Das letzte Rennen der vergangenen Saison ist gerade mal zweieinhalb Monate her, da wirft der Auftakt zur neuen Saison schon seine Schatten voraus. Am 7. und 8. Februar fanden bereits die Pre-Season-Tests statt, und am kommenden Wochenende wird es dann richtig ernst, wenn am Samstag um 4:15 Uhr unserer Zeit die Startflagge zum ersten Rennen fällt.
In der relativ kurzen Winterpause hat es einige Veränderungen in den Team- und Fahrerkadern gegeben, die in dieser Vorschau ebenso zusammengefasst werden wie die neuen technischen Regeln ab 2017. Auch an der TV-Front gab es Veränderungen, so sind die Rennen nicht wie bisher auf Channel 7 zu sehen, sondern auf Fox und Channel Ten. Bedeutet für uns Europäer erst einmal nichts, denn am Angebot eines Paystreams über die V8-Supercars-Homepage hat sich meines Wissens nach nichts geändert. Für Australier bedeutet der neue TV-Deal allerdings, dass – wenn sie die ganze Saison werbefrei verfolgen wollen – sie Fox abonnieren müssen, da Ten nur die Rechte für sechs Rennwochenenden bekommen hat. Im Fox-Team vertreten sind unter anderem Mark Skaife und Russell Ingall, der seine aktive Karriere nun endgültig beendet hat. Für Ten werden Mark Webber (soweit es sein Engagement in der WEC erlaubt), Rick Kelly (wie auch immer er das als Aktiver hinkriegen will), Mark Larkham und Greg Murphy zum Mikrofon greifen. Zudem werden abwechselnd andere australische Motorsportgrößen bei Ten zu sehen sein, wie zum Beispiel Alan Jones oder Daryl Beattie.
Die Zukunft der V8 Supercars – Reglement ab 2017
Das sollte dann erstmal reichen, was das Thema TV-Rechte angeht. Kommen wir nun zu der wohl größten Veränderung, die auf die V8 Supercars zukommen wird: das neue technische Reglement ab 2017. Sind bisher noch viertürige Limousinen mit einem V8-Motor vorgeschrieben, so sind ab 2017 auch Coupés erlaubt sowie V6-Turbos oder Vierzylinder-Turbos. Desweiteren müssen die eingesetzten Modelle auf dem australischen Markt verfügbar sein, vier Sitze und einen Frontmotor haben und dazu rechtsgelenkt sein. Ebenso ist ein Heckantrieb vorgeschrieben sowie eine seriennahe Silhouette des Fahrzeugs – also ohne DTM-Geflügelsalat oder andere Spielereien.
Dieser Einschnitt war nötig geworden, um den jetzigen und zukünftigen Herstellern entgegenzukommen, da Holden ab 2017 keine Autos mehr in Australien produzieren wird und Ford sich werksseitig aus dem Sport verabschiedete. Zudem erhofft man sich dadurch neue Hersteller anzulocken. So hört man zum Beispiel immer wieder Gerüchte, dass Lexus mit einem Einstieg in die Serie liebäugelt, und mit dem neuen Reglement könnte man zum Beispiel auch den aus der Super GT bekannten RC F einsetzen.
Zur Zeit ist das genaue Reglement mit allen Details allerdings noch in der Mache, Ende 2015 sollten wir mehr wissen. Eines ist jedoch sicher: Mit den neuen Regeln werden die V8 Supercars wieder zu einer Art ATCC, wie sie bis 1998 Bestand hatte.
Teams und Fahrer 2015
Red Bull Racing Australia (RBRA): #1 Jamie Whincup / #888 Craig Lowndes
Das Team der Titelverteidiger geht auch dieses Jahr wieder mit Whincup und Lowndes an den Start und sollte damit das stärkste Fahrerduo im Feld haben. Zudem verlängerte das Team mit Abo-Champion Whincup bis 2018, und auch mit Lowndes steckt man in Gesprächen über eine Verlängerung seines Kontrakts. Lowndes muss sich in diesem Jahr allerdings an einen neuen Renningenieur gewöhnen, da sein bisheriger Partner Jeromy Moore zu Porsche in die WEC wechseln wird. Ersetzt wird er von Grant McPherson, der die letzten acht Jahre bei Ford Performance Racing tätig war. Whincup wird weiterhin mit David Cauchi arbeiten, mit dem er 2014 seinen sechsten Titel feiern konnte.
Beim Enduro-Cup werden Whincup und Lowndes wie im vergangenen Jahr von Paul Dumbrell und Steven Richards unterstützt.
Holden Racing Team (HRT): #2 Garth Tander / #22 James Courtney
Die wichtigste Neuigkeit bei HRT ist wohl der Deal mit dem neuen Sponsor Monster Energy, der damit nach zwei Jahren wieder zu den V8 Supercars zurückkehrt. Ansonsten hat sich wirklich nicht viel getan. Man baut auch weiterhin auf Garth Tander und James Courtney und hofft, in diesem Jahr endlich den ersten Fahrertitel seit 2002(!) zu erringen.
Für die Endurance-Rennen sind Warren Luff und Jack Perkins vorgesehen. Letzterer verlor sein Fulltime-Cockpit bei Charlie Schwerkolt an Lee Holdsworth.
Charlie Schwerkolt Racing (HRT): #18 Lee Holdsworth
Charlie Schwerkolt hielt im vergangenen Jahr noch die Startlizenz (REC) für das FPR-Schwesterauto von Jack Perkins. Doch Ford zog sich Ende 2014 werksseitig zurück und Schwerkolt wechselte zu Holden. Dort wurde ein Platz frei, da James Rosenberg (mit Einsatzfahrer Nick Percat) seine REC zurückgab. Als Fahrer verpflichtete man Lee Holdsworth, der seinen Vertrag bei Erebus doch nicht verlängerte und nun in einem Holden Platz nehmen wird.
Walkinshaw Racing (HRT): #47 Tim Slade
Keine Änderungen gab es hingegen bei der #47, dort wird auch weiterhin Tim Slade am Steuer sitzen und bei den Endurance-Läufen von Tony D’Alberto unterstützt.
Lucas Dumbrell Motorsport (LDM): #3 Tim Blanchard / #222 Nick Percat
LDM setzte 2014 nur einen Wagen ein, hatte mit Russell Ingall dafür einen erfahrenen Mann an Bord. 2015 stockt man nun auf zwei Fahrzeuge auf, die von Tim Blanchard und Nick Percat pilotiert werden. Blanchard war zuletzt noch Endurance Driver im Team und hat nun wieder einen Vollzeit-Job. Doch mit Nick Percat als Teamkollegen wird dieser wohl nicht allzu einfach werden, denn wenn Blanchard sich nicht mächtig steigern kann und Percat an seine Leistungen von 2014 anknüpft, wird Blanchard wohl nur die Rücklichter seines neuen Teamkollegen zu sehen bekommen.
Erebus Motorsport: #4 Ashley Walsh / #9 Will Davison
Neu im Team von Betty Klimenko ist Ashley Walsh. Der Mann aus Ipswich war 2013 immerhin Vize-Champion der Dunlop Series und in den letzten beiden Jahren Endurance Driver bei Dick Johnson Racing. Nun steht er vor seinem ersten vollen V8-Supercar-Jahr und hat mit Will Davison einen erfahrenen Teamkollegen an seiner Seite. Im vergangenen Jahr gab es für das Team einige Auf und Abs, das Highlight war sicherlich der Sieg von Lee Holdsworth in Winton. Wenn man dieses Jahr ähnliches schafft, wäre das schon ein großer Erfolg. Regelmäßig werden sie aber wohl nicht vorne reinfahren können.
Prodrive Racing Australia (PRA): #5 Mark Winterbottom / #6 Chaz Mostert
Nach dem Rückzug von Ford wird man nun unter dem Namen Prodrive starten, die Fahrer sind mit Frosty und Mostert aber die gleichen wie 2014. Zum Abschied hinterließ Ford dem Team allerdings den neuen Falcon FG X, der bei den Pre-Season-Tests schon mal einen guten Eindruck machte und zweimal ganz oben auf dem Tableau zu finden war. Bleibt also abzuwarten, ob man in diesem Jahr endlich mal wieder den Titel holen kann oder es nur wieder eine halbe Saison lang für die Spitze reicht.
Zum Endurance-Kader werden wohl Steve Owen und Cameron Waters gehören.
Rod Nash Racing (PRA): #55 David Reynolds
Bei Rod Nash ist alles beim alten geblieben. David Reynolds wird wieder die ganze Saison im Bottle-O-Ford sitzen, Dean Canto wird ihn im Enduro Cup unterstützen.
Super Black Racing (PRA): #111 Andre Heimgartner
Die Neuseeländer sind die Neulinge bei den V8 Supercars. Nachdem man 2014 noch mit einer Wildcard am Bathurst 1000 teilnahm, wird man nun als Prodrive-Schwestertean an den Start gehen. Möglich machte dies Dick Johnson, der eine seiner zwei RECs einreichte und so von Superblack übernommen werden konnte. Einsatzfahrer wird Andre Heimgartner, seines Zeichens zweifacher Neuseeländischer Formel-Ford-Champion und zuletzt in der Dunlop Series und bei den V8 SuperTourers unterwegs.
Nissan Motorsport: #7 Todd Kelly / #15 Rick Kelly / #23 Michael Caruso / #99 James Moffat
Am Fahrerkader hat sich auch für 2015 nichts geändert, man baut weiterhin auf das Quartett von 2013 und 2014. Allerdings musste man den Weggang des Sponsors Norton Security verkraften, weswegen zumindest Caruso in den Nissan-Werksfarben zu sehen sein wird. Zudem wird Rick Kelly auch weiterhin von Jack Daniel’s gesponsert. Wie das ganze dann bei Todd Kelly und James Moffat aussehen wird, ist noch nicht bekannt.
Brad Jones Racing (BJR): #8 Fabian Coulthard / #9 Jason Bright
Brad Jones musste mit Lockwood bzw. Assa Abloy ebenfalls einen großen Sponsor ziehen lassen, dafür wird nun Freightliner Fabian Coulthard sponsern. Jason Bright wird weiterhin von BOC unterstützt.
Britek Racing (BJR): #21 Dale Wood
Auch beim BJR-Schwesterteam nichts Neues. Nach einem soliden Jahr 2014 versucht man es auch in der kommenden Saison mit Dale Wood.
DJR Team Penske: #17 Marcos Ambrose
Wie bereits erwähnt wird DJR-Penske nur noch mit einem Auto starten, das dafür aber mit Heimkehrer „Tasmanian Devil“ Marcos Ambrose besetzt ist. Ambrose hatte im vergangenen Jahr ja bereits einen Wildcard-Einsatz beim Finale in Sydney, welches aber sprichwörtlich ins Wasser fiel. Beim Pre-Season-Test stellte er sich jedoch recht ordentlich an, schaffte in der vierten Session immerhin die fünftschnellste Zeit. Sollte er das eine oder andere Rennen gewinnen können, wäre das aber schon eine Überraschung, mehrere Siege oder gar die Meisterschaft wären eine Sensation.
Garry Rogers Motorsport (GRM): #33 Scott McLaughlin / #34 David Wall
Sie waren das Überraschungsteam 2014. Dem bereits heute fast schon legendärem Zweikampf von McLaughlin mit Whincup um den zweiten Platz in Adelaide folgten neun weitere Podestplätze, davon vier Siege, und zudem insgesamt zehn Pole Positions – und das im Premierenjahr von Volvo. In diesem Jahr sollte GRM das Dark Horse im Kampf um die Meisterschaft sein. Neu im Team ist David Wall, der von Dick Johnson Racing kommt und den nach Schweden zurückkehrenden Robert Dahlgren ersetzt.
Tekno Autosports: #97 Shane van Gisbergen
Last but not least: Tekno und Shane van Gisbergen. Die Vizemeister der letzten Saison wollen auch in diesem Jahr wieder voll angreifen und mit van Gisbergen hat man auch den richtigen Fahrer dafür. Der junge Neuseeländer ist einfach in allem schnell, das vier Räder hat, und für mich ist er endlich reif für den Titel. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass er Ende 2012 seine Karriere bereits beenden wollte, um in Neuseeland an Driftmeisterschaften und ähnlichem teilzunehmen. Doch nach der Vizemeisterschaft 2014 kann eigentlich nur noch eines folgen…
Der ehemalige Austragungsort des Australien-Grand-Prix ist mal wieder Schauplatz des Saisonauftaktes der V8 Supercars und dürfte aus den vergangenen Jahren ja hinlänglich bekannt sein. Spektakulär ist nicht nur die mit 146 km/h relativ hohe Durchschnittsgeschwindigkeit für einen Stadtkurs, sondern vor allem Kurve 9.
Eine weitere Schlüsselstelle bietet Kurve 10, die die beste Überholmöglichkeit der Strecke darstellt. Desweiteren sollte man auf die Senna-Schikane nach Start-Ziel achten. Gerade zu Rennstart wirken diese drei Kurven wie ein Trichter und nicht selten kommt es dort zu Unfällen. Im vergangenen Jahr überschlug sich hier Jason Bright mehrfach.
https://www.youtube.com/watch?v=hAZYJ-gpf58
2014 hießen die Sieger Jamie Whincup, Craig Lowndes und James Courtney. Die Pole-Zeiten lagen zwischen 1:20.38 und 1:20.58.
Gefahren wird im Super-Street-Format, d.h. zwei Rennen am Samstag über je 39 Runden (125km) und eines am Sonntag über 78 Runden (250km). Die genauen Startzeiten könnt ihr unserem TV-Planer entnehmen.
Ich hoffe, dass ihr mit dieser Vorschau erstmal wieder auf dem Laufenden seid, was die V8 Supercars angeht. Am Ende bleibt mir nur noch, euch viel Spaß beim Saisonauftakt zu wünschen – auch wenn man dafür wieder um 4 Uhr morgens aus dem Bett muss. Aber was tut man nicht alles als Nerd…
2 Kommentare
[…] V8 Supercars: Vorschau Saison 2015 / Adelaide 2015, gefunden bei http://www.racingblog.de (0.3 Buzz-Faktor) […]
Ich wollte dieses Jahr intensiver bei den V8 Supercars einsteigen. Leider hat sich an V8 SuperView doch etwas geändert. Es gibt dort keine Full Race Replays mehr in 2015 (wurde jemandem bei Reddit bestätigt http://www.reddit.com/r/v8supercars/comments/2xh4id/no_replays_on_v8_superview/). Was für ein unnötiger und unverständlicher Schritt, zudem völlig am internationalen Fan vorbei. Mein Vorhaben hat sich somit erledigt.
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