Unsere Serie mit dem rein subjektiven „Best of 2014“ wirft ein Blick auf einzelne Momente der vergangenen Motorsportsaison.
Ich hatte dieses Jahr wegen jeder Menge Arbeit leider nicht so viel Zeit für den Motorsport, aber dafür hatte ich das Glück, dieses Jahr in Daytona und Le Mans zu sein. Besonders Daytona war ein sehr schönes Erlebnis und ich kann jedem nur empfehlen, entweder mal zu den 24h oder nach Sebring zu fahren. Tolle Rennen, günstiger Eintritt und eine sehr schöne Atmosphäre. Die USCC gibt sich jede Menge Mühe, den Fans auch neben der Rennstrecke etwas zu bieten. Le Mans steht wie jedes Jahr aber natürlich auf Platz 1 der Erlebnisse. Die Atmosphäre in Le Mans ist unvergleichbar – so viele Rennsportfans aus so vielen Ländern, die friedlich und zusammen das Rennen, die Teams und natürlich die Fahrer feiern. Eine schönere Stimmung habe ich an keiner anderen Strecke und bei keinem anderen Rennen erlebt.
Leider gab es in diesem Jahr aber nicht nur schöne Momente. Der Unfall von Jules Bianchi war so ein Moment, der zeigte, dass Motorsport, auch in der F1, eben doch sehr gefährlich ist. Der Zustand von Jules hat sich leider bisher nicht signifikant verbessert. Er liegt weiter im Koma und man kann weiter nur die Daumen drücken, dass er bald wieder hergestellt ist.
Auch wenn er kein aktiver Fahrer mehr ist, der Unfall von Michael Schumacher vor genau einem Jahr beschäftigt die Motorsportgemeinde bis heute. Schumacher überlebte nur mit viel Glück, wie es ihm heute geht, weiß man nicht genau. Auch ihm gilt es, weiter die Daumen zu drücken.
Bestes Rennen
Das ist eine schwere Entscheidung. Le Mans war dieses Jahr wieder sehr spannend, allein wegen der hohen Ausfallquote und dem großen Kampf der eigentlich unterlegenen Audi-Mannschaft. Und weil Le Mans eben das Saisonhighlight in jedem Jahr ist. Auf der anderen Seite war da das Rennen der F1 in Bahrain, das zu den besten Rennen der Serie seit einiger Zeit gehörte. So viele Überholmanöver, so enge Zweikämpfe hat man lange nicht mehr gesehen.
Aber am Ende waren es das dritt- und zweitletzte Rennen der NASCAR im Chase. Texas und Phoenix boten alles, was man an der NASCAR so mag. Spannung, Dramen, Aufregung an der Box und nach dem Rennen sowie das vermutlich dreisteste Überholmanöver des Jahres. (Siehe weiter unten.)
Das Kalkül der NASCAR mit dem Playoff-System ist voll aufgegangen, auch wenn ich dem letzten Rennen weiter skeptisch gegenüber stehe.
Bestes Finish
Ein spannendes Finish und ein überhaupt sensationell gutes Rennen lieferte die ELMS in Imola ab, das man hier noch mal anschauen kann. Wem das zu lang ist, eine Zusammenfassung hatten wir hier.
Bester Fahrer
Es gab eine Menge Fahrer, die dafür in Frage kamen, aber am Ende habe ich mich auch für Lewis Hamilton entschieden. Zum einen war er auf der Strecke in diesem Jahr mehr oder weniger unschlagbar, zum anderen, und das fand ich viel bemerkenswerter, blieb er immer ruhig, egal wie groß der Druck war, egal wie viel Pech er hatte. Nur einmal, in Monaco, blitzte der „alte“ Lewis wieder durch, aber Hamilton bekam sich schnell wieder in den Griff. Seine alte Schwäche war immer, dass er sein Ego nur schwer kontrollieren konnte. Fühlte er sich ungerecht behandelt, reagierte er trotzig, zog sich zurück, schmollte und machte Blödsinn. Das hat er in diesem Jahr fast komplett abgelegt. Er war schneller als Rosberg, verbrauchte weniger Sprit, schonte die Reifen besser, konnte im Rennen die Strategie verändern, und dann ließ er sich auch noch am Rande der Piste nicht aus der Ruhe bringen. Wenn Hamilton so bleibt, wird es schwer werden, ihn in den nächsten Jahren zu schlagen.
Bestes Team
Mercedes AMG F1. Was Mercedes dieses Jahr geleistet hat, war schon sensationell. Das gilt natürlich in erster Linie für den Motor, der unschlagbar war, aber auch für das Chassis. Mercedes war in diesem Punkt einfach zwei Schritte weiter als die Konkurrenz. Was auch bedeutet, dass die Umstruktierungsmaßnahmen im Team genau richtig waren. Toto Wolff, Niki Lauda und Paddy Low bilden nach Außen hin das Führungs-Dreigestirn, dahinter arbeiten allerdings Größen wie Aldo Costa. Auch das Duell zwischen Rosberg und Hamilton hielt man einigermaßen unter Kontrolle, auch wenn manche Maßnahmen etwas über das Ziel hinaus schossen. Aber alles in allem eine perfekte Saison für Mercedes.
Überholmanöver des Jahres
Ryan Newman in Phoenix.
Feinde/Duell des Jahres
Das Duell Rosberg vs. Hamilton war sicher sehr spannend, aber es fehlte auch etwas die Würze, weil Mercedes den Deckel drauf behielt und beide Fahrer an der kurzen Leine hielt. Eine Situation wie zwischen Senna und Prost wollte man nicht haben, allein aus Marketinggründen.
Ansonsten: Brad Keselowski gegen den Rest :)
Überraschung des Jahres
Daniel Ricciardo war sicher die Überraschung des Jahres. Drei Siege, Vettel hatte er meist relativ locker im Griff. Und dann blitzten trotz des engen Korsetts von Red Bull immer wieder seine Persönlichkeit und sein Humor durch. Sein breites Grinsen, seine offene Art sind wie ein Jungbrunnen für die F1 und es ist nicht überraschend, dass sich Ricciardo gleich in die Herzen der Fans fahren konnte. Dazu kamen natürlich auch seine sensationellen Überholmanöver, wie jene in Ungarn.
Enttäuschung des Jahres
Als Fahrer waren das sicher Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel. Als Team McLaren, was allerdings auch deren Umstrukturierung aus dem Winter zuzuschreiben ist. Dennoch war es erstaunlich, wie schlecht der MP4/29 dieses Jahr war. Man hatte ja Mühe, sich Force India vom Hals zu halten und musste sich Williams klar geschlagen geben. In Sachen Serie: mal wieder die WTCC. Die TC1-Fahrzeuge sehen zwar nicht schlecht aus, aber die WTCC schafft es einfach nicht mehr, mein Interesse zu wecken.
Langweiligstes Rennen
Der GP der F1 in Russland.
Spruch des Jahres
„In meinem Fall wird sowieso nicht viel gesprochen.“ (Kimi Räikkönen zum Funkverbot in der F1)
Glückspilz(e) des Jahre
Memo Gidley. Der US-Pilot knallte bei den 24h von Daytona ins Heck des F458 von Matteo Mallucelli, der außerhalb der Ideallinie mit einem Problem langsam entlang fuhr. Gidley konnte den Ferrari nicht sehen, weil er seinerseits hinter einem Wagen stecke und überholen wollte. Der Aufprall war fürchterlich. Gidley brach sich beide Beine mehrfach, hatte eine Wirbelfraktur und Brüche in beiden Armen. Ich erinnere mich an die Stille im Mediacenter von Daytona nach dem Unfall. 20 Minuten nach dem Unfall berichtete ein Fotograf, dass man Gidley mehr tot als lebendig aus dem Auto geborgen hätte. Gidley kämpft bis heute mit den Folgen des Unfalls, ist aber wieder auf den Beinen.
Glückspilz Nummer 2 ist Marcus Mahy. Der Gentleman-Pilot war beim chaotischen 24h-Rennen in Spa aus bisher ungeklärter Ursache mit einem weiteren F458 kollidiert und schwer verunglückt. Mahy musste von den Rettungsmannschaften reanimiert werden und hatte einen Halswirbelbruch. Er lag einen Monat auf der Intensivstation und konnte zwei Monate nach dem Unfall nach England verlegt werden. Mahy ist mittlerweile wieder zu Hause und wieder hergestellt, hat seine Karriere als Rennfahrer aber beendet.
Nicht zu vergessen: Loic Duval und sein Horrorcrash im freien Training in Le Mans.
Am Schluss möchte ich mich bedanken. Bei allen Lesern, den in diesem Jahr vielen neuen, aber auch den „alten Hasen“, die diese Seite seit vielen Jahren kennen und schätzen. Bei allen, die im Chat rumhängen und jedes Rennen auf ihre eigene Weise kommentieren. Und die uns immer wieder mit aktuellen Infos versorgen.
Ich möchte mich auch bei allen Autoren bedanken, die dieses Jahr wieder erstaunliches geliefert haben. Zum Beispiel Yankee, der trotz Arbeit und Stress die beste und umfassendste Berichterstattung in Deutschland über die SuperGT und die Super Formula bringt. Mehr Infos Infos über japanische Motorsportszene findet wohl nur noch in Japan selber. Kristian und Steffen großes „Danke“ für die vielen, vielen Berichte zur NASCAR, Flo für seine technische Hintergrundberichterstattung in der WEC und in anderen Serien, Sebastian und Rainer, die die BTCC und die IndyCar nach Deutschland holen, Thomas für seine umfassenden Artikel in Sachen V8 Supercars, die es in Deutschland auch so kein zweites Mal gibt. Max für seine amüsante und kritische Berichterstattung in Sachen WTCC und DTM und, seit neuestem, auch für seine Autotests. Natürlich auch ein „Danke“ an Stefan, dessen WEC-und Formula-E-Berichterstattung wie immer auf dem Punkt war, und Jan, der in diesem Jahr weniger schreiben konnte, weil die Arbeit das nicht zuließ.
Dazu gibt es noch die Felix und Marco, die jede Woche den TV-Kalender mit allen Zeiten und Streaminglinks befüllen. Die Arbeit, die dahinter steckt, kann man sich kaum vorstellen.
In diesem Jahr neu dazu gestossen ist Andi, der den Podcast technisch komplett neu aufgesetzt hat, darunter auch das Livestreaming. Dank ihm konnten wir den Podcast nicht nur wieder beleben, er hat auch dafür gesorgt, dass wir nun alle Episoden selber hosten und archiviert haben. Auch 2015 wird es den Podcast weiter geben.
Und dann wäre da noch Daniel. Der schaut seit fast zwei Jahren immer wieder über unsere Texte und korrigiert die oft aus Zeitdruck entstandenen Schreibfehler. Das macht er im Hintergrund, ohne das die Autoren das manchmal selber mitbekommen.
Wir werden auch 2015 auf unsere Art die Motorsportsaison begleiten. Die Analyse und die Hintergrundberichterstattung stehen im „Racingblog“ weiter im Vordergrund. Wir werden den Umfang vermutlich so beibehalten, wie es 2014 war, dazu ein paar Testberichte und, wenn es klappt, etwas mehr Hintergründe in Sachen Technik im Motorsport.
3 Kommentare
Ich möchte mich hiermit auch mal bei allen Beteiligten des Racingblog-Teams als einer, welcher in den letzten Jahren stets als stiller Leser zahllose Artikel verschlungen hat, bedanken. Nicht umsonst habe ich zahllosen Motorsport-Fans bereits diese Seite empfohlen, welche für mich seit langer Zeit die Nummer Eins im Punkto Motorsport-Journalismus darstellt (vor allem auch aufgrund der sehr guten Berichterstattung zur BTCC). Macht genau so weiter. Die Mischung aus Fachwissen, Humor und kritischer Einschätzung ist immer wieder ein Genuss.
Vielen Dank und einen guten Rutsch.
Mfg Grubenmoppz
[…] Best of 2014 ? Don, gefunden bei http://www.racingblog.de (0 Buzz-Faktor) […]
Ich wünsche Dir ein fröhliches und gesundes Neujahr mit vielen erflüllten Wünschen.
Super Blog. Mach weiter so.
Gruß
Autoankauf Herne
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