Welcome to 2015! Am kommenden Wochenende startet die BTCC auf dem Indy Circuit von Brands Hatch in ihre neue Saison. Höchste Zeit also, einen Blick auf das aktuelle Starterfeld und andere Neuigkeiten von der britischen Insel zu werfen.
Beim Betrachten der aktuellen Starterliste kommt man unweigerlich zu dem Schluss, dass die BTCC über den Winter eine wahre Silly Season hingelegt hat. Mehrere Stammfahrer, darunter Meister und Vizemeister, haben das Team gewechselt. Neue, teilweise prominente Namen steigen in die Meisterschaft ein, andere sind ohne Platz für 2015. Wir gehen also direkt in medias res und schauen uns ausführlich das Feld für 2015 an. Anschließend gibt es einen Blick auf weitere Neuigkeiten und den Kalender.
Team BMR – Volkswagen CC
Knaller Nummer 1: Colin Turkington, amtierender BTCC Champion, verlässt sein angestammtes Team WSR und dockt bei Warren Scotts BMR-Team an. Knaller Nummer 2: Sein Teamkollege dort wird kein geringerer als der amtierende Vizemeister Jason Plato, dessen MG-Vertrag auslief und nach Sponsoring-Problemen nicht verlängert wurde. Turkington und Plato also im VW CC. Das wird zweifellos spannend – sowohl teamintern als auch was die generelle Performance des Autos angeht. Immer wieder als gut entwickeltes NGTC-Auto gelobt – im letzten Jahr zwei Siege durch Aron Smith in Oulton Park und Snetterton – wird die Saison 2015 eine Offenbarung dafür sein, wie gut der CC wirklich ist. Die Rolle des Underdogs, die ich dem Team im letzten Jahr noch bescheinigt habe, gilt 2015 jedenfalls nicht mehr. Allein nominell hat man sich jetzt in den Kreis der Meisterschaftsaspiranten gehievt. Aber warum eigentlich nicht? Das Team ist gut aufgestellt und mit Turkington und Plato hat man nun nicht nur zwei absolute Toppiloten, sondern auch zwei exzellente Entwickler, deren Input für die Weiterentwicklung des VW nur wertvoll sein kann. Bei Turkington wird es nebenbei interessant zu beobachten, wie er nach vielen Jahren in heckgetriebenen Tourenwagen aus bayerischer Herstellung in einem Fronttriebler zurecht kommt. Sein letzter BTCC-Start auf einem frontgetriebenen Fahrzeug war im Jahr 2006 auf einem MG ZS.
Komplettiert wird das Vier-Wagen-Team durch die letztjährigen Stammpiloten Árón Smith und Warren Scott. Während Teamchef Scott bei allem Respekt eher der Kategorie „Fährt auch mit“ zuzuordnen ist, gehört Smith für mich mittlerweile zu den besten Piloten im Feld und wird zweifellos mit Turkington und Plato mithalten können. Alan Menu hat dagegen nach nur einer Saison nach seinem Comeback seinen Sitz wieder räumen müssen. Ohne Frage schade, da der Schweizer in der BTCC-Fanszene immer noch ein echter Publikumsliebling ist und in der letzten Saison auch ein paar gute Rennen hingelegt hat. Auch Jack Goff hat seinen Platz im Team verloren, konnte über den Winter aber einen mehr als pasablen neuen Arbeitgeber finden (s.u.).
Bei den Media-Day-Tests führten Plato und Turkington gleich mal das Zeitentableau an und wurden dabei gerade einmal von sechs Tausendstel getrennt. Allerdings ist die Aussagekraft der im Rahmen der Saisonvorstellung durchgeführten Testfahrten üblicherweise nicht besonders hoch. Platos schnellste Runde lag beispielsweise mehr als acht Zehntel über der Pole-Zeit des letzten Jahres und war außerdem rund eine halbe Sekunde langsamer als die beste VW-Zeit, die Smith in der Qualifikation zum Donington-Rennen hingelegt hatte.
West Surrey Racing – BMW 125i M Sport
Das Meisterteam der vergangenen Saison verlor über den Winter zunächst den Hauptsponsor, der mit dem erreichten Titel wohl seine „Mission“ erfüllt sah. Das in der Folge angegriffene Budget war dann auch einer der Gründe, weshalb man Colin Turkington nicht halten konnte/wollte. Dafür überraschte man aber gleich mit einer prominenten Neuverpflichtung: Andy Priaulx (jaja, DER Andy Priaulx) gibt nach 13 Jahren sein Comeback in der BTCC und wird einen der drei 125i des Teams pilotieren. Für Priaulx sprach neben seiner schier unendlichen Erfahrung auf BMW-Rennwagen wohl auch, dass er gleich ein paar Sponsoren mitbringt. Dass sich ein dreifacher Tourenwagenweltmeister für eine Rückkehr in die BTCC entscheidet, verleiht der Serie natürlich noch mal etwas mehr Glanz und kann für Priaulx nach drei frustrierenden Saisons in der DTM auch einen kleinen Neubeginn bedeuten. Neben der BTCC wird Priaulx 2015 außerdem weiterhin in der ELMS und USCC für BMW an den Start gehen. Ohne Frage wird es spannend sein, wie sich Priaulx in der ja nicht gerade für einen Mangel an Leistungsdichte bekannten BTCC schlagen wird.
Priaulxs neuer Teamkollege bei West Surrey wird Sam Tordoff – in den letzten beiden Jahren noch als Teamkollege von Plato bei MG unterwegs. Für mich eine Verpflichtung, die absolut Sinn macht. Sowohl für das Team als auch für Tordoff. Die Qualität des BMW ist nach der Meisterschaft im letzten Jahr unbestritten und Tordoff hat bei MG an der Seite von Plato eine gute Entwicklung hingelegt, wenngleich er in der zweiten Saisonhälfte 2014 hin und wieder etwas unter dem Radar fuhr. Komplettiert wird die Mannschaft durch West Surrey-Urgestein Rob Collard, dessen Weiterverpflichtung lange offen blieb. Collard wird und muss 2015 zeigen, dass die letzten beiden Saisons im Schatten seines übermächtig erscheinenden Teamkollegen Turkington ein Ausrutscher waren und er das Siegen nicht verlernt hat. Die neuen Teamkollegen sind da natürlich ein guter Gradmesser. Den Helm an den Nagel gehangen hat über den Winter dagegen der langjährige Stammpilot Nick Foster.
Mit Priaulx, Tordoff und Collard am Steuer ist West Surrey trotz des Abgangs von Turkington zumindest auf dem Papier stärker geworden. Schauen wir also mal, ob tatsächlich nur Turkington den BMW so schnell um die Rennstrecken der britischen Insel prügeln konnte oder ob die eindrucksvolle Leistung des letzten Jahres von den neuen Piloten wiederholbar und eine Titelverteidigung möglich ist. Übrigens werden die BMW nicht mehr in der Independentwertung antreten, sondern sind ab dieser Saison neben Honda, MG und Infiniti für die Herstellerwertung eingeschrieben.
MG 888 Racing – MG6 GT
Sponsor weg, als Folge davon Plato und Tordoff weg. Hier war zweifellos Handlungsbedarf. Das ist dann auch aktiv angegangen worden und so hat man Andrew Jordan vom Team seines Vaters losgeeist und in den MG gesetzt. Praktischerweise bringt Jordan auch noch seinen farbauffälligen langjährigen Sponsor mit, womit auch noch das Budgetproblem gelöst war. In mehrerer Hinsicht ein interessanter Wechsel: Jordan, Meister des Jahres 2013, verlässt wie gesagt nicht irgendein Team, sondern das von seinem Vater geführte Familienteam, in dem er in den letzten Jahren seinen Durchbruch hingelegt hat und große Erfolge feierte. Gleichwohl ist der Wechsel zu Triple Eight auch eine Rückkehr, denn bereits 2009 bestritt Jordan an der Seite von Matt Neal und Fabrizio Giovanardi eine Saison auf dem von Triple Eight damals werksseitig eingesetzten Vauxhall Vectra. Für Jordan wird das neue Team auf jeden Fall eine interessante Herausforderung werden und grundsätzlich muss man der Konstellation sehr gute Chancen auf die Meisterschaft zusprechen.
Und auch einen neuen Teamkollegen gibt es. Nachdem man lange angekündigt hatte, weiterhin ein zweites Auto einsetzen zu wollen, dafür aber noch das Budget schnüren müsse, wurde die Verpflichtung von Jack Goff bekannt gegeben, der seinen Platz bei BMR durch die prominenten Neuverpflichtungen verloren hatte. Jordan und Goff stellen definitiv eine starke Fahrerpaarung dar. Wie gut man letzten Endes unterwegs sein wird – Meisterschaft oder vereinzelte Achtungserfolge -, wird sehr stark vom rollenden Material abhängen. Der MG schien mir im letzten Jahr nicht durchgängig auf der Höhe der Leistungsfähigkeit zu sein. Anhaltende Probleme bei der Fahrzeugabstimmung und der im Vergleich zu den BMWs und Hondas doch etwas konservativere Swindon-Motor sorgten dafür, dass die MG immer mal wieder nicht über das Mittelfeld hinaus kamen. Andererseits hat man 2014 aber auch sieben Rennen gewonnen, mit Plato die Vizemeisterschaft in der Fahrerwertung eingefahren und Honda in der Herstellerwertung geschlagen.
Eurotech – Honda Civic
Bevor wir zum Honda-Werksteam kommen, wenden wir uns aus Gründen der inhaltlichen Überleitung kurz dem Eurotech-Team zu. Nach dem Abgang von Andrew Jordan scheint man das Engagement grundsätzlich etwas zurückgefahren zu haben, was wohl auch finanzielle Gründe haben mag. Eingesetzt werden aber weiterhin zwei Honda Civic, die von Martin Depper und Jeff Smith pilotiert werden. Beide waren in den Saisons 2013 bzw. 2014 als Teamkollegen an der Seite von Andrew Jordan unterwegs und sind hinsichtlich ihrer Fähigkeiten eigentlich eher der Typus Gentleman-Driver. Smith sehe ich dabei etwas stärker als Depper. Allzu viel sollte man daher, abgesehen von dem einen oder anderen denkbaren Achtungserfolg, für 2015 nicht erwarten.
Parallel hat sich auch Teamchef Mike Jordan aus dem operativen Geschäft des Teams weitestgehend zurückgezogen und Jeff Smith, der auch Anteile am Team erworben hat, übernimmt nun die Rolle eines fahrenden Teamchefs. Eine seiner ersten Entscheidungen in dieser Funktion war der Wechsel von den bislang verwendeten Neil Brown-Honda-Werks-Motoren zum Swindon-Motor. Der Hintergrundgedanke schien zunächst gar nicht so verkehrt: Da in den letzten Jahren kein Motor so sehr im Ladedruck beschnitten wurde wie der Werks-Honda und es dadurch regelmäßig an Top Speed mangelte, hätte man diesen Nachteil mit dem unbeschnittenen Swindon umgehen können. Was Smith zum Zeitpunkt der Entscheidung aber noch nicht wusste und weshalb er den Wechsel nun auch offen bereut, ist, dass der Honda-Motor in diesem Jahr sogar etwas Ladedruck zulegen darf und damit wohl doch die bessere Alternative gewesen wäre.
Honda Yuasa Racing (Team Dynamcis) – Honda Civic Type R
Nach den ganzen bisher geschilderten Fahrerwechseln wird es jetzt schon fast langweilig. Am Steuer des Honda-Werksteams sehen wir wie gewohnt Matt Neal und „Flash“ Gordon Shedden, die in ihre achte gemeinsame Saison gehen. Aber um nicht in den Verdacht zu geraten, angesichts all der Veränderungen im Feld zu sehr auf Beständigkeit bauen zu wollen, setzt man nur ein Jahr nach der Einführung des Hatchback-Civic wieder ein „neues“ Auto ein. Zum Einsatz kommt in der Saison 2015 ein recht aggressiv aussehender Honda Civic Type R. Das Projekt Kombi ist damit also nach dem Verlust der Herstellerwertung an MG und trotz einiger guter Ergebnisse – vier Siege und mehrere Podiumsplatzierungen – vom Tisch. Vom Type R erhofft man sich vor allem aerodynamisch einen großen Schritt nach vorne und gibt als Saisonziel nichts weniger als die Meisterschaft aus. Dass man dazu sowohl fahrerisch als auch technisch das Zeug hat, muss man auch nicht erst beweisen. Gleichwohl wird es vor allem für Matt Neal darum gehen, seine streckenweise eher schwache Form in der letzten Saison zu überwinden.
Um jetzt zwischendurch mal einen kleinen Break zu machen und mit einem Wisch die Frage nach den Favoriten, die zwangsläufig immer in so einer Saisonvorschau geklärt werden will, zu beantworten: Alles, was oberhalb dieser Stelle steht, kann meiner Meinung nach – mit klarer Ausnahme von Eurotech (und Warren Scott) – Meister werden. Alles unterhalb nicht.
Infiniti Support Our Paras Racing (Pro Motorsport) – Infiniti Q50
Neues Team, neuer Hersteller, neue Fahrer. Wie bereits im letzten Rennbericht 2014 angekündigt greift 2015 ein neues Team in der BTCC an. Pro Motorsport setzt unter der griffigen Bewerbung Infiniti Support Our Paras Racing zwei eigens entwickelte Infiniti Q50 für die Fahrer Derek Palmer jr. und Richard Hawken ein und ist neben Honda, MG und BMW auch für die Herstellerwertung eingeschrieben. Grundsätzlich ist dieser Schritt, der das Feld noch bunter macht und für den zwei zusätzliche TOCA-Lizenzen zur Verfügung gestellt wurden, nur zu begrüßen. Zu viel sollte man aber zumindest im ersten Jahr noch nicht erwarten. Zu viel bzw. eigentlich alles ist hierfür zu neu, weshalb es doch sehr überraschend wäre, würde man von Anfang vorne mit fahren können. Über das Auto lässt sich noch wenig sagen, bevor man es nicht im Vergleich mit dem übrigen Feld gesehen hat; beim Media Day Test fuhren beide Autos leider nicht.
Die Fahrerpaarung klingt zumindest auf dem Papier solide. Palmer und Hawken kommen beide aus dem Bereich der historischen Tourenwagen, was nicht die schlechteste Schule sein muss, um im BTCC-Feld klarzukommen. Gleichwohl frage ich mich aber auch, wieso man nicht wenigstens an dieser Stelle versucht hat, sich als Neueinsteiger etwas Erfahrung an Bord zu holen und mindestens einen Piloten mit einschlägiger BTCC-Rennerfahrung verpflichtet hat? Btw: Was macht eigentlich Tom Onslow-Cole? Und warum muss Paul O’Neil immer noch moderieren? Warum bin ich eigentlich kein
Bundestrainer Teamchef?
Update: Gestern kam noch die Meldung, dass in Brands Hatch zunächst nur ein Infiniti am Start sein wird. Zur Begründung heißt es, dass beim finalen Test in dieser Woche technische Probleme aufgetreten seien, die einen Einsatz beider Wagen verhindern. Ob Palmer oder Hawken den verbleibenden Infiniti am Wochenende fahren ist noch nicht bekannt.
Exocet AlcoSense (Rob Austin Racing) – Audi A4
Publikumsliebling Rob Austin geht auch 2015 mit seinem eigenen Team und seinen Audis in eine weitere BTCC-Saison. Teamkollege ist wie im Vorjahr Hunter Abbott, dessen Platz auch durchfinanziert zu sein scheint. Über den Winter hat man noch mal fleißig an den A4s rumgeschraubt und sich nach eigener Aussage auch beim technischen Personal verbessert. Spricht also nichts dagegen, dass Rob Austin uns auch 2015 wieder bestens unterhalten wird und möglicherweise sogar den einen oder anderen Sieg ergattern kann.
Wix Racing (Cicely Racing Team) – Mercedes-Benz A-Klasse
Fast alles beim Alten auch beim Familienteam der Morgans. Adam Morgan wird 2015 die zweite Saison am Steuer der selber entwickelten A-Klasse angehen. Die Leistung mit dem top aufgebauten Auto war schon letztes Jahr recht beeindruckend und eine weitere Steigerung, eventuell sogar Siege, wäre dem sympathischen Team sehr zu gönnen. Beim Media Test fuhren beide Mercedes jedenfalls schon mal sehr achtbar auf die Positionen 3 und 4.
Laser Tools Racing (Moffat) – Mercedes-Benz A-Klasse
Beide Mercedes? Ja, genau. Denn neben der A-Klasse für Morgan hat man ein zweites Fahrzeug aufgebaut, das von Laser Tools Racing und mit dem jungen Schotten Aiden Moffat am Steuer eingesetzt wird. Für Moffat und sein ebenfalls familiengeführtes Team ist das definitiv eine Verbesserung, nachdem man im letzten Jahr noch mit einem recht unterlegenen Chevrolet Cruze an den Start gegangen ist. Die Zeiten beim Media-Day-Test stimmen wie gesagt schon mal zuversichtlich und zwei eingesetzte Mercedes werden außerdem die Vergleichbarkeit und damit die technische Weiterentwicklung verbessern.
Speedworks Motorsport / Handy Motorsport – Toyota Avensis
Die Toyota-Speerspitze wird auch 2015 sehr wahrscheinlich Tom Ingram sein. Der Ginetta Cup-Champion des Jahres 2013 zeigte in seiner letztjährigen Debutsaison vor allem in der Qualifikation durchweg sehr gute Leistungen. Aber auch wenn man für dieses Jahr einen nagelneuen Toyota aufgebaut hat und damit vor allem die anhaltende Schwäche in den Rennen wettmachen möchte, sind meiner Meinung nach ganz große Schritte nach vorne eher unrealistisch. Wie im Vorjahr wird ein zweites Auto in Zusammenarbeit mit Handy Motorsports für Simon Belcher eingesetzt. Belcher war im letzten Jahr eigentlich durchwegs am hinteren Ende des Feldes zu finden und hatte seinen prominentesten Auftritt, als es ihn in Thruxton spektakulär via Erdwall-Streckenbegrenzung kopfüber in den Wald schleuderte.
Houseman Racing (Wood) – Toyota Avensis
Beim Familienteam von Lea Wood greift überraschenderweise nicht Lea Wood selbst ins Steuer, sondern wird sich ins operative Geschäft des Teams zurückziehen. Gefahren wird der Toyota 2015 vom Rookie Stewart Lines. Der ehemalige Motocross-Pilot war in den letzten Jahren vor allem in diversen Markenpokalen unterwegs.
RCIB Insurance Racing (Tony Gilham Motorsport) – Toyota Avensis
Nachdem er im letzten Jahr sein Team samt der entwickelten VW CC an Warren Scott verkauft hat, plant der unermüdlich agierende Tony Gilham nun schon den Aufbau des nächsten Teams. Vom nach nur einen Jahr aufgelösten United Autosports Team besorgte er sich einen Toyota Avensis samt Lizenz und setzt diesen für den Schotten Kieran Gallagher ein, der 2013 in Knockhill sein BTCC-Debüt in einem Gilham-Vauxhall Insignia gegeben hat und seitdem im VW Cup für das Team am Start war. Ein weiteres Fahrzeug würde man gerne im Laufe der Saison einsetzen, sucht dafür aber noch nach einer Lizenz – und theoretisch auch nach einem Auto.
Welch Motorsport – Proton Persona
Die Saison 2014 war schlichtweg ein Jahr zum Vergessen für Welch Motorsport. Voller Hoffnung hatte man angekündigt, dass man einen eigenen Motor entwickeln würde, der deutlich besser auf die Erfordernisse des Proton-Chassis zugeschnitten sein sollte. Aber das Gegenteil war der Fall: Der Motor entpuppte sich gelinde gesagt als Katastrophe: Zu schwach, kaum fahrbar und dann auch noch unzuverlässig. Zusätzliches Problem: Einmal bei der TOCA homologiert war der Drops schnell gelutscht und eine Verbesserung an der Maschine kaum möglich. Über den Winter spielte man daher lange mit dem Gedanken, wieder zurück auf die Swindon-Motoren zu wechseln. Letzten Endes entschied man sich aber doch dazu, das angefangene Motorenprojekt weiterzuführen und sich den Problemen an der Antriebseinheit gezielt zu widmen. Hoffen wir mal das Beste für das kleine Team rund um Vater und Sohn Welch. Gefahren werden die beiden Proton Persona von Dan Welch und Rookie Andy Wilmot.
Power Maxed Racing – Chevrolet Cruze 4dr
Fast immer wenn man im letzten Jahr ein Auto in den ersten Runden mit technischem Defekt ausrollen sah, war es Christ Stockton in seinem Chevrolet. Den einst von RML entwickelten Cruze brachte man beim Team BTC nie so richtig zum Laufen und bildete mit schöner Regelmäßigkeit das Schlusslicht des Feldes. In dieser Saison lautet die Parole daher, alles anders und wenn möglich viel besser zu machen. Zunächst hat der wegen seiner eigenen unternehmerischen Tätigkeiten in Zeitproblemen steckende Chris Stockton das Team an den bisherigen Hauptsponsor Power Maxed verkauft. Unter neuer Bewerbung wurde dann das Aufgebot auf zwei Wagen erhöht, indem man die zweite offene Lizenz von United Autosports übernahm. Zum Einsatz kommen 2015 also zwei Chevrolet Cruze in der Saloon-Variante gegenüber dem Hatchback im letzten Jahr.
Allerdings hat man keine neuen Autos aufgebaut. Und da wird es jetzt etwas abenteuerlich: Das eine Fahrzeug ist der ursprünglich mal von Andy Neate in Eigenregie entwickelte Cruze, der im letzten Jahr vom Moffat-Team eingesetzt wurde, und das andere der eigene Ex-RML Hatchback-Cruze, dem man offensichtlich einen Kofferraum angeschraubt hat, um ihn auf Saloon-Variante umzubauen. Auch wenn der Auftritt des Teams mit hübscher Lackierung usw. ganz gut aussieht und man nach eigener Aussage Podiumsplatzierungen anpeilt, weiß ich ja nicht so recht … Aber ok, vielleicht gelingt es ja, die funktionierenden Teile aus den beiden unabhängig voneinander entstandenen und an sich – sagen wir es, wie es ist – sehr schlechten Chevrolet-Rennwagen so über Kreuz zu verbauen, dass ein Wunder passiert. Pilotiert werden die beiden
Basteleien Autos vom fahrerisch sehr guten Dave Newsham, der bei AmD Tuning vor die Tür gesetzt worden ist, und Rookie Josh Cook, der im Vorjahr Vizemeister im Clio Cup war.
Motorbase Performance / Dextra Racing– Ford Focus ST
Nicht in Brands Hatch sowie in den weiteren ersten Saisonrennen werden wir die Ford Focus von Motorbase Performance sehen. Hier fehlt leider schlichtweg das Geld, nachdem der langjährige Hauptsponsor ausgestiegen ist und es über den Winter nicht gelungen ist, neue Partner zu finden. Die Nachricht kam kurz vor dem Media Day freilich recht überraschend, da man zuvor mit dem Wechsel zum Ford EcoBoost sowohl ein neues Motorenprogramm als auch mit Mat Jackson und James Cole (im Vorjahr bei United Autosports) bereits die Fahrerpaarung bekannt gegeben hatte. Sogar zu Testfahrten war man schon ausgerückt. Neben der Hoffnung, dass wir die beiden Fords möglichst schnell bei einem Rennen wiedersehen, wird noch die Frage zu klären sein, inwieweit das Auslassen der ersten Saisonrennen einen Verstoß gegen die Lizenzauflagen darstellt. Zur Erinnerung: Startberechtigt sind ausschließlich Teilenehmer im Besitz einer von der TOCA ausgestellten Lizenz. Die Erteilung der Lizenz wiederum verpflichtet zur Teilnahme an allen Rennen der Saison. Bei Auslassung droht eigentlich Lizenzentzug.
Nicht betroffen von den finanziellen Problemen bei Motorbase scheint dagegen der Einsatz des unter Dextra Racing genannten dritten Autos für Alex Martin zu sein. Der BTCC-Rookie hat vom Motocross kommend über die GTs seinen Weg zu den Tourenwagen gefunden und erfüllt sich nach eigener Aussage mit der Teilnahme an der BTCC einen Kindheitstraum. Ob Martin schon über den neuen EcoBoost-Motor oder das letztjährige Aggregat verfügt, ist noch unklar, wobei letzteres der Fall sein dürfte. Ohne Cockpit für 2015 sind damit auch die letztjährigen Motorbase-Piloten Fabrizio Giovanardi und Jack Clarke. Der fährt dieses Jahr im Ginetta Cup.
AmD Tuning – Ford Focus ST / Audi S3
Ein weiterer Ford, den wir auf jeden Fall in Brands Hatch am Start sehen werden, ist der von AmD Tuning: Nachdem sich Shaun Hollambys Team von Dave Newsham getrennt hat, geht man 2015 mit dem amtierenden Clio-Cup-Champion Mike Bushell an den Start. Zum Einsatz kommt weiterhin der von Motorbase gekaufte Ford Focus. Auf jeden Fall eine interessante Kombination und ein heißer Kandidat für den Rookie des Jahres.
Parallel wird man bei fünf Rennen, beginnend mit Croft, einen Audi S3 für Nicolas Hamilton, seines Zeichens Halbbruder von Formel 1-Weltmeister Lewis Hamilton, einsetzen. Der an Kinderlähmung leidende Hamilton wird damit der erste behinderte Fahrer in der BTCC werden. Als Einsatzfahrzeug dient der im letzten Jahr von Rob Holland und dessen Rotek-Team eingesetzte Audi S3. Die Lizenz von Rotek wird in diesem Zusammenhang aber nicht übernommen. Vielmehr ist der Einsatz von Hamilton mit Zustimmung der TOCA als Gasteinsatz ohne die Berechtigung, Punkte zu sammeln, deklariert. Für 2016 arbeitet Hamilton, der bislang seine Sporen im Clio Cup und der Europäischen Tourenwagenmeisterschaft verdient hat, auf ein Stammcockpit hin.
(Rotek Racing – Audi S3)
Weiterhin im Besitz einer Lizenz müsste eigentlich noch Rotek Racing sein. Robb Holland hatte zunächst angekündigt, 2015 bei ausgewählten BTCC Rennen am Start sein zu wollen. Dies ist aber nach dem Verkauf des Autos an AmD Tuning ebenso fraglich wie die durch das Teilzeitprogramm aufgeworfene Frage nach dem Status, der von Rotek gehaltenen Lizenz. Offizielles hierzu gibt es noch nicht.
Insgesamt sind derzeit 32 Autos auf der Nennliste zu finden (ohne Rotek). 28 davon – es fehlen die Ford, ein Infiniti und Nicolas Hamilton – werden wir am Wochenende auf dem Indy Circuit von Brands Hatch am Start sehen. Auf dem weniger als zwei Kilometer langem kurzen Kurs in der Grafschaft Kent dürfte es also wieder mal ganz schön voll werden.
Der Kalender des Jahres 2015 zeigt eigentlich kaum Veränderungen. In Oulton Park wird man nach dem International Circuit im Vorjahr wieder auf die etwas kürzere Island-Variante zurückkehren.
1 Brands Hatch Indy Circuit, 5. April
2 Donington Park, 19. April
3 Thruxton, 10 Mai
4 Oulton Park, 7. Juni
5 Croft, 28. Juni
6 Snetterton. 9. August
7 Knockhill, 23. August
8 Rockingham, 6. September
9 Silverstone, 27. September
10 Brands Hatch GP Circuit, 11. Oktober
Und jetzt noch kurz die wichtigsten Regeländerungen im Überblick, dann habt ihr es fast geschafft:
Die Startaufstellung für den zweiten Lauf wird nicht mehr über das Rennergebnis des ersten Laufs ermittelt, sondern anhand der schnellsten Rundenzeiten im ersten Lauf. Sollte ein Fahrer während des ersten Laufes Reifen wechseln und im Anschluss daran schnellere Zeiten hinlegen als vor dem Wechsel, sind diese Zeiten jedoch ungültig. Damit soll logischerweise verhindert werden, dass Fahrer ihr Ergebnis im ersten Lauf zugunsten eines Reifenwechsels hinschenken, um sich mit Ausblick auf den zweiten Lauf eine möglichst günstige Startposition zu erfahren. Für den dritten Lauf wird die Pole Position auch weiterhin wie üblich unter den zwischen Platz 6 und 10 im zweiten Lauf ins Ziel gekommenen Fahrer gelost. Ab der gezogenen Position starten die davor platzierten Piloten in umgedrehter Reihenfolge.
Wie üblich muss bei jedem Rennen außer Thruxton in einem Lauf am Rennsonntag die weichere Reifenmischung verwendet werden. Allerdings gilt ab dieser Saison, dass die weichen Reifen über die Saison gesehen bei jedem Fahrzeug mindestens drei Mal im ersten, drei Mal im zweiten und drei Mal im dritten Lauf aufgeschnallt werden müssen.
Der Zusatzballast wurde ordentlich erhöht und bis auf Platz 10 ausgeweitet. Die TOCA hält diese Anpassung für sinnvoll, da die bislang geltenden Zusatzgewichte noch aus der Zeit der S2000-Fahrzeuge stammten und für die NGTC zu unterproportioniert waren. Ab dieser Saison gilt folgende Abstufung, je nach Platzierung im vorherigen Rennen bzw. für die Quali und den jeweils ersten Lauf an einem Wochenende nach Platzierung in der Meisterschaft: 1. = 70kg, 2. = 66kg, 3. = 57kg, 4. = 48kg, 5. = 39kg, 6. = 33kg, 7. = 27kg, 8. = 21kg, 9. = 15kg, 10. = 9kg
Front- und Hecktriebler sollen noch mehr angeglichen werden. Daher gilt für heckgetriebene Fahrzeuge nun die Regel, dass Zusatzgewicht möglichst weit vorne im Auto unterzubringen ist, um den Nachteil, den die Fronttriebler durch ihr Mehrgewicht auf der Vorderachse haben, wettzumachen. Außerdem werden unabhängige Kommissionen der TOCA und von Getriebeherstellern Analysen zum Beschleunigungsverhalten von Front- und Hecktrieblern unternehmen und darauf basierend ggf. Empfehlungen für weitere Anpassungen aussprechen. Zur Erinnerung: Seit der letzten Saison sind heckgetriebene Fahrzeuge schon verpflichtet, einen deutlich längeren ersten Gang zu fahren, um ihren Vorteil beim Rennstart etwas einzubremsen.
Die 2013 eingeführte Jack Sears Trophy erstreckt sich auch in ihrem dritten Jahr auf einen neuen Kandidatenbereich. War es im ersten Jahr noch der beste Fahrer auf einem S2000-Auto, der die nach dem ersten BTCC-Champion benannten Trophäe erhielt (Sieger: Lea Wood), wurde im letzten Jahr der Fahrer ausgezeichnet, der über die Saison die meisten Rennpositionen gewinnen konnte (Sieger: Dave Newsham). In diesem Jahr geht der Preis nun ganz einfach an den besten Rookie im Feld.
Ansonsten bleibt das meiste beim Alten. Wie gewohnt wird es am Sonntag drei Rennen über die übliche Distanz von rund 50 Kilometern geben.
So, wenn ihr bis hierher gelesen habt, seid ihr genauso solche Nerds wie ich und könnt es kaum erwarten, dass es los geht. Die genauen Startzeiten können unserem TV-Planer entnommen werden. Da am Wochenende sonst eigentlich nur noch die Super GT und die Blancapain Sprint Series unterwegs sind und zumindest die Super GT ihren Renntag in den frühen Morgenstunden beginnt, hat man nach dem Eiersuchen am Ostersonntag also jede Menge Zeit, sich die vollen acht Stunden Liveübertragung aus Brands Hatch einschließlich der immer sehr sehenswerten Rahmenrennen anzusehen.
Als neuen Service werden wir die BTCC am kommenden Sonntag außerdem mit unserem Liveblog begleiten. Also einfach mal reinschauen.
Und ach ja: Meister wird Sam Tordoff. Mein Tipp jedenfalls ;-)
4 Kommentare
Tordoff! Wow, mutiger Tipp ;)
Ich tippe ganz langweilig auf Matt Neal. Der CC scheint mir nicht auf allen Strecken das Top-Auto zu sein (langer Radstand etc), WSR muss sich erst neu sortieren.
@ DonDahlmann:
Neal find ich aber auch mutig. Nicht eher Shedden? Wollen wir ganz „britisch“ wetten, Don? Um ein Bier ;-)
Wirklich sehr schöne Vorschau! :)
Mein Tipp wäre wirklich auch Shedden gewesen. Oder aber (wenn das Auto mitmacht) Jordan.
Und wie immer gibt es keinen Live Stream für Fans in Deutschland. Veretehe ich net. Wollen die keine Zuschauer??
Hoffentlich lassen sich die Rennen anschließend auf Youtube finden, wie letztes Jahr.
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