Die USCC startet ihr zweites Rennen der Saison. Bei den 12h von Sebring kann man einen sehr engen Kampf zwischen den DPs und den LMP2 erwarten. Die BoP in den GT-Klassen wurde teilweise massiv verändert.
Die 12h von Sebring gelten als einer der größten Sportwagenklassiker weltweit. Seit 1952 wird das Rennen (mit einer Unterbrechung 1974) in verschiedenen Formaten gefahren. Seit der Wiederbelebung des Prototypensports durch die ALMS 1999 ist das Rennen auch wieder von internationaler Bedeutung. Die LMP1-Teams nutzen Sebring als Shakedown-Test für die 24h von Le Mans, was einen einfachen Grund hatte. Alles, was auf der Rüttelpiste von Sebring nicht kaputt geht oder abfällt, ist bereit für das Rennen in Le Mans. Da die USCC aus Kostengründen (und um die DPs nicht zu düpieren) keine P1-Klasse mehr hat, fallen diese Fahrzeuge zwar raus, die Rennen sind aber dennoch höchst spannend.
Im letzten Jahr hätte um ein Haar der OAK LMP2 gewonnen, wurde aber kurz vor Schluss durch eine unverständlich lange Safety Car-Phase vom Sieg abgehalten. Aber schon 2014 konnte man sehen, dass die LMP2 auf der kurvenreichen Strecke in Sebring einige Vorteile hatten. Die liegen vor allem im leichteren Gewicht der P2 (950 kg PS vs. 1045 kg DP) und einer deutlich besseren Aerodynamik. Beides kombiniert führt zu besseren Bremsleistungen und einer höheren Kurvengeschwindigkeit am Scheitelpunkt. Die Vorteile der DPs liegen in der Motorleistung (Drehmoment, besserer Topspeed) und erstaunlicherweise im Verbrauch.
In diesem Jahr sollte sich das Blatt weiter zugunsten der LMP2 wenden. Vor allem der Ligier JS PS von Michael Shanks Racing ist ein echter Siegkandidat. Der Ligier soll gegenüber dem OAK aus dem letzten Jahr rund 20% mehr Abtrieb generieren und während die P2 im letzten Jahr mit dem „Le Mans Kit“ unterwegs sein mussten, dürfen sie in diesem Jahr wie die DPs ein „High Downforce Kit“ nutzen. Letzteres hat die IMSA zwar etwas kastriert, aber es liefert immer noch bessere Werte als die letztjährige Variante. Mehr Abtrieb bedeutet auch, dass die auf die DPs zugeschnittenen Continental-Reifen für die LMP2 keinen so großen Nachteil mehr darstellen, weil man sie schneller auf Temperatur bekommt.
Es bleibt allerdings noch der Nachteil beim Verbrauch, vor allem im Vergleich mit den Riley-Ford von Ganassi. Bei den 24h von Daytona konnten die Ford teilweise vier Runden länger draußen bleiben, was auf die Distanz logischerweise sehr viel ausmacht. Will Shanks das Rennen gewinnen, muss er mindestens zwei Minuten mehr Standzeit einplanen, was allerdings auch ein wenig davon abhängt, wie die Cautions in diesem Jahr fallen werden. Da sich P2 und DPs in den Rundenzeiten bisher nicht groß unterscheiden, wird es ein sehr enges Rennen werden.
Ob der zweite Ligier, der von Krohn Racing eingesetzt wird, vorne mitschwimmen kann, darf bezweifelt werden. Zum einen ist die Besetzung mit Nic Jonsson und Tracy Krohn eher im Bereich „Bronze/Silber“ angesiedelt, da wird der dritte Mann, Olivier Pla, nicht viel ausrichten können. Zum anderen zeigte sich der Judd-Motor in Daytona etwas schwachbrüstig und vor allem sehr durstig. Shanks setzt dagegen auf den 3,5 Liter V6-Turbomotor von HPD, der weniger braucht und mehr Drehmoment besitzt.
Die beiden anderen LMP2 kommen von ESM. Scott Sharp setzt in der USCC weiter auf das neue HPD ARX 04b Chassis. (Fehlmeldung aus der Entry-List, die ich hatte. ESM setzt den alten 03 ein.) In der WEC hat man diese Wagen für 2015 zurückgezogen, da man sie für die Saison hätte homologieren müssen. Das war Honda zu früh, denn in Daytona konnte man sehen, dass dem HPD ca. zwei Sekunden auf den Ligier fehlen. Das brandneue Auto, das von Nick Wirth fast komplett per CFD entworfen wurde, braucht einfach noch mehr Testkilometer, was man in Sebring erledigen wird.
Ebenfalls dabei sind die Mazda Diesel LMP2. Die setzen ja weiter auf einen Serien-Diesel im Heck des umgebauten Lola-Chassis und kommen damit nur sehr schleppend voran. Ende letzten Jahres gab es beim Petit Le Mans ein paar Highlights, in Daytona gingen beiden Mazda aber schon nach ein paar Stunden die Luft aus.
Bei den DPs gibt es die üblichen Verdächtigen, die um den Sieg kämpfen werden. Action Express mit der Besetzung Fittipaldi, Barbosa und Bourdais werden sich mit dem Mannschaft von Wayne Taylor Racing (Taylor, Taylor, Angelelli), dem Ganassi-Ford (Dixon, Pruett, Hand) und dem „VisitFlorida“-Chevy mit Westbrook, Rockenfeller, Valliante auseinandersetzen. Auffallend ist an der Stelle, dass Ganassi in Sebring nur einen Wagen einsetzt, was etwas überraschend ist. Offenbar konnte der Einsatz eines zweiten Chassis nicht finanziert werden. Der Rest des Feldes wird um die Plätze fahren.
Wetten darf man darauf abschließen, wie lange der Delta-Wing mit dem elendigen Elan-Motor/Getriebe weit kommt.
In Sachen BoP hat sich bei den Prototypen nichts verändert.
GTLM
Ganz im Gegensatz zur GTLM. Porsche wird sich langsam fragen, wie lange man noch hinterher fahren muss, bis die BoP sich mal wieder zu ihren Gunsten dreht. In Daytona war man chancenlos. Für Sebring hat man dem 911er auch noch vier Liter Tankinhalt weg genommen, was bei einem Langstreckenrennen selten eine positive Auswirkung hat. Auch der Ferrari F458 büßt in Sebring einen Liter ein, aber das sollte bei der Risi-Mannschaft nicht zu Sorgenfalten führen.
Härter getroffen wurden die Aston Martin, die 15 Kilo Ballast mehr im Auto verteilen müssen. Zwar ist der Aston mit 1190 Kilo immer noch das leichteste Auto im Feld, aber 15 Kilo werden sich beim eh durstigen V8 bemerkbar machen. Dafür hat man, ebenso wie die Corvette und der BMW, 15 mm mehr beim Gurney-Flap bekommen, der Abtrieb steigt also ein wenig. Die Corvette hat einen minimal kleineren Restrictor (-0.3mm) verpasst bekommen, was sich insgesamt aber nicht allzu sehr auf das Drehmoment des V8 auswirken sollte.
Freuen darf sich BMW. Die Z4 waren in Daytona schon erstaunlich schnell, obwohl der Topspeed nicht gerade zu den Stärken des Autos zählt. Hätte Farfus den Wagen gegen Ende des Rennens nicht mal kurz in der Wiese versenkt, hätte man um den Sieg kämpfen können. Neben dem höheren Gurney darf BMW auch zehn Kilo aus dem Auto rauswerfen. Der Z4 hat bekanntermaßen sehr gute Abtriebswerte, in Verbindung mit geringeren Gewicht und dem größeren Gurney ergibt sich auf dem Papier eine Favoritenrolle für den Z4 in Sebring. Beide Autos sind auch beim zweiten Rennen der USCC stark besetzt. In der #24 sitzen Edwards, Luhr, Klingmann, in der #25 Farfus, Auberlen und Dirk Werner.
Der Sieg wird wohl zwischen den BMW und den Corvette ausgefahren.
GTD
Ein regelrechtes BoP-Massaker hat es in der GTD-Klasse gegeben. Bis auf den Porsche müssen alle Fahrzeuge Gewicht zu legen. Im Einzelnen sieht das so aus:
BoP Gewichte 12H Sebring GTD
Aston Martin | +20 | 1265kg |
Audi | +20 | 1330kg |
BMW | +40 | 1285kg |
Dodge | +40 | 1375kg |
Ferrari | +35 | 1340kg |
Porsche | - | 1190kg |
Dem BMW hat man zusätzlich den Restiktor um 19 mm (!) verkleinert. Die Viper und der Ferrari verlieren 200 bzw. 250 RPM ihrer max. Drehzahl, zusätzlich muss die Viper um 0,5 mm höher gelegt werden. Den nun mangelnden Abtrieb über den Diffusor kompensierte man mit einem 5 mm größeren Gurney. Porsche darf ebenfalls 5 mm mehr nutzen, der Aston gleich 15 mm.
Die massiven Veränderungen machen es schwer, ein klares Bild zu zeichnen. Die Cup-Porsche dürften auf jeden Fall ein ganzes Stück schneller werden. Das wird Alex Job Racing freuen, die mit der Paarung NcNeil, Keen und Davis eh ein starkes Team nach Sebring mitbringen. Nicht unterschätzen sollte man auch den Felxbox/Magnus Racing Porsche mit Andy Lally, Marco Seefried und Gentleman Driver John Potter, der vermutlich nur die minimale Zeit am Steuer verbringen wird.
Zu schlagen gibt es allerdings die Ex-Werks SRT Viper. Die Gebrüder Bleekemoolen und Ben Keating dürften auch trotz der BoP-Bremse zu den schnellsten Autos im Feld gehören.
Sonstiges:
Das Rennen startet um 15:40 Uhr in Sebring (Deutsche Zeit) und geht dann halt bis 03:40 Uhr. Einführungsrunden gehen um 15:30 los.
Wie immer stellt die IMSA einen Livestream auf ihrer Homepage zur Verfügung. Kommentiert wird das Rennen von der bewährten Radio Le Mans-Mannschaft.
Link zur Entry List Sebring 2015
Link zu BoP
Bilder: USCC
2 Kommentare
ESM ist in Sebring mit dem alten Auto (ARX-03b) unterwegs.
Siehe:
http://sportscar365.com/industry/hpd-working-on-racing-return-for-arx-04b/
http://www.esmracing.com/blog/tequila-patron-esm-determined-to-achieve-victory-at-sebring/
http://johndagys.wpengine.netdna-cdn.com/wp-content/gallery/tusc-sebring-wednesday-2015/Dagys_-2015_371842.jpg
@ Max:
Sorry, habe ich erst jetzt gesehen. Danke für den Hinweis, ich habe es korrigiert.
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