Lange Grünphasen und ein knackiger Abschluss prägten das diesjährige Auto Club 400. Besonders die Schlussrunden werden in den kommenden Tagen noch für einigen Zündstoff sorgen, während dies einen Fahrer mal so gar nicht interessiert.
Eine chaotische Schlussphase sorgte am Sonntagabend für einen unerwarteten Ausgang des Auto Club 400. Nach dem das SHR-Duo Kurt Busch und Kevin Harvick das gesamte Rennen dominiert hatte, stand am Ende doch kein Chevy der Truppe um Tony Stewart in der Victory Lane. Nach zwei Green-White-Checkered-Verlängerungen setzte Brad Keselowski in der allerletzten Runde seinen entscheidenden Angriff und übernahm gekonnt die erste Position und gab diese in den letzten beiden Kurven nicht mehr her. Mit nur einer Führungsrunde holte er sich den Sieg und dies sollte noch für einige Diskussionen sorgen, die wir später etwas aufrollen werden.
Keselowski hielt sich, wie sein Teamkollege Joey Logano, das komplette Rennen über bedeckt. Doch zusammen mit Crew Chief Paul Wolfe setzte man kurz vor Schluss auf vier neue Reifen, die beim ersten GWC-Anlauf für wichtige Trackposition sorgten. Anschließend zeigte der Champion von 2012, warum er zu den besten Fahrern im Feld gehört, und setzte sich mit einem lupenreinen Manöver in der letzten Runde des Rennens beim zweiten GWC-Versuch gegen Kurt Busch durch.
Dieser musste sogar noch seinen Teamkollegen Kevin Harvick passieren lassen, denn mit einem Ryan-Newman-Gedächtnismanöver schnitt er scharf in die letzte Kurve hinein, um die #2 vielleicht doch noch abzufangen. Im Gegensatz zu Newman im letzten Jahr gegen Larson hatte Kurt Busch weniger Erfolg und musste Keselowski ziehen lassen. Zur Krönung schoss er am Ausgang noch ordentlich Richtung Mauer und konnte Harvick nur noch vorbeiziehen sehen.
Dieser wiederum setzte eine beeindruckende Serie fort. Saisonübergreifend beendete der Pilot der #4 und Vorjahresmeister nun bereits das achte Rennen in Folge auf Platz eins oder zwei. Selbst ein Jimmie Johnson kann da nur traurig auf die Statistik blicken, denn dieses Kunststück ist auf dem aktuellen hochkompetitiven NASCAR-Level noch Niemandem geglückt. Somit beendet Kevin Harvick den „West Coast Swing“ mit zwei Siegen und einem zweiten Platz auf der Habenseite, bemerkenswert.
Auch Kurt Busch muss man an dieser Stelle lobend hervorheben. Nach seiner Suspendierung am Anfang der Saison meldete er sich schon letzte Woche in Phoenix beeindruckend zurück und mit dem Auftritt am Sonntag unterstrich er abermals seine Ambitionen. Da können die weiteren Teamkollegen Tony Stewart und Danica Patrick aktuell nicht mithalten. Doch für Busch hätte es am Sonntag noch besser laufen können.
In der vorletzten regulären Rennrunde warf die Rennleitung eine vieldiskutierte Caution wegen angeblichen Debris. Jedoch war es dieses Mal (ausnahmsweise) keine „Mystery-Caution“, sondern eine völlig legitime. Am Ausgang von Kurve vier lag ein Teil direkt auf der Fahrbahn, das allerdings von einem herannahenden Fahrzeug direkt bei der Auslösung der Gelbphase wieder weggefahren wurde, was einen weiteren Eingriff des Streckenpersonals unnötig machte. Somit hatte man als Fernsehzuschauer keinen direkten Grund erblicken können, was zu einiger Verwirrung führte.
Nach einer weiteren Debris-Caution, die eine abgefallene Heckverkleidung der #42 ausgelöste, wurde es dann noch mal hitzig. Kurz vorm Erreichen der weißen Flagge drehte sich im hinteren Mittelfeld Greg Biffle und die #16 stand schließlich quer auf der Strecke. Zum Zeitpunkt des Unfalls näherten sich noch einige wenige Fahrzeuge der Unfallstelle, doch NASCAR ließ die gelbe Flagge liegen. Ob man dies auch unter normalen Rennbedingungen so entschieden hätte, darf zumindest bezweifelt werden.
Doch angesichts der harschen Kritik nach dem Daytona-Finale unter Gelb und der nur wenigen Fahrzeuge, die Biffle noch vor sich sahen, ist die Entscheidung in gewisser Hinsicht nachvollziehbar. Zudem hatte Kurt Busch zum Unfallzeitpunkt noch alle Trümpfe in der Hand. Erst bei der Einfahrt in Kurve eins ließ er sich von Brad Keselowski abkochen und verschenkte den Sieg. Sicherlich bitter für den in den letzten Wochen stark gescholtenen Piloten, doch letztendlich hat Keselowski einmal mehr bewiesen, worauf es in den entscheidenden Situationen ankommt.
Lässt man den ganzen Tumult um die Green-White-Checkered-Situationen hinter sich, fand man ein über lange Phasen unter Grün laufendes Rennen vor, das von den beiden SHR-Piloten Busch und Harvick dominiert wurde. Die beiden fuhren dem Feld regelmäßig über fünf Sekunden davon und nur Joe Gibbs Racing hatte dem ansatzweise etwas entgegenzusetzen. Doch in der Schlussphase ging ihnen (erneut) das Glück verloren. Bei Denny Hamlin sorgte ein sich selbständig machender Reifen beim Boxenstopp für eine Strafe, die er nie wieder ausgleichen konnte. Zudem plagten ihn gegen Rennende Motorprobleme.
Beim zweiten Siegkandidaten Matt Kenseth, der durch überragende Pit Stops seiner Crew auffiel, brach die Hinterachse ausgerechnet in Führung liegend beim letzten Besuch an der Box. David Ragan hatte sich bereits in der Frühphase mit einem Dreher aus der Spitzengruppe verabschiedet und Carl Edwards bekam man erst gar nicht zu Gesicht. So wartet Toyota nun schon seit bald einem Jahr auf einen Sieg. Ob sich das in Martinsville ändert? Der Glaube daran ist gering, denn den letzten Erfolg erzielte ein Toyota mit Denny Hamlin im Frühjahrsrennen in Talladega 2014. Dies war auch der einzige Sieg für die Japaner in der kompletten letzten Saison.
Neben dem ganzen Drama konnten einige Piloten bemerkenswerte Ergebnisse ins Ziel bringen. So zeigte sich Paul Menard das ganze Rennen über in starker Verfassung und holte sich am Ende sogar verdient den vierten Platz. Martin Truex Jr. sicherte sich mit seiner Zieleinfahrt auf Position acht ein weiteres Top-Ten-Ergebnis und Justin Allgaier konnte seinen HScott-Chevrolet auf einem starken zwölften Platz abliefern. Das vollständige Resultat gibt es wie immer bei jayski, ebenso die aktuellen Stände der Fahrer- und Ownerwertung. Schmerzlich vermisst wurde am Sonntag Brian Vickers, denn bei ihm wurden wieder Blutgerinnsel diagnostiziert, die ihn direkt nach seinem Comeback wieder zurückwerfen. Für Vickers ist es ein weiterer Rückschlag nach vielen Problemen in den letzten Jahren. Wir hoffen auf baldige Genesung und eine krankheitsfreie Zukunft. In Fontana übernahm zunächst Brett Moffitt ersatzweise die #55.
In dieser Woche verlassen wir die Westküste und fliegen in den Süden von Virginia zum kürzesten Oval im Kalender, dem Martinsville Speedway.