(K)einen Start nach Maß legten am vergangenen Wochenende die V8 Supercars in Adelaide hin. Zwar sorgten alle drei Rennen für Spannung, doch am Ende bleibt aufgrund einiger streitbarer Entscheidungen der Rennleitung ein fader Beigeschmack.
Zum einen war da der Umgang mit der Strafe für den Frühstart von Scott McLaughlin (Polestar-GRM), dem Pechvogel des Wochenendes, in Rennen 2. McLaughlin sollte eine Zehn-Sekunden-Strafe bei seinem nächsten Pitstop absitzen, doch die Herangehensweise des Teams und von offizieller Seite war mehr als unglücklich. Und zum anderen war da noch die Aktion von Jamie Whincup (RBRA), mit der er im dritten Rennen mit Chaz Mostert (PRA) und James Moffat (Nissan) gleich zwei Konkurrenten aus dem Rennen warf. Die Rennleitung sprach Whincup nach dem Rennen von jeglicher Schuld frei, sodass er seinen vierten Platz schlussendlich behalten durfte. Ausführlichere Erklärungen zu den Entscheidungen folgen weiter unten, aber fangen wir lieber von vorne an…
Das erste Rennen des Wochenendes entschied Whincup für sich. Er gewann das Rennen vor Mostert und Fabian Coulthard (BJR) von der Pole aus. Dabei ließ er sich auch nicht von einer Startverzögerung aus der Ruhe bringen. Der Motor im Volvo von McLaughlin gab schon in der Einführungsrunde den Geist auf und der Neuseeländer rutschte auf seinem eigenen Öl aus und in die Mauer. Für sein Team bedeutete dies natürlich eine Heidenarbeit, denn sie mussten bis zum zweiten Rennen den Motor austauschen.
Und auch die Caution kurz vor Rennende konnte Whincup nichts anhaben. Will Davison (Erebus), der nur von Platz 18 gestartet war und sonst auch eher unauffällig blieb, rollte in Runde 29 mit einem technischen Defekt aus. Die Rennleitung entschied auf Safety Car und ließ das Feld, obwohl die maximale Rennzeit schon überschritten war, sogar noch einmal für eine Runde frei.
Darüber dürfte sich Lee Holdsworth wohl am meisten geärgert haben. Bei seinem Debüt für Charlie Schwerkolt Racing lag er bis zu eben dieser letzen Runde auf einem guten sechsten Platz. Doch in Kurve Zehn unterlief ihm ein Fahrfehler, welcher ihn drei Plätze kosten sollte.
Die Top fünf komplettierten am Ende Craig Lowndes (RBRA) und Mark Winterbottom (PRA). Shane van Gisbergen (Tekno) wurde trotz Startplatz elf immerhin noch Sechster. Auch Rückkehrer Marcos Ambrose (DJR-Penske) zeigte eine ordentliche Leistung und fuhr von Platz 24 noch vor auf 16.
Highlights Rennen 1:
Auch im zweiten Rennen stand Whincup auf der Pole, diesmal vor McLaughlin. Doch ein Reifenschaden spät im Rennen sorgte dafür, dass der Titelverteidiger am Ende nur 21. und damit Letzter wurde. Noch schlimmer erwischte es allerdings McLaughlin, dessen Horrorwochenende sich nun nahtlos fortsetzte.
Beim Start setzte er sich noch vor Whincup, doch die Rennleitung entschied – knapp, aber dennoch zu Recht – auf Frühstart und brummte ihm eine Zehn-Sekunden-Strafe auf. Da diese bei seinem Pitstop abzusitzen war, entschied man sich bei GRM, McLaughlin so lange wie möglich draußen zu lassen, völlig entgegen der Taktik der meisten anderen Fahrer im Feld, die sehr früh stoppten.
Die perfekte Gelegenheit sah man in der Gelbphase in Runde 18. Michael Caruso (Nissan) verursachte im Kampf um einen möglichen Podestplatz erst mit einem Manöver á la Jacques Villeneuve einen Dreher von David Reynolds (Rod Nash Racing), ehe er eine Runde später seinen Wagen in Turn 9 in die Wand setzte und aufgeben musste.
McLaughlin suchte nun (unter gelb) seine Box auf und trat seine Strafe an. Laut Regelwerk ist dies allerdings nicht erlaubt und so zog die Rennleitung McLaughlin am Ende zehn weitere Sekunden ab, sodass er seinen dritten Platz verlor und als Zehnter gewertet wurde – so weit, so gut. Merkwürdig an der ganzen Geschichte ist allerdings, dass Mclaughlin seine Pitstop-Penalty unter Aufsicht eines Offiziellen absaß, der die Standzeit stoppte. Garry Rogers weiß natürlich selber, dass die Penalty unter grün hätte abgehalten werden sollen, doch warum ließ die Rennleitung das Team ohne einen Hinweiß derart auflaufen und schickt einen Offiziellen zur Box? Beide Seiten gaben hier kein glückliches Bild ab, wie ich finde.
Ein Rennen wurde natürlich auch noch gefahren und auch dort war einiges los. Tim Slade (Walkinshaw) und Shane van Gisbergen kollidierten im Kampf um den vierten Platz. Während Shane van Gisbergen nach einem Dreher immerhin noch Platz 13 schaffte, musste Slade das Rennen nach dieser Aktion vorzeitig beenden.
Davon völlig unbeeindruckt blieb Fabian Coulthard. Er fuhr von Startplatz vier aus ein ebenso unauffälliges wie fehlerfreies Rennen und siegte am Ende vor James Courtney (HRT) und Craig Lowndes. Auf den Plätzen vier und fünf folgten Courtneys Teamkollege Garth Tander sowie Jason Bright (BJR).
Ebenfalls erwähnenswert die Leistung von Rookie Ashley Walsh (Erebus), der nach Platz 15 in der Qualifikation noch in die Top Ten fuhr und sich Platz acht sicherte.
Highlights Rennen 2:
Zum Abschluss des Wochenendes gelang James Courtney in Rennen 3 ein nur von Shane van Gisbergen gefährdeter Start-Ziel-Sieg. Dieser startete zwar nur von Platz sechs, doch dass er für gute Ergebnisse nicht unbedingt einen guten Startplatz braucht, hat er oft genug gezeigt. In der Startphase überholte er zunächst Moffat und Tander und kämpfte mit McLaughlin um den dritten Rang. Nach den ersten Pitstops fiel van Gisbergen zunächst wieder auf Platz sechs zurück, doch er ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Er wusste, dass er in einem schnellen Auto saß und nur Geduld haben musste.
Nach zwei Gelbphasen (Defekt Walsh Runde 24, Unfall Holdsworth Runde 32), blies van Gisbergen dann in der zweiten Rennhälfte zum Angriff. Erst schnappte er sich Mark Winterbottom und wenig später auch Tander.
In Runde 59 hatte van Gisbergen endlich Courtney vor sich und somit 20 Runden Zeit, sich einen Weg vorbei am HRT-Piloten zu überlegen. In Runde 62 hatte er es auch fast geschafft, doch da er bei dem Überholmanöver etwas zu hart vorgegangen war, ließ er Courtney noch einmal ziehen, um einer Strafe zu entgehen.
Was folgte, war ein wahrer Nagelbeißer und Tourenwagensport auf allerhöchstem Niveau. Courtney und van Gisbergen fuhren auf der letzten Rille, blieben aber immer fair. Später gesellte sich auch Tander noch dazu, doch er musste schnell einsehen, dass die beiden irgendwann ein Tempo hinlegten, dem er einfach nicht folgen konnte und so hoffte er auf einen Fehler der beiden.
Doch diesen Gefallen machten sie ihm nicht. Courtney wehrte sämtliche Angriffe van Gisbergens bis zum Schluss ab und gewann verdient vor dem Neuseeländer und seinem Teamkollegen.
Erwähnenswert wäre auch der Auftritt der Kelly-Brüder auf den Plätzen sieben (Rick) und zehn (Todd). Marcos Ambrose konnte den guten achten Platz aus dem Shootout nicht ins Ziel retten und wurde Zwölfter. Will Davison im übrig gebliebenen Mercedes wurde nur 19.
Und Unglücksrabe McLaughlin? Dem starb bei seinem zweiten Stopp wohl wegen Elektronikproblemen der Motor ab. Sein Albtraum-Wochenende endete mit Platz 18 und vier Runden Rückstand.
Bleibt zum Schluss noch die Aufklärung um Whincup, der wie bereits erwähnt Vierter wurde. Dies schaffte er jedoch nur, weil er in der letzten Runde Mostert in Turn 12 touchierte und in die Mauer schickte. Moffat, der ebenfalls Opfer dieser Aktion wurde, konnte nicht mehr ausweichen, krachte in Mostert und schied ebenfalls aus. Whincup hatte somit zwei Konkurrenten ein Top-Ten-Ergebnis vermasselt. Doch wie kam es dazu?
Beim Versuch Mostert in Kurve 11 zu überholen, rutschte er nach außen über einen Randstein. Mostert war da schon neben ihm und fast vorbei. In der folgenden Linkskurve hatte Whincup die innere Linie und konnte sich natürlich nicht in Luft auflösen. Mostert bog in die Kurve ein, wurde von Whincup getroffen und drehte sich in die Streckenbegrenzung.
Am Sonntag hatte ich noch gesagt, es sei eindeutig Whincups Schuld gewesen. Doch je öfter ich das Replay sehe, umso mehr kann ich die Entscheidung, Whincup nicht zu bestrafen und die Situation als Rennunfall zu bewerten, nachvollziehen. Whincup konnte nirgendwo hin, links war die Mauer, rechts Mostert. Steckt er zurück, dann knallt entweder mit Winterbottom oder Coulthard, denn dann hätten sie zu dritt einen Weg durch Turn 12 finden müssen. Whincup straffrei davonkommen zu lassen, mag vielleicht grenzwertig erscheinen, doch ich kann das mittlerweile nachvollziehen. Auch wenn das einige aus dem Ford- und Nissan-Lager natürlich anders sehen werden. Doch auch eine Strafe für Whincup hätte Mostert und Moffat Platz vier beziehungsweise acht natürlich nicht zurückgebracht.
Highlights Rennen 3:
Ergebnis Rennen 3
Für Courtney war der erste Saisonsieg gleichbedeutend mit der Führung in der Gesamtwertung, die er nun mit insgesamt 258 Punkten vor Fabian Coulthard (241) und Garth Tander (237) anführt. Titelverteidiger Whincup hat 216 Punkte auf dem Konto und ist Fünfter.
Zum Abschluss des Rennberichts gibt es an dieser Stelle wieder die Links zur Fahrer- und Teamwertung von den Kollegen von V8Dailydump, sowie die Stewards Summary der V8 Supercars.
News
Am gestrigen Freitag ließ Red Bull Racing Australia eine Bombe platzen. Man gab nicht nur bekannt, dass man mit Craig Lowndes um zwei weitere Jahre verlängerte, sondern dass man ab nächstem Jahr auch ein drittes Auto an den Start bringen wird. Und dieses soll von niemand geringerem als Shane van Gisbergen pilotiert werden. Der 25-jährige unterschrieb bei Red Bull einen Vertrag bis Ende 2019, wo er auf Dauer wohl Craig Lowndes ersetzen soll. Van Gisbergen hat zudem die Freigabe von seinem zukünftigen Teamchef Roland Dane auch an Rennen außerhalb Australiens teilzunehmen, wie zuletzt bei den 24 Stunden von Daytona.
Die nächsten Rennen finden erst am Wochenende vom 27. bis 29. März statt. Zwar ist man auch im Rahmen der Formel Eins beim Grand Prix in Melbourne unterwegs, die Läufe dort zählen aber noch nicht zur Meisterschaft.
Der Symmons Plains Raceway war im vergangenen Jahr fest in Red-Bull-Hand, es gewannen zweimal Jamie Whincup und einmal Craig Lowndes.
Charakteristisch für den gerade einmal 2,4 Kilometer langen Kurs sind neben der Haarnadel in Turn 4 auch die beiden Geraden, die zur Haarnadel hin und wieder weg führen. Zudem sind die Streckenbegrenzungen an einigen Stellen sehr nah (also noch näher als manchmal in der BTCC) und wirken eher spartanisch. Und das auf einer Strecke, auf der die V8 Supercars gut und gerne 240 km/h auf dem Tacho haben. Unter anderem David Reynolds und Scott Pye können da ein Lied von singen.
Gefahren wird wieder im Super Sprint Format, also zwei kurze Rennen am Samstag und ein längeres am Sonntag. Ein genauer Zeitplan liegt noch nicht vor, die einzelnen Startzeiten werdet ihr aber in unserem TV-Planer finden können.
1 Kommentare
Mostert hat auch nach dem Rennen die Verantwortung für den Zwischenfall mit Whincup in der letzten Runde des dritten Rennens übernommen.
Quelle: Inside Supercars Podcast.
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