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WEC: Analyse Bahrain 2014 – Toyota schafft es

von DonDahlmann
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Toyota hat in Bahrain erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass man in diesem Jahr das beste Paket zur Verfügung hat. Bei Audi geht es mysteriöserweise nur rückwärts.

Start of the 6 Hours of BahrainNach Jahren der Audi-Dominanz gibt es aus der WEC geradezu Revolutionäres zu vermelden. Audi ist geschlagen, Buemi und Davidson konnten in Bahrain schon mal ihren Fahrer-Titel sichern. Für den Sieg in der Konstrukteurswertung reichte es noch nicht, aber es müsste schon einiges passieren, wenn Audi hier noch gewinnen sollte. Und – ganz ehrlich – gerecht wäre es nicht. Denn wie auch in den letzten Rennen spielten die R18 in Bahrain keine Rolle. Sie waren geradezu chancenlos gegen die Toyota und, das war etwas überraschend, auch gegen beide Porsche. Man fragt sich unwillkürlich, was bei Audi, die ja in Le Mans noch gewinnen konnten, gerade los ist.

Wenn man aber genauer hinschaut, dann sind die Probleme von Audi so neu nicht und sie bedingen sich aus dem gewählten Antriebskonzept. Der V6-Diesel mit einem Turbolader, aber nur 2 MJ Zusatzenergie sah nicht gut aus gegen die Lösungen der Konkurrenz, die mit 6 MJ an den Start gingen. Die beiden Rennen vor Le Mans (Silverstone und Spa) sind schwer zu bewerten, weil alle Hersteller mit drei Sack Zement im Auto unterwegs waren. Aber in Spa wurden gewisse Schwächen des diesjährigen R18 schon sichtbar. Gute Abtriebswerte aber schlechter Topspeed und Probleme beim Rausbeschleunigen. Das bessere Drehmoment des Diesels konnte die Mehrleistung bei Toyota und Porsche nicht so kompensieren, wie man sich das vorgestellt hatte.

Marcel Fassler (CHE) / Andre Lotterer (DEU) / Benoit Treluyer (FRA) / Car #2 LMP1 Audi Sport Team Joest (DEU) Audi R18 e-tron quattro - 6 Hours of Bahrain at Bahrain International Circuit (BIC) - Sakhir - Kingdom of BahrainIn Le Mans waren die Nachteile schon sichtbarer, aber auch hier konnten die Nachteile des momentanen Konzepts nicht ausgemerzt werden. Die Toyota und Porsche zogen den Audi aus Kurven sichtbar weg, der R18 konnte sich aber auf den langen Geraden dank der Low-Downforce-Variante des Chassis wieder heran robben. Audi verlor Zeit und es war klar, dass man das Rennen nicht gewinnen würde. Aber dann taten Toyota und Porsche den Deutschen ja den Gefallen, technische Probleme zu entwickelten.

Auf allen Strecken nach Le Mans wurde deutlich, dass Audi mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten kann. In Bahrain war das mehr als deutlich. Die beste Rundenzeit eines R18 (Gesamtwochenende) liegt 2,8 Sekunden hinter der Konkurrenz. Im Rennen verliert man 1 bis 1,5 Sekunden. Pro Runde. Die #1 verlor in den sechs Stunden, trotz guter Strategie, zwei Runden, die #2 dann eine Runde.

Das wäre vermutlich für Audi zu verschmerzen, wenn es nur Toyota wäre. Aber auch die Porsche sind mittlerweile schneller unterwegs. Dass man sich ausgerechnet auch noch von beiden Porsche überrunden lassen musste und man nicht den Hauch einer Chance gegen die 919 Hybrid hatte, dürfte bei Dr. Ullrich sehr tiefe Sorgenfalten verursachen. Denn während Toyota und Porsche angekündigt haben, dass man neue Chassis bringen möchte, hat man bei Audi bisher nur davon gesprochen, dass man den R18 weiterentwickeln will. Das Problem ist aber vermutlich eher der Motor. Hier will man 2015 auf 4MJ gehen, aber ob das reichen wird? Toyota, Porsche und vermutlich Nissan werden wohl die 8MJ Grenze ausreizen.

Timo Bernhard (DEU) / Mark Webber (AUS) / Brendon Hartley (NZL) / Car #20 LMP1 Porsche Team (DEU) Porsche 919 Hybrid - 6 Hours of Bahrain at Bahrain International Circuit (BIC) - Sakhir - Kingdom of BahrainDie Geschichte des Rennens in Bahrain ist dann schnell erzählt. In der ersten halben Stunde konnten die Porsche das sehr hohe Tempo der Toyota mitgehen, selbst die #2 von Audi mischte in Sichtweite mit. Doch auf die Distanz ging dann erst den Audi, dann den Porsche die Luft aus. Das Problem mit dem Reifenverschleiß bei Porsche ist weiter vorhanden, bei Toyota war man da entspannter und fuhr sogar Doppelstints. Langsam, aber sicher setzten sich die Japaner vorne ab, auch wenn die Porsche immer noch in drohender Schlagdistanz blieben.

Hektisch wurde es dann, als ausgerechnet die #8 mit Buemi/Davidson am Steuer plötzlich an der Box auftauchte. Buemi berichtete von einem Schaden an der Elektrik, Toyota bestätigte dann sehr schnell, dass die Lichtmaschine (mal wieder) ihren Geist aufgegeben hatte. Es dauert dann immer 30 Minuten, bis das Ding gewechselt ist, dabei mussten sogar Teile des Unterbodens abgebaut werden. Wichtig war zu diesem Zeitpunkt für Toyota aber nur, ob Buemi/Davidson die 75% Distanz schaffen würden, denn nur so konnten sie Punkte sammeln. Aber das gelang am Ende ohne Probleme.

Porsche platzierte beide Wagen mit knapp einer Minute Abstand (aber nur sechs Sekunden voneinander getrennt) auf den Plätzen zwei und drei. Erst dann folgten die Audi. Die haben wie erwähnt sehr theoretische Chancen auf dem Konstrukteurstitel, aber dafür müssten beide Toyota ausfallen und sie müssten einen Doppelsieg in Sao Paulo landen. Angesichts der Tatsache, dass die Porsche nun auch schneller sind, ist das eher unwahrscheinlich.

LMP2

Serguey Zlobin (RUS) / Nicolas Minassian (FRA) / Maurizio Mediani (ITA) / Car #27 LMP2 SMP Racing (RUS) Oreca 03R-Nissan  - 6 Hours of Bahrain at Bahrain International Circuit (BIC) - Sakhir - Kingdom of BahrainRecht turbulent ging es in der LMP2 zur Sache. Gleich in der ersten Runde kam es zu einer Berührung zwischen dem favorisierten G-Drive Liger und einem SMP Oreca. Dabei zog der G-Drive den Kürzeren und verbog sich seine rechte Hinterradaufhängung. Eine längliche Pause an der Box war nötig und warf das in der Fahrer-Meisterschaft führende Team auf den letzten Platz zurück. Vorne entwickelte sich ein schöner Dreikampf zwischen dem KCMG (M.Howson, R.Bradley, A.Imperatori) und beiden SMP Oreca. Die in der Team-WM vorne liegende #27 mit Zlobin, Minassian, Mediani konnte lange die Spitze behaupten, doch im Verlauf des Rennens drängelte der KCMG immer mehr und man ließ ihn angesichts der Meisterschaft ziehen. Beide Fahrzeuge hatten den zweiten SMP und den OAK (die mit dem alten Morgan-Chassis unterwegs waren) weit hinter sich gelassen.

In der letzten Stunde schlug dann das Technik-Schicksal beim SMP-Team zu. Die #27 rollte qualmend an die Box, offensichtlich hatte das Getriebe den Geist aufgegeben. Der Wagen war nicht zu reparieren, was einen Komplettausfall bedeutete. Damit konnten Canal, Pla, Rusinov ihre knappe Führung vor Zlobin (SMP) gerade so behalten. Ganze acht Punkte beträgt der Vorsprung vor dem Russen. Auch in der Teamwertung sind es gerade mal acht Punkte. Was bedeutet, dass beide Titel in Sao Paulo noch zur Disposition stehen.

GTE Pro

Alex MacDowall (GBR) / Abdulaziz Al Faisal (SAU) / Fernando Rees (BRA) / Car #99 LMGTE PRO Aston Martin Racing (GBR) Aston Martin Vantage V8 - 6 Hours of Bahrain at Bahrain International Circuit (BIC) - Sakhir - Kingdom of BahrainSpannend war es auch in der GTE Pro. Die Porsche waren in Bahrain etwas indisponiert. So richtig vom Fleck kam beide 991 RSR nicht. Das war schon in der Qualifikation sichtbar, im Rennen wurde es vor allem im ersten Stint nicht besser. Beide Werks-Porsche verloren gegenüber den Ferrari und Aston Martin massiv an Boden und mussten sich sogar mit den kaum langsameren Aston aus der AM-Wertung rumschlagen. Komischerweise änderte sich das Bild nach dem ersten Stopp, denn danach konnten die Mannschaft um Olaf Manthey wieder gute Zeiten fahren und sich an die Spitze heran fahren.

Dort balgten sich der Aston mit Turner/Mücke und der AF Corse mit Bruni/Vilander um den Gesamtsieg. Da der Ferrari, trotz kleinerem Tank, immer noch deutlich länger fahren kann als die Briten, platzierten die Italiener den F458 mit einer etwas anderen Strategie so, dass man nach dem letzten Stop in Führung lag. Der Aston musste in der letzten halben Stunde noch rein kommen, bekam da aber frische Reifen und atomisierte den Vorsprung des Ferrari in Rekordzeit. Waren es nach dem Stopp rund 25 Sekunden betrug der Vorsprung des Ferrari in der letzten Runde nicht mal 2 Sekunden. Dennoch reichte es für Bruni/Vilander dann geradeso im Ziel. Und damit haben beide auch den Fahrertitel sicher. In der Team-WM hat Porsche noch die theoretische Chance auf den Titel, dafür müssten aber beide AF Corse in Brasilien komplett ausfallen. Was auch eher utopisch ist.

GTE Am

Aus der Amateur-Klasse der GTE gibt es wenig zu berichten. Der „Dänen-Bomber“ mit Poulsen, Heinemeier-Hansson und Thiim dominierte das Feld nach Belieben. Man schwamm immer mit den Pro-Autos mit, was angesichts des Autos und der Besetzung auch keine große Überraschung darstellt. Es gab wirklich keine Konkurrenz. Vielleicht sollte die FIA hier auch mal an der Fahrerbewertung schrauben.

Heinemeier-Hanson und Poulson gewannen damit auch die Fahrerwertung, die Team-Wertung geht ebenfalls an Aston Martin.

Alle Ergebnisse, Zahlen und Wertungen gibt es bei der FIA. Nächstes und letztes Rennen der Saison ist dann in 14 Tagen in Sao Paulo.

Bilder: FIA WEC

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