Krönungsrennen der WEC in Sao Paulo. Zwar hat Audi noch theoretische Chancen auf dem KonstrukteursTitel, aber die sind wirklich nur theoretisch. Dafür geht es in der LMP2 noch um alles.
Doch bevor es ums Rennen geht, heißt es Abschied nehmen. Tom Kristensen, der neunfache Le-Mans- und sechfache Sebring-Sieger, hat seinen Abschied vom Motorsport bekannt gegeben. Nach so einer Karriere und mit 47 Jahren ist das sicher ein Schritt, den man nachvollziehen kann. Kristensen, Capello und McNish haben zusammen vor allem das Rennen in Le Mans jahrelang quasi nach Belieben dominiert. Sein Fahrstil war immer unaufgeregt und sauber, aber vor allem sehr schnell. Ein Gentleman auf der Strecke, aber auch ein ungemein offener und freundlicher Mensch in Interviews und Gesprächen. Sein letzter großer Sieg stammt aus dem letzten Jahr, als er mit McNish und Loic Duval noch einmal die 24h von Le Mans gewinnen konnte. Audi wird es schwer fallen, einen passenden Ersatz zu finden.
Es dürfte eine große Party für den Dänen in Sao Paulo geben, aber das ist dann auch das einzige, was Audi wird feiern können. Es besteht die winzige Chance, dass Audi noch die Team-WM gewinnt, aber dafür müssten beide Toyota ausfallen und Audi einen Doppelsieg feiern. Angesichts der Tatsache, dass man im Verlauf des letzten Saisondrittels auch hinter die Porsche gefallen ist, eine sehr unwahrscheinliche Sache. Toyota hat Audi in diesem Jahr in jedem Rennen klar geschlagen – abgesehen von Le Mans natürlich. Rein sportlich gesehen haben die Japaner Audi weit hinter sich gelassen.
Wäre da nicht das Problem, dass Le Mans halt in der medialen Aufmerksamkeit gefühlt 100 Mal so viel Wert ist, wie ein Gesamtsieg in der WEC. Wer erinnert sich noch daran, wer 1971 die Sportwagenweltmeisterschaft gewonnen hat? Aber dass Porsche den Sieg mit dem 917 holte, daran erinnert man sich schon eher. Was natürlich nicht die Leistung von Toyota schmälern soll. Den kompletten Triumph hat man aber vermutlich auch deswegen nicht erreicht, weil man auf den Einsatz eines drittes Fahrzeugs verzichtet hat.
Ein Fehler, der Porsche nicht unterlaufen soll, weswegen man für 2015 schon den Einsatz eines dritten Autos in Spa und und Le Mans angekündigt hat. War diese Ankündigung erwartbar, überraschte Porsche mit der Ankündigung, dass man Nico Hülkenberg als Fahrer für den Wagen verpflichtet hat. Wirklich eine kleine Sensation und die Gerüchteküche munkelt, dass es nicht die letzte bei Porsche sein soll.
Das Rennen in Sao Paulo sollte sich nicht allzu sehr von den letzten unterscheiden. Toyota wird den schnellsten Wagen haben, gefolgt von den Porsche und den Audi. Allerdings kommt die Strecke den Deutschen etwas entgegen. Sie ist kurz, im Mittelteil braucht man guten mechanischen Grip, was dem Audi schmecken wird. Nicht so gut sieht man dann allerdings auf der sehr langen Geraden aus, die dann auch noch bergauf geht. Hier können Toyota und Porsche ihren Beschleunigungsvorteil ausnutzen. Weil aber die Strecke kurz ist und Audi in den langsamen Streckenteilen besser aufgestellt sind, wird das Rennen an der Spitze deutlich enger werden als in Shanghai oder Bahrain. Alles andere als ein Sieg von Toyota wäre aber eine Überraschung.
LMP2
Während in der P1 alles klar ist, geht es in der LMP2 tatsächlich noch um beide Titel. Zumindest zwischen dem G-Drive Team und dem ersten Wagen von SMP. In der Fahrer-WM haben Julian Canal, Oliver Pla und Romain Rusinov 136 Punkte und liegen acht Punkte vor Sergey Zlobin aus der #27, in der in diesem Jahr verschiedene Fahrer neben Zlobin eingesetzt wurden. In Sao Paulo werden allerdings wieder Minassian und Mediani neben Zlobin sitzen. Auch wenn G-Drive mit dem Ligier-Chassis sicher einen Vorteil hat – der Wagen zeigte sich in diesem Jahr auch zwischendurch zickig. Genauer gesagt ausgerechnet in Le Mans. SMP hat mit dem Oreca also durchaus Chancen, beide Titel noch holen zu können. Allerdings wäre es wie bei Rosberg und Hamilton – es würde nicht das beste Team des Jahres gewinnen.
Einen Strich durch die Rechnung könnte beiden jedoch das immer stärker werdende KCMG-Team machen, das durchaus für den Sieg in Frage kommt. Nicht dabei sind beide ESM HPD, die jedoch 2015 an den Start gehen werden. Dann werden wir vielleicht dann auch mal den Strakka-Dome sehen. Eventuell.
GTE
Hier gibt es nicht viel zu sagen. In beiden Klassen ist sind die Titel entschieden. In der AM bleiben die Aston das Maß der Dinge, in der Pro-Kategorie dürften sich die Ferrari durchsetzen. Ob Porsche auf der engen Strecke eine Chance hat, ist schwer zu sagen. In den letzten Rennen fielen die 911er dadurch auf, dass sie erst ab der zweiten Stunde so richtig in Fahrt kamen, dann war der Abstand nach vorne meist etwas zu groß.
Das Rennen findet am Sonntag statt, Startzeit ist gegen 13:00 Uhr. Da unser gesamtes WEC-Team am Wochenende unterwegs ist und keine Zeit hat, kommt die Analyse dann etwas später im Laufe der Woche.
2 Kommentare
Falls jemand die Rücktritts-PK von Tom Kristensen mit Übersetzung und Einschätzung von Radio Le Mans hören will, der sollte diesem Link http://audio.rpix.org.uk/lm24/2014/2014_lm24_kristensen_retirement.mp3 folgen.
Drücke mal beide Daumen für Audi im nächsten Rennen. Allerdings werden die Toyotafahrer wieder alles geben. Nico Hülkenberg als Fahrer für Porsche wird für die Saison 2015 sehr reizvoll.
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