm er auch wieder die Führung in der Meisterschaft, die er nach Fuji kurzzeitig innehielt. Dabei profitierte er natürlich auch vom Startunfall zwischen André Lotterer und Joao Paulo de Oliveira. Beim Finale in Suzuka blieb der Toyota-Werksfahrer jedoch erneut souverän. Zu keinem Zeitpunkt ließ er Zweifel aufkommen, dass er nicht der große Favorit auf den Titel sei. Selbst als de Oliveira nach Lauf eins auf ein Pünktchen an ihn heranrobbte, behielt er einen kühlen Kopf. Der Kazuki Nakajima, den wir heute auf der Rennstrecke sehen, ist ein anderer, als noch zu seinen Formel-1-Zeiten. Über die Jahre hat er viel dazu gelernt. Er ist ruhiger geworden, kann Rennsituationen deutlich besser einschätzen und weiß, wann er wie und wo zu attackieren hat. Dass er neben der Super Formula mit der Super GT und WEC in zwei weiteren Disziplinen unterwegs ist, dürfte ihm bei der Reife sowie der Verbesserung seiner Fähigkeiten sehr geholfen haben. Und letztlich ist es das, was ihm die zweite Super-Formula-Meisterschaft eingebracht hat. Ganz nebenbei bemerkt hat er in Japans höchster Formel-Serie nun auch einen Titel mehr als André Lotterer (2011), Joao Paulo de Oliveira (2010) und Loic Duval (2009). Kleine Randnotiz: Wie bereits 2012 gewann Nakajima die Meisterschaft mit insgesamt 46 Punkten. Vielleicht eine neue Glückszahl für den Japaner?
Abschließend lässt sich ein sehr positives Fazit zur ersten Saison des neuen SF14-Boliden von Dallara ziehen, der von allen Fahrern durchweg in den allerhöchsten Tönen gelobt wird. So war auch ein sehr positiv gelaunter Gian Paolo Dallara höchstpersönlich in Suzuka vergangenes Wochenende. Unter anderem verriet er, dass die laufenden Kosten pro Saison lediglich 2% von jenen der Formel 1 betragen. Und das bei, im Vergleich, lediglich 4% weniger Leistung. Die Rennen waren allesamt spannend und boten viele packende Zweikämpfe. Das Gastspiel in der Autopolis stellt die einzige Ausnahme dar, was aber vielmehr dem Nachtankverbot geschuldet war. Entsprechend mussten die Fahrer sowohl auf ihre Reifen wie auch den Benzinverbrauch aufpassen, was zu einem sehr statischen Rennen führte. Viele der japanischen Fans waren davon nicht begeistert, verglichen das Ganze mit der Prozedur einiger Formel-1-Rennen. Das große Gesamtbild trübt dies natürlich nicht, schon gar nicht wenn gleich sieben Fahrer am Ende noch Chancen auf den Titel haben. Die nächstjährige Saison verspricht genauso spannend zu werden. Dann mit Kazuki Nakajima als Titelverteidiger. Und vielleicht einigen neuen Gesichtern aus Europa.
Ergebnis Rennen 2
Gesamtwertung
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