Den heftigsten Absturz des Jahres erlebte das Lotus-Team. Fuhr man 2013 sogar noch zeitweilig um die WM, kam man 2014 kaum noch in die Punkte. Die Ursachen für den Absturz liegen auf der Hand.
Die Probleme von Lotus begannen schon im letzten Jahr, als das Geld knapp wurde. Kimi Räikkönen zog im Herbst öffentlich die Notbremse, nachdem ihm der Rennstall sein gesamtes Jahresgehalt schuldig geblieben war und es auch, trotz mehrfacher öffentlicher Warnungen des Finnen, nicht bezahlt wurde. Dann verlor Lotus erst James Allison und schmiss dann auch noch Eric Boullier raus, der den Laden nach außen hin zusammen gehalten hatte. Man verlor also drei wichtige Säulen der Teamarchitektur und kämpfte zudem mit massiven Geldproblemen. Die Schulden bei Lotus sollen, glaubt man Christian Sylt von Forbes, über 300 Millionen Dollar betragen haben und 2014 werden noch ein paar Dollar dazu gekommen sein. Gerald Lopez, Eigentümer des Teams, wird ja nicht müde zu behaupten, die hohe Summe resultiere aus „Krediten und Abschreibungen“, die seine Firma GenII dem Team zur Verfügung stellen würde, nicht aus tatsächlichen Verpflichtungen gegenüber Zulieferern. Zwar stellt sich die Frage, wie Lotus überhaupt überleben kann und ob das Team eine Art „Abschreibungsmodell“ für GenII darstellt, aber an Geld scheint bei wichtigen Dingen dennoch nicht zu mangeln. Immerhin kaufte man sich am Ende des Jahres zum einen aus dem Vertrag mit Renault heraus und musste Mercedes für den neuen Leasingvertrag eine Garantiesumme überweisen.
Dass das Team aber nicht auf Rosen gebettet ist, konnte man in diesem Jahr sehen. Über den Winter hatte man sich schlicht und ergreifend bei der Interpretation der neuen Regeln vertan. Der Ansatz mit einem Monokiel brachte ein interessantes Auto auf die Strecke, aber wie schon einige Teams in den Jahren zuvor bemerken musste (Williams z.B.), funktioniert die Idee nur am Computer. Der E22 war in allen Belangen unterlegen. Zu wenig Abtrieb, vor allem an der Vorderachse, schlechte Gewichtsverteilung, zu schwer und ein miserabler Topspeed – damit gewinnt man in der Formel Eins keinen Blumentopf. Der Abstand zum Mittelfeld war teilweise grotesk groß. Knapp drei Sekunden fehlten dem Lotus in der Qualifikation und selbst wenn es dem Team mal gelang, auf einer Strecke den „Sweet Spot“ zu treffen, war man im Rennen hoffnungslos unterlegen. Zwei achte Plätze durch Grosjean (Spanien und Monaco), plus ein neunter Platz in Austin waren das Maximum, was man erreichen konnte. Der E22 ging weder auf den schnellen, noch auf den langsamen Strecken und regelmäßig verlor man einen Wagen in Q3.
Ein Umbau des Autos war aber nicht drin, denn dafür hätte man ein komplett neues Monocoque aufbauen müssen. Also keine „B-Variante“, sondern ein komplett neues Auto. Eine derartige Kraftanstrengung ist selbst für reiche Teams nicht möglich, da man ja ab Mitte des Jahres schon am Nachfolgemodell arbeitet. Man würde ein drittes Designteam benötigen, was astronomische Kosten verursacht. Lotus blieb also nichts anderes übrig, als mit dem verhunzten Auto die Saison zu beenden.
Da konnten einem Pastor Maldonado und vor allem Romain Grosjean schon leid tun. Der Franzose wurde in dieser Saison wieder unter Wert geschlagen. Was sollte er mit dem Auto auch anstellen. Sowohl er als auch sein Teamkollege fielen insgesamt 12 Mal aus, zehn Ausfälle gingen auf das Konto der Technik. Den Rest der Zeit fuhr man meist aussichtslos im Hinterfeld herum. Grosjean machte dabei teilweise wenigstens noch hier und da eine gute Figur, vor allem, wenn ihn eine asynchrone Strategie mal nach vorne spülte. Gerüchte besagten, dass Ferrari ein Auge auf den Franzosen geworfen hatte, aber dann einigte man sich ja mit Sebastian Vettel und die Chance für den Franzosen war dahin.
Immerhin nutze Lotus vor allem die letzten Rennen der Saison schon früh dafür, die neuen Teile für die Saison 2015 zu testen. So tauchte man mit einem neuen Frontflügel auf, der schon nach den Regeln für 2015 gebaut wurde und auch im Heckbereich wurde einiges getestet. Im nächsten Jahr setzt man dann auf die Mercedes-Motoren, aber auch die werden ein schlechtes Chassis nicht überspielen können. Für Lotus wird die Luft aber eng, denn noch so ein Jahr wird man sich nicht erlauben können. Die ersten Sponsoren (Unilever) sind schon abgesprungen und wie lange das Geld aus Venezuala kommt, ist angesichts der fallenden Ölpreise auch ungewiss.
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