Eines der ersten Motorsport-Events im frisch angebrochenen Jahr 2015 bietet uns die junge Winterserie Formula E. Am Samstag wird das Feld der 20 Elektro-Monoposti in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires an den Start gehen. Vor der Vorschau auf das anstehende Rennen steht zunächst ein kurzer Rückblick auf Lauf 3, der im Dezember in Punta del Este in Uruguay ausgetragen wurde.
Rückblick: Lauf 3 in Punta del Este
Das Rennwochenende in Punta del Este war weniger überzeugend als das sehenswerte Event in Putrajaya zuvor, jedoch trotzdem noch recht unterhaltsam. Wer noch reinschauen möchte, findet hier das ausführliche Highlight-Video. Leider wurde das Rennen von Unfällen, Safety-Car-Phasen, Strafen und technischen Defekten zerrupft und fand nicht wirklich einen Rhythmus. Die Strecke war sandig und schien herausfordernd, die Schikanen und engen Kurven luden zu kleineren und größeren Unfällen geradezu ein. Die erhöhten Baguette-Kerbs waren an Unfällen und Aufhängungsschäden ebenfalls nicht unbeteiligt. Hier besteht also noch etwas Verbesserungsbedarf für die Serie.
Am Start hatte Nelson Piquet jr. die erste Position von Vergne übernommen, der im ungewohnten Auto mit Wheelspin schlecht aus den Startlöchern kam. Vergne hing Piquet über das erste Renndrittel im Getriebe und konnte ihn schließlich nach mehreren gescheiterten Versuchen geschickt ausbremsen. Doch man merkte Vergne über den gesamten Rennverlauf die mangelnde Erfahrung mit dem E-Auto im Vergleich zu seinen Kontrahenten an: Er verbrauchte schlichtweg deutlich mehr Energie und musste entsprechend früher zum Fahrzeugwechsel in die Box. Somit hätte er gegen Rennende stärker haushalten müssen, hatte jedoch das „Glück“, dass mehrere Safety-Car-Phasen den Energieverbrauch (für alle) senkten.
Die insgesamt zweite Gelbphase wurde etwa zur Rennmitte durch einen Crash von Stephane Sarrazin ausgelöst, der in einer der Schikanen über die erhöhten Kerbs gerumpelt und in die Wand eingeschlagen war. Da die Boxenstopps gerade im Gange waren, wurde die Rangfolge durcheinander geworfen. Nick Heidfeld fand sich auf Rang 1 wieder – jedoch nur, weil er die Minimal-Aufenthaltsdauer in der Boxengasse (recht deutlich) unterschritten hatte. Von ganz hinten konnte er sich in der zweiten Rennhälfte trotzdem wieder auf Rang 10 vorkämpfen (auch dank Fan-Boost) und so endlich den hoch verdienten ersten Meisterschaftspunkt einfahren.
Durch Heidfelds Strafe erbte Sebastien Buemi die Führung, jedoch wiederum dicht gefolgt durch Vergne. „JEV“ machte Druck, doch Buemi konnte sich zunächst an der Spitze behaupten. Eine letzte Safety-Car-Phase führte das Feld für die Schlussrunden noch einmal dicht zusammen. Nach dem Restart machte Vergne mächtig Druck, und der hatte Einfluss auf Buemi: Nach einem Verbremser verpasste dieser die erste Schikane, behielt jedoch die Führung – die Frage, ob das rechtens war, konnte jedoch ausbleibe. Denn eine halbe Runde später, als Vergne einen neuen Überholversuch starten wollte, brach Vergnes Aufhängung, offensichtlich ohne Fremdeinwirkung oder heftigeren Kontakt.
So konnte Buemi ungefährdet seinem ersten Saisonsieg entgegen fahren. Zweiter wurde Piquet jr. vor Lucas di Grassi und Jarno Trulli. Ein bemerkenswertes Rennen fuhr auch Bruno Senna, der nach einer Strafe wegen versäumter Quali-Formalitäten von ganz hinten starten musste. Der zweite Rang von Di Grassis verhalf diesem zu einer schon recht deutlichen Meisterschaftsführung: Mit 58 Zählern liegt er nun 18 Punkte vor Buemi und Bird (der diesmal verunfallte und leer ausging), dahinter tut sich eine weitere große Lücke von 16 Punkten zu Nicolas Prost auf.
Ausblick auf Lauf 4: Buenos Aires
Diesmal gibt es nur wenig Bewegung im Fahrerfeld. Für Andretti Autosports wird diesmal Marco Andretti, Sohn von Teamchef Michael, an den Start gehen. Marco ist zwar in der IndyCar Series auf Ovalen recht stark, hat jedoch nie so ganz seine Probleme auf Rund- und Straßenkursen in den Griff bekommen (ironischerweise hat er einen seiner zwei IndyCar-Siege 2006 in Sonoma eingefahren). Auch bei Gastauftritten in der A1GP und in Le Mans konnte Marco nie wirklich überzeugen. Die Formula E ist nun die nächste Chance für ihn, seine Rundkursfähigkeiten zu verbessern.
Der Anlass für den Wechsel ist allerdings nicht schön: Franck Montagny, der bei den ersten zwei Rennen für Andretti an den Start ging, wurde nach dem Rennen in Putrajaya positiv auf Kokain getestet. Er verzichtete auf das Öffnen der B-Probe, hat seine Schuld eingestanden und erklärt, dass er sich schäme. Er sei sich bewusst, dass das möglicherweise das Ende seiner Rennfahrer-Karriere sei.
Jean Eric Vergne bleibt bei Andretti Autosports gesetzt – hoch verdient, nachdem er bei seinem Debut die Pole und beinahe auch den Sieg geholt hätte… Matthew Brabham, der zweimal für Michael Andretti antreten durfte, bekleckerte sich dagegen leider bei beiden Versuchen kaum mit Ruhm. Er fiel eher durch Dreher und sonstige Ausrutscher auf, auch wenn sein Grundspeed in Ordnung war. Beim China Racing Team ist Ho-Pin Tung nach Antonio Garcias Gaststart in Uruguay wieder am Start. Salvador Durán darf dagegen für Amlin Aguri weiter ins Steuer greifen.
Die Strecke im Stadtteil Puerto Madero der Landeshauptstadt Buenos Aires sieht auf dem Papier vielversprechend aus. Der 2,4 km lange Kurs führt einmal um den modern gestalteten Parque Micaela Bastidas herum und kombiniert auf der kurzen Strecke allerlei verschiedene Kurven: Auf die lange Start-Gerade (das Ziel liegt an anderer Stelle) folgt eine 180 Grad-Kehre. Die anschließende High-Speed-Passage umfasst die schnelle Kurve 3, die anschließende 90 Grad-Links sollte eine weitere gute Überholmöglichkeit darstellen. Es folgt die zweite Streckenhälfte mit eher engen Kurven, die jedoch für die drehmomentstarken E-Autos genau die richtige Spielwiese darstellen. Über eine schnelle Schikane führt die Strecke zurück auf die Startgerade. Es sieht sogar so aus, als lägen ein paar Meter Höhenunterschied zwischen den beiden Park-Seiten.
Start ist am Samstag um 20 Uhr mitteleuropäischer Zeit, Sky überträgt wieder live und zeigt auch diverse Aufzeichnungen. Zur Einstimmung hier einige Bilder vom letzten Lauf an der Küste Uruguays:
(Quelle: Formula E Media)
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