Home Formel EinsF1 F1: Saisonrückblick 2014 – Red Bull

F1: Saisonrückblick 2014 – Red Bull

von DonDahlmann
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Pleiten und Pannen, ein vierfacher Weltmeister, der mit dem Auto nicht klar kam, ein Chassis, das nicht wie gewohnt stark war und ein Motor, dem es an Leistung und Standfestigkeit mangelte. Die Saison von Red Bull lief scheinbar miserabel. Aber war sie deswegen schlecht?

F1 Grand Prix of Abu DhabiWenn man Helmut Marko fragen würde, ob so ein zweiter Platz in der Team-WM und ein dritter Platz bei den Fahrern nicht auch ganz ok seien, würde er einen vermutlich vernichtend anschauen und sich auf dem Absatz umdrehen. Nach vier Weltmeisterschaften hintereinander ist man bei Red Bull eingeschnappt, dass es nicht besser gelaufen ist. Nachdem man vier Jahre lang das dominierende Auto hatte, nachdem man im letzten Jahr alles in Grund und Boden gefahren hat, nachdem man sich an die Siege gewöhnt hatte, war man bei Red Bull offensichtlich überrascht, dass es auch mal anders laufen kann.

Dabei hatten sich die Probleme schon über den Winter angedeutet. Red Bull deutete im Herbst an, dass man in Sachen Motor bei Renault Probleme sehen würde und dass Mercedes schon einen Vorteil habe. Es gab Stimmen, die meinten, an dem Problem sei auch Red Bull schuld. Die notorisch engen Heckpartien von Adrian Newey hätten Renault dazu gezwungen, die Nebenaggregate des Motors klein zu dimensionieren. Das stimmte aber nicht, denn die Probleme des Motors lagen in einem anderen Bereich. Die Kühlung war zunächst ein Sorgenkind, das man aber recht bald in den Griff bekam. Doch im Laufe der Saison kamen weitere Probleme hinzu. Die Turbolader gingen hoch, das gesamte ERS-System fiel mehrfach aus und sogar der Motor selber machte Sorge. Als einziger Hersteller mussten zwei Renault-Teams am Ende der Saison einen sechsten Motor einbauen.

Aber Red Bull macht es sich auch ein wenig einfach, wenn man die Schuld am, nun ja, schlechten Abschneiden in diesem Jahr auf den Motor schiebt. Denn schaut man sich die Ausfallquote von Red Bull und Mercedes an, dann stellt man fest, dass beide Teams exakt fünf Ausfälle hatte. So schlimm, wie Red Bull es oft hingestellt hat, waren die technische Probleme mit dem Renault-Motor also dann doch nicht.

F1_GP_Germany_2014_17Das vorletzte Chassis von Adrian Newey war sicher wieder gut, zumindest besser als der Rest der Welt, aber in diesem Jahr hatte Mercedes einfach das bessere Auto. Zeitweise schien es so, als ob man bei Red Bull überrascht war, dass auch mal andere gute Ideen haben könnten. Und auch der Williams war ja nun nicht schlecht. Ein weiteres Problem lag im Zusammenspiel der komplizierten Motorelektronik mit dem Brake-by-wire-System. Vor allem Sebastian Vettel kam mit dem zickigen Bremssystem nicht so gut klar. Das neue System verlangt, dass man vor der Kurve mit seinem Bremsmanöver fertig ist, statt den Wagen mittels Bremse in die Kurve zwingt. Vettel litt unter dem Mangel an Übersteuern am Eingang der Kurve ebenso Kimi Räikkönen. Die Summe kleiner Schwächen war es, die Red Bull am Ende hinter die Mercedes warfen. Wenn man allerdings mal die Mercedes aus der WM-Wertung nimmt, dann ergibt sich wieder ein anderes Bild. Ricciardo wäre mit satten 52 Punkten Vorsprung Weltmeister geworden, der Konstrukteurstitel wäre mit 85 Punkten Vorsprung an das Team gegangen.

Das Team haderte mit der ungewohnten Situation und der Tatsache, dass der Teamleader Vettel ebenso ungewohnte Schwierigkeiten zeigte. In der ersten Saisonhälfte landete Vettel meist hinter seinem Teamkollegen und hatte zudem drei der fünf Ausfälle des Teams. Es war schon ein wenig erstaunlich – während Daniel Ricciardo innerhalb weniger Rennen zum Liebling der Fans wurde, während er sogar drei Siege holen konnte, wirkte Vettel frustriert, ja sogar teilweise gelähmt. Er haderte mit sich, seinem Wagen und so manchen Teamentscheidungen. Aber das Red-Bull-System hört nicht auf, nur weil man mal zufälligerweise viermal Weltmeister geworden ist. Wenn man nicht mehr siegt, konzentriert man sich auf den besseren Teamkollegen.

F1 Grand Prix of Malaysia - RaceVettel schien nach und nach unzufrieden, auch wenn es in der zweiten Saisonhälfte etwas besser lief. Dennoch war seine Kündigung bei Red Bull schon überraschend. Sein Vertrag lief ja noch, aber Vettel hatte sich eine Klausel in den Vertrag geschrieben, die ihm den Weg frei macht, sollten zur Saisonhälfte bestimme Ergebnisse nicht eintreten. In dem Fall war es wohl der Passus, dass er nicht unter den ersten drei der WM lag. Über seine sonstigen Motive kann man bisher nur spekulieren. Dass er (irgendwann) zu Ferrari wollte, ist lange bekannt, aber offenbar sucht Vettel ebenso wie damals sein großes Vorbild Schumacher die Bestätigung, auch in einem anderen Team Weltmeister zu werden. Etwas, was nur wenigen Weltmeistern gelungen ist (Fangio, Brabham, Hill, Fittipaldi, Lauda, Piquet, Prost, Schumacher, Hamilton). Ferrari wird für Vettel eine große Herausforderung und man darf gespannt sein, wie er damit umgeht. Gelingt es ihm, Ferrari den Erfolg zu bringen, dürften die letzten seiner Kritiker verstummen.

Die haben in diesem Jahr Auftrieb bekommen, weil Daniel Ricciardo in seiner ersten Saison bei Red Bull gleich mal drei Siege holen konnte und überhaupt mit sensationellen Überholmanövern auf sich aufmerksam machte. Sein breites Lächeln, sein humorvolles und ehrliches Auftreten machten ihn in diesem Jahr zu einem heimlichen Star der Serie. Statt glattrasierter, freundliche PR-Meldungen abliefernder Piloten ist Ricciardo in seiner Art einmalig und genau so eine Persönlichkeit, wie sie der Formel Eins gefehlt hat. Neben seiner offen Art ist er auch noch verdammt schnell und zeigt schon in seinem dritten Jahr in der Formel Eins eine erstaunliche Rennintelligenz.

F1 Grand Prix of USA - QualifyingDie Vorgaben seines Renningenieurs befolgt er einerseits genau, andererseits hat er in diesem Jahr auch schon gezeigt, dass er im Rennen seine eigene Entscheidungen treffen kann. In Ungarn sah er seine Chance und überging die ersten Anweisungen seines Teams. Er hatte die Möglichkeit, die sich ihm bot, schlicht und ergreifend erkannt oder zumindest mit seinem Instinkt erahnt. Er fuhr schnellere Zeiten, als Red Bull ihm vorgab und holte so am Ende den Sieg. Ungarn zeigte ziemlich gut, was in Ricciardo steckt. Interessant wird es dann aber 2015, wenn er mit Kyvatt einen Teamkollegen bekommt, der noch weniger Erfahrung als er selber hat. Gleichzeitig ist der Russe auf eine Runde sehr schnell. Das verspricht Spannung in der Qualifikation. Dennoch sehe ich für Ricciardo eine große Zukunft am Motorsport-Himmel.

Bilder: Red Bull/Getty

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Am 9. Dezember 2014 gefunden … – wABss 10 Dezember, 2014 - 03:22

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