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Formel Eins: Saisonrückblick 2014 – Marussia & Caterham

von DonDahlmann
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Das Drama um Marussia ist zu Ende, das um Caterham noch nicht ganz. Beide Teams fielen den hohen Kosten zum Opfer, wobei Caterham sich selber ausbremste. Zusätzlich überschattet wird das alles durch den Unfall von Jules Bianchi.

Motor Racing - Formula One World Championship - Spanish Grand Prix - Race Day - Barcelona, SpainDie Hoffnungen bei Marussia und bei Caterham waren vor dem Start in die neue Saison groß. Durch die neuen aerodynamischen und technischen Regeln hatte man durchaus die Chance, einen Neubeginn zu starten. Die Vorgaben waren immerhin für alle neu, beide Teams hatten zudem in den Jahren zuvor genug Erfahrung sammeln können. Bei Marussia hatte man außerdem Ferrari als Unterstützer gefunden, die neben Jules Bianchi auch die Motoren samt Energiesystem und Getriebe an das Team lieferten. Doch am Ende ging dann doch alles schief.

Marussia war schon seit einiger Zeit das Team, das mit dem kleinsten Budget auskommen musste. Um so erstaunlicher war es, dass es dem Team immer wieder gelang, ein gutes Chassis auf die Beine zu stellen. Auch das MR03-Chassis machte keinen schlechten Eindruck, auch wenn mal wieder in Sachen Abtrieb einiges fehlte. Aber man konnte schon zu Beginn der Saison sehen, dass das Team zumindest einen kleinen Fortschritt gemacht hatte. Was allerdings auch daran lag, dass Lotus und Sauber schlecht starteten und Caterham völlig von der Rolle war. Der Ferrari-Motor gehörte bekanntermaßen auch nicht zu den besten und es ist zumindest ein interessantes Gedankenspiel, was Marussia mit einem Mercedes-Aggregat hätte anstellen können. Sieben Zehntel wären mindestens drin gewesen.

F1_Race_Monaco_2014_-0007Das Highlight war sicher der neunte Platz von Jules Bianchi in Monaco, den das Team wie ein Sieg feierte. Doch gleichzeitig bildeten sich schon schwarze Wolken am Horizont. Marussia-Inhaber Nikolai Fomenko stellte „Marussia Cars“ ein, der Geldgeber des Teams, Andrey Cheglakov, transferierte das Team zunächst in eine Firma nach Irland, zog sich dann aber im Oktober 2014 komplett zurück. Dem Team blieb nichts anderes übrig, als Insolvenz anzumelden. Knapp 90 Millionen Dollar soll die Schuldenlast betragen, was darauf hindeutet, dass Cheglakov schon in den letzten Monaten den Geldfluss gestoppt hatte. Überraschend war das nicht, man hatte sich schon immer gewundert, wo das fast komplett sponsorlose Team das Geld her nahm.

Der schreckliche Unfall von Bianchi in Japan hat den Zusammenbruch des Teams noch weiter beschleunigt. Zwar wurde Marussia von einer Mitschuld am Unfall ausgenommen, doch der Schock saß im Team logischerweise tief. Jules Bianchi war der Leistungsträger, ihm hatte Marussia die ersten Punkte zu verdanken, durch ihn kam auch die enge Verbindung zu Ferrari. Auch wenn Bianchi 2015 bei Sauber landen sollte – Ferrari hatte schon signalisiert, dass man weitere Nachwuchspiloten im Team platzieren wollte. Durch die zusätzlichen Einnahmen dank der Platzierung in der Konstrukteurs-WM sah es für Marussia eigentlich nicht schlecht aus. Doch am Ende scheiterte man daran, dass man nur einen Geldgeber hatte.

Die Situation bei Caterham lag nicht viel anders. Tony Fernandes war schon seit längerer Zeit die Lust an der Formel Eins vergangen. Er hatte eigentlich alles richtig gemacht. Man hatte gutes Personal bei Force India abgeworben, man hatte Motor, KERS und Getriebe bei Renault und Red Bull eingekauft und pro Saison mindestens einen Fahrer, den man viel zutrauen konnte. Fernandes hatte eine gute Basis geschaffen, aber dem Team gelang es nie, daraus etwas zu machen. Ob es etwas damit zu tun hatte, dass Fernandes das Tagesgeschäft anderen überließ, oder ob auch hier (zusätzlich) das Geld fehlte, ist schwer zu sagen. Von außen betrachtet schien es jedenfalls so, also ob Caterham eher an sich selber scheiterte.

F1_Race_Ungarn_2014_-0019Der diesjährige Komplett-Abstieg des Teams lag jedenfalls am wirklich merkwürdigen CT05-Chassis. Schon beim bloßen Ansehen kamen einen Zweifel, ob die Schaufel da vorne wirklich so eine gute Idee gewesen sei. Aber wie es meist so ist: Wenn ein Auto hässlich ist, dann ist es meist auch langsam. Ausnahmen bestätigen hier und da die Regel, aber in seiner Absurdität war der Caterham schon außergewöhnlich. Und schon in den ersten Rennen offenbarte sich das gesamte Elend. Der CT05 war quälend langsam und lag zunächst sogar noch eine Sekunde hinter dem Marussia. Den Abstand konnte man zwar eindampfen, aber es war auch klar, dass man mit dem Auto keinen Schritt nach vorne machen würde.

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion verkaufte Fernandes das Team an ein obskures arabisch-schweizerisches Konsortium, dessen Hintermänner und Geldgeber nie bekannt wurden. Immerhin gelang es Colin Kolles, der das Team offenbar dirigierte, dem CT05 dank einer neuen Front etwas Leben einzuhauchen. Kolles und seine verschiedenen Vertreter waren zumindest auch ehrlich genug zu sagen, dass man in diesem Jahr wegen des schlechten Chassis sowieso nichts mehr erreichen würde. Man wolle die Saison zu Ende fahren, dann schaue man weiter.

F1_Race_Spa_2014_-0018Dazu kam es dann aber nicht mehr. Warum genau Caterham zusammenbrach, ist weiterhin nicht so richtig zu durchschauen. Kolles behauptet, dass Team gehöre weiterhin Fernandes, weil der die Firma, die die Rennlizenz besitzt, nicht rausrückt. Fernandes sagt, Kolles habe ihn nie bezahlt. Mittlerweile wird Caterham durch einen Insolvenzverwalter geführt, der sich verzweifelt bemüht, das Team zu verkaufen. Die FIA hat Caterham zugestanden, dass das Team 2014 zur Not auch mit dem alten Chassis an den Start gehen kann. Gleichzeitig soll die Schuldenlast bei Caterham bei moderaten 30 Millionen Dollar liegen. Was zumindest dafür spricht, dass Kolles und Fernanders einigermaßen gewirtschaftet haben.

Während bei Caterham, auch wegen deren modernen Fabrik in Leafield, noch minimale Chancen auf ein Comeback bestehen, ist Marussia Geschichte. Letzte Woche wurde das gesamte Inventar des Team versteigert.

Beide Teams führen an, dass die gestiegenen Kosten zum Aus geführt haben. Da wird etwas dran sein, immerhin war man 2010 unter der Prämisse einer Budgetobergrenze in die Formel Eins eingestiegen. Dank der günstigen Motoren konnte man auch die höheren Belastungen in den letzten Jahren stemmen, aber die komplexen V6-Motoren haben das Budget beider Teams gesprengt. Auf der anderen Seite liegt das Scheitern beider Teams aber nicht allein im Jahr 2014. Weder Caterham noch Marussia ist es in den letzten Jahren bei einem stabilen technischen Reglement gelungen, halbwegs Anschluss an das Mittelfeld zu finden. Gründe dafür habe ich ja weiter oben angeführt. Dass es auch anders laufen kann, hat Force India bewiesen, auch wenn man hier fairerweise sagen muss, dass Vijay Mallya wohl etwas mehr Geld reingesteckt hat. Aber ihm ist es gelungen aus einem hoffnungslosen Fall ein etabliertes Mittelfeldteam zu formen. Es geht also.

Bernie Ecclestone hat gesagt, dass er beide Teams nicht vermissen wird, sie hätten beide nichts zur Spannung in der Serie beitragen. Da hat er nicht ganz unrecht, zu sehen waren die vier Autos ja selten. Auf der anderen Seite sind es gerade die kleinen Teams, die das Salz in der Suppe ausmachen. Wenn es dann einem solchen Team gelingt, mal in die Punkte zu fahren, ist die Freude auch bei den Fans groß. Das klassische „Minardi“-Team gehört ebenso zur Formel Eins wie Ferrari oder McLaren.

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Am 23. Dezember 2014 gefunden … | wABss 24 Dezember, 2014 - 03:05

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