Das Saisonfinale der Super GT am Twin Ring Motegi hielt das Spannungversprechen. Am Ende jubelte Nissans Werksmannschaft von Nismo rund um Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli (Motul Autech GT-R) am lautesten, als man nach einer beeindrucken wie auch souveränen Fahrt nicht nur den zweiten Saisonsieg, sondern auch den GT500-Titel feierte. Das große Drama spielte sich zwischen James Rossiter und Joao Paulo de Oliveira ab, während sich in der GT300 Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka im Goodsmile Hatsune Miku Z4 zum zweiten Meisterschaftsgewinn nach 2011 zitterten.
Die Zutaten hätten für das große Saisonfinale in Motegi nicht besser sein können: Gleich acht Teams, davon fünf in der GT500 sowie drei in der GT300, hatten beim mit 250 km kürzesten Rennen des Jahres, noch Chancen auf den Titelgewinn in den jeweiligen Klassen. James Rossiter (Petronas Tom’s RC F) ging als Tabellenführer als der große Favorit ins Rennen. Seine Träume, als erster „lone warrior“ nach Ryo Michigami im Jahr 2000, den GT500-Titel zu gewinnen, zerplatzten jedoch gleich in der ersten Runde. Stattdessen waren es die Nismo-Jungs rund um Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli, die den roten Motul Autech GT-R mit einer mehr als nur beeindruckenden Fahrt zum zweiten Saisonsieg und damit auch Titelgewinn sowohl in der Fahrer- als auch Teamwertung um den Zwillingsring in der Tochigi-Präfektur pilotieren. Entsprechend groß war natürlich der Jubel bei Nissans-Werksteam, schließlich ist man auch die erste Marke, die am Ende der Premierensaison der neuen GT500-Generation ganz oben stand. Hochdramatisch bis zum Schluss blieb es derweil in der GT300-Kategorie. Das gesamte Goodsmile Racing-Team rund um den ehemaligen Formel-1-Fahrer Ukyo Katayama musste bis zur letzten Runde den Atem anhalten, als sich Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (Goodsmile Hatsune Miku Z4) auf dem Bronzerang zum zweiten Titelgewinn für das Team nach 2011 ins Ziel zitterten. Dies war auch bitter nötig, denn der Sieg ging wie bereits im Vorjahr an Katsuyuki Hiranaka / Björn Wirdheim, die das Rennen in ihrem schwarzen Gainer Dixcel SLS von der ersten bis zur letzten Minute an komplett dominierten. Für die Mannschaft rund um das japanisch-schwedische Duo sollte der erste Saisonsieg jedoch abermals nicht zum Fahrertitel reichen. Der Triumph in der Team-Meisterschaft dürfte für Gainer jedoch mehr als nur ein Trostpflaster sein.
GT500
Bereits in der Qualifikation am Samstag ließen Tsugio Matsuda und Ronnie Quintarelli keine Zweifel aufkommen, dass sie hohe Ansprüche auf den Titel stellen würden. Mit einer Fabelzeit von 1:38.258 errang das Nismo-Duo die Poleposition vor dem S Road Mola GT-R (Satoshi Motoyama / Masataka Yanagida) sowie dem Weider Modulo NSX Concept-GT (Naoki Yamamoto / Takuya Izawa). Die ersten drei Positionen waren damit auch fest in der Hand von Michelin-bereiften Teams. Die Franzosen hatten vergangenes Wochenende mit Abstand den besten Gummi, der mit den mittelkühlen Temperaturen von 16 Grad Außen- und 23 Grad Asphalttemperatur am besten klar kam. Tabellenführer James Rossiter (Petronas Tom’s RC F) qualifizierte sich zusammen mit Fahrerkollege Kazuki Nakajima auf dem vierten Rang, gefolgt von den Meisterschaftsrivalen Hironobu Yasuda / Joao Paulo de Oliveira (Calsonic Impul GT-R). Keinen guten Start ins Wochenende erwischten die zweiten Titelaspiranten aus dem Lexus-Lager. So mussten Daisuke Ito / Andrea Caldarelli (KeePer Tom’s RC F) nach Bremsproblemen das Freie Training nahezu komplett auslassen; im Qualifying reichte es nur für Platz 13. Ein herber Rückschlag für das Schwesterteam von Tom’s, da der Twin Ring Motegi aufgrund seiner für Japan untypisch flachen Stop-and-Go-Charakteristik als eher überholfeindliche Strecke gilt. Die Titelverteidiger Yuji Tachikawa / Kohei Hirate (Zent Cerumo RC F) hatten ebenfalls mit technischen Problemen zu kämpfen, wodurch sie nicht mal eine gezeitete Runde in der Qualifikation setzen konnten.
Ähnlich dem Langstrecken-Klassiker in Suzuka wurde auch die Paradenrunde beim Saisonfinale in Motegi von einer kleinen Polizeikolonne angeführt. Die zweite Einführungsrunde wurde diese Saison aufgrund der neuen Bremsen, die etwas länger benötigen, um auf Betriebstemperatur zu kommen, eingeführt. Direkt am Start verteidigte Ronnie Quintarelli die Führung vor Masataka Yanagida, Naoki Yamamoto undJames Rossiter. Zwar kamen alle GT500-Piloten unfallfrei durch die erste Kurve. Gleich wenige Kurven später sollte es aber ausgerechnet zwischen den Titelkonkurrenten James Rossiter und Joao Paulo de Oliveira krachen. In der langgezogenen Rechtskurve, die normalerweise nicht als ideale Überholstelle gilt, sah der Brasilianer eine kleine Lücke, in die er sofort reinstach. Just in diesem Moment machte James Rossiter jedoch wieder die Tür zu, nachdem er den Eingang zur Kurve nicht ideal traf, sofort aber wieder auf die Ideallinie zog und dabei wohl den Calsonic Impul GT-R übersah. Dieser traf den Petronas Tom’s RC F, wodurch der Lexus eine halbe Umdrehung im Uhrzeigersinn hinlegte. Mit unglaublichen Fingerspitzengefühl verhinderte Rossiter einen kompletten Dreher, traf in der Pendelbewegung aber erneut die Karosserie des bauen Nissan, wodurch dieser sich mit Vollspeed ins Kies drehte. Beide Fahrer konnten weiterfahren, wiesen jedoch erhebliche Schäden auf. Bedingt durch seinen Ausflug ins Kiesbett fiel der Brasilianer bis auf den letzten Platz zurück. Rossiter behauptete sich dagegen auf dem vierten Platz, konnte aber aufgrund des Schadens nicht mehr die gewünschte Pace gehen.
Der Brite musste zu den Podiumsrängen komplett abreißen lassen. Stattdessen bildete sich ein ganzer Zug von sechs Fahrzeugen hinter dem Petronas RC F. Zu diesem Zeitpunkt war klar: Sollte der Motul Autech GT-R gewinnen, würde Rossiter den zweiten Platz benötigen, um die Meisterschaft zu gewinnen. Die Mühen des Briten, sich gegen den Zug hinter ihm zu verteidigen, blieben allerdings vergeblich. Zwar verteidigter sich Rossiter mit allen Mitteln, nach einigen Runden gingen die Konkurrenten jedoch letztlich an ihm vorbei. Auch Kazuki Nakajima konnte mit dem havarierten Boliden nicht mehr die Kacheln auf dem Ofen holen. Am Ende sah das schwer enttäuschte Duo auf dem zehnten Platz die Zielflagge. Für Hironobu Yasuda / Joao Paulo de Oliveira war trotz des schweren Schadens ebenfalls nicht ans Aufgeben zu denken. Nachdem die Rennleitung jedoch die Schuld an der Kollision beim Brasilianer sah und ihm eine Durchfahrtsstrafe aufbrummte, sollte man letztlich nicht über den 13. Rang hinwegkommen. Die Strafe selbst geht in Ordnung. Zwar lässt sich der Zwischenfall als Rennunfall bezeichnen, der allerdings durch eine weniger ungestüme Herangehensweise von Joao Paulo de Oliveira vermeidbar gewesen wäre.
So waren bereits zwei Titelaspiranten nach nur einer Runde aus dem Rennen. An der Spitze düste Ronnie Quintarelli davon, während Andrea Caldarelli das Feld von hinten aufrollte. Naoki Yamamoto musste bei einem etwaigen Sieg derweil auf weiteres Pech seiner Konkurrenten hoffen. Alles spielte somit in die Karten von Nismo, die zu keinem Zeitpunkt im Rennen Zweifel über ihre Performance aufkommen ließen. Lediglich ein Fahrfehler oder technisches Problem hätte sie stoppen können. Zu Beginn des Rennens konnte Masataka Yanagida (S Road Mola GT-R) noch einigermaßen mit dem Motul Autech GT-R mithalten. Nach zehn Runden betrug der Abstand nach vorne aber bereits 10,4 Sekunden. Stattdessen musste sich der Mola-Schützling und Champion von 2011 sowie 2012 (damals zusammen mit Ronnie Quintarelli) nach hinten orientieren, von wo Naoki Yamamoto (Weider Modulo NSX Concept-GT) lauerte. Zwischen den beiden Kontrahenten entstand ein spannender Zweikampf, bei dem sich Yanagida zunächst behaupten konnte. Im Getümmel schien Yanagida jedoch eine gelbe Flagge übersehen zu haben, weshalb er aufgrund von Überholens unter gelb in der 22. Runde zu einer Zehnsekunden-Stop-and-Go-Strafe hereinkommen musste. Die Stopps wurden zwei Umläufe zuvor von Andrea Caldarelli eröffnet, der sich bereits ins Mittelfeld vorgekämpft und mit vier frischen Reifen den Lexus an seinen Teamkollegen Daisuke Ito übergab. Zwar ließ sich ein leichter Schaden an der Frontpartie des KeePer Tom’s RC feststellen. Dieser sollte den Japaner aber bei der weiteren Aufholjagd nicht weiter behindern. Dome Racing nutzte die Situation um Yanagida, um ebenfalls in der 22. Runde an die Box zu kommen und den Weider Modulo NSX Concept-GT an Takuya Izawa zu übergeben, der damit sein Comeback in der Super GT feierte. Zur Erinnerung: Izawa war mit Hilfe von Honda in dieser Saison bei ART Grand Prix in der GP2 unterwegs, in der Hoffnung auf ein mögliches Formel-1-Cockpit bei McLaren. Der Japaner fuhr bis vergangenes Jahr sowohl in der Super GT als auch Super Formula. Motegi war entsprechend sein erster Renneinsatz im neuen NSX, mit dem er aber zu Beginn des Jahres bereits einige Testkilometer sammelte. So ganz schien sich Izawa aber noch nicht den Wagen gewöhnt zu haben, denn beim Losfahren würgte er den Motor ab. Mit einigen Sekunden Verlust und einem leicht Kopf-schüttelnden Yamamoto nahm aber auch er die Fahrt auf. Bedingt dadurch gelang es jedoch Daisuke Ito auf den Silberrang vorbeizuziehen. Zwei Runden später kam derweil Masataka Yanagida zum Service, um den S Road Mola GT-R an Satoshi Motoyama zu übergeben. Um die aufgrund der Stop-and-Go-Strafe verlorene Zeit zurückzugewinnen, wechselte man allerdings nur die Vorderreifen.
Eine ähnliche Strategie verfolgte auch Kondo Racing, als im 29. Umlauf Daiki Sasaki seine Crew ansteuerte. Michael Krumm klettere mit lediglich zwei frischen Hinterreifen in den D’station Advan GT-R. Die Mission war klar: Nach Thailand den zweiten Podiumserfolg herauszufahren. Wohl auch als Reaktion auf die direkte Konkurrenz verfolgte WedsSport Bandoh eine noch gewagtere Strategie, als Yuhi Sekiguchi den WedsSport Advan RC F komplett ohne Pneuswechsel an Juichi Wakisaka übergab. Dadurch katapultierte sich das Team auf den zweiten Rang vor, nachdem man kurzzeitig sogar die Führung innehatte. Der Grund: Man stoppte als letztes der GT500-Teams, da der Führende Ronnie Quintarelli bereits drei Runden zuvor zum Service abbog. Der Abstand betrug vor dem Stopp jedoch ganze 40 Sekunden, weshalb man ohne taktische Spielchen Tsugio Matsuda mit vier frischen Michelin-Pneus auf die Reise schickte. Dieser musste den roten Nissan quasi nur noch nach Hause tragen, schließlich betrug sein Abstand nach allen Boxenstopps weiterhin 35 Sekunden auf den WedsSport Advan GT-R. Dahinter versammelten sich der KeePer Tom’s RC, D’station Advan GT-R, Weider Modulo NSX Concept-GT sowie der S Road Mola GT-R.
Der Motul Autech GT-R blieb auch in der zweiten Rennhälfte komplett uneinholbar. Am Ende fuhr Tsugio Matsuda sogar ganze 51 Sekunden Abstand auf die Konkurrenz heraus. Sehr spannend wurde es dagegen um die verbleibenden Podiumsplätze. Im 38. Umlauf machte Daisuke Ito kurzen Prozess mit Juichi Wakisaka, der von Runde zu Runde immer mehr mit seinen gebrauchten Reifen rang. Der Bandoh-Pilot konnte entsprechend nicht die Pace mit dem nun auf Position zwei liegenden KeePer Tom’s RC F halten. Stattdessen orientierte sich der ehemalige „Mr. GT500“ nach hinten, von wo Michael Krumm immerhin zwei frischen Yokohama-Pneus lauerte. Der Deutsche kommentierte Wakisakas Pace-Verlust als eine Art Hilfestellung für den davor liegenden Markenkollegen. Zwar hatten Daisuke Ito / Andrea Caldarelli auf Platz zwei liegend nicht mehr die Chance, aus eigener Kraft den Titel zu gewinnen. Im Falle eines Problems seitens Matsuda wäre die Meisterschaft dann jedoch ins Lexus-Lager gewandert. Persönlich denke ich allerdings, dass Wakisaka einfach mit den letzten Grip-Fetzen versuchte, den Bronzerang so gut es ging zu verteidigen. Dass er dadurch Ito abschirmte war lediglich ein positiver Nebeneffekt. Unterstützt wird meine Theorie durch seine weiteren Positionsverluste in den finalen Runden des Rennens. Zusätzlich war bei seinem Wagen Bremsstaubentwicklung zu beobachten. Nachdem es Krumm immer mal wieder versuchte, stach er zu Beginn des 45. Umlaufs neben den WedsSport Advan GT-R. Nebeneinander fuhren die beiden Veteranen durch die folgenden Kurven, bevor sich der Lexus-Pilot letztlich gegenüber seinem Nissan-Konkurrenten behaupten konnte. Profiteur von diesem packenden Zweikampf war Takuya Izawa, der die kleine Lücke zufuhr. Eine Runde später gelang es dem Honda-Fahrer den vierten Rang von Michael Krumm zu stehlen. Einen weiteren Umlauf später ging Izawa auch an Juichi Wakisaka für den Bronzerang vorbei, auf dem er letztlich auch die Zielflagge bei seinem Comeback sehen sollte. Letztlich sollte es auch dem D’station Advan GT-R gelingen, am nun komplett gegen Windmühlen-kämpfenden Wakisaka vorbeizuziehen. Letzterer konnte jedoch noch den vierten Platz vor dem nun ebenfalls wieder herangerückten S Road Mola GT-R verteidigten und damit das beste Saisonresultat für das kleine Privatteam von Masataka Bandoh herausfahren. Dieser verriet im Gespräch mit den japanischen Kollegen von AS-web, dass sein Team in der kommenden Saison deutlich mehr Unterstützung von Lexus bekommen wird. Dabei bestätigte er auch, dass man an der Paarung Wakisaka-Sekiguchi festhalten wird. Der restliche Lexus-Kader soll dagegen wohl durchgemischt werden.
So gewann mit beeindruckenden 51 Sekunden Vorsprung der Motul Autech GT-R. Damit sicherten sich Tsugio Matsuda / Ronnie Quintarelli nicht nur den Fahrertitel, sondern auch die erste Teammeisterschaft für Nismo seit 2008. Für Quintarelli war es hingegen bereits der dritte GT500-Titel in vier Jahren. Die anderen zwei fuhr er zusammen mit Masataka Yanagida im Mola GT-R in den Jahren 2011 und 2012 hinaus. Tsugio Matsuda kürte sich dagegen zum allerersten Mal zum GT500-Champion. Entsprechend war der wie auch Quintarelli 35-jährige Japaner den Tränen gerührt. Das perfekte Endresultat kam für Nismo nicht überraschend. Nach einigen kleinen Startschwierigkeiten war der Knoten mit dem Sieg in der Autopolis, als Nissan einen beachtlichen Dreifacherfolg feierte, geplatzt. Einen großen Schritt gen Meisterschaft machte man mit den beiden zweiten Plätzen beim Regen-Rennen am Fuji sowie beim 1000km-Klassiker in Suzuka. In Thailand hätte das japanisch-italienische Gespann den Sack sogar fast schon einigermaßen zuschnüren können. Eine Kollision mit einem Wagen aus der GT300-Klasse kosteten sie jedoch wertvolle Punkte, wodurch James Rossiter die Tabellenführung übernahm. Die Performance in Motegi kam nicht von irgendwo. Beide Fahrer lobten das Zusammenspiel aus Teamgeist, dem hervorragenden Wagen sowie den ausgezeichnet funktionierenden Michelin-Reifen. Ob die diesjährigen Champions nächste Saison ihren Titel in Japan verteidigen werden, ist nach dieser beachtlichen Leistung ironischerweise ungewiss. Wie bereits in meiner Vorschau erwähnt, möchte Nissan für das nächstjährige Le-Mans sowie WEC-Abenteuer auch Fahrer aus ihrem Super-GT-Kader heranziehen. Ronnie Quintarelli ist dabei ein Name, den man unbedingt auf der Liste haben sollte. Drei GT500-Titel in vier Jahren ist in einem so hart wie auch eng umkämpftem Championat eine mehr als nur beachtliche Leistung. Zusätzlich bringt der Italiener die ungemein wichtige Erfahrung, schnell und sauber durch den dichten Verkehr zu rasen. Und auch Tsugio Matsuda dürfte sich mit seinem ersten Titelgewinn ins Gespräch auf ein LMP1-Cockpit gebracht haben, schließlich will Nissan auf jeden Fall auch mindestens einen Japaner in ihren Prototypen sehen. Andererseits möchte Nismo es auch garantiert vermeiden, ihre jetzigen Champion-Fahrer herzugeben. Gut möglich also, dass, sofern es einen „Aufstieg“ geben wird, es nur einer der beiden Fahrer wird. Dies schließt natürlich die anderen Super-GT-Schützlinge der Yokohamer aus. Michael Krumm sowie Satoshi Motoyama sind sicherlich beides Namen, die man auf die Kandidatenliste packen dürfte. Beide haben schon zusammen den Delta Wing pilotiert. Der Japaner durfte außerdem am ZEOD RC-Abenteuer teilhaben. Zusätzlich geht derzeit das Gerücht um, dass es ausgerechnet Michael Krumm war, der die Ehre hatte, die Jungfernfahrt des LMP1-Boliden zu übernehmen.
Daisuke Ito / Andrea Caldarelli haben am Ende lediglich zwei Punkte auf die GT500-Meisterschaft gefehlt. KeePer Tom’s hatte sogar nur ein einziges Pünktchen Defizit auf die Teamwertung gegenüber Nismo. Die Aufholjagd von Platz 13 war beeindruckend. Gegen den Speed des Motul Autech GT-R hätte der KeePer Tom’s RC aber auch bei einem besseren Startplatz wohl keine Chance gehabt. Honda durfte beim Heimspiel letztlich um den Bronzerang jubeln. Bei seinem Comeback gelang es Takuya Izawa, den Fehler beim Losfahren aus der Boxengasse in ein einigermaßen versöhnliches Ergebnis für die Marke umzumünzen. Für Honda war die Saison ein Auf und Ab. Zuerst kam die fehlende Motorleistung, dann das Kühlungsproblem beim Langstreckenlauf am Fuji, als alle NSX reihenweise ausfielen. Die GTA gestand für das Sportsland Sugo Änderungen bei der Balance of Performance zu, wodurch der Wagen insgesamt etwas leichter wurde. Zur Erinnerung: Der NSX Concept-GT entspricht nicht dem Reglement, da er traditionell einen Mittelmotor verwendet. Erlaubt sind allerdings lediglich Frontmotoren. Aufgrund dessen ist auch das Chassis etwas anders als jene von Nissan und Lexus. Zusätzlich besitzt der neue NSX ein Hybrid-System, das von Zytek entwickelt wurde. All diese Faktoren sorgen dafür, dass Honda das einzige Fahrzeug besitzt, das in der GT500 mit einer Balance of Performance eingestuft wird. Des Weiteren wurde Honda von Seiten der GTA erlaubt, kleinere Änderungen an der Aerodynamik sowie Kühlung des Fahrzeuges vorzunehmen. Für das Rennen im Sportsland Sugo reichte die Zeit nicht mehr. Beim anschließenden Lauf am Fuji trat man jedoch mit einem verbesserten Wagen sowie Motor an. Das Ergebnis: Man brach die 300 km/h-Grenze auf der Geraden – und der Weider Modulo NSX Concept-GT gewann das Rennen. In Suzuka sowie beim Finale in Motegi sollten zwei weitere dritte Plätze des gleichen Boliden folgen. Im übrigem ist es jeder Marke erlaubt, eine so genannte „Joker Card“ zu ziehen, um leichte aerodynamische Änderungen an den Fahrzeugen vorzunehmen. Die Zeiten, als man zu nahezu jedem Rennen mit komplett neuen Teilen anreiste, sind seit dieser Saison hingegen vorbei. Entwicklung war dieses Jahr trotzdem an allen drei Autos zu erkennen.
Nach eigener Angabe arbeitet Honda bereits fleißig für die kommende Saison. Dann könnte es allerdings beachtliche Änderungen geben. Denn wie die japanischen Insider-Quellen vermelden, könnte sich Dome in Japan aus dem aktiven Renngeschehen zurückziehen und stattdessen nur noch auf die Fahrzeugherstellung konzentrieren. Diese Meldung erscheint dahingehend auch sinnig, da große Teile von Dome dieses Jahr von Toyota aufgekauft wurden. Ursprünglich hatte ich sogar gemunkelt, dass man eventuell zu einem neuen Toyota / Lexus-Team werden könnte. In der Vergangenheit war der japanische Traditionskonstrukteur für die Herstellung der GT500-Wagen von Honda verantwortlich. Der letzte dieser Art war der HSV-010 GT, mit dem man auch als eigenes Rennteam in seiner Debütsaison 2010 die Meisterschaft gewann. Honda selbst schien aber mit der Entwicklung des Wagens nicht zufrieden gewesen sein. 2012 war beispielsweise eine Katastrophensaison für die Marke. Der NSX Concept-GT entstand deshalb in Eigenentwicklung, und nicht mehr bei Dome. Diese arbeiteten im Auftrag der GTA hingegen am sogenannten Isaku Project, dem Mother-Chassis für die GT300. Als Basismodell nutzte man hierfür einen Toyota GT86. Sollte sich Dome also tatsächlich in der kommenden Saison aus der Super GT zurückziehen, würde natürlich ein großes Stück Tradition verschwinden. Naoki Yamamoto dürfte sich derweil wohl keine Sorgen um seine Zukunft machen. Er gehört zum festen Honda-Kader und würde mit Sicherheit bei einem anderen Team unterkommen. Der etwaige Dome-Abschied deckt sich aus mit einer weiteren Aussage von Masataka Bandoh, der erzählte, dass ein Team die Serie verlassen, ein anderes aber dafür seinen Platz einnehmen wird. Durchaus möglich, dass es sich hierbei um Dome handelt. Mögliche Nachfolger sind rein spekulativ. Möglich wäre ein Schwester-Team einer bereits bestehenden Mannschaft, ähnlich Tom’s mit dem Petronas- und KeePer-Wagen, die obwohl sie zu einem Team gehören, entsprechend dem Reglement als zwei unterschiedliche Teams gewertet werden. Möglich wäre aber auch ein Aufstieg von Mugen aus der GT300. Da würden natürlich Erinnerungen an den Castrol NSX aus dem Jahre 2000 hochkommen. Das Alles zeigt natürlich: Die Silly-Season ist bereits im vollen Gange. Und dann wäre noch die Aussage Masaaki Bandohs gegenüber Racecar-Engineering, dass eventuell BMW mit dem aktuellen DTM-Wagen im kommenden Jahr in Japan fahren könnte. Diese Aussage ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da es sich hierbei um ein Engagement mit dem V8-Motor handeln würde. Dieser entspricht jedoch nicht dem GT500-Reglement, weshalb die Münchener per Balance of Performance eingestuft werden müssten. Dies möchte man offenbar aber nicht, obgleich Bandoh meinte, ihnen eine faire Einstufung verpassen würde. Persönlich glaube ich nicht an ein Engagement 2015, auch wenn ich es natürlich begrüßen würde. Realistischer halte ich einzelne Rennen (Suzuka, Fuji, Motegi) im Jahr 2016, dann quasi als Testballon für das Turbo-Aggregat, was 2017 auch im Deutschen Tourenwagen Masters eingeführt wird. Wenn BMW nach Nippon kommt, dann übrigens garantiert in Kooperation mit dem jetzigen Semi-Werksteam der Studie AG aus der GT300.
GT500-Rennergebnis
GT500-Punktetabelle
GT300
Lange Gesichter bei Team Gainer: Zwar gewannen Katsuyuki Hiranaka und Björn Wirdheim im Gainer Dixcel SLS auf souveräne Art beim Finale ihr erstes Saisonrennen. Wie im vergangenen Jahr reichte dies aber erneut nicht zum Titelgewinn. Stattdessen jubelte Goodsmile Racing & TeamUkyo, die beim Saisonabschluss am Twin Ring Motegi eine wahre Zitterpartie erlebten. Da wurden selbstredend Erinnerungen an 2011 wach, als das gleiche Team (damals sogar zusammen mit der Studie AG) in ähnlicher Manier zum Titel raste. Nobuteru Taniguchi krönte sich damals zum ersten Mal an der Seite von Taku Bamba zum Champion. Drei Jahre später konnte das Naturtalent und Drift-Champion diesen Erfolg wiederholen, dieses Mal an der Seite von Tatsuya Kataoka, für den es ebenfalls die zweite GT300-Krone seiner Karriere ist. Die Piloten des Goodsmile Hatsune Miku Z4 gingen mit neun Punkten Vorsprung auf die Rivalen im Gainer Dixcel SLS sowie Jörg Müller / Seiji Ara (Studie BMW Z4) ins Rennen. Für beide war somit klar: Gewinnen ist Pflicht, obgleich man nicht mehr aus eigener Kraft den Titel erreichen würde. Stattdessen brauchte es mindestens den vierten Rang des Miku-Gespanns. Und tatsächlich sollte es am Ende genau um diesen Platz sehr eng werden.
Team Gainer ging mit den besten Voraussetzungen ins Rennen. Katsuyuki Hirnaka / Björn Wirdheim erreichten mit 1:47.796 die Poleposition vor Morio Nitta / Koki Saga (OGT Panasonic Prius) sowie den Titelrivalen Nobuteru Taniguchi / Tatsuya Kataoka (Goodsmile Hatsune Miku Z4). Jörg Müller / Seiji Ara erlebten hingegen kein gutes Qualifying und mussten am Sonntag das Rennen von Position 14 aus in Angriff nehmen. Von einem möglichen Titelgewinn im ersten Jahr der Studie AG als eigenständiges Team war man somit weit entfernt. Björn Wirdheim konnte sich am Start gleich einige Wagenlängen von seinen Verfolgern absetzen. Dahinter übte Tatsuya Kataoka sofort auf Morio Nitta Druck aus. Mit einem gewagten, aber perfekt gesetzten Manöver, ging der bunte Miku-BMW bereits in der dritten Kurve am Toyota Prius vorbei. Damit war man bei Goodsmile Racing & TeamUkyo zunächst auf der sicheren Seite, immerhin hatte man nun eine Pufferposition inne. Während Björn Wirdheim die Flucht nach vorne antrat und pro Runde jeweils über eine Sekunde an Vorsprung herausfuhr, wehrte sich Kataoka rundenlang gegen die zahlreichen Angriffsversuche von Morio Nitta. Die Mühen des Prius-Piloten sollten jedoch zunächst unbelohnt bleiben. Im weiteren GT300-Feld gab es derweil Positionsverschiebungen. So kämpften sich Richard Lyons / Tomonobu Fujii (Audi R8 LMS ultra) von Startplatz neun in die Top-5 vor. Die beiden Hybrid-Kollegen von Honda, der Mugen CR-GT (Yuhki Nakayama / Tomoki Nojiri) sowie der ARTA CR-Z GT (Shinichi Takagi / Takashi Kobayashi), die jeweils von den Plätzen fünf und sechs ins Rennen gingen, wurden derweil nach hinten gereicht. Am Ende sollte es nach einem blassen Rennen für beide nicht über den 13. respektive zwölften Rang hinauslaufen. Auch der vierte JAF-GT300-Bolide im Bunde, der Subaru BRZ R&D Sport (Kota Sasaki / Takuto Iguchi) erlebte kein gutes Rennen. Nach einem desaströsen Qualifying (Startplatz 19) kam man lediglich auf Position 17 ins Ziel. Ein enttäuschendes Ergebnis für ein Team, das ein zugegeben etwas wellenförmiges Jahr hatte. Das Beste aus ihrer Situation machten dagegen Hiroki Yoshimoto und Shinya Sato (dieser Sprang für den in Macao-verhinderten Akira Iida ein) im TWS LM corsa BMW Z4. Der GT300-Sieger der 1000 km von Suzuka musste nach einem schweren Unfall am Samstag quasi über Nacht repariert werden. Hierbei unterstützte auch Hiroki Yoshimoto das Team, in dem er nach Osaka fuhr, um weitere Teile zu besorgen. Man war sich allerdings unsicher, ob man rechtzeitig zur Inspektion Sonntagfrüh fertig sein würde. Anderenfalls hätte man nicht am Rennen teilnehmen können.
Dem Team gelang jedoch das Kunststück, die Schäden am hinteren Teil des BMW Z4 GT3 zu reparieren, so dass man immerhin eine Runde im Freien Training am Sonntagmorgen, quasi dem kurzen Warm-up, bei dem auch die Circuit Safari stattfindet, absolvieren konnte. Am Ende pilotierte das Duo den TWS LM corsa BMW Z4 auf Position 15, was gemessen des Schadens sowie der Größe der Truppe ein beachtliches Ergebnis ist. LM corsa kann nach dem Premierenjahr eine positive Bilanz ziehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Wagen, einem alten Z4, der lediglich auf das Model Year 2013 umgebaut wurde, lief es ab dem Rennen in der Autopolis, als man endlich einen frischen 2014er BMW Z4 GT3 aus Deutschland geliefert bekam, deutlich besser. Der Höhepunkt dürfte sicherlich der Sieg beim Suzuka-Klassiker gewesen sein. 2015 sollte man sie auf jeden Fall auf der Meisterschaftsanwärter-Liste haben. Dann vielleicht sogar mit dem neuen Lexus RC F GT3, der kommendes Jahr auch in Japan debütieren soll. Zu Beginn des Jahres gab es bereits Gerüchte, dass LM corsa nicht nur solch einen Wagen von Lexus erwerben, sondern auch als Semiwerksteam agieren könnte. Akira Iida ist jedenfalls unter anderem Fahrer für Gazoo Racing von Toyota.
Um sich aus dem hart umkämpften Mittelfeld zu befreien, steuerte Seiji Ara (Studie BMW Z4) bereits in der 16. Runde die Box an. Ohne Reifenwechsel und lediglich Benzinnachfüllen übernahm fortan Jörg Müller das Steuer. Die Strategie war gewagt, sollte das deutsch-japanische Gespann jedoch am Ende auf den siebten Platz nach vorne spülen. Damit war man zwar noch immer weit von der Meisterschaftsentscheidung entfernt. Allerdings fehlte es dem Wagen in Motegi offenbar sowieso an Speed. Am Ende duellierte sich Jörg Müller noch mit dem B-Max NDDP GT-R von den Thailand-Siegern Kazuki Hoshino und Lucaz Ordonez. Mit gleich zwei zweiten Plätzen kann die Studie AG dennoch eine sehr positive Bilanz unter der Premierensaison ziehen. Dazu kam der Bronzerang beim 1000-Kilometer-Rennen in Suzuka. Jörg Müller selbst dürfte ebenfalls mit seinem ersten vollen Jahr in Japan zufrieden sein. Ob er kommende Saison zurückkehren wird, weiß er selbst noch nicht. Er selbst beschreibt die Erfahrung sowie die Atmosphäre der Fans zumindest simpel und mit viel Freude in der Stimme als „geil“. Zwei Umläufe nach dem Ara-Stopp kam Nitta zum Service. Auch der OGT Panasonic Prius wurde mit Koki Saga am Steuer ohne Reifenwechsel nach 25,6 Sekunden wieder auf die Strecke geschickt. Mit der Strategie wollte man am Goodsmile Hatsune Miku Z4 vorbeiziehen, was später letztlich auch funktionieren sollte. Lange währte die Ruhe für Tatsuya Kataoka nicht. Bereits in der 24. Runde tauchte der zweite Gainer-Mercedes, der Rn-Sports SLS (Masayuki Ueda / Hideki Yamauchi) in seinen Rückspiegeln auf. Zwei Runden später gelang Yamauchi das Überholmanöver am bunten BMW, wodurch dieser wieder auf den dritten Rang zurückfiel. Tatsuya Kataoka hatte zu diesem Zeitpunkt mit einem erhöhten Reifenverschleiß zu kämpfen. Als in der 28. Runde dann auch noch Richard Lyons im Audi R8 heranrückte, rangen die ersten Alarmsirenen am Kommandostand von Ukyo Katayama. Nobuteru Taniguchi machte sich in der Box für seinen Stint bereit, als Lyons an Kataoka einen Umlauf später vor der Unterführung im finalen Sektor vorbeizog. Damit war man auf dem „magischen Platz“, jener Position, die Katsuyuki Hirnaka / Björn Wirdheim benötigen würden, um den Titel zu gewinnen. Goodsmile Racing ließ sich davon nicht beirren. Kataoka kam umgehend zum Stopp, und übergab den Wagen mit vier frischen Reifen an Nobuteru Taniguchi. Ursprünglich war geplant, ebenfalls mit den alten Pneus weiterzufahren. Gemäß der Situation entschied man sich aber doch vier neue Yokohama-Schlappen aufzuziehen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Gainer Dixcel SLS einen Vorsprung von über 30 Sekunden auf seine Verfolger aufgebaut. Als in der 30. Runde Hiranaka das Steuer an Björn Wirdheim mit vier neuen Dunlop-Reifen übernahm, verlor man zwar zunächst die Führung. Die größten Konkurrenten aus dem Prius- und BMW-Lager blieben jedoch noch immer weit hinter dem Mercedes-Gespann. Richard Lyons führte für drei Runden das Rennen an, als auch er zum Service abbog. Audi Team Hitotsuyama entschied sich lediglich die Hinterreifen zu wechseln, um so vor dem Goodsmile Hatsune Miku Z4 wieder auf die Strecke zurückzukehren. Tatsächlich gelang der Crew dieses Glanzstück. Tomonobu Fujii konnte sich auf den noch kalten Reifen jedoch nicht gegen Nobuteru Taniguchi wehren, der nach einigen Kurven am Audi R8 vorbeizog. Nachdem auch der Gainer Rn-Sports SLS zum Fahrer- und Reifentausch an die Box ging, übernahm Katsuyuki Hiranaka im Schwesterwagen wieder die Führung. Dies bedeutete auch, dass sich der frühe Stopp des OGT Panasonic Prius auszahlte. Koki Saga konnte mit seinen gebrauchten Reifen zwar nicht den Speed des Gainer Dixcel SLS mitgehen, dafür übernahm er durch den Strategie-Coup von apr erneut die zweite Position. Nobuteru Taniguchi gelang es derweil sich ein wenig von Tomonobu Fujii abzusetzen. Zum Ende des Rennens profitierte letzterer aber erneut vom starken Reifenverschleiß des Miku-BMW, wodurch er erneut auf diesen aufschloss.
In den finalen Runden entbrannte ein packender Zweikampf um den verbliebenden Podiumsrang. Für Fujii ging es dabei um den zweiten Podiumserfolg nach Sugo in diesem Jahr. Für Taniguchi ging es hingegen um die Meisterschaft. Würde der Audi R8 an ihm vorbeiziehen, ginge der Titel an die Gainer-Truppe. Taniguchi dürfte dabei sicherlich geholfen haben, dass Tomonobu Fujii lediglich mit zwei neuen Pneus bereift war, wodurch dieser nicht ganz so stark wie noch in der ersten Rennhälfte attackieren konnte. Zusätzlich nutzte der Goodsmile-Pilot die GT500-Überrundungen geschickt aus, um sich so wieder ein paar Wagenlängen Luft zu verschaffen. Was in der „großen Klasse“ funktioniert, klappt natürlich auch umgekehrt in der GT300. In einem hochdramatischen Finale sollte es am Ende letztlich für Nobuteru Taniguchi und Tatsuya Kataoka erreichen. Sie retteten den Bronzerang vor Richard Lyons / Tomonubu Fujii ins Ziel, und gewannen so jeweils ihren zweiten GT300-Titel. Entsprechend groß war die Freude beim kompletten Team. Bei Team Gainer hingen die Gesichter entsprechend ein wenig tiefer. Bereits im vergangenen Jahr verpasste man die Meisterschaft nach einem Sieg beim Saisonfinale nur knapp. Sowohl Hiranaka wie auch Wirdheim merkten im Sieger-Interview aber ab, dass man wenigstens die Team-Meisterschaft erringen konnte, was ebenfalls ein tolles Ergebnis für das Team sei. Der dritte Platz war für das BMW-Gespann übrigens deshalb ausreichend, da man trotz der gleichen Punktzahl mit zwei Saisonsiegen (Okayama, Fuji) im direkten Vergleich das bessere Gesamtergebnis erzielte.
Ironischerweise entpuppte sich am Ende der Meisterschaftskampf in der GT300-Klasse als deutlicher spannender als jener in der GT500, nachdem James Rossiter vorzeitig alle Titelträume begraben musste. Zumindest auf dem Papier hätte damit vor dem Wochenende wohl niemand gerechnet, schließlich hatten Taniguchi / Kataoka neun Punkte Vorsprung. Im kommenden Jahr könnte der Kampf um die GT300-Krone noch enger werden. Wie bereits in meiner Vorschau angekündigt, unterschrieben vergangenen Sonntag Stéphane Ratel von der SRO mit Masaaki Bandoh von der GTA einen Vertrag für eine Japan-spezifische Balance of Performance der FIA-GT3-Fahrzeuge. In dieser Saison übernahm die GTA die BoP-Einstufungen der Blancepain Endurance Series. Das Problem: Diese konzentriert sich auf die Europa-typischen Strecken. Die Charakteristik der japanischen Kurse sowie die natürlichen Gegebenheiten sind jedoch andere, wodurch einige GT3-Fahrzeuge stark benachteiligt wurden. Für die kommende Saison wird die SRO jedoch eine spezifische Einstufung der GT3-Fahrzeuge für Japan vornehmen, von der man sich einen noch engeren Wettbewerb erwartet. Des Weiteren hoffen beide Parteien, dass dies der Beginn einer langjährigen Partnerschaft ist, die zukünftig auch weiter ausgebaut werden soll. So würde sich die GTA gerne am neuen GT3-WM-Projekt des SRO beteiligen. Die Balance-of-Performance-Einstufung der JAF-GT300-Autos wird dagegen weiterhin von der GTA übernommen. Und genau diese werden im nächsten Jahr Nachwuchs in Form des Mother-Chassis erhalten. Mehrere Teams sollen bereits an diesem interessanten Konzept Interesse haben, weshalb 2015 wohl ein paar Toyota GT86 in der Super GT unterwegs sein werden. Zusätzlich entwickelt Mooncraft (unter anderem verantwortlich für den Shiden, den umgebauten Daytona-Prototypen, der bis vergangenes Jahr in der GT300 erlaubt war) zurzeit an einem Lotus Elise auf Bassis des Mother-Chassis. Dieser soll zudem mit einem Mittelmotor ausgestattet sein. Es ist davon auszugehen, dass Cars Tokai Dream28 dann diesen Wagen gegen den McLaren MP4-12C GT3 eintauschen, schließlich verwandte man in der Vergangenheit auch den Shiden. Hinzu kommt, dass mindestens ein oder zwei Lexus RC F GT3 an den Start gehen werden. Damit wird die Markenvielfalt in der Super GT nochmals erhöht. Entsprechend wird es über den Winter spannend zu beobachten sein, welche Teams ihre Fahrzeuge wechseln werden.
GT300-Rennergebnis
GT300-Punktetabelle
Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Übertragung von Radio Le Mans, die bereits im August in Zusammenarbeit mit Nismo.TV das 1000-Kilometer-Rennen von Suzuka übertrugen. Im Gegensatz zur Live-Übertragung des Langstrecken-Klassiker, die quasi in einer Art Nacht- und Nebelaktion geplant wurde, hatten die beiden diesmaligen Kommentatoren Jonathan Palmer und Sam Collins etwas mehr Vorbereitungszeit. Beide führten gewohnt munter und sympathisch durchs Rennen. Dass dabei Fehler geschehen ist nicht schlimm und wird ihnen aufgrund ihrer sympathischen Art auch gerne verziehen. Einige von diesen hätten aber mit einer besseren Recherche vermieden werden können. Es ist deshalb fast schon ironisch, dass es beide Einführungsrunden dauerte, bis Sam Collins endlich bemerkte, dass die Gegengerade, an der ebenfalls eine Boxengasse steht, gar nicht die Start- und Zielgerade ist. So war es aber auch Collins, der insbesondere durch seine Racecar-Engineering-Berichterstattung, viel technisches Fachwissen über die Autos erzählen konnte. Persönlich fand ich es aber absolut unfair, Piloten wie Katsuyuki Hiranaka oder Tomonobu Fujii als Amateurfahrer zu bezeichnen, nur weil sie an der Seite von Leuten wie Björn Wirdheim oder Richard Lyons sitzen. Sowohl Hiranaka als auch Fujii sind gestandene Profi-Rennfahrer in Japan, die in der Super GT seit 2005 unterwegs sind. Es ist zwar richtig, dass die GT300 in den Anfangstagen als die „kleine Klasse“ galt, in der insbesondere kleinere Privatteams sowie Semiprofessionelle sich austoben konnten. Dass diese Zeiten aber schon lange vorbei sind, muss an dieser Stelle aber wohl nicht weiter erläutert werden. Selbstredend ist die Leistungsdichte nicht ganz so hoch wie in der GT500, dennoch herrscht natürlich auch in der GT300 ein sehr enger Wettbewerb, mit vielen Fahrern auf gleichem oder zumindest ähnlichem Level. Dass dann Palmer die Aussage von Collins übernimmt, und vom „Amateur, der nun in den Wagen steigt“ spricht, war deshalb nicht unbedingt die beste Wortwahl. Gentleman-Fahrer gibt es in der Super GT keine. Dies bestätigte auch Tim Bergmeister in unserem Interview zu Beginn des Jahres.
Abgesehen von einigen kleineren Fauxpas – Collins wusste nicht, dass Honda ein Rennen heuer gewann, da er laut eigener Aussage nicht alle Rennen verfolgt hat, dachte also der dritte Rang des Weider-Honda sei das beste Saisonresultat – muss man ein großes Lob für Radio Le Mans sowie insbesondere Nismo.TV aussprechen, ohne welche die Motegi- wie auch Suzuka-Übertragung nicht möglich gewesen wäre. Auf Anfrage bestätigte man uns, dass man versuchen werde, 2015 alle Rennen live auf YouTube mit dem englischen Kommentar von Radio Le Mans zu streamen. Dies hängt aber von der Rechtesituation ab, die erst geklärt werden muss. Für die Super GT wäre dies ein enorm wichtiger Schritt, schließlich erfreut sich die Serie weltweit an großer Beliebtheit, obgleich sie aufgrund der Sprachhürde sowie der nicht vorhandenen Übertragungen / TV-Präsenz nur schwer zu verfolgen ist.
Copyright Photos: GT Association
1 Kommentare
[…] Am Wochenende haben wir noch in unserer Analyse zum Super-GT-Finale am Twin Ring Motegi über das Gerücht berichtet, dass sich Dome Racing ab der […]
Comments are closed.